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Beilage zum Fr ankenberger Tageblatt Mr. AS DienStag de« S4 April 1934 93. Jahrgang Das «even sGretvt GesGiGten M e-wkm« wnatM»» Aettringen. Mumiyhh kläglich klang es aus dam Statt. Kiese, dk weitze Bleß, war krank. Was tun? Loni, der Bauer, seufzt« schwer. Nn Tierarzt «mW hetbsi, aber das war leichter gesagt, als AetM. Wo gab es in dieser gottverlassenen Ge- «Md schon etwas Aehnliches wie einen Tierarzt? GlÄch jenseits der Grenze wohnte einer, doch «vS nützte das ? Ter Doktor durfte seins Pratts tr nur drüben im Schweizerischen betreiben. „Da «nm man halt nichts machen —" sagte der Toni betrübt, aber die Bäuerin fuhr dazwischen: „Was, t^rfach verrecken lassen willst du das arme Meh? Mr MannÄeuts habt auch gar kein bischen Ver stand. Wart« nur, ich werde es schon machen! Wozu gab es schließlich beim Amtmann ein Tele- ftm? Tas Telefonieren über die Grenze hinweg «ar ja nicht verboten. Triumphierend erschien die Bäuerin bald wieder auf dem Hof. „Komm!" ?aats sis und ging , in den Stall, „wir müssen die Liess gleich fortschasfen!" Ter Bauer schüttelte den Kopf, aber dann ergriff er doch den Strich an dem die arme BW nun die Chaussee entlang der Greife zutrabt«. „Tas kostet ja mehr Zoll, als die ganze Kuh wert ist!" brummte der Toni; di« Bäuerin lachte. „Tu wirst schon sehen — Bor dem Zollhaus hielten sie an. Knalle nd nahte drüben ein Motorrad. Ter Doktor sprang ab, das Hörrohr in der Hand. Misstrauisch blick ten die Beamten von einem zum anderen. Aber plötzlich hellten sick ihrs Mienen auf, und in das mikkeiderweckende Muhen der Metz klang schal lendes Gelächter. Da hielt die Bäuerin die Liese an den Vorderbeinen gepackt, während jenseits der Grenze der Doktor se>» Hörrohr auf dem Hin teren Körperteil der Kuh spazieren führte. Den Strick in der Hand stand Toni da und gab höl lisch acht, das? die Metz nicht plötzlich mit allen Vieren den Grenzübertritt vollzog. Nach been digter „Konsultation" verschrieb der Doktor en langes Rezept. Dieses mutz wohl seine Wirkung recht gut getan haben, denn beute muht die Liess wieder still zufrieden daheim im Stall. Zwischen den Zeilen Milwaukee. William arbeitete mit Feuereifer. „Was? So «inen Wälzer hast du dir rausgefucht? Brächte ich nicht fertig —" lachte Bob. „Verlangt doch ke-n Mensch, das? du den Kram kennst. — Wichtigkeit, was diese Außenseiter sich schon zwammenschreiben! Kuiu Schluß vermachen sie dann ibre .gesammelten Werke' der Bibliothek — als ob sich hier einer für das langweilige Zeug interessieren würde —." — „Wie du siehst, interessiere ich mich ja für das .Zeug'" sagte William etwas gereizt. „Störe mich nicht immer!" — er vertiefte sich wieder in den Bericht über den Aufbau der Pflanzenwelt im tropischen China. — „Tie Fadenblütler — die Fadenblütler —" — „Nanu? wo ging beim das hier weiter? 365 — 371 — aha — kein Wun der, wann dis Seiten zusammengeklebt waren. William riß dis Kanten auf. „Donnerwetter, der Leim war aber fsft." Plötzlich stutzte Tunny. Ta steckte doch etwas zwischen den Blättern —. Seine Finger glätteten das Papier — ein versiegelter Umschlag kam zum Vorsckein. „Eigentum des Fin ders" war in etwas verblichenen, aber noch deut lich lesbaren Schriftzügen darauf gemalt. Wil liam entfaltete das Schreiben, las, las noch ein ¬ mal, dann sprang er ans, daß fein Stuhl krachend zur Erde frei. „Bob, altsr Junge,-sieh dir das mal an!" Ter anders war ^rachlos vor Stau nen — er hi«» das Testament des Verfassers von jenem dicken „Wälzer" in der Hand. Ter reiche Georges Leverbey hatte wohl gemuht, daß nur wenigs Menschen Interesse für die trockene Materie besahen, über die er jahrzehntelang Stu dien trieb. Nur ein Fanatiker der Wissenschaft konnte es ssin, der sich mit seinen Forschungen ausführlich beschäftigen würds. So wollte Lever- bsy demjenigen eine Belohnung zukommen lassen, der in seinem Sinns arbeitete und sein Merk wirklich las. Die Abschrift des Testaments, des sen Orgknal sich bei dsm Notar des Erblassers befand, bestimmte, dah dem Finder dieses Schrift stückes ein Stipendium von rund 50 OM Dollar zufallen, sollte. William Tunny, der sich bis jetzt recht und schlecht als Werkstudent durchschlagen Der pfiffige Maurer * Tarsnt. Pietro Battisti war «in tüchtiger Mäurer, der sich viel Ruhm in feinem Heimatstädtchen und dar über hinaus erworben hatte. Aber wenn auch die Häuser, dis er baute, für alle Ewigkeit dauer haft und solid« gebaut schienen, so konnte man doch seinen Lebenswandel keineswegs solids nennen. Tas Geld, das er sich verdiente, warf er mit beiden HSndSN wieder auf die Straße hinaus, und so kam es, dah er trotz seiner redlichen Be mühungen, seinen Ruhm zu vergrößern, bald bis über den Hals in Schulden steckte. Schließlich sollte sogar der Gerichtsvollzieher kommen. Tag und Nacht zerbrach sich Battisti de» Kopf, wie er dem Verhängnis entrinnen könnte, und endlich kam ihm mitten bei der Arbeit «in« glänzende Idee, so dah er den begonnenen Bau im Stich lieh, Zürn s» GrünvAngStas ver Kolonie DentsO-GiiSKverSasEs Oben: Die Faktorei in Angra Pequena, die erst« deutsche Niederlassung in dem einstigen Kolonialgebiet, aus der die spätere Hafenstadt Lüderitzbucht sich entwickelt hat. Unten: Die Stadt Lüderitzbucht, die sich dank ihrer Lage an dem besten Naturhafen Deulsch- Südwestafrikas zu hoher Bedeutung entwickelt hat. Unten links: Franz Adolf Eduard Lüderitz, der Angra Pequena und das Hinterland erwarb und damit den Grundstein zu unserem Schutzgebiet in Südwest legt«. Vor SO Jahren, am 24. Avril 1881, legte da« Deutsche Reich seine Hand aus die Südwest- küste Afrikas. An diesem Tage stellte Fürst Bismarck die südwestasrikanischen Erwerbungen de« Bremer Großlaufmanns Lüderitz unter den Schutz des Reiches. sein Handwerkszeug unter dm Arm nahm und nach Haus« vannte. Tis Nachbarn hörten kh« in feiner Wohnung geräuschvoll herumhautkereetz sie sahen, wie «r schwer« Lasten vom Hof In- Haus trug, wi« «r Wasser schleppte und sich mit L«b und Seel« seinem geheimnisvollen Unter nehmen hingab. Am anderen Morgen kam dann wirklich der Gerichtsvollzieher. Battisti empfing ihn strablend an der Haustür, begrüßte ihn m« aller Lebhaftigkeit und Gastlichkeit, deren ein Süd- italiener fähig ist, und führte ihn ins 5>aus. Tom Beamten kam das zuvorkommende Wesen des verschuldeten Maurers nicht recht geheuer vor, er blickts ihn ein paarmal scharf an, konnte aber nichts entdecken, was auf sine plötzliche Geistes störung hingsdeutet hätte, und folgte ihm schließlich kopfschüttelnd in dis Zimmer. Ta aller- dings wurde fein Gesicht lang Md länger, während im Gegensatz hierzu der Maurer immer ver gnügter wurde Md dem lieben Gast bat, doch ja seiner Pflicht nachzukommen. 'Dies war aller dings unmöglich, Md der Gerichtsvollzieher müßt« demnach Battistis Aufforderung als reinen Hohn empfinden. Waren da doch alle Möbelstücke aus solidestem Mauerwerk hsrgestellt, standen Tisch und Stühle, Schränke Md Betten unverrückbar fest am Boden! Was sollt« der genarrte Beamte tun? Gr wußte sich keinesfalls so überlegen zu helfen, wie Battisti es seinerzeit getan hatte, sondern zog mit hängenden Ohren Md verdat terter . Miene wieder ab. Battisti hatte selbst verständlich alle Sympathien mit diesem Streich gewonnen — ausgenommen allerdings die seiner Gläubiger. « , Die „Prinzessin von Liechtenstein" Prag. Ganz verstört mußte dieser Tags bin Groß- kaufmann vor dem Prager Schwurgericht erfah ren, was für «in riesengroßer Esel er sek. Auf einer Reise hatte er eins junge Dams kennen ge lernt, dis sich ihm als Prinzessin von Liechten stein verstellte. Nun, ihre Gewandung war nicht gerade prin-zeßlich zu neunen; da sie ihm aber hold errötend anvSrtraute, daß sie in der Klei dung einer Dienerin von ihrer bösen Stiefmut ter geflohen sei, fühlte der Kaufmann sein Herz weich werden, Md mit Freude erklärte er sich da zu bereit, ihr, die augenblicklich keinen Pfennig besaß. Unterkunft in seinem Hause zu bieten. Ter Vater der durchgegangenen Prinzessin zeigt« sich sehr gerührt und dankbar über das Verhalts» des Kaufmanns. Immer wieder versichert« er ihm brieflich, daß sr sich dsm Gönner seiner Tochter durchaus verbunden fühle, leider aber augenblick lich nicht im Stande sei, ihn fürstlich zu be lohnen, wie er das verdiene. Im Gegenteil, er müßte ihn in Siner momentanen Verlegenheit selber — anpuurpen. Der Kaufmann rechnete sich das zur Ehrs an, dem Fürsten eine größere Summe vorschioßsn zu dürfe» und erhielt zum Tank dafür ein reizendes kleines Geschenk. Nun, der Fürst von Liechtenstein befand' sich noch ein paarmal in momentaner Verlegenheit, wieher borgt« der Kaufmann, und immer bekam er ent zückende kleine Geschenke ins Haus gesandt, die er alle voller Stolz sammelte, da sie aus eines Fürsten Hand kamen. Diese vertrauliche Be ziehung zu dem hohen Haufe wurde aber jäh Hlüds und abgespannt? o«u» Kaffee Has Das Märchen von -er Liebe Mn Roman von Werner Spielmann LS (Nachdruck verboten) In aller Herein brennt es. Man kann den Grad der Schamlosigkeit und Gemeinheit nicht er fassen, den hier Menschen einem Wesen gegenüber beweisen, dis nur Gutes von ihm gehabt haben. Walters Augen funkeln, die Erregung schüttelt khn nur so. „Wir müssen ganz ruhig sein, meine Freunde!" spricht Mynheer van Losson wieder. „So kalt Md unbarmherzig, wie sie gegen Marls vorgingen, so kalt müssen wir sein. Sagen Sie, T>r. GroS — können Sie eine» Menschen, der sich in Wach- hypnoss befindet, wieder zu dem natürlichen Zu stand zurückführen?" „Ich Habs !es-noch nicht versucht, Mynheer! Tos fit in meiner Praxis als Landarzt noch nicht vorgekommen!" „Ich Hoffs «S zu können!" spricht Walter KaM. „Al meiner Tätigkeit als Arzt in den Tropen hab« Sch mich manchmal der Hypnose bedienen müssen. Ich bin überzeugt, daß ich Marls ohne Mühe aus dem Bann befreien kam." „Sicher, Herr Kaun Sis haben es ja schon einmal vermocht! E§ wird auch «in zweites Mak gelingen!" Tas Telefon klingelt. Dr. GroS meldet sich. Ferngespräch au; Ber- An.. Soin Sohn ist am Apparat. Papa?" ^Za, Eddy? Was gibt «s? - „Ich wollt« dir Mr mittest«», daß wir alle; Material Sn dem bewußten Mall zusammen haben. Ditte, unternehmt nichts, bevor ich nicht da bin. (Ich komm« mit sechs Personen iM Anto nach ,>D» kannst di« Schuld beweisen?" - „ZweiftSkfrei! Wartet also auf mich! Nichts -MW- Mtsrnehmont" - - . .c . ? ä. „Gut, Eddy — Win untemehme» nichts ohne dich! Es ist wieder eins großs Gemeinheit ge- WshöN, achter «ich erzähle dir nichts am Apparat." ist besser so, Papa! Und grüße Gilda — recht he^lich — hörst du!" „Klar, mein Junge! Recht herzlich! In Ord- Mng! Schluß!" „Schluß!" Der Doktor hängt den Hörsr an Md geht zu den Männern Zurück. „Mein Sohn hat eben aus Berlin angsrufen," Meldet er. „Er sagt, daß er alles Material, was zur Ueberführung genügt, beisammen hat, und er bittet Ms, nichts gegen . Hölsch zu unternehmen, bevor er nicht da ist." Mynheers Augen glühe» auf. . „Gott sei Dank! — endlich können wir dem Treiben dieses Betrügers ein Ende machen!" „Na, Inspektor —> was Hafts gesagt — daß mit der Heirat wischt wird! Klar! Sie steigt! —i Richtiggehend steigt sie! Hölsch hat vorhin an- gsrufsn! Aus Anlaß der Hochzeit gibt er drei Tonnen Mer für das Dorf!" So spricht KloeköNs, der Wirt. Der Inspektor lächelt nur. „Drei Tonnen Mer, dis gefallen dir wohl, was? Der Hölsch kann gut geben, geht ;a alles von Fräulein Mar- les Gelds. Aber ich sage dir — die Hochzeit findet nicht statt." „Wenn nur dis drei Tonnen — dann ist mir alles gleich!" Dar Inspektor sieht eben Mynheer van Lossen draußen Vorbeigehen. " „Mynheer — guten Morgen! Auf «in Wort!" Ter Holländer, der den Inspektor sehr schätzt, denn er hat sich mit ihm über alles ausgesprochen, kommt in die Schenk«. ' „Guten Morgen! Es ist zwar Noch zu früh am Tage, um Sm Wirtshaus zu fitzen aber — für Sis habe Sch Zett, Inspektor! Weil Sie es gut mA der Marls meinen!" „Was trinken Mynheer?" „Tasse Kaffee! Aber sagen Sie Ihrer Frau — zwei Lot Kaffee soll sie dazu nehmen!" „Der wird aber baMig stark!" Der Wirt umfaßt mit einem Blick die Riesett- fsgur Mynheers Md lacht herzhaft. „Also, was wollten Ms. gerne wissen, In spektor?" „Ich hätte mich eben beinahe mit dem Wirt gestritten Sagen Sie, Mynheer, findet die Hoch zeit wirklich statt?" „Nein, so wahr ich gesund hier sitze, dis findet pW statt!" . Der Inspektor strahlt über das ganze Gesicht und ruft dem Wieder «intretendSN Witt zu: „Kloe- kens — findet nicht statt! Mynheer van Losse» sagt es!" „Wer — aber — wat wird im mit dis drei Tonnen, dis Herr von Hölsch bestellt hat?" „Drei Tonnen hat er bestellt!" meint Myn heer grimmig. „Mes von Mattes Gelds! Die drei Tonnen, dis trinkt man nur. Ich sags euch — wenn die Hölfchs Lossen geräumt haben — daun könnt ihr zehn trinken! Die zahlt dann der alte van Lossen! Aber — die Heirat findet nicht statt!" „Heute abend ist aber doch der Polterabend, Mynheer! Tas ganze Dors will nach dem Schloß ziehen, Md alle haben schon die Töpfe und Krüge, die einen Sprung Habs», rausgesucht!" Mynheer lacht auf. „Immer feste! Tas wird ein Polterabend, an den alle denken werden!" * !Auf Lossen herrscht reges Leben. Tis Gäste kommön an und werden herzlich will kommen geheißen und in den zahlreiche» Frem denzimmern gut unlergebracht. Tas Personal hat alle Hände voll zu tun. Gegen 7 "Uhr abends trifft Fürst von Plessa» Mit feiner Gemahlin ein. Hölsch strahlt vor guter Laune. Er fühlt sich sicher Md glaubt nun, daß er über ds» Berg ist. Lii« Hochzeit wird steigen. Punkt 7,30 llhr betrstt das jung« Paar den Saal. Marls ist sehr bleich, das Gesicht schmal Md die Augen starr und glanzlos. Dis Vorstel lung beginnt. Marls zeigt hin und wieder ein stereotypes Lächeln. Tann setzt man sich zur Tafel nieder. A Im Tottorhause wartet man voll Spannung auf Eddys Ankunft. Es ist 7 Uhr geworden, 7,30 Uhr und nichts zeigt sich. Da kommt ein Anruf. Sie haben «ine Panne mit dem Auto gehabt Md werden gegen 8,30 Uhr eintreffen. Rechtsanwalt Reuß, Tr. Erock und Waller stehen vor der Tür, als endlich gegen 8,30 Uhr der Magen vorfähtt. Tarin fitzt Eddy, begleitet von einem Pokizei- beamten, dem Eerichtsrat des Oberoormund- fchastsgerichtS Börner und noch drei Männer: die finster vor sich hin blicken. Eddy verständigt sich mit dem Vater, der feinen Wagen aus der Garage holt Md gemein sam fabrsn sie nach Lossen. Dis Dorfbewohner kommen gerade vom Pol terabend zurück. Sis sind guter Laune, und alles freut sich dei' gespendeten Bieres. T-is Tafel ist vorüber und der Tang im Saa! hat begonnen. Mynheer van Losse» tanzt eben mit der Für stin Plessen. Nismar hält Matt« im Arm, Hölsch steht mit den Freunden seines Sohnes am impro visierten Büfett und trinkt Champagner. Da kommt ein Diener und meldet: „Gnädiger Herr es find eins Anzahl Herren eingetroffen, dis Sie sofort sprechen möchten!" Hölsch ist mit einem Malo ernüchtert. Sein Her» Wägt wild im Takt. Gr ahnt —> fetzt, kurz vor Toresschluß - kommt das End«. Er spürt förmlich dis Gefahr. p (Fortsetzung fotzt.)