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Der wohlöurch-achte Rerjeanzug 3018 3020 3021 3022 3023 3024 Unsere Modelle: LL LSK kurzem Laternenärmel. Die Bluse wird mit dem kurzen Schoß über dem Rock getrogen. Der Rock zeigt in der vorderen und Hin teren Mitte gegenseitige Fallen. Nr. 3020, Sk. 44: Mantelkleid aus gestreiftem Flanell, aufgerollte kurze Aermel, Reverskragen. Nr. 3V21, Gr. 42: Sportliches Kostüm mit Blenden und Ledcrgür- tel garniert. Nr. 3022, Gr. 44: Reisemantel aus Noppenstoff, breiter Gürtel, in der Hinteren Mitte ausspringende Falte. Nr. 3023, Gr. 42: Reisekostüm mit ?/, langer Jacke mit Raglan ärmel. Ein buntes Seidentuch ersetzt den Kragen. Nr. 3024, Gr. 44: Reisemantel aus Gabardinftoff mit Raglan ärmel. Große ausgesteppte Taschen. Ebens» wie im Theater, im Restaurant und Kaffeehaus ist man auch während einer Eisenbahnfahrt den prüfenden BNk- ken seiner Mitmenschen ausgesetzt. Daher gehört eine sorg- sättige Kleidung während der Reise heute zu den Selbstver ständlichkeiten. Die Eleganz des Reiseanzugs liegt lediglich in fachlicher Zweckmäßigkeit. Der strenge dreiviertellange Paletotmantel, der Regenumhaug und das sportliche Kostüm find für Bahnfahrten gleichmäßig beliebt. Gabardine, Ho mespun, Marengo, ku» sportttchhartgriffige Stoffe, kommen dabei zu ihrem modischen Recht. Der in Wickelrockform ge- 2n einer mittleren Großstadt, unweit des Bahnhofes, wohnt eine Frau, deren größtes Vergnügen d'arin besteht, sich vor der Ankunft der internationalen Bäder- und Luxuszüge, die In diesem Orte halten, auf den Bahnsteig zu begeben. Aus dem sich dabei dar bietenden Modebild, dem Leben und Treiben att den Abteilsenstern, zieht diese kluge Frau die gleiche modische Anregung und Zerstreu ung, wie sie andere, weniger lebenskluge Menschen auf großen Rei fen erfahren. Das Modebild, das sich heutzutage auf Reisen darbietet, ist in der Tat erbaulich. Es gibt wohl keine Frau, die sich für die Eisen bahn oder gar für eine Schiffs- und Autoreise nicht mit größter Bedachtsamkeit und Ueberleguna anzöge. Da man davon abkam, eine Unzahl Koster als Ausfluß hoher Eleganz anzusehen, pslech man während der Reise die Kleidungsstücke, die den meisten Raum beanspruchen würden, nämlich Mantel und Kostüm, bei sich zu haben. Eine eherne Regel besagt, daß man sich für die Reise lieber zu warm als zu leicht bekleiden soll. Ein über den Arm genomme ner Mantel wirkt selbst an einem heißen Tags nicht störend, wäh rend ein hochsommerliches Kleid ohne Umhang an einem kühlen Reisetage gar nicht gut aussieht. Die idealste Reisekleidung besteht in einem Kostüm, zu dem man fchnittene Rock erhält aufgesetzte Taschen, aus denen man Paß, Fahrkarte und alles sonst Erforderliche mit einem Griff hervorzieheu kaan. Karierte und herrenmäßige Stoffe bilden das idealste Material für Reisekostüme. Ist die Jacke kurz, nämlich nur hüftlang, so wird sie durch ein flottes Cape er gänzt. Auch der capearttge Jackenärmel ist zu empfehlen. Er wirkt besonder, reisegemäß. Bei einer maßgebenden Mode schau wurden ein graues Reisekostüm mit aufgeknöpftem Cape, eine rote Polobluse und ein roter schmalkrempiger Filzhut je nach Länge und Art der Reise eine entsprechende Bluse trägt. Seit einigen Wochen macht sich hinsichtlich der Kostümstosse ein neues modisches Bestreben geltend. Die weichen Stosse beginnen derberen hartgriffigen Geweben zu weichen. Stark gezwirnte Garne und mit Leinen vermischte Wollarten stehen im Vorder gründe. Meist wird ein Kostüm nicht eigens für dis Reise, sondern unter dem Gesichtspunkte, es an kühlen Sommertagen und lange in den Herbst zu tragen, anaeschafft. Schräge Verschlußlinien an der Jacke machen besonders schlank. Sehr hübsch sind Blusen aus einfarbigem leichten Trikotstoss in sportlicher Ausführung, nämlich mit Knopfleiste und gestepptem Kragen. Ein schwarz-weißes Kostüm mit rotem Baskcnmützchen sieht ebenfalls höchst geschmackvoll aus. Ein Mittelding zwischen Kostüm und Mantel bildet ein Rock mit einem dreiviertellangen Paletot in unabhängiger Farbe. Der artige Reisemänte: zeigen ost interessante Schnittlinien. Oftmals werben die Umschlagteile am Kragen und an der Stulpe mit ka riertem Stofs gefüttert, um anzudeuten, daß es sich um ein sport liches Universälstück handelt, das zu jedem Kleid und Rock paßt. Grau, Braun, auch Rot (dies nur sür jüngere Frauen) sowie Beige bilden die geeignetsten Farbtöne. Reiche Steppverzierungen, die sich auch im Rücken vorstnden, sehen stets gut aus. Die Kapuzen mtt grauem Nipsband als besonders gelungene Zusammen stellung gezeigt. — An den Mänteln und Kostümen aus her- renartigem Stoss sieht man jetzt häufig originelle Border bahnen, die sich als aparte Taschenumrandungen sortsetzen Die Knöpse stechen ost farblich ab und wiederholen sich, «m die Zusammengehörigkeit des gesamten Anzugs zu unter streichen, an der zum Kostüm gehörigen Bluse. Auch breite Stoffpatten werden gerne angebracht. Sie greifen vielfach über den Jackengürtel, der als Gegensatz zu den harigriffi gen Stoffen aus weichem "Leder besteht. andeutungen werden immer wieder gezeigt, ohne daß sie im Mo denbilde festen Fuß fassen könnten. Besonders praktische Reise- mäntel werden nicht nur offen und geschlossen, sondern auch ein seitig geknöpft. Der dazugehörige Schal wird mit Umsicht gewählt. Während der Eisenbahnfahrt wird er umgelegt und bewirkt ein besonders ungezogenes Ansehen. Auch der halblange Wildleder handschuh soll anbehalten bleiben. Der kurze Gesichtsschleier zum weichen Mützchen oder Filzhütchen nimmt sich weitaus besser aus als ein Strohhut. Die geübte Reisende legt während der Fahrt so wenig wie möglich ab. Außer des Mantels oder der Kostümjacke entledigt sie sich, wenn es sich um eine Tagessahrt handelt, weder des Handschuhs noch des Hütchens. Trägt sie eine Helle, daher emp findliche Bluse, dann leistet ein leichter wollener Blusenschoner gute Dienste. Schmuck zu tragen, empsiehlt sich keineswegs; es wirkt protzenhaft und erscheint nicht am Platze. Eine Armbanduhr, ein Clip, der den Schal zusammenhält, und eine aparte Nadel am Hut genügen vollständig. Zum wohldurchdachten Reiseanzug gehört der nicht zu Helle Strapazschuh. Braunes Kalbsleber oder ein mit Rep tilleder versehener Chevrauschuh wirken vornehm und unaufdring lich. Schirm, Reisekissen und Handtasche sollen in gutem Zustand« sein und einen gepflegten Eindruck machen. Verüigrjchaittmuper «ar für Abonnenten. Mäntel, Kostüme, Kleider 0M M, «afea, Röcke, Ktaberzarberob«, Wäsch« »Fä M. Z» »«ziehe» durch die GefchäfMsteüe. Natargeföhl, — eine wun-erbare Eigenschaft. Im Nibelungenlied und in der Gudrunsage, den ältesten deutschen Literaturerzeuznissen, finden sich tiese und zu Herzen gehende Natur- lchilderungen. Seit jeher liebten die Germanen dis Natur und san den in ihrer Schönheit eine Quelle steter Beglückung. Besonders die Pslanzenmystik wohnte unserem Äolke seit Urzeiten inne. Dies kann nicht wundernehmen, da sich ja der größte Teil ihres Daseins tm Freien abspielte. „Freund Hain", wie sie den Wald nannten, war ihnen ein vertrauter Aufenthalt, und die einzelnen Bäume, die darin gediehen, wurden nicht selten mit religiöser Verehrung um hegt. Während die Buche, Eiche und besonders die Tanne heilige Bäume waren, die besonderen Gottheiten geweiht wurden, konnte sich an der Birke, am Hollunder und auch an der Linde der dich terische und mystische Gedankenslug erfreuen. Zwar war die Linde der Frigga heilig, aber trotzdem verweilten die Menschen gerne unter diesem starkduftenden Baume. Bezeichnenderweise pflegten wichtige Gerichtsverfahren unter Lindenbäumen abgehalten zu wer den. Der Brunnen des Dorfes stand meist im Schatten einer Linde, und in vorchristlicher Zett wurden die Paare unter der Dorflinde getraut. Wie die Sage berichtet, geschah die Ermordung Siegfrieds unter diesem Baume. Ein Lindenblatt war dem Helden aus die Schulter gefallen und hatte eine Stelle der Haut von der allgemeinen Verhornung ausgenommen. Seitdem die Menschheit besteht und für die Schönheit der Natur Verständnis bekundet, wurde der Frühling geliebt und jubelnd be grüßt. Das Wort vom „wunderschönen Monat Mai" stammt aus der Zeit der Minnesänger. In seiner einfachen volkstümlichen Weise drückte das Walter von der Vogelweide folgendermaßen aus: „Wenn die Blumen aus der Erde ringen, gleich als strebten sie empor zur Sonne, an dem schönen Maientage.. Auch die seit Urzeiten in Anwendung stehende Zeichengebung durch Buchenzweige, von der sich die Bezeichnung „Buchstabe" herleitet, bekundet tiefe Naturverbundenheit. Lange, ehe die Buchdruckerkunst erfunden war, setzten unsere Vorfahren an wohlverabredeten Wald stellen Buchenzweige zu bestimmten Zeichen zusammen, so daß sich auch Abwesende mit ihren Stammesgenossen verständigen konnten. Auch die Griechen und Römer liebten die Natur. Ihr Naturver ständnis tut sich auf ganz andere Weise kund als das germanische. Unscntimental und durch den Anblick einer paradiesischen, kaum jemals absterbenden Natur verwöhnt, bezog sich die altgriechisch« Naturfchilderung aus wunderbare Vergleich« mit Lellenschaum, Ebbe, Flut und tropischen Pflanzen. Nur wenn tiefstes und ver borgenste» Gefühl zutage tritt, wenn etwa Homer feinen Helden Odysseus der kernen Heimat Ithaka gedenken läßt, wird auch di« altgriechische Schilderung poetisch. Auch die alten Römer lebten in einer wunderbaren Natur, di« ihnen den Anblick von Meergestade, Alpenlandschaft und südlicher Vegetation zum täglichen Anblick darbot. In den uns erhaltenen Dichtungen zeigt sich eine starke Vorliebe sür starkdustende Blüten, Rosen, Veilchen, Myrrthen und die der jungfräulichen Diana ge weihte „Unschuldslilie" wurden von den altrömifchen Dichtern oft mals verherrlicht. Ovid schildert die Höllenqualen, die der auf dem Lande Ausgewachsene in der Weltstadt Rom empfindet, und auch Horaz gibt ähnlichen Gedankengängen Ausdruck. In einer rühren den Ode lädt er den Dichter Vergil nach seinem idyllischen Landgut ein, damit er wahren Lebensgenuß, nämlich unverfälschte Natur und deren Gaben kennenlerne. All diese von Naturliebe durchdrungenen dichterischen Erzeugnisse reichen bei weitem nicht an Goethes Poesie heran, aus der wir sein« stete Naturverbundenyeit ersehen. In seiner Jugend schrieb der deutsche Dichterfürst, als er den Anblick der Natur noch mit vollstem Jubel genoß: „Wie herrlich leuchtet mir die Natur, wie glänzt di« Sonne, wie lacht die Flur'', um oltgeworden, in Marienbad, mtt dem Leben abschließend, wehmütig niederzuschreiben: ,Jeder alle« Wipfeln ist Ruh, in allen Gipfeln spürest du kaum einen Hanch, H» Vöglein schweigen Im Walde..." Ergreifendere» Raturverständn!» tritt in keine, Volkes Dichtung auf. Li.