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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage znm Frankenberger Tageblatt Nr.« «iwootz de» 8V. Mal 19« Ein Walzer ans Wien Roman von Paul Hal». 4 Nachdruck verboten. Franz Josef schüttelte' heftig den Kopf. »Laßt mich aus mit der vermaledeiten Politik. Leit Wo chen liegt mir auch der Metternich damit im Ohr. Soll er halt den Wienern die Steuern ermäßigen — dann werden's nicht so auf ihn lamentieren. Ich mag den Mann nicht. Was geht er mich au? Ich mag die Ietty. Und dabei bleibt's/ Die Kaiserin senkte den Kopf. »Ja — alsdann — kannst wieder gehn, Franzl/ Es klang nicht ohne Trauer. „Aber merk dir, ich paß auf. Sine Frau R niemals eins Kron« werti Und die österreichische wiegt schwerer als alle anderen in Europa. Nun geh, Franzl — geh, der habs burgische Dickkllpf muß sich erst Beulen holen, bevor er zur Vernunft kommt. Das ist halt net anders/ Dem Erzherzog lag ein ungestümes Wort auf den Lip- pen. Aber er unterdrückte es. Hastig verneigte er sich und stürmte dann jäh aus dem Zimmer. Unsanft fiel die Tür hinter ihm zu. Mit einem matten Lächeln sah ihm die Kaiserin nach. „Wie ein Knabe, der sein Spielzeug verlangt —/ mur melte sie. Langsam schritt sie auf und ab. Oh — wie gut kannte sie das leidenschaftliche Blut ihres Neffen. Auch seinen Hochmut. Es mochte schon «ine fatale Geschichte werden, wenn der Franzl wirklich die Treffzso liebte, wie es den Anschein hatte. Eine dumme, eine skandalöse Affävel Sollte die Ietty wirklich — ah, nein, sie konnte es nicht glauben, wollte nicht. Die Trefft war eine zu große Künstlerin, als daß sie selbst für den Preis einer Krone ihre Kunst aufgab l Aber wer kannte sich in Frauenherzen aus? Karolina Pia lächelte rätselhaft. Nein — so leicht durfte man die Dinge doch nicht nehmen. , Dem Kaiser darüber berichten? Pah — der schlug im Jähzorn vielleicht einige Uhren und schöne Porzellanstücke entzwei und lacht« am Ende hinterher über den verflixten Neveu und seine Liaison. Aendern tat er bestimmt nichts. Ein Manu oh« Energie, der nicht imstande war, selbst zu regieren. — Also Metternich! Der würde Rat wissen — wie immer. Dem mußte sie sich anvertrauen, es blieb nichts anderes übrig. Ein Menschen-, ein Frauenkennerl Die Kaiserin nickte vor sich hin. Ja — so war's recht. Eine halbe Stunde später sprengte eine Ordonnanz nach Wien hinüber zur Staatskanzlei, um dem Herrn Staats- Minister Metternich ein versiegeltes Schreiben Ihrer Hoheit zu überbringen mit der Bitte, sich noch am Abend nach Schönbrunn zur Audienz bemühen zu wollen. — S. Kapitel. Das hagere, asketische Gesicht Metternichs zeigte einen fast gelangweilten Ausdruck, als er der Kaiserin gegenüber- saß und ihren Bericht anzuhören begann. Seine knochigen Finger trommelten leicht, «in bißchen nervös, auf der Ses sellehne. Du lieber Gott, man hatte doch wahrhaftig an dere Sorgen, als die leichtsinnigen Streiche eines jungen Erzherzogs zu korrigieren. Ltebesaventüren — natürlich! Das hätte er sich ja denken können. Aber mit einemmal wurde « doch aufmerksam, da er den Namen Trefft hörte. Hallo — die Treff-? Die junge, berühmte Schauspie lerin? Gr setzte sich aufrechter, mm wiEch interssiert. Wie? SHne Kaiserliche Höhest Franz Josef wollte die Treff» hei raten? Oha, das wär schon was! Da» war ja zum Lachen. Das Must dem Frass. « SÄK». „Und ganz im Ernst hat er das gesagt?" fragte «, aks Karolina Pia nun etwas aufgeregt geendet hatte. „Hätt' ich Sie sonst so dringlich rufen lasse», Metter- nicht?" gab sie strst böse zurück. „Freilich, freilich —/ Es zuckte etwas amüsiert um fei« Mundwinkel, ad« gleich darauf blickte er scheinbar ganz ernst. Natürlich, Ihr« Majestät kannte den Herrn Neve« zu genau, um mcht zu wissen, daß er zu allem fähig war. „Und die Trefft?" „Hat offenbar noch nicht ja gesagt. Der Er^her-og will sie erst sprechen." „So, so—" . - Schweigen. > Karoline Pia faltete die Hände im Schoß. „Ich brauche Ihren Rat, Metternich. Sie sind ein Manu — ein kluger Mann. Sie haben nur ost geholfen. Mit Seiner Majestät kann ich das nicht besprechen — er würde nur höchst belustigt sein und kichern: „G» Irma« von Ge schmack!" Aber was nützt uns das? Seine Mrjestät war genau so «in Bruder Leichtsinn. Also — was tun?" Metternich pustete sorgsam ei» Stäubchen vom Aermel. „Man könnte lhn in Arrest nehmen, wie?" fuhr die Kai- serin fort. „Man könnte es," sagte Metternich ruhig. „Oder man Knute ihn fortschicken — irgendwohin — auf Reisen. Oesterreich ist groß. Weg von Wien. Aach Prag vielleicht. Oder ins Ausland. Soll er sich in Gottes Namen wo anders amüsieren. Wie? Metternich?" Der nickte gelassen. „Auch das könnte man, Kaiserliche Höhest." Lad lächelte fein. „Aber Ä es Heym würdet" „Wie?" „Seine Kaiserliche Höhest, der Erzherzog Franz Josef, ist ein Dickkopf. Ich kenn chn doch. Widerstand reizt ihn zum Widerstand. Gr ist im Grunde kein schlechter oder wi- derspenstkger Mensch. Er ist nur jung. Und wenn man ihn in Arrest steckte — er bekäm's fertig und entwischte einfach. Man kann Lhn doch nicht festbinden. Die jungen Offiziere stecken alle unter einer Decke, das ist nun mal so." „Also wegschicken? Auf Reisen?" fragte Kaiserin un geduldig. Metternich wiegte den Kopf bedächtig hin nick her. „Wer garantiert dafür, daß er nicht heimlich von — sagen wir mal Prag — nach Wien zurückkehrt? Oder di« Trefft noch Prag kommen läßt? Jugend fft unvernünftig." Die Kaiserin stampfte mit dem Fuß auf. IHv» Stirn rötete sich vor Erregung. „Ja — schön! Aber das ist doch kein Ratschlaa, Metter- nich! Raten sollen Sie mir, nicht Aphorismen geben. Da mit kurier ich meinen Neveu nicht." Metternich hob mit einer leichten, beschwichtigenden Geste die Hand. „So war es auch nicht gemeint, Kaiserliche Höhest. Also Ratschlag. Ja." Seine Zunge glitt flüchtig über die schmalen Lipven und sein Gesicht nahm einen listigen Ausdruck an, der ihm bei nahe das Aussehen eines Fuchses gab. dk auch von der „Mau kuriert einen jungen Mann am sichersten von sei ner Verliebtheit, indem man sich hinter den Gegenstand sei- ner Liebe steckt. Frauen sind in Dingen der Liebe immer vernünftiger. Verzeihung, Kaiserliche Hoheit — es ist meine Erfahrung, die Erfahrung eines Mannes, der sich anmaßt, die Frauen zu kennen, soweit das ein Mann überhaupt ver mag." „Also?" „Also würde ich raten, Kaiserliche Hoheit, vorerst einmal mit der Ietty Trefft zu sprechen." Karolina Pia fuhr em wenig zusammen, faßte sich ab« S^ich. _ „ . —