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Frankenberger Erzähler Nninhaltungsbettage znm Frankenberger Tageblatt Nittwa» st-n ik Mm ISS4 ^>2 2^7 Verfaßt mm Paul Hain. Oha — so ein Straußscher Walzer macht das Blut heiß macht die Augen blank und die Herzen voll Seligkeit. So . ein Wiener Walzer — der geht noch über den Heurigen' über die blaue liebe Donau, über den Wiener Wald, er ist das alles zusammen, denn Johann Strauß, der ungekrönte der Walzerkönig, er ist ja das Herz Oesterreichs. Mitten hinein in seine ersten Triumphe fällt seine erste große Liebe zu der schönsten Frau Oesterreichs, zu der Schauspielerin Treffz, um die sogar der junge Thronfolger Erzherzog Franz Joseph wirbt. Voller Eifersucht, Leidenschaft und Intrigen ent brennt ein Kampf um die schöne Frau, der beinahe zu einem Thronverzicht führt und Johann Strauß in abenteuerliche Fahrt nach Petersburg treibt. Aber die schöne Treffz läßt ihn holen und kommt zu einem wundersamen großen Liebes glück. Das Wien des Johann Strauß, wie es liebt, singt, tanzt, weint und lacht — im dreiviertel Takt, das gibts nur ein mal — hier entsteht es wieder in einem singenden und klin genden Roman um den unvergänglichen Walzerkönig Johann Strauß. ten auf der Estrade Les großen Saales 8er „Harmonie*, 8er dem Aloisl Gugelhupfer gehörte, spielte mit einer wahren, infernalischen Inbrunst, daß einem wirklich das Herz im Leibe zerspringen könnte, ob solcher musizierenden Seligkeit, und der schlanke, elegante Konzertmeister im adretten, ta dellos gebügelten Bratenrock über das ganze gebräunte Ge sicht schmunzelte und es in den dunklen, ein bißchen zigeu nerhaften Augen glühte. Dabei spielte er die Geige mit einer heißen, leidenschaft lichen Hingabe, den Saiten einen betörenden Wohlklang entlockend, der ins Blut ging. Sein hübsches, männlich-edles Gesicht war voll fanati scher Begeisterung, da er über die bunte, durcheinanderwtr- belnde Menge blickte, die im Walzertakt über das blanke Parkett tanzte, Wiener Mädels, Wiener Burschen, Wiener Glückskinder, jung und alt, alle zusammen. Oha — ft «in Dreivierteltakt machte das Blut heiß, machte die Äugen blank und die Herzen voll maßloser Seligkeit. So ein Wiener Walzer — das ging noch über den Heu- rigen, ging über die blaue, liebe Donau, über den Wiener Wald, war alles zusammen, Donau und Heuriger und Wie ner Wald, war etwas von der österreichischen Seele und ein Stückchen von der blauen Adria mochte auch mit da bei sein! Ein Wiener Walzer — Herrgott im Himmel, was könnt' es noch Schöneres geben, als ein Mädel im Arm zu halten und mit ihm durch die blaue Seligkeit solcher Walzertakte zu tanzen! Nein, im Wien dieses Jahres 1848 gab es nichts Besseres — bei Gott! Zumal, da der Winter dem Frühling schon mählich zu welchen begann und die Lüft, voll Sehn sucht und süß«: Ahnung waren. , Und in der „Harmonie*, diesem illustven Vergnügung-- lokal, ging's allweil lustig zu, wenn die Wiener ihr« Sonn tag feierten. Abgesehen von den heißen Würsteln und den goldbraun gebackenen Brezeln, die jedes Wiener Mäder! un bedingt von ihrem Liebsten wünscht« und bekam — in der „Harmonie* bekam mau auch immer den neuesten, feschen Walzer von Johann Strauß zu Höven, und schon das allein lohnte, dorthin zu gehen. Wien ohne di« Harmonie? Ohne den Johann Strauß? Mann hätt's sich nicht ausdenken können! Johann Strauß — der ungekrönte König von Wen! Etn wahrer König des Volkes! „Und jetzt — Kinder — hinein in die Geschichten aus 'dem Weaner Wald, daß es eine Art hat und den Mäderln das Herz schier zerreißt — o lala — o lala.* Johann Strauß ließ einen Augenblick die Getz« vom Kinn und hob den Bogen, ermunternd nickte er der Ka pells zu, in deren erster Reihe sein jüngerer Bruder, „bas Josefl", ebenfalls die Violine spielte — di« Musik glitt in einen gedämpften, verheißungsvollen Uebergang —- Dann setzte Strauß mit einem Ruck die Geige wieder an, drehte sich dem Saal zu mit seinem Lichterglanz und seiner Fröhlichkeit, und mit einemmal strömte wieder im vollen, breiten Dreivierteltakt die Melodie dahin — jene Melodie, die ganz Wien kannte und die der Schöpfer dieser unsterb lichen Musik „Geschichten aus dem Wiener Wald* genannt hatte. Der Kaiser selbst hatte ihn dafür vor Jahr und Tag — und das wußte jedes Kind — einen huldvollen Brief ge schickt: „Johann Strauß, dem Meister der Töne*, so hatte darin gestanden, „meine Hochachtung vor seiner Kunst. Seine Wiener Geschichten sind so österreichisch, daß ich nur wünsch', man tät sie in hundert Jahren nicht vergessen haben.* — Da stand nun der Johann Strauß, dem das Geld noch keineswegs scheffelweis' ins Haus gerollt war, und fiedelte seinen Wienern das Lied ihrer Heimat vor. Dem Walzer konnte kein Fußspitzerl entgehen, mochte es selbst der dicken, zweieinhalb Zentner schweren Aloisia Hubermaier, die am Ring ihre vortrefflichen Wiener Wür steln zu verkaufen pflegte, und dem Wenzel Miesnick, d«m immer weinseligen und fingfrohen Nachtwächter gehören, der auf einen „Sprung* in die Harmonie hereingekommen war Md Spieß und LavM.^autzW ;M: tz» Wraslxhnt battz. 1. Kapitel. ' „Eins — zwei, drei, eins — zwei, drei, eins —, Kinder, ihr spielt, daß einem grad das Herzl im Leib lachen tut vor Freud und Seligkeit! Recht so, die Flöterln müssen jubi lieren wie die Engerln im Himmel, daß es einem weh tut in der Brust vor sentimentalischer Lust, und das Herrgöttl im Wiener Himmel ein' Seufzer tut: Ieffas, was sind meine Weaner Musikanten für kreuzbrave Hallodris! oha — eins - zwei, drei, «ins -Swei, drei, «ins - und jetzt ein Schwänzer! hing'schmiert, daß den Maderln das Herzl hin- term Busentücherl hupfen tat, daß man sein ^«ud daran hat. Eins — zwei, drei, eins — zwei, drei —* DftZapM vag MEÄ Mann qusaemaLten MuLftn- Ei» Walzer aus Wien Roman von PaulHain.