Volltext Seite (XML)
ich stehe vor einem Rätsel, wie «» Überhaupt möglich' iE daß Sie belästigt wurden." Rosmart«, Wangen blieben ohne jede Farbe. Das, war der Oberarzt gesprochen hatte, war nur als Hall an ihrem Ohr vorüberaeweht Die beiden Herren begleiteten sie bi, an di« Tür ihrer Wohnung. Und als Wolter beim Gute- Nachtsagen ihre Hände so warm und tröstend in die seinen schloß, ließ sie die Lider tief über die Augen fallen, daß er nicht merken konnte, wie unverdient seine Sorge um sie war. Sie hörte die Schritte der beiden Männer sich entfernen und lauschte dem Klang von Wolters Stimm« nach. Aus einem der Büsche löste sich jetzt «ine Gestalt und kam, den Rasen statt den bekiesten Weg« benützend, aus sie zu Sie wollte flüchten, aber an dem Ruf, der zu ihr drang, erkannte ! si« Markus Lent«. Dann stand er schon bei ihr. ' - „Was wolltest du bei mir, Rosmarte? Aerg«r wallte in ihr auf „Warum ließest du mich vergeb lich vor deiner Türe stehen, wenn du zu Haus« warst?" Er hört«, wie sie nach Atem rang und sah ihr besorgt in Vas bleiche Gesicht. „Ich dachte erst, ich müßte Mich geirrt haben. Dann vernahm ich, was du zu Höltermann sagtest. Ich mußt« sofort, daß «s ein« Lüg« war. Aber <» gab nur di«s«n einen Ausweg, dich nicht zu kompromittieren, indem ich mich eben ruhig verhielt. So fiel keinerlei Verdacht auf dich. Hätte ich ander» handeln sollen?" „Nein!" — Er fühlte, als sie ihm jetzt die Hand entgegen streckte, di« eisige Käste ihrer Finger. „Hier können wir nicht stehenbleiüenl" mahnt« er. „Wenn du mir etwa» zu sagen hast, dann komm mit mir in die Anlagen oder nach den Wiesen hinüber. Dort sind wir völlig ungestört." Sie schüttest« den Kopf und zog mit der Linken das Tuch j fester um den fröstelnden Leib. „Komm mit mir auf mein Zimmer!" ! „Ist das dem Ernst?" Ihre Finger zuckten in den seinen. „Ich vertrau« dir und weiß, daß d-u mich nicht verachtest deshalb. Kommst du?" Er sah sich um und schlüpft« hinter ihr durch di« Türe, di« leise ins Schloß sprang. Während Rosmarie den Riegel vorlchob, hörte sie Markus bereit» di« Treppe hinausschlei chen. Es machte kein Geräusch und -ab doch «inen gewissen, verschwommenen Ton, der ihr da, Herz bi» an den Hals hinauf schlagen ließ. Im Dunkel des obersten Absatzes wartete er, bis er ihre Hand aus seinem Arm verspürte. „Geradeaus," flüstert« sie und war dankbar, daß der schmale Gang in solch undurchdringliche Finsternis gehüllt lag Sie hott« einen Schlüssel aus der Tasche UNL öffnete. Mar kus fühlte den Druck ihres Armes, -er ihn vor thr her in das Dämmer eines Raumes schob. Rosmari« trat von ihm weg und drückte die offensteyenden Fenster in di« Riegel. Roulleaux aus geldweißem Stoff glitten Herod. Mit suchenden Fingern tastet« si« nach dem Lichtschalter und ließ die Birne aufflammen. „Bitte, Markus!" Er ging trotz des Teppichs mit bedachtsam vorgesetztem Fuß und zeigte ein hilflos verlegenes Lächeln, al» er in dem Armstuhl saß, den sie ihm zugeschoben hatte. Sie blieb vor ihm stehen, den Schal fest um. den Körver ge- schlungen. Zweimal setzte si« zum Sprechen an und hielt immer wieder inne. Ihr schweres Atmen klang hörbar in di« Stille. Markus saß vorniibergeneigt und kam ihr mit keinem Wort zu Hilfe. Sie blickt« auf seinen gesenkten Kopf, der im Licht der Lampe in bronzener Farbtönung spi«g»lt« und verschränkt« in demütiger Gebärde di« Hände: „Ich liebe dich, Markus!" Sein« Schultern glitten unmerkllch weitet «ach vorne. Er schien überhört zu haben, was sie gesagt hatte. „Ich liebe dich!" wiederholt« sie und wehrte vergeblich der Tränen in ihrer Stimm«. „Glaubst du mir nicht?" Sich über seine Achsel beugend, lehnte sie den Kopf gegen fein« Schulter und ließ ihn darauf ruhen. In Muskeln und Nerven fühlt« er das Beben ihres Kör pers und wurde von wilder Verzweiflung gevackt. vhn« das Gesicht zu heben, griff er an ihre« Armen hoch und sprach zu ihr auf: „Es ist unmöglich, Rosmari«! „Daß ich dich liebe, Markus? — Ich hab« -ich immer ge liebt! Damals und heut«. Aber ich wollt« dir kein« Last jein! Kein H«mmnis am Weg Ich bttt« dich, Markus!" Dor ihm kniend, umschlang sie ihn mit beiden Armen. Die Hände vor das Gesicht gedrückt, saß er und sucht« vergeb lich, die Tränen zwischen den geschloffenen Fingern zurück zuhalten, um sie vor thr zu verbergen. Mit der Angst de» stehenden W«iL«, sprach st« auf ihn ein: „Ich bin noch wie damals und trag« k«in« Küff« auf den Lippen, als die d«in«n. Markus!" Si« schütt«»« ihn mit wil- de^Perzweiflung und barg da, Gesicht an seiner Brust. (Lorsteaung Bach s«in«r Wohnung hinauf, drückt« di« Tür« hinter sich zü und warf sich über das Bett. Bor d«n Fenstern piepste halbflügge Brut und ri«f noch der Mutter, di« so überlange blieb. Markus stopft« die Finger in beide Ohren, um es nicht mehr hören zu müssen Was jeder Kreatur gewährt war — ihm blieb es versagt. In ohnmächtiger Verzweiflung klammerte er die Finger um -as braun« Hoh des Dettes Klar wölbte sich die Sternennacht über der Erd«, aus der ^«„spendender Tau quoll. Auf der schmal«» Treppe, die zu Markus Lentes Wohnung führt«, ächzt« ein« Stufe. An der Gabelung der Ecke knirschte da, braungebeizt« G»künd«r „Markus!" Leise fiel ein Knöchel gegen die Türe. Rosmarie horchte Es kam kein Ton. der ihr verraten hätte, ob Markus zu Hauk« war. Ihre Pulse hämmerten, und das Luch das ihr um die Schultern hing, schleift« gleich einer samtnen Schlepp« auf dem weißen Bretterboden, während es da, wo «, Brust umspannt«, in raschem Rhythmus sich hob und sentl». „Markus!" Kein Laut von drinnen. Si« l«hnt« mit schlaffem Körper «gen di« g«tünchte Wand. Der Kalk rasch«»« über di« Seid« ihres Umhanges. Da schoß «in« Well« blendenden Lichtes über Rosmarie hin, daß st« di« Händ« schutzsuchend über da» Gesicht deckte. Dr Hött«rmann, der «in Geräusch vernommen hatte, stand an d«r Schwell« sein« Zimmers und wußte nicht, wie «r -a» Ganze zu d«ut«n häte. „Suchen Si« jemand, Fräulein von Wolfshagen?" Si« drückt« sich gegen die Mauer, als er «inen Schritt auf ft« zu machte. „Es wollt« mich «iner erwürgen!" „Bon uns«r«n Kranken?" Er sah das Entsetzen in ihrem Blick und glaubt« ihr restlos. „Sagen Si« »Nr um Gottes wMen, wie da» möglich ist, Fräulein von Wolfshagen! Jetzt um -les« Zeit! Di« Patenten sind doch all« längst in ihren Zellen oder im Gesellschaftszimmer " Rosmarie deckt« den Arm über das Gesicht und fühlte, wi« Schauer um Schauer ihren Körper erzittern machte. „Ich begreife Ihre Erregung," tröstete Höltermann „Wissen Sie, wo sich Ihr Angreifer hingeflüchtet hat?" „Er verschwand im Gebüsch Ich wär« Ähn«n so dankbar, w«nn Si« mich zurückbegleiten wollten, Herr Doktor!" „Aber selbstverständlich. Fräulein von Wolfshagen! Dars ich Sie bitten, für «inen Augenblick bei mir einzutreten? Ich will nur di« Hausschuhe «Streifen." Si« folgt« ihm zögernd und lehnte zwischen Tür und Ang«l, während er in seine Halbschuhe schlüpfte. Das Licht der gelb- umschl<i«rt«n Hängelamp« fiel breit und goldfarben über den «rst«n Ansatz der Treppe, den sie gleich darauf zusammen hinabschritten Di« Nacht war lau. Wie frischgefallener Schn«« lag der R«b«l über die Wiesen hingestrichen. Die ganze Landschaft macht« d«n Eindruck, als schwimme sie frei im All. Doktor Höltermann ließ seinen Blick nach allen Seiten streifen Nirgend» die Spur eines menschlichen Wesens Si« war«n mitten zwischen den Gebäudekomplexen. Ab und zu floß aus einer der Zellen Licht. Ein Schrei zitterte in di« Stille. Dann Ruhe, die durch keinen Ton mehr unterbrochen wurde. Rosmaries Blut hämmert« in den Schläfen Ahnt« Hölter mann ihr« Lüge? — Oder glaubt« er ihr wirklich? Was würde «r sagen, wenn sie ihm gestände: „Ich kam ins Haus, um zu Marku» Lente von meiner Liebe zu sprechen." Der Mann — jeder Mann — verachtet so schnell und ist bereit, da» Weib zu verdammen, wenn es vom Wege allgemein gül tiger Gesetze abweicht und nur dem Zuge seines Herzens folgt. Hinter dem Paar knirscht« jetzt der Kies In unbewußtem Schutzbedürfnis streckte Rosmarie die Hand nach Hölter mann aus. Es war aber nur Dr. Wolter, der aus einem drr Seitenwege kam und erstaunt vor ihnen stehen blieb Das Mädchen brachte keinen Ton über di« Lippen. Höltermann erklärt«. „Da» Fräulein von Wolfshagen wurde von ein«m Patien ten angegriffen und hat sich in das nächste zu erreichend« Hau» geflüchtet. Ich fand sie auf der Treppe, die zu meinen und Kollege Lentes Räumen führte " Er sah von Wolter weg nach dem Gesicht des Mädchens, das in schneeiger Weiß« schimmert«. „Si« hab«n sich ohne Zweifel maßlos erschreckt, Rosmariel" Wolwr» Bestürzung war ehrlich. „Immer wieder kommt etwas vor, trotz aller Borsicht und gewissenhaftester Beauf- stchtigung Aber es wurde mir bis jetzt nichts gemeldet, daß einer unserer Kranken abgängig oder ausgebrochen oder nicht rechtzeitig zurückgekehrt sei. Wir haben ja so viele, die einep kaum nennenswerten Defekt aufweisen. Wie aeiaat.