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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 23.04.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193404231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19340423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19340423
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-04
- Tag 1934-04-23
-
Monat
1934-04
-
Jahr
1934
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Prsche»—Sportfreund« Hatthau 4:2. VfL OK Hohenstein VfB 8: (X VfB Leisnig—BC Hartha 4:4. Thrmnitzer Kreis-Klasse: 1. 'Abteilung Chemnitz. Reichsbahn-TV RoichsnhaiN 2:1 (0:0). Dschst. Altchemnitz—Wicker 3:6 (3:3). TB Murthy-TV Göppersdorf 4:0 (2:0). Grünhainichen. BC—SC Oederan 1:1 (1:1). Oederan Meister. Zschopau. 1. FC-Post SB Chemnitz 6:1 (3:0). Burgstädt. BC-BfB Rochlitz 3:2 (1:1). Einsiedel. Viktoria-SC Lugau 3:4 (2:2). 2. Abteilung Zöblitz. VfB—BL Seiffsn 4:4 (1:2). 3. Abteilung Schönau. Germania—FC 1899 Mittweida 4-2 (8:1). HohensteinE VfL OS-BfB Chemnitz (B«-! zittskl.) 8:0 (2:0). Grüma. SV—Merkur Frankenberg 4:6 (4:1). Oberwürschnitz. TB—SB Schneeberg 6:2 (3:1). Stollberg. SC—Fortuna Niederwürschnitz 5:4 (3:1). Jahnsdorf. TV—TV Adorf 0:6 (0:5). Lauter. Viktoria-BL Oelsnitz 2:3 (1:1). 4. Abteilung VfB Leisnig-MC Hartha 4:4 (4:1). Merkur 1—SpV Grüna 1 6:4 (2:4). Am gestrigen Sonntag wMe die erste Merkurelf in GrüNa beim dortigen Sportverein und konnte «men überzeugenden Sieg mit nach Hause nehmen. Cs gab dabei Wei grundverschiedene Halbzeiten Merkurs, die zu illustrieren man kaum in der Lag«, ist. Das Sportwetter gab doch keines- fakks Anlatz zu irregulärer Spielwekse, allerdings Mutz man dem Platz alle Schmierigkeiten (zu sieben und es IviA-verstanden sein, sich dort «inzuspielen. Auf jeden Fall spielte Merkur in erster Halbzett gegen Wind und „bergab" einen derartig lustlosen Anfängerfußball, daß es einem di« Schuhs ausziehen konnte. Es fah wirklich trostlos um Merkurs Dasein aus, nichts wollte klappen. Ein jeder spielte nach seiner Manier, die jedoch falsch war, die meisten benahmen sich geradezu unbeholfen und es mutete an, als wollte Merkur das Fussballspielen lernen. Abgesehen von Hillig, der in den ersten 45 Minuten seine Bälle zählen konnte, quälte isch Merkur im Jnnensturm erfolglos ab und was Kempe als der andere AusM bekam, konnte man vergessen, so daß das Innenspiel auf den: schmalen Platze wirkungslos verpuffte. Die Mannschaft spielte ohne Aus nahme ängstlich und zusammenhanglos und es wäre keine Schande gewesen, wenn Merkur bis Halbzeit mit einem 6—7 zu 2 davongekommen da der Gegner in dieser Zeit ein Spiel vvr- Dhrte, das stark auf Erfolg eingestellt war. So ging das bis eine Viertelstunde in dis zweite Halbzeit hinein, in der Grüna bei einigem Glück das Resultat getrost auf das Zweistellige er höhen konnte. Aber über Merkur waltete ein sehr glücklicher Stern, und es bedurfte lvieler Reden der Außenstehenden Merkurs, ehe Merkur fern System änderte und dann den Bann brach. Di« Außen wurden jetzt dauernd bedient und man konnte nunmehr mit den Leistungen Merkurs zufrieden sein. Hier war es besonders Hartl, den man so schon mit Sorgfalt als alten Bekannten behütete, der endlich z«gte was «r kann. Inner halb von 10 Minuten halt« es Nicht nur di« Verlusttore aufgeholt, sondern sogar Merkur in Führung gebracht, was natürlich der Hinter- Mannschaft Merkurs starken Nackenhalt gab, di« nun gam grotz wurde. Merkur zeigt« di« letzte halbe Stund« die richtige Gpist- welse und stM« alles Dagewesens in Pen Schatten. Mit einem Schlage war die Mannschaft wie umgewandelt. Weipert zeigte dabei grotz« Klasse, die Autzenläufer sprangen wie die Rehletn und die Kombinationsmaschine klappte endlich wie am Schnürchen. Jetzt mutzte sich umgedreht Erüna totrennen. Die Nutzen kamen dabet voll aus ihr« Kosten und man zeigte einen ungestümen Drang nach dem Tore, der sich dann mit saftigen Schüssen voN ouswtrkte. Der Spielverlauf sei kurz geschildert. Nach ungefähr zehn Minuten kann Hartl einen Strafstotz unhaltbar «knschietzen. Postwendend folgt Grünas Abgleich durch ganz prächtige Leistungen aus 4:1, wogegen Merkurs i Hintermannschaft geradezu machtlos ist. Das Re sultat konnte noch höher ausfallen, ehe Dittrich einen zweiten Strafstoß ebenfalls unhaltbar ein- schotz. Ein reguläres Tor von Horn gab der Schiedsrichter «nbegreiflicherweise nicht, angeblich wegen Abseits. Trotzdem noch sehr zufrieden geht Merkur 4:2 geschlagen in die Halbzeit. Merkur wird ausgenruntert. Aber Grüna bleibt es Vor behalten, das Resultat wesentlich zu erhöhen. Mit einigen Lattenschüssen hat Merkur Glück oder Weipert hält die Bombenschüsse ganz groß. Einig« Male läßt sich Tittel durch energisches Dreinfahren anschietzen und verhütet totsichere Treffer, alles geht für Merkur glücklich. Endlich bricht Hartl den Bann, mit drei Treffern holt er Merkurs Führung, ihm allein war der Sieg zu danken, den dann Horn mit einem 6. Treffer sicherstem. Merkur spielte ohne Weinhold, der aber die Lage auch nicht gerettet hätte, da ihn Zieger bestimmt vollwertig ersetzt hat. Seidenglanz (Teutonia) war in seinen Entscheidungen sehr peinlich. Er war dem Spiele ein gerechter Leiter. Merkur 2—Germania Mittweida Reserve 4 :8 (0:2). Merkur kam für den Sieg kaum in Frage und mutzt« sich gerecht schlagen lassen, ledig lich die Höhe des Resultats konnte bei Aufmerk samkeit vermindert werden. Komisch mutete das Hohnlachen einiger Merkurmitglieder an, die sich an den Erfolgen des Gegners erfreuten! Am kommenden Sonntag spielt Merkur 1 gegen Germania 'Schönau in Frankenberg. MaM und ««man Tv. Oberlichtenau 1—Tbd. Niederlichtenau 1 5:6 (3:4). Im letzten Pflichtspiel standen sich vor zahlreichen Zuschauern beide Ortsrivalen gegenüber. Wie immer entwickelte sich ein harter, spannender Kampf, den N. äußerst glücklich ge wann, obwohl O. einwandfrei die bessere Elf war und nur durch einiges Pech verlor. Die Hinter mannschaft arbeitete diesmal nicht wie sonst, einige vermeidbare Fehler kosteten den verdienten Sieg. Aus der Läuferreihe ragte der Mittelläufer her vor, während die Außenläufer manchen Wunsch offen ließen. Die Stürmerreihe konnte diesmal gefallen, namentlich der Jnnensturm, der groß artige Angriffe einleitet«. Der erfolgreichste Tor schütze der Halbr., der 3 schöne Tore warf, ferner der Halbl. 1 Tor und der Rechtsaußen 1 Treffer. Die N. Verteidigung konnte die schnellen Angriffe nur durch hartes Spiel unterbinden, wobei der O. Halbl. ernstlich verletzt wurde. Hier war Platz verweis die gerechte Straf«. Der gefürchtete N. Sturm verließ sich auf den Halbr., ohne den die? MnisterprWew o. Mlug« In WalM-m und rauenhain Kunst und Wissenschaft Professor Staemmler nach Kiel berufen. Der bekannte Chemnitzer Rassenforscher, Professor Dr. Staemmler, hat einen Ruf des preußischen Mi nisteriums erhalten, an die Universität Kiel als Professor für pathologische Anatomie zu kommen. Wie verlautet, wird Professor Staemmler bereits am 1. Mai nach Kiel übersiedeln. schen Volkes erhöht und «s damit in die Lag« gebracht werde, daß es außer seinem Lebens-» bedarf noch andere Dinge kaufen könne. Hierauf fuhr der Ministerpräsident nach Lauenhain. Ai» der Talsperr« Kriebftei« fand die feierliche Einweihung des SA-Seesport übungslagers Lauenhain, das von der Marine standarte 2 errichtet worden ist, statt. Unter den ReWsopfekwoHe Mr die Deutschen MM' Herbergen vom 2t. bis 28. April M4: - Opfers auch Du! - tioncklsozialkst kein« Ehrung Wolke, er fordere aber daß er geachtet werde. Anschließend wurde das Rathaus durch den Ministerpräsidenten einge weiht, der rn seiner Ansprache die Anfbauarbstt des vergangenen Jahres auf dem Wegs über die Zerschlagung des Parteienstaates und die Schaffung eines geschlossenen Reiches, in dem man nunmehr we'^rhin fruchtbare Arbeit zum Wohle der AUgei Helt leisten könne. Nach der Flaggenhißung wurde das neue Rathaus einer Besichtigung unterzogen. Bei dieser Gelegenheit brachte "Bürgermeister Fromm im Beisein der Gemeindeverordneten die besonderen Nöte seines Ottes, die durch das völlige Darniederkiegen der Spistwarenindustrie hervorgerufen wurde, zur Kenntnis des Ministerpräsidenten. Ministerpräsident v. Kittinger versicherte hierauf, daß die Regierung alles tue, was in ihren Kräften stehe. Die Bevölkerung müsse sich aber gedulden, denn die Gemeinden könnten erst wieder auf einen grünen (Zweig kommen, wenn alle Volksgenossen wieder in den Arbeitsprozeß eingereiht seien. Der Rathauswsihe schloß sich eine Örtsbesichtigung und ein Besuch der Sm elwar enausstellung des unteren Erzgebir ges an. Im oberen Gailhof wurden durch be rufene Führer der heimischen Industrie! dem Mi nisterpräsidenten die schwierigen Absatzmöglichkei ten der Spietwarenerzeugnisss geschildert, wobei besonders hervorgehoben wurde, daß das untere Erzgebirge schwer unter dem Import zu leiden -habe. Es sprachen bei dieser Gelegenheit die Herren Richter und Kerkert, Bürgermeister Schmidt (Chemnitz) 'und Amtshaumann Dr. Oe st erhell. Ministerpräsident v. Kittinger führte daraufhin u. a. aus, daß man im Reiche so propagieren müsse, daß die deutsche Familie nur noch deutsche Spielwaren kaufen solle. Der deutschen Spielwarenindustrie werde dann wieder geholfen sein, wenn der Lebensstandard des deut Die deutsche Anloersität I« Prag protestiert Prag, 21. 4. In einer außerordentlichen Sitzung des Akademischen Senates der Prager deutschen Universität wurde zu der Uebernahme der Verwaltung des Karolinums, des Sitzes der rechtswissenschastlichen Fakultät der Prager deut schen Universität durch die tschechische Karls-Uni versität Stellung genommen. In einer feier lichen Erklärung legte der Akademische Senat gegen diese Maßnahme die schärfste Verwahrung ein und verwies daraus, daß die Geschichte der Prager deutschen Universität mit dem altehrwür digen Gebäude des Karolinums auf das innigste verknüpft sei. Die Maßnahmen des neuen Haus herrn, des Rektors der tschechischen Universität Dr. Domin, liefen offenbar darauf hinaus, die deutsche Universität obdachlos zu machen. Der Akademische Senat werde die Rechte der deutschen Universität in Prag bis auf das äußerste vertei digen. Elf auch niemals gewonnen hätte. Er war vier mal erfolgreich uckd verhalf semer Mannschaft zum Siege. Deusg Fekdspiel und den Chancen nach mußte O. Sieger bleiben, aber etwa» Glück gehört nun einmal dazu. O. nimmt kn der Tabelle den 6. Platz ein und kann ganz zufrieden sein. Ehrengästen bemerkte man die sächsischen Brigade- fühver sowie zahlreiche höhere SA-Führer und politische Leiter. Eine besondere Bedeutung gs- Chemnitz. Das still« Waldkirchen-Zschopenthal wann der Tag durch die Anwesenheit des M- hatt« am Sonntag «men großen DM. Der gmys - nisterpräsidenten Obergruppenführer von Kil - Ott prangt« in einem festlichen Mggenfchmuck,! lipger, sowie des Gruppenführers Hayn. «Ks früh gegen 8 Uhr Ministerpräsident v. Kik- > Die Gäste besichtigten mit großem Interesse dis kingsr rn Begleitung des OberrsgienmgsrateS' Anlagen des Uebungslagers und äußerlen ihr« Schreiber aus Dresden, des Standarten- vollste Zufriedenheit über das Gesehene. Bs- Whrers Reich«« aus Marienberg, deS Kreis- reichsführer Altenburg wies in einer kurzen ketters O«hm« und dss Amtshauptmanns Dr. s Ansprache auf die Bedeutung des Tages hin und O«sterh«»1 aus Flöha hier «intras. Der Mi- bat di« maßgebenden Stellen um weitere Unter« nisterpräsident wurde am Rathaus von der SA stützung und Förderung des Werkes. Danach und von acklen Ortsverernen in überaus Herz- übernahm Sturmhauptführer Niemann im Pcher Weife empfangen. Er begrüßte darauf Namen des Inspekteurs der Marine-SA das La- dke alte Garde von Grünhainichen und Wald- per, wobei er Bereichsführer Altenburg und der kirchen, durch die der WM« des Führers durch SA für die Errichtung dieser großzügigen Anlage das gaiye obere Erzgebirge getragen worden seinen Dank aussprach. Die Schule habe den ist. Bürgermeister Fromm (Waldkirchen) be-j Zweck, die deutsche Jugend auch in wassersport- grÄßts ihn im Namen der Gemeinde und ver- licher Hinsicht zu ertüchtigen und sie zu braven sicherte, daß in das neu« Rathaus der Geist der Kämpfern des Führers zu erziehen. Im Anschluß Pflichterfüllung rm nationalsozialistischen Sinne an die Einweihung nahmen die Gäste di« herrlich mit entziehen werde. Ottsguppeckkeiter Prsiß- s gelegene Talsperre bei einer Motorbootsahrt in k« r richtet« besonders herzliche Worte an seine s Augenschein. Men Mitkämpfer und betonte, daß der iNa-^ / Aus Kunst uns MiffenMaft / Mus Math, der Dichter der Plattdeutschen Zum 115. Geburtstag am 24. April, l Wie lange ist die Zett her, da «s in der Ge sellschaft gewisser Zivilisationsliteraten als Schande galt, das Wort „Heimatdichter" zu ge brauchen! Wer es wagte, für den Dialekt und die herbe, unverbrauchte Schönheit einer urwüch sigen Sprache eine Lanze zu brechen, war ver femt und wurde aus der Gemeinde „seriöser" intellektueller Schriftsteller unbarmherzig ausge schlossen. Für die Herrschaften aus dem Zeit alter des Liberalismus gab es nur eine einzige Kunst: die Kuckst des Asphalts, der seelischen Abnormitäten und der geschlechtlichen Verirrun gen. Der gesund«, unkomplizierte, kraftvolle Mensch wurde als Objekt dichterischer Darstellung abge- lehnt. Der Dialekt war nicht salonfähig. Di« Menschen dursten nicht so sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen war, sondern sie sprachen «in unnatürliches, gequältes Deutsch, das der Ausdruck einer stmstgewerblichen Lebenshaltung war. Vor wenigen Jahren noch stand die psycho- logisierende Treibhauskultur in höchster Blüte. Man beschäftigte sich mit der krankhaften Psyche von Lebemännern und Haktweltdamen. Man be- !handelte die ausgefallensten Probleme und hatte eine Heidenangst davor, schlicht und einfach zu sein. Einer der ersten Literaturhistoriker, der diesen schauderhaften Unfug mit den schärfsten Worten brandmarkt«, war Adolf Battels. Er war es auch, der mit großem Nachdruck auf die Bedeu tung des Niederdeutschen Lyrikers Klaus Groth hinwies. Klaus Groth war «in Heimatdichter, bevor noch dieses Wort ein literaturgsschicht- licher Begriff wurde. Gerads heute, da man von der individualistischen Literatur immer mehr abrückt, ist die Gestalt dieses Mannes von bei-, fpielhaster Bedeutung. Klaus Groth hat sich kn der Geschichte der deutschen Literatur um die Würdigung imd das Ansehen der Dialektsprache die größten Verdienste erworben. Es war seins Lebensaufgabe, den eigentümlichen und beson deren Charakter seiner Hekmat und die Art Und Lebensweise stM« Bauern dapzustellon, Er wollte nicht idealisieren, er wollte die Menschen so zei gen, wie sie redeten und lebten, aus Fleisch und Blut. Darum bediente er sich jener Sprache, di« seinem Herzen am nächsten war: er verwendete den plattdeutschen Dialekt. Dieser Dialekt wurde so mit einem Schlage in ganz Deutschland „salonfähig". Als der berühmte ,^Quickborn" von Klaus Groth erschien, hatte dieses Buch einen gewaltigen und nachhaltigen Erfolg. Klaus Groth wurde durch die Gedichte, die in diesem Buch enthalten waren, über Nacht ein berühmter Mann. Nicht nur seine engeren Landsleute über häuften ihn mit Zeichen der Bewunderung. Ueber- all rief der „Quickborn" das größte Aufsehen hervor. Hier war endlich ein Mann erstanden, der den Mut hatte, in der urwüchsigen und blut- vollen Sprache seiner Ahnen und Vorfahren zu dichten. Hier war einer, der so schrieb, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Und das Wun der dabei war, daß alle diese Gedichte bei all ihrer Einfachheit und Schlichtheit große Kunst werke waren, die eins zwingende Wirkung aus übten. Schon Johann Wolfgang von Goethe er kannt« die schöpferische Kraft dss niederdeutschen Dialekts. Er schrieb: „Zu einem liebevollem Studium der Sprache scheint der Niederdeutsch« den eigentlichsten Anlaß zu finden. Abgesondert von allem, was undeutsch ist, hört er nur um sich her ein sanftes behagliches Urdeutsch und seine Nachbarn reden Ähnliche Sprache. Ja, wenn er ans Meer tritt, wenn Schiffer des Auslan des anlommen, tönen ihm die Grundsilben seiner Mundart entgegen, und so empfängt er manches eigene, das er selbst schon aufgegebm, von frem- dsn Lippen zurück, und gewöhnt sich deshalb mehr als der Oberdeutsche, der an Völkerstamme verschiedenen Ursprungs angrenzt, im Leben selbst auf die Abstammung der Worte zu merken!" Klaus Groth ist nicht Individualist. Er schafft aus der Seele seines Volkes, ohne darum di« Eigenart seines persönlichen Empfindens zu oer leugnen oder zu verschleiern. „Wenn andere Lyri ker, so schreibt der bekannte Äkterar-Historiker Adolf Battels, wenn zum Beispiel Hebbel «ins Empfindung gestattet, so tut er stets so viel von feiner Persönlichkeit Wzu, daß das ganze Gedicht individuell wird, und ohne weiteres in die hebbel- sche Seele zurückversetzt. Auch Klaus Groth ver zichtet keineswegs auf seins Persönlichkeit, aber di« Gefühlswoge ist so mächtig, daß das In dividuum gleichsam nur als ihr Gefäß erscheint, sie zwar zusammenhält, sich aber nicht in ihr abdrülckt. Im „Quickborn" finden wir uns selbst, finden sich Tausende wieder." Das ist das große Geheimnis der Klaus Groth- schen Gedichte. Sein« Individualität war die seiner Landsleute, er war mit der Landschaft, die ihn umgab, auf daS engste verwachsen, er war mit einem Wort ein Mann, der aus der Seele des Volkes ^heraus dichtste, weil Hm dieses Volk nicht fremd war, weil er selbst mit seinem ganzen Schicksal, seinem Leben und seiner Per sönlichkeit in der Atmosphäre dieses Volkes wurzelte. Wer außer Klaus Groth hätte es vermocht, das unverfälschte Volksleben Nieder- deut'chkands so realistisch und überzeugend zu gleich darzustellen! Dies konnte nur einem Mann gelingen, der mit feinen Landsleuten in fort währender engster Fühlung lebte und dem der Begriff „Heimat" nicht ein Schlagwort, sondern ein ewig aktuelles, lebendiges Erlebnis war. Schlicht und einfach wie seine Gedichte, war auch sein Lebenslauf. Heber diesem Leben liegt eins wunderbare Ruhe, webt ein erdhaftsr Humor. Es ist ein Leben ohne aufregende Sensationen, ohne atemraubsnde Zwischenfälle!. Klaus Groth wurde am 24. April 1819 in Heids ^geboren. Er war «ine Zett lang Schreiberlehrling auf dem 'Büro der Kirchspielvogtei, wo er auch mit Hebbel zusammentraf. Er besuchte das Schul lehrerseminar und wurde Mädchenvolksschullehrer. Später legte er sein Amt nieder, um sich seinem Schaffen zu widmen. Gr vergrub sich in di« Einsamkeit der Insel Fehmarn. Die Universität Donn ernannte ihn km Januar 1856 zum Doktor der Philosophie honoris causa. Klaus Groth habilitierte sich als Privatdozent an der Kieler Universität. Er erhielt den Professortttel und «in kleines Ehrengehalt. Bis zu ssinsm 80ten Lebensjahr blieb er, von einigen Reisen ab gesehen, in seiner Heimat. Klaus Groth hatte Gelegenheit, das Wesen seiner Heimat und die Art sstner Landsleutq gründlich zu studieren. Wie glänzsckd hat er es verstanden, den unvergleichlichen Zauber der Marsch zu Mdstn, wie beglüjckend ist di« stifte > Behaglichkeit, die aus seiner Landschaft flutet. - Als Klaus Groth schuf, gab es keine Eisenbahn. : Man kannte noch keine Chausseen und die Wege nach Itzehoe und Glückstadt führten zum größten Teil durch die unfahrbare weiche Marsch. So lebte der Dichter abseits von der lärmenden Welt. „Die Unruhe, so schreibt er selbst, war immer draußen. Wir lasen von dem Lärm unten in der Türkst oder oben in Spanien, eben so wie wir von dem Vesuv erzählten, der wieder Feuer speis, daß «s auf Häuser und Dörfer nie- derregne." Der Typus des Dichters Klaus Groth entspricht in jeder Hinsicht den kulturellen 'An forderungen des nationalsozialistischen Zeitalters. Er ist ein Bahnbrecher des echten Deutschtums gewesen, indem «r das ebenso blöde wie lächer liche Vorurteil, das man eine Zeit lang der so genannten „Heimatkunst" entgegenbrachte, durch seine glänzenden lyrischen Dialektschöpfungen widerlegte. Er war der Shakespeare der platt deutschen Lyrik. >Ls ist nicht nur sein Verdienst, daß er die plattdeutsche Sprache in die Literatur stngstührt hat. Er Hat darüber hinaus diese Sprache geadelt, indem er ihre verborgenen Schönheiten ans Licht rückte und alles heraus« holte, was an Gefühlsklang und echtem, deutschen» Gemüt in ihr schlummerte. Er war Melodik««, und Realist zugleich. Er hatte jenen wunder vollen Humor, den nur ein Mensch haben kann, der mit den Geheimnissen der lLrde und der Landschaft unlösbar auf Gedeih und Verderb verbunden ist. Er war auch Psychologe, ab« nur soweit, als es nötig war, um seinen Bauern gestalten Farbe und 'Eigenart zu geben. Sein« Charakterisrerungskunst ist unvergleichlich. Er hatte di« Gabe, mit wenigen Strichen einen Menschen von Fleisch und Blut zu formen. Das Leben dieses Mannes ist ohne gewaltig« Erschütterungen verlaufen. Er war ein Fanatiker der Lektüre, er widmete seine Zeit dem Studium und der 'Erweiterung und Bereicherung seines Wissens. Aus dieser Atmosphäre, zwischen der Bsfchaulich^tt eines stillen Studiums und den Wundern einer herben, zuverlässigen Natur schuf er das Wett seins; Lebens, den „Quickborn". Die ses Wett enthält di« ganze Tiste seines Gemütes« sein Herz und sein« Liebs zu seiner Heimat und zu feiner Sprache. In diesem Merk hat sich Klaus Groth selbst das wnxngänglichsts Denkmal g«M. Dr. Theodor Riegler.
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