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WWWWWWWWW 2. Beilage znni Frankenberger Tageblatt Gotmavend de« S, Mai 1VS4 VS Jahrgang Nr. 104 Gaar Aufruf der Rettysreglerung Von Drinnen und Draußen mehr. X. 1S1S im Saargebitt gewohiNt haben Md vor dem H. Januar 1915 geboren sind, ergeht die Aufforderung, sich «n der Zeit von Donnerstag, dm 3. Mai, bi, Sonnabend, dm 12. Mai, bei ihrer EemehrdebehSrd« (Einwohnermeldeamts, in dm Stödten auf dm Polizeirevieren ihres j« tzi - gen Wohnsitzes W melden. Da» gilt auch für Personen, die sich schon früher al» Saarabstim- mungsberechtigte gemeldet haben. Personalaus weise Md, soweit nröglich, Nachweise über dm Wohnsitz am 28. Juni 1919 (Am- uiü» Abmelde- bescheinigMgen, Beschäftigungszeugnisse usw.s sind mitzubringen. Wo und zu welchen Tageszeiten die Meldungen mtgegmgenommm werden, wird durch jede Gemeind« rechtzeitig besonders bekannt gegeben. sratifirieeuns ves öfsereeisMsKen Konkordats rnit den» Vatikan Bundesprälident Millas (Mitte) bei seiner Ansprache an den apostolischen Nuntius Monsignore Sibilla anläßlich der Ratifizierung des Konkordats, das in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai im Amtszimmer des Bundespräsidenten in Gegenwart des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß (links) ratifiziert wurde. / Aus der HitlerjiWnr FühkertagUng HI in Freiberg Am 9. und 10. Mai hält das Gebiet 16 (Sach- sen- der HI in Freiberg eins Führertagung ab, auf'der dis Abteilungsleiter der BannsührungM der 29 sächsischen Vanne in Form einer Arbeits gemeinschaft sich für die Zukunstsaufgaben, die die Hitlerjugend zu erfüllen hat, vorbereiten wer den. Die Leitung liegt in Händen der Gebiets- führung, deren Mitarbeiter die Kameraden der einzelnen Arbeitsgebiete über dis kommende Ar beit unterrichten werden. Der Winter hat di« Welt eingehüllt mit seinem Meißen Tuchs. -Tagelang hat »es geschneit, Md mit dem Schnee ist Msihmachtsstimmimg über Deutschland ge- kommen. Weihnachten steht vor der Tür. nach zu einem jubelnden Chor anzuschwellen. Als das Liev geendet hatte, da begann die Bescherung. Alls wurden an dis Gabentische geführt, und auch Mynheer nahm Marke am Arm und sagte: „Das hat dir der Weihnachtsmann gebracht, Mädel!" V«rkim, 3. 5. Di« R«!chsr«gllrung erläßt folgendem Aufruf: - Der Zeitpunkt, am dem di« Saarb«völk«rMg Aach d«t Bestimmungen d«s Versailler Vertrages r Meg« der Volksabstimmung Lber ihr künftiges Schicksal entscheiden soll, rückt heran. Der ge- «« Zeitpunkt sticht noch nicht fest; fällig ist « Volksabstimmung vom 19. Januar 1935 ab. MftiMMMgsbettchtigt ist ohne Unterschied de« .s, wer am Tage der Ulnterzeichmumg des r Vertrages, d. h. am 28. Juni 1919, Saargebiet gewohnt hat Md am Abstim» UUgstag wenigstens 20 Jahr« alt ist. Wn all« im Reich, außerhalb des Saar- Mitts wohnenden Personen, di« am 28. Juni „Warum sprichst du nicht mehr, Marls?" un terbricht der Mann das Schweigen. „O, Walter — du was kann ich sagen! Du gehst — von mir — und — ich werde sehr einsam fein." Das Wort wühlt in ihm und ergreift ihn. Et möchte ihr gern s'm Mort sagen, daß, all das Weh in beider Herzen löst, aber er findet es nicht. Sie sind beim Parktor angskommsn. Tier Mann saßt beids Hände des jungen Weibes. „Leb wohl, Marls liebe, kleine Marls!" >Br nimmt ihr schmales Gesicht in seine beiden Hände und sieht ihr in dis Augen. „Du, mein Freund — du Stern meines Le bens, der mir immer geleuchtet hat — ich will beton, daß sich auch für dich — das Märchen von ver Liebs — erfüllt! Lebe wohl!" !Er beugt sich nieder und küßt dis reim Stim. „Lebs wohl!" flüstern dis blassen Lippen. Sie schaut nicht auf, sie fühlt nur den letzten Händedruck — und dann verhallen seins Schritte draußen aus der Landstraße. Sis steht ihm nach und dis Augen brennen in dis Weits. Sie suchen den Mann ihrer Liebe! Mit einem Mals ist ihr zumute, als Habs sich dis Ewigkeit zwischen sie Md ihn gestellt. Um Parttor bricht sie zusammen, kauert an dem kalten, eisernen Tor und weint bitterlick. Dort trifft sie Mynheer van Lossen, der sie nicht aus den Augen verloren bat. Ihm ist zumute, als schlüge ein Hammer gegen lein Herz, al» er das junge Weib in feinem gro ßen Schmerz erblickt. „Marlo — meins kleine Marls!" Mehr kann er nicht sagen, dis Stimme gehorcht ihm nicht Messina hinweg diesen Hymnus UM hören, „Völ ker verrauschen, — Namen verklingen; — Finstere - Wergesfenyert — breitet die dunke1mächtig0n - Schwingen — über ganze Geschlechter aus. —! - Aber der Fürsten — Einsame Häupter — glän« - zm erhellt, — und Aurora berührt ste — mit von ewigen Strahlen, — als die ragenden Gipfel der Welt . . !" And keine demokratische Ge schichtsschreibung, kein Haß hat an der ewigen Wahrheit dieses Chors etwas ändern können — Völker des Ostens, aus dem unsere Menschheit sich übet dis Erbs breitete, aus dem unsere Kraft kam und unsere irdische Herrschaft, liegen verges sen unter Trümmern ihrer Tempel und Wohn häuser. Nur ihrer Könige Namen, klemeBruchstück« aus der Geschichte ihrer Krieaeund Jagden, ihr« Fests und Bettippungen reden aus geborstenen Steinen noch ihre stumme, eindringliche Sprach« zu uns. Die Despotie, dis alles auf den Ruhm des Einen bezog, die hunderttausend Menschen leben spielerisch opferte, um seine Kttegsgrößa zu mehren, seinem Zorn die Fackel anzuzünden, ist nur noch ein Mythus in unserer Welt. U«d wenn ebenso viel Jahrhunderte, wie uns heut« von Chefren und Mykerions trennen, über nN» sers Gräber in Saat und Ernte hingeflutet fern weiden, wird zwar das Leben der Völk« für den Forscher des achten nachchristlichen Jahr tausend überschaubarer sein, die Beschicht«, das Publikum, der Laie aber, wie sonst auch sM« Nei gungen Md Interessen sich gewendet haben mögen, wird noch immer die Epochen sich merken an den Namen der Herrschenden, die damals, nicht mehr als allmächtig« Herren, aber als Repräsentant«« des Dolkswillens die Krone trugen ... Was wer den wir jedoch kn zehn Jahren von dem klein«« schmächtigen Mandschukaiser wissen, den dl« stark« Faust des Japaners vorwärts stößt und aufrecht hält? Was von dem bildhübschen Oesterreicher, der in der sonnigen Stills Madeiras für Lie Ste- phanskrone erzogen wurde? Ich werde mich hüt«« zu prophezeien, denn erstens ist «s ein übles Ge schäft, zweitens kann ich's nicht und drittens — ist es neuerdings nicht mehr'gestattet. . Leuchten hier nach scharfem Schnitt, Blumen, die die Kinder brachten Mir vom Weg Dis Weits mit. Mag jetzt Wandern eine Lust sein, Wo du mit dem Frühling lachst; Stolz und schön ist das Bewußtsein: -Daß du's andern möglich machst; -Daß aus dein« stillen 'Stube Wirkt's die Arbeit, die sich häuft: -Daß dein Mädel und dein Bube Sorglos in den Frühling läuft .. Ja, — und stich von der Betrachtung des wunderschönen Monats Mai abMvenden und in die WÄt der Menschen Md ihr listiges mnd geschäftiges Treiben hineinzuschauen, wäre eigent lich mehr denn je die Pflicht des an feine -Zeit und ihre Fragen gebundenen Kulturmenschen. Im Fernen Osten macht, höflich grinsend wie immer, Japan, was es will; so daß fslbst der Chinese beinahe die Lunch die Jahrhunderts srerb-ts philosophische Uebung vergißt, sein Gesicht zu wahren. Ein neuer Mandschukaiser, dem frei lich frühe Kindheitserinnerungen solche Zere monien erleichtern, empfängt die Botschafter und erwägt mit den Beratern, wie der Korse eknst, öb er sich von der kinderlosen Frau strmNen -oder — was der Europäer Napoleon nicht konnte und durste — eins kaiserlich« Nebenfrau nehntSn soll, um die Erbfolge der Dynastie zu sicher«. In Spanien knistert's und brodelt'S wieder, und nach Oesterreich heimzukehren rüstet sich des un bedeutenden Kaisers Karl von mütterlicher Klug heit sein und gediegen erzogener Sohn, der — es ist noch nicht lange her — zur Vorsicht (sein Abitur Deutsch und Ungarisch gemacht hat. Und unter -all dem, was in Len wogenden, drängen den, murrenden, treibenden Völkern der Welt brodelt, «fährt und behält Ler aus der Ferns Lauschende- und Schauende immer wieder nur von denen, Lie in Wort und Werk, dis in Ent schluß und Tat des Volkes Kraft und Schicksal, Ausstieg und Niedergang repräsentieren. Der Chor in der „Braut von Messina", dem nach hellenischen Vorbild die ewigen Wahrheiten mitten in zeitlich begrenzten Stürmen in den Mund gelegt sind, läßt über den Zwist des fürstlichen Hauses von 'Aus Lossen rüstet man zum Weste. Marls ist nicht zusamm-engsbrochm, der Schmerz hat sie stark gemacht, und mit sssten Händen hat sie Lis Zügel in dis Hände genommen, ist wirklich Herrin von Lossen geworden- Mynheer van Lossen ist froh, und er steht der Süchte mit Rat Md Tat zur Seits. Am dritten Wsihnachtsfsiertag wollen beide nach Berlin sichren, nm Gildas Hochzeit beizu- wohnen. Heiligabend kommt. Matte hat dis Pflichten als Herrin von Los son mit einer wahren Inbrunst übernommen. Sie hat selber alles sür das Essinds eingekauft und den Gabentisch im großen Saal des Schlosses bereitet. Zwei riesige Taimenbäumo schmücken den Saal, und um die sechste Stund«, da flammen sie auf, Md dis vielen Kerzen tauchen den Saal in ein märchenhaftes Licht. - ' i f Mynheer van Lofssn tut sehr geheimnisvoll. Er hat Mattes Gabentisch selber bereitet und mit einem großen weißen Tuch zugedeckt. Noch nie erschien ihm, dem alten Junggesellen, Schen ken so köstlich wie an diesem Tage. „Bist du fertig, Onkel?" ruft Marls von draußen. „Einen Augenblick, Mädel! Ich will erst Len Weihnachtsmann hinaus lassen. Sofort ist alles soweit!" Endlich ist er fertig und gibt das Zeichen. Matte tritt, gefolgt von dem Gesinde, ein. Feierlich schreitet sie, und erwartungsvoll folgt ihr die Schar. Ihre Gestalt scheint größer, kraft voller geworden zu sein, ihr Gesicht ist herber denn je, aber di« Äugen sind voll Tiefe und Innigkeit. Mynheer sieht heute einmal richtig, wie schön seins Nichts ist. Still, verborgen ist ihrs Schönheit, sis fallt nicht gleich auf, aber dem liebevollen Beschauer wird sie um so «ändringlichor offenbar, Das Neins Harmonium setzt ein. Ganz zart und leiss klingt durch den Raum „Stille Nacht, heilige Nacht!" Zaghaft fallen dis Stimmen ein um nach md Das Nörchen von der Liebe Ein Roman von Werner Spielmann 44 (Nachdruck verboten) Walter ist am 'Abend gekommen, um von allen Abschied zu nehmen — zuletzt von Ler kleinen Matte. Lk-rns große, tiefinnerlichs Feierlichkeit! lebt in den beiden Gesichtern. Ms sie zusammen durch den großen Park schrei- ten, in dem das letzte Laub von Len Bäumen fällt, da ist es beiden zumute, als stünden sie in Änsm Gotteshaus«. „Wirst du manchmal an mich denken?" fragt Marle leise. „Oft, Marl«! Zusammen mit Ola, wenn wir auf dem 'Man unseres Haufes sitzen und auf's Meer sehen — dann werden unsere Gedanken zu dir wandern." „Und du wirst mir schreiben alles — was du mir sagen kannst — und wenn einmal — «in Kind — wenn euch ein Kind geschenkt wird, dann schreibe es mir! Und ein Bild schicke mir!" „Ich glaube, Marle — ich werde dir nie ein Md schicken — ich glaube — Kinder schenkt uns Mott nicht." ! Marls versteht ihn nicht. ' Ihr habt euch doch so lieb?" spricht sie leis«. ,/Willst du nicht fortleben in deinen Kindern, Walter?" Der Mann sieht vor sich hin. Dann schüttelt er ernst dsn Kopf. „Marls — Ola ist so — zart und schwach!" - Da schweigen sie von diesen« Thema. Stumm gehen fis die alten Parkwegs, durch Lis sis fo -oft getollt sind. Walter, der große Ming«, Md Matte, das kleine Mädel. -Jed« Baum, jeder Strauch beinah« löst Er innerungen an ein« Zeit köstlicher kleiner Erlebnis?« aus. - Kleine Erlebnisse? Nein, kl« sind haften gs- bsiebsn, und da können fie nicht klein fein. Si« Habs» kein« Wort« mehr in dieser Mb- WedsstMd«. Nur der Schjag ihrer Herzen ist zwischen Mn. Hubert Kaun hat einen Brief seines Pfleg«- fohnes erhalten. Er schreibt aus Cannes, und Walter hat «kn Photo beigekegi, daß Ola im Liegestuhl zeigt« Ms sie das Bild betrachten, da kommt der Dr. Erock vorbei, der nach dem Schloss« will, „'n Abend, Herrschaften! Noch nicht fort? Da kann ich mich ja anschliesM " „Sie wollen auch aufs Schloß, Herr Doktor?" „Jawoll! Die Gilda hat mir was geschickt, was ich der Marle aus den Weihnachtstisch legen soll. Da muß ich mir doch mal den Tannenbaum ankieken!" „Dann gehen wir gleich zusammen, Herr Dok tor! Waller hat geschrieben! Er hat auch wa, für Marle mitgeschickt, ein Paket, das soll ich ihr auf den Weihnachtstisch legen." „Wie geht's denn der jungen Frau?" „Besser! Sie sind jetzt in Cannes und wolle« nach dem Feste nach drüben fahrm. Hier ist ein Bild von ihr!" Der Doktor nimmt das Bild, und es ergreift ihn unsagbar. Er sieht dis schön« Frau, auch jetzt, da ff« durch die Krankheit geschwächt ist, ist si« noch von jener einzigartigen, Schönheit, die übe« aller Schönheit steht. Aber er sieht — eine Sterbende! Offens Lungentuberkulose stellt er fest. Galop pierende Schwindsucht! Vielleicht noch ein hal bes Jahr — dann wird dich der grüne Nasen decken. Dies« Erkenntnis tut ihm unsagbar weh. Schweigsam stampft «r neben den beiden alt«» Leuten durch den Schne«, (Fortsetzung folgt,). Jeder Mensch hat ein Stück von dem Kater- Neschen in sich, das durch Grimms Märchen be kannt geworden ist, Will sagen: jeder Mensch, auch der MsMste, der — auch wenn er zehnmal Has große Los gewänne — nicht faul (märe, «rlebt wunderliche Augenblicke, da er sich wie ha-tz gute Katerlieschen sagt und fragt: „Soll ich erst arbeiten, oder soll ich «st schlafen? Ach, ich werd' erst. schlafen!" Oder wie: „Soll sich erst arbeiten, oder soll ich erst -essen? Ach, ich werd' erst essen!" Heute, an einem wunderschönen Frühlingstag, da ich dies schreibe, hab' ich auch solchen Kampf «riebt. Hab' mich gefragt: Soll fch erst in den Gatten gehen, mich (an den blühenden ObstbLumen zu freuen, oder soll ich erst arbeiten? Soll ich erst schauen, ob der Flieder schon aufgegangen ist von "Liefer lieben warmen Morgensonne, oder soll ich erst das Gewand des Diogenes überziehen und allerlei Scherz und Weisheit verzapfen? — Schließlich, wie immer in schwierigen Lagen, sprach ick in Rhythmen zu mir selbst, Md die Hand schrieb — in der Schrift, Lie keiner außer mir selber le'sn kann — mecha nisch oder besser wie im Traum dis Rhythmen meiner Einsicht und Beichte nach: > Winkt der Lenz nicht in der Ferne, -Dustdurchweht und sonnenhell — ? Flieht die schönste Zeit fo schnell! Mch, -auf unserem Erdensterne Fast bedarf's der „Heldentugend", Nicht -als Faulpelz zuzuseh^n, Wie der Mai in holder Jugend , -Läßt das Land in Blüte steh'm Und genügt's, daß ich. das Blühen Kleinen Gartens, naher Au' Bei der Arbeit stillen Mühen Nur durch Glas vom Schreibtisch schau'; -Daß, wie holdeste Gespenster, Blumenzweigs winken zag Und durch Las geklaffte Fenster jLeiss lockt der Finkenschlag-? ,' Bücher reih'n sich -an den Wänden, Still und ernst, ist meine Welt; Doch es ward von lieben Händen Mir aufs Pull ein Strauß gestellt. Blumen, die im Felde lachten,