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Joharm Daderbeck, ihr Vater, machte eia grämlich-fragendes Gesicht. Johann Baderbeck, der Besitzer des Baderbeckschen i Weingutes, war, wie immer einmal, schlechter Laune. Er sah aus wie sechzig und war erst knapp fünfzig. Seine hagere Ge- Kalt von Mittelgröße, die so eckig wirkte, stand im direkten Ein klang mit seinen immerwährenden, miesepetrigen Stimmungen, i „Mein Kind", sagte er mit seiner knarrenden Stimme, die an ! ungeölte Stiefel erinnerte, „ich habe dir schon so ost gesagt, baß du nicht wie eine Bombe ins Zimmer Platzen sollst. Mir scheint, ! daß ich dich dazu vier Jahre in die teuere schweizerische Pension geschickt habe, damit du in deinem Elternhaus nur das Gegen teil von jenem tust, was man dich dort geehrt hat. Esem..., wovon machtest du mir eben so undamenhaft Mitteilung...?'^ Johann Baderbeck blickte verdrießlich auf seine reizende Tochter. „Puh.. I" sprühte Suse Baderbeck. „Schon wieder schlechte Laune? Nimm es mir nicht übel, Papa, aber in der lchten Zeit ist es direkt ein Kreuz mit dir. Wie ein zum Tode verurteilter Truthahn...^ ,,Mem Kind -. I Diese fürchterliche Ausdrucksweise !" Johann Baderbeck schlug entsetzt die Hände zusammen. Er legte den größten Wert auf eine wohlgesetzte und vornehme Sprache. Einer seiner zahlreichen Tanten hatte eine Stieftochter, die mit einem polnischen Fürsten verheiratet war, von dem er Äen einen Brief erhalten hatte. Die vorgenannte, Ehrfurcht er- weckende Tatsache hatte einen krankhaften Stolz in der allzu bürgerlichen Seele Baderbecks geweckt. „Wir niüssen uns von den gewöhnlichen Leuten zu unterschei den wissen", Pflegte er zu Frau uno Tochter zu sagen. „Das find wir unserer fürstlichen Verwandtschaft schuldig!^ Seine Gespräche mit anderen Leuten begannen meist mit den Worten: „Tja, was meine Base ist, Ihre Durchlaucht die Für stin Maschinoll.. Daß aber der Fürst Maschinoll ein hoffnungsloser, degene rierter Idiot war, der außer einem baufälligen Gebäude, das er in schweren Anfällen von Größenwahn als „Schloß meiner Ahnen bezeichnete, nichts als Schulden sein Eigen genamrt hatte, wollte er nicht wissen. Da dieser Fürst Maschinoll hier noch eine Rolle zu spielen j hat, sei dem Verfasser gestattet, seine Person ganz kurz zu skiz- ! zieren. ! Besagter Fürst Maschinoll wurde eines Tages von dem schmie- ! rigen Wirt der Kulackcnkneipe seines Dorfes mit mehr oder we- I Niger höflichen Worten daraus aufmerksam gemacht, daß jener ' geringeren Wert auf den hochtrabenden Namen „Fürstlicher Dostteferant" lege, als auf die endliche Bezahlung der riesigen i Schnapsquantitäten, die der Fürst monatelang geruht hatte ge- gen ein huldvolles Lächeln in seinen erlauchten Bauch zu gießen. Diese unschöne Eröffnung hatte zunächst des Fürsten höch- lichsten Grimm erweckt. Dann hatte seine Durchlaucht den Geld heischenden Wirt eigenhändig verprügelt und unter lästerlichen Flüchen aus dem „Schloß" geworfen. Nunmehr ging seine Durchlaucht daran, die Schmuckschatulle der Fürsten Maschinoll ohne erhebliche Hoffnung nach etwas ! Veräußerlichem zu untersuchen. Er fand zu seinem grenzen- losenstem Erstaunen dennoch ein kleines Diadem, und damit war auch der Inhalt dieser fürstlichen Schatulle erschöpft. Bei dem Lebenswandel seines seligendurchlauchtigsten Vaters war Fürst Maschinoll davon überzeugt, daß dieser unecht aussehendc Schmuckgegenstand auch wirklich unecht war. Trotz seiner hoffnungslosen Idiotie besaß der Fürst noch jenen Optimismus, der die Finanzminister verschiedener Lüirder aus- j zeichnet. Er ließ einen Juden kommen, der mißtrauisch erschien, da er der Überzeugung war, daß seine Durchlaucht einen höchst unfürstlichen Pump ausnchmen wolle. Der Krummnasige verfiel fast dem Wahnsinn, als er feststellte, baß das Diadem echt war. In seinem erschütterten Zustand ofsenbarte er dem Fürsten diese Tatsache und eine Minute spä- ! ter verfluchte er sich und sämtliche seiner Ahnen, daß er es ge- s tan hatte. Er hätte das Diadem von dem vertrottelten Fürsten als Talmi abkaufen können. Nach Verlauf einer Stunde, worin der Fürst seinen gesäurten Schatz polnischer Schimpfwörter auf den Sohn Isaaks unter An drohung vierzehn verschiedcirer Todcsarten herabprasseln ließ, legte der Jude ein Bündel Zlotys auf den Tisch und versicherte, Tränen in Augen, daß dieses Geschäft ihn und seine KindeS- kinder auf ewige Zeiten hinaus ruiniert habe. Der Fürst nahm das Geld und verabschiedete sich freund schaftlichst mit einigen durchlauchtigsten Fußtritten von dem Juden. Zwei Tage später saß seine Durchlaucht in Wiesbaden nnd lernte die Bale Jobaun Laderbecks kennen, die ücb dort der ziemlich aussichtslosen Tätigkeit hingab, ihre zweiundeinhalb Zentner auf das Gewicht einer ätherischen Elfe heruntocKl- schrauben. Ach, ein richtiger Fürst! Die Stieftochter jener Taute Jo hann Baderbecks verging fast vor ehrfurchtsvoller Wonne, wäh rend Seine Durchlaucht in einem Anfalle krankhafter Intelli genz Erkundigungen über ihre Vermögensverhältnisse einzog. Als der Bescheid von dem Auskunftsbüro kam, hätte sich der Fürst vor freudigem Schreck bald aus dem Fenster gestürzt. Dem beorderten Kellner warf er die Sodaflasche hinterher und regulierte seine ohnehin schon lädierten Sinne mittels einer er klecklichen Quantität blanken Whiskys. Nachdem er einen Flakon Kölnisch Wasser zu sich genommen hatte, um den würzigen Alkoholduft zu beseitigen, besuche er den umfangreichen weiblichen Geldsack. Dort schwor er bei allen Helligen, von denen er früher mal zufällig Kenntnis er hallen Halle, daß sein hocharistokratischer Leib bald erkaltet eine Leichenhalle zieren würde, falls seine Liebesschwllre kein geneigtes Ohr finden sollten. Da das geneigte Ohr vorhanden war, konnte man dem Fürst eine Vorspiegelung falscher Tat sachen im erstgenannten Sinne nur moralisch nachweisen. Und somit kam es, daß nach Ablauf von vier Wochen ein größerer Teil der weiblichen Baderbeckschen Verwandtschaft seine Beziehungen zu der Frau Steueroberinspektor, der Frau Gas werkskassierer usw. ostentativ abbrach, da ein fürstliches Ge blüt in die Familie eingeheiratet hatte und man nunmehr glaubte, auf besseren Umgang Wert legen zu müssen. — Johann Baderbeck, zu dem wir nun wieder nach diesem kur zen Zlllsflug zurückkehren, sah seine Tochter strafend an. „Also, was ist's mit diesen putzigen, drolligen Dingerchen, von denen du mir.erzählen wolltest...?" Suse Baderbeck zog ein allerliebstes Schmollmäulchen, und Nach einer Welle sagte siet >,Aber du weißt doch, Papa! Diana...! Vor der Stunde hat sie sünf kleinen wolligen Jungen das Leben gegeben." „Welch ein Ereignis, welch ein Ereignis, hahaha !" giftete sich Papa Baderbeck völlig uninteressiert. „Aus der Geburt einiger jünger Hunde ein Weltgeschehnis M machen! Sicher kommst du nächstens ebenso aufgeregt hier hereingestürmt, um mir viel beschäftigten und sich sorgenden Familienvater hie Tatsache zu unterbreiten, daß der Kanarienvogel den Schnupfen hat, hahaha! Was seid ihr Frauen doch für ein geschwätziges Volk! Aus einem Elefanten macht ihr eine..." „Umgekehrt, Papa, umgekehrt!" unterbrach ihn Suse lachend, und ihre großen braunen Augen funkelten vergnügt. „Wieso...? Was meinst du umgekehrt? Ach so! Ja, natür lich!. Aber Schluß jetzt mit diesen wertlosen Gesprächen. Ich habe den Kopf voll anderer unerquicklicher Dinge. Baptiste Lüders hat den Prozeß um den Reberchügel gewonnen! Er hat gewonnen, gewonnen, verstehst du, Suse? Gewonnen hat er! Himmel, ich könnte aus der Haut fahren! Er hat seinen An spruch auf den von mir wieder tragfähig gemachten Rebenhügel durch eine vergilbte Schenkungsurkunde eines längst verblichenen Rheingrafengeschlechts geltend gemacht. Das Gericht hat diese Urkunde anerkannt und Baptiste Lüders den Rebenhügel zuge- sprochen!" !<^N! w .., Gesundheitspflege. Honig als Wundheilmittel. Der Honig genießt in der Volksmedizin seit alters her als Mittel gegen mancherlei Gesundheitsstörungen, beson ders gegen den Katarrh der Luftwege, großes Vertrauen. Neuerdings ist ihm sogar von medizinischer Seite bestätigt worden, daß er auch in der Wundbehandlung als Haus mittel vortreffliche Dienste leisten kann, und zwar in der Form des H o n i g v e r b a n d c s. Er wird mit Mehl zu einem Teig vermengt, um Geschwüre und eitrige Beulen zur Reife zu bringen, sowie bei Wunden Span nung und Schmerz zu lindern. Der Honig bildet in allen diesen Fällen einen durchaus sicheren Luftabschluß (Okklu- sivvcrband), der gleichzeitig durch seine Klebkraft die Wnndränder zusammcnhült. Durch einfaches Eintauchen in Wasser läßt sich der Verband leicht abnehmen, weil der Honig und auch der Honigteig leicht löslich ist. Zweifellos hat der Honigverband durch seinen Gehalt an Ameisen säure antiseptische Eigenschaften, und er ist daher — wenigstens als Notmittel bis zur Ankunst des Arztes — sehr geeignet, das Jodoform, die Karbolsäure und ande« alüme Verhandmittel Lu Mützen.