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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 07.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193405076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19340507
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19340507
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-05
- Tag 1934-05-07
-
Monat
1934-05
-
Jahr
1934
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Verlage zunr Frankenberger Tageblatt Rr. 10S Montag de« 7. Mai 1934 »3. Jahrgang 'M » >M .. n,.—sss—s— R««vn« AVer vte soziale EnttviNlung Vee Lexttl arvettersWast tn den letzten zrtzn Satzeen Bon Robett Belding, Letter der Relchsbetriebsgruppe reM Vor 1,0 Jahren war dis Zeitepochs der Jn- Mnon überMlnden. Die Umstellung von der Mametchakk auf die Goldmark hatte naturgemätz Mch ein« Umstellung der Entlohnung für die TsWarvoitsrschaft von der Papiermark aus di« HAmM km Gefolge. ! Dies« Umstellung rollte vom soatalelg Stand- MM her Arbeiterschaft aus betrachtet das Pro- Kem d>Sr Gntloynungsfrage tn der Textilin dustrie auf und zog eine Reths anderer wichtiger fWoWoMscher Problem« nach sich. ' Dies« Probleme muhten zwangsläufig auftau- chen, weil die Lohirregelungen für die Tertik- arbsitsrschaft unter durchaus falschen Wirtschafts- politischen Gesichtspunkteir und Voraussetzungen Kustandegelommen sind. Die Tertisindustri« war während der Jnfla- Kkomtzeit zum grohen Teil mit Erfolg auf Export M« Und abgsstellt. Da mit der Stabiliftorunsg MH ein« Umstellung der Industrie nach Absatz möglichkeiten aus dem Binnenmarkts erfolgen muhte, war es falsch, den Versuch zu machen, die Exportmöglichkeiten durch eine möglichst ge- ringe Entlohnung der TertilarbMerschaft aufrecht zuerhalten, ohne den ernsten Versuch zu unter nehmen, durch erhöhten Konsum des Inlandes die verlormen AuhenhandelsabsStze auf dem Binnenmärkte wettzumachen. Die erste Goldpse-nnig^Entlohnung in Schlesien, und zwar im Reichenbacher Bezirk sah für den männlichen Hilfsarbeiter einen Stundenlohn von 21,7 Pfg. und für die werbliche Hilfsarbeiterin einen solchen von 16,2 Pfg. vor. Daß diese Löhne Nicht annähernd den Lebenssrsordsmissen entsprachen, dürfte unter sachlich urteilenden Men schen, dis ohne Sonderknterssfs am dieser Frage die Dinge bewerten, unbestritten sein. Datz hieraus eins Reih« anderer sozialpolitischer Probleme geboren wurde, ist nichts weiter als die logische Auswirkung eines von vornherein vor liegenden Irrtums. Es ist falsch, wenn behauptet wird, dass der Tertklarbeiterschaft durch die sich ab 1924 m Bewegung setzende, bis 1928 und 29 anhaltende Lohnstekgerung eine soziale Besserstellung gebracht worden wäre; dieses deswegen nicht, weil dkS Tertilarbeiterlöhne auf ihrem höchsten Stand im Jahre 1930 noch nicht einmal dis Höhe erreicht hatten, dis zu einer gesunden Lebensführung, so wohl vom wirtschaftspolitischer als auch vom be völkerungspolitischen 'Standpunkt aus betrachtet notwendig sind. Durch die laufenden Erhöhun gen Hat man versucht, den Fehler, den man beim Uebergang von der Papiermark zur Goldmark entlohnung dadurch begangen hat, datz man die Goldmarllöhus viel zu tief ansetzte, zu korri gieren, ohne datz es gelungen wäre, die Korrek tur in der sich notwendig machenden Weise zu vollziehen« Mcht genug damit, hat das sozialistrsch-libera. Wische Nsgkeruugssystem durch staatliche Eingriffe und Verordnungen dis soziale Lags der TeM- arbeiterschaft dadurch verschlechtert, datz die an und für sich kargen Löhne in der Textilindustrie stm wesentliche Beträge tn den Jahren 1931 und 1932 gesenkt wurden. Dadurch hat man den Ausgleich, der zur HerstsUuna d«s JnlandkonsumS notwendig war, nicht nur in seiner Entwicklung aufgehalten Und unterbunden, sondern man hat ihn rückläufig durch Senkung der Kaufkraft korri giert. Das Ergebnis dieser unsozialen Matznayms war das immer weitere Abglekten der Wirtschaft rm allgemeinen und der Textilindustrie rm beson deren, sowie di, dauernd steigende Zahl der ArbeitSksen. i Parallel mit dieser sozialen Verschlechterung der Verhältnisse für die deutsche Textilarbeiter- schast schritt die Verschlechterung für diese auch aus arbeitstechnffchem Gebiet. Dem amerikanischen Vorbild folgend ging dre Textilindustrie dazu über, auch ihrerseits zu ratio nalisieren. Diese Rationalisierungsmahnahmen hätten in den meisten Fällen praktisch mit Na tionalisierung gar nichts zu tun. Sie könnten im nationalsozialMchen Staat eine Wieder holung ungestraft nicht erfahren. Im allgemeinen betrachtet, bestand dis Ratio- nalisterung in der Tertilrndustrie nicht etwa darin, dass man wesentliche Verbesserungen an den Pro duktionsmitteln vornahm, um dadurch dis Lei stung dss Einzelnen zu steigern, ohne ihn mit Mehrarbeit zu belaste», sondern darin, datz man dem Einzelnen mehr Produktionsmittel zur Be dienung überliest So wurden z. B. der Spin nerin statt 2 Seiten 3 Seiten zum Bedienen gegeben, dem Weber statt 4 Stühle einfach 6 Stühle usw. Damit hatte man Arbeitskräfte «ingsspart, überflüssige entlassen, ein großes Heer von Ar beitslosen in der Textilindustrie geschaffen, aber den «einzelnen im Produktionsprozeß verbleibenden Arbeiter und die einzelne Arbeiterin dafür mehr belastet, ohne der Arbeiterschaft diese Mehrbe lastung durch «ine «ntsprsbsnde Entlohnung zu entgelten. Den Erfolg dieser Mehrleistung resp. das ^Ergebnis hieraus verbuchte di« Industrie für sich. Tis Mehrbelastung durch Maschinen ist so groß und so ungesund, daß sie in vielen Fällen Zu gesundheitlichen Störungen gssübrt hat, wie Hun- derte von Zuschriften aus den Kreisen der Textil arbeiterschaft aus allen Bezirken des Reiches an mich beweisen — Schreiben, die als Notschreie gequälter Menschen zu werten sind. Daß sich hieraus für mich als Leiter der ReichlS- betriebsgruppe Tertil dis Notwendigkeit ergibt, dieses Problem gemeinsam mit den Betriebsfüh rern zu meistern, braucht nicht des näheren be tont zu werden. Neben der Mehrleistungsfrage liegt in Pa rallele das Problem der Akkordlohnfrage. In der Textilindustrie ist der Mord aufgebaut auf der Leistung des Einzelnen. Für die Er rechnung des Akkordlohnes sind Zugrundegelegt dis Stück-, Meter-, Kilo-, Dutzend-, Schußjpreise usw. usw. Dis ^Errechnung selbst erfolgt aber nach der Durchschnittsleistung der Abteilung. Liegt schon hierin für den Akkordarbeiter, der fleißig ist, eilt wesentlicher Nachteil, so verschärft sich das Nachteilige der Akkordentlohnung in der Textilindustrie noch dadurch, daß man über dm Weg des sogenannten „kalten Lohnabbaues" bis dato versucht hat, all« Ueberoerdkenst« des wirklich Leistungsfähigen bis auf seinen ihm zustehmden Akkotdrichtsatz zu kürzet,. Eine solche Handlung bringt den Akkordarbeiter nicht nur um die Früchte seiner Arbeit, sondern mutz vom national sozialistischen Standpunkt aus als unsittlich bezeich net werden, weil sie dem Leistungsprinzip, das wir als Nationalsozialisten in den Vordergrund rücken, vollständig widerspricht. Als Beispiel diene ein Akkordarbeiter, der ein gewissenhafter, fleißiger, gewandter Mensch ist und einen Akkordstundenverdienst von 60 Pfg. zu er reichen hat. Er leistet aber pro Stunde soviel mehr, daß er statt 60 Pfg. 90 Pfg. verdient. Donn mutz ihm diese Leistung auch logischer Weise voll bezahlt werden, weil er sie durch persönlichen Fleitz erreichte. Jede Kürzung dieses Ueberver- dienstes widerspricht nicht nur Treu und Glau ben, sondern mutz als sittenwidrig bezeichnet werden. Es kann nicht behauptet werden, datz dieser Ueberverdienst für die Industrie nicht tragbar sei,- dieses deswegen nicht, weil derjenige Betrieb, der diesen Auftrag von seinen Arbeitern aus führen läßt, ihn, bevor er denselben der Arbeiter schaft zuleitet, genauestens durchkalkulierte, sein Preisangebot macht« und dm Auftrag zu-diesem Preisangebot erhielt, auf der anderen Seite der Arbeiter aber auch für dm Mehrverdienst, den er erhält, mehr leistet und dies« Mehrleistung dem Betriebe mit gleichem Nutzen für diesen abliefert. Von weiterer Bedeutung für die sozial« Lage des Textilarbeiters ist das Mehrschichtensystem in der Textilindustrie. In einer vom nationalsozialistischen Geist durch drungenen Wirtschaft darf unter keinen Umständen der privatwirtschaftliche Rmtabilitätsgedanke aus schlaggebend sein, der in erster Limie die Ursache zur Einführung des Mehrschichtensystems gewesm ist. Erst in zweiter Linie dürste der Mangel einer volkswirtschaftlich zweckmäßigen Auftragsverteilung eine wettere Ursache des Mehrschichtensystems sein. Datz dieses Mehrschichtensystem außerordentlich sozial« Nachteile für die in diesem System arbei tende Arbeiterschaft im Gefolge hat, dürfte unbe- strittm sein. Abgesehen davon, daß es dem Ueber- stundenunwesm Tür und Tor öffnet, da es sehr ost vorkommt, datz Menschen, die ihre erste Schicht durchgearbeitet haben, noch Teile der zwei ten, wenn nicht gar dH zweite Schicht ebenfalls ganz durcharbeiten und so anderen Volksgmossen die Arbeitsplätze versperren^ wirkt sich das Mehr schichtensystem im Familienleben der Textilarbei ter ungesund aus. Es kommt vor, daß die El ternteile zu verschiedenen Zeiten in Schicht arbei ten, worunter naturgemäß die Erziehungsarbeit derselben für die Kinder außerordentlich stark leidet. Aber auch bevölkerungspolitisch betrachtet treten durch dieses Mehrschichtensystem nicht gutzu machende Schäden ein. Hinzu kommt, datz durch die unregelmäßige Lebensweise die Gesundheit der Textilarbeiter systematisch untergraben wird. Es soll nicht verkannt werden, daß gerade dieses Problem außerordentlich schwierigen Charakters ist. Es mutz aber und es wird angefatzt werden, um auch hier eine soziale Besserstellung des Tex tilarbeiters zu erreichen. Eine weitere Frage von sozialpolitischer Bedeu tung für die Textilarbeiterschast ist die Urlaubs- frage. Wohl kaum in einem anderen Industriezweig macht sich aus gesundheitlichen Gründen eine ge sunde Regelung der Urlaufsfrage so notwendig, wie in der Textilindustrie. Auch hier ist di« Entwicklung für die Textil arbeiterschaft «in« ungünstig« gewesen. Abgesehen davon, daß die Urlaubszeiten an und für sich zu kurz bemessen sind — sie schwank«» heute in der Tertilrndustrie zwischen 3 und 6 Tagen —« ist man dazu über gegangen, die Urlaubsbezah- lung so zu gestalten, datz man nicht in jedem Fall« den vollen Urlaub bezahlt, wie es zu einer Er holung des Arbeiters notwendig wäre, sondern datz man in all den Fällen, in denen Kurzarbeit vorliegt, den Urlaub entsprechend dieser Kurz arbeit bezahlte ein Zustand, der unhaltbar ge- worden ist und der dringend baldiger Abhilfe bedarf. Ganz besondere Bedeutung leg« ich dem Fach-- arbeiternachwuchs in der Textilindustrie bei, unV hier insbesondere der Lehrlingsfrags. Aus diesem Gebiete haben sich in der Tertil-, industris Zustände herauskristallifiert, die vom^ Standpunkt der Industrie aus betrachtet als un gesund bezeichnet werden müssen. Die Facharbeiter in der Textilindustrie Zählen — mit wenigen Ausnahmen — zu den Angelern ten, trotzdem in bestimmten Branchen Fachkennt- nisss erforderlich sind, die sich mit denen dec Facharbeiter anderer Industriegrupp en aus gleiche Stuss stellen können. In einer Reihe von Tertilbezirken geht mau dazu über, Lehrlings «inzustelle» und hierfür Lehr verträge obzufchlietzen, di« als sittenwidrig be zeichnet werden müssen. Ws wird «ine 3-, ja eine Zl/tzjShrigs Lehrzeit gefordert, um in der Schlutz- bsstimmung zum Ausdruck zu bringe»: „Nach bs- «ndeter Lehrzeit ist dem Lehrling «kN Zeugnis über die Art der Beschäftigung auszustellen". Ern solches Beginnen hat mit Nationalsozialis mus aber auch wirklich gar nichts zu tun. ES kann und mutz als «inseitige Ausbeutung des Lehrlings durch den Betriebssichrer gewertet wer den; denn wenn man sine dreijährige und noch längere Lehrzeit vereinbart, mutz man dem Lehr ling zum mindestsn di« Möglichkeit geben, «ine Gesellenprüfung abgulegön, um ihn dann, wenn er die Gesellenprüfung bestanden hat, als voll wertigen Facharbeiter zu bewerten und auch als solchen zu bezahlen, d. h. ihn in seiner Stellung und seiner Bezahlung mit den Facharbeitern an derer JUdustriegruppen gleichzustellen. Solang« das nicht erfolgt, und solange man den drei Jah« zum Lernen Verpflichteten nicht als Facharbeiter «arrangiert, sondern ihn hinterher wie alle an deren Angelernten als angelernt bewertet und behandelt, kann von einer Lehrzeit in der Textil industrie nicht die Rede sein, Bis zur endgültigen Regelung der Facharbeiter- frage in der Textilindustrie sind dis für den Facharbeiternachwuchs in der Textilindustrie Be stimmten, die als Angelernte behandelt werden, von einer dreijährigen oder längerem Lehrzeit fernzuhalten. Sis sind laut den einschlägigen Bestimmungen der Tarifverträge resp. der kom menden Tarifordnungen in 4 bis 6 Wochen an zukernen, um nach dieser Anlernezeit sofort in den vollen Lohn der übrigen Angelernte» zu kommen, Da diese Frage den Lebensnerv der deutschen Textilindustrie betrifft, wird sie vordringlich be handelt werden müssen — dieses auch schon des wegen, weil die deutsche Tertilrndustns, io wei t sie als Erportrndnstrie in Frage kommt, dreien Export nur bollführen kann auf Grund von Qualitätsarbeit, nicht aber auf Grund preis licher Unterschiede. Aus der Behandlung dieser wenigen Fragen, die ich aus dem grotzen Aufgabengebiet heraus gegriffen habe, ergibt sich, datz dis soziale Ent- Vas Mrchen von der Liebe Ein Roman von Werner Spielmann 15 (Nachdruck verboten) HUbert und Marie Kaun treteir in den Saal, gefolgt von Dr. Grock. Marls und Mynheer gehen ihnen entgegen. Herzlich werden sie willkommen geheißen. An der kleinen Tafel unter dem Tannonbaum neh men sie Platze „Ich habe von Gilda «in — kleines Päckchen abzugebe!», Fräulein Marl«! Und herzliche Weih- nachtswünschs dazull' Marke packt es aus und freut sich herzlich. Gilda schenkt nichts Kostbares an Geldeswert, aber sie Hai eine kunstvolle Strickarbeit geschaffen, einen Schal, der in Men Farben leuchtet^ Marls käme nicht begreifen, datz Gilda auch dies« Kunst beherrscht. „Ja", spricht der Doktor, „sie wird haus wirtschaftlich, di« Gilda! Das wird sicher sme patente Hausfrau! Eddy ist verliebt- bis über beide Ohren." „Wer kann das nicht begreifen!" lacht- Myn heer kräftig. Der alte Diener Kaun hat sein Päckchen aus- tzepackk. „Walter hat geschrieben — und das schickt er Ihnen zum Weihnachtssest«." j Markes Antlitz wird bor Freude glühend rot. „Walter hat an mich gedacht! Wirklich — ach, wie mich das freut — wie mich das freut, Väter Kaun!" Mit zitternden Händen, linnerlich tief erregt, packt sk« aus. Gin Kästchen wird sichtbar, und als sie «s «öffnet, da wirst sis der Mang bald zurück, , Mn Perlenwunder liegt im Samt. Alle hakten den Atem an beim Betrachten dieser unbezahlbaren KofdbgMt, Jrh- IWi A ein Schmuck, dis größten Exemplare sind aneinan der gereiht. > " 1 s > -' l > Es ist Ans Schnur, würdig, datz sie eins Köni gin trägt. Hubert Kann satzt si« mit seinen zitternden! Greisenhättden und legt sis Marl« um den Hals. Das Gesinde schaut mit großen Augen aus den köstlichen Schmuck. In Markes Augen aber glänzen zwei Trä nen, die schöner sind als dis edelsten Perlen der Welt, s l . - ! - ! Die Uhr Wägt die zehnte Stunde. Das Gesinde hat sein Sprüchlein ausgesagt, und Marke ist mit Mynheer allein. „Onkel, wks soN ich dir danken — für älles, was du mir beschert hast." „Wenn es dir Freude macht, mein Mädel — dann will ich buch zufrieden sein. Das (Kost barste hat dir Walter aus den Weihnachtstisch gelegt. Hat «r dir Mit geschrieben?" „Ja, Onkek, nur «in paar Zeilen — mit 'einem Bilde Olas! Hier ist es, schau es dir an!" Mynheer Nimmt das Bild und betrachtet es lange. > „Sie ist noch sehr krank, Marke!" ' s „Meinst du, Onkel?" V '. ' „Ja, und doch noch schöner fast in ihren; Leiden. Kaun hat mir erzählt, datz sk« cheiM- fahren nach dem Weihnachtsfoste. Mi« wird Oka die Heimat fehlen. Sis ist wie Hins Pflanze, die auf fremder Erde picht gedeiht." ' „In der Heimat wird si« wieder gesund wer den, mcht wahr, Onkel?'* > -s ! ' t ° „Das wollen wir fest hoffe», »kein Kind/' Um dies« Stunde stiert Walt«y mit Ola Weih nachten. Ola, das Kind der Güdsso, kennt das deutsch« Weihrmchten nicht, aber ihrs Augen strah len glücklich wie die eines Kindes, ass der kleine Apmenbaum brennt, , ' „Wie schön, mein Geliebter!" sagt sie glück lich, und ihre Hände tasten zärtlich nach ihm. „Es ist eine schöne Sitte in unserer Heimat, und man wird als Deutscher Weihnacht immer so feiern — wo man auch ist. Wenn «s nur geht. Nicht überall wachsen unsere Weihnachts bäumchen." „Dieser Baum mit seinen Lichtern ist wie em Märchen", spricht Oka leise. Das Märchen der deutschen Weihnacht ergreift den Mann, und er beginnt zu erzählen, beredt schildert er ihr das Erleben seiner Kindheit, ver sucht den Zauber der Weihnacht, der ihn als Kind so unendlich ergriff, vor ihren Augen lebendig zu machen. .Sie lauscht fernen Warten und ist beseligt. In ihr ist alles nach innen gekehrt. Seit sie cm seiner Seite geht, ist alles anders (um sie versunken. Ihre Gedanken kreisen um ihn, der Schlag ihres Herzens gilt ihm. Die grotzs Liebe, die sich über den Mann 'ergietzt, ist Walter jede» Tag «kn neues, unbe greifliches Wunder. Das Leben wird zum be seligenden Traum. „Sehnst 'du dich nach der Heimat, Liebling?" „Ja", gesteht sie leise. „Ich möchte mit dir jetzt in unserem Hause auf Hawai sein, möchte deine Hände halten und mit dir zusammen i» den Simmel schauen — in dis leuchtenden Sterne! And dann möchte ich deinen Stern suchen, der groß und leuchtend oben stehen mutz, und — ich werd« ihn nicht finden!" „Dein St«m wird Ms überstrahlen?" „Nein!" sagt sis leise. „Mein Stern ist klein — ganz klein, als wenn er verlöschen wolle."' Erne plötzsicho Angst packt sis, sie drückt seine Hand fest und sagt bittend: „Bring mich fort von hier — in die Heimat! Ich will Nicht hier in der Fremde sterben!" Das Wort trifft sein Herz wie «in Stick,. ,Mebste — du — du — was sprichst du vom Tode! .Unser ist das Loben, unser ist das Glück/' Er zwingt sich zu den überzeugendsten Worten, denn als Arzt weitz «r, wie krank Ola in Wirk lichkeit ist, «r weift datz die Lunge angegriffen ist und kennt dis Gefahr. Aber «r ist gläubig, und von der Heimat Olas erwartet er, datz sie Wunder tue und den kranken Körper ausheile. „Ich bin sehr krank, mein Geliebter!" „Du wirst gesunden — wenn wir in der Hei mat sind!" „Ich habe eins Schwester gehabt, Walo — Sie starb an dem — was mich befallen hat!" „Ola!" bittet der Mann. „Sprich nicht da von! Ich, dein Gatte, bin Arzt, und ich sag« dir, datz du ganz gesund werden wirst." Seine Worte tun ihr wohl. „Unsere Liebe —!" spricht sie leise weiter, sie ist so unsagbar grotz, so — wie ein Wunder! Mein Geliebter — Wunder sind ni« Ewigkeiten lang!" „Sprich nicht weiter, Oka! Ich bitte dich!" „Oh du — du mein Geliebter! Unsere Seelen sind das grotze Band, das sich um sie schlingt. Unsere Seelen können sich nie verlieren! Nis, hörst du! Wenn ich einmal nicht bin — ich! werde immer bei dir sein! Ich glaube, Katz mein Bild dich nicht verlassen wird. Aus jedem Strahl der Sonne, jeder Blüte wird's dir leuch ten, in jeder Freude deines Herzens — di» ich bei drr! Wir sind eins — mein Geliebter!" Er spürt in ihren Worten die Ahnung der Todes. Verzweifelt wehrt er sich dagegen. Er lenkt das Gespräch ab. „Morgen fahren wir nach Genua, Liebst«! Von dort .trägt uns das Schiff nach der Heimat!" Sie dankt ihm mit einem Blick der leuchten den Augen. Dann lehnt sie sich gehorsam zurück uni zu ruhen, wie er will. (Fortsetzung folgt.)
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