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„Sollte noch mehr von diesem Zeugs hier herumliegen, so haue es zusammen. Beiständen, Kidder!?" „Na, und ob!" lachte Kidder mit seiner Baßstimme überaus ! einverstanden mit diesem Auftrag. „Sofort gehe ich höchst I persönlich an die Arbeit!" ! Robert schloß das Fenster und wandte sich zufricken wieder seineur halberstarrten Onkel zu. Nachdem Hulda Mißlack vor dem schrecklichen Besucher ge flüchtet war, kehrte sie durch den Garten wieder in das Kaus Mück. Sie sah den Mantel und Hüt dieses teuflischen Korkvertreters - «och immer auf der Flurgarderobe hängen. ! Hulda Mißlacks Energie war zurückgekehrt. Sie kochte vor > Wut. > Was sich dieser unverschämte Korkreisende — für den sie Robert hielt — nur herauszu nehmen gewagt hatte. § Wutbebend ging sie in ihr Zimmer und schloß de» dort sich i befindlichen Sekretär auf. ! Die offene Lad« zeigte eine Anzahl Forschen. , > Hulda wählte infolge der ungeheuren Aufregung, in die mim ' sie versetzt hatte, die Weinbrandflasche. - Hastig goß sie sich zwei große Gläser davon in ihr aufgeregtes Innere. So, nun würde sich die nötige Forsche eiustellen, um diesen Lümmel von einem Korkreisenden, der sich bestimmt jetzt in Baptistes Zimmer aufhielt, zu begegnen. Baptiste mußte ihn mit Schimpf und Schande einfach hinauswerfen. Hulda Mißlack reckte kampfesbereit ihre hagere Gestalt und verließ wie ein etwas mißratenes Racheengel das Zimmer. . Lom Hofe herein klang das Klirren von Glasscherben. > Fräulein Mißlack stutzte. > WaS wird denn da draußen zerschlagen? dachte sie und eilte, ganz Herrscherin, hinaus auf de« Hof. Wie erstarrt blieb sie auf der letzten Treppenstufe stehen. Zeh« Schritte von ihr entfernt zertöpperte zufriedenen Ge sichts der alte Kidder Flasche auf Flasche, die das Mineral wasser enthielten. Eine erkleckliche Anzahl dieser Flasche» stand «och vor chm und harrten wie Deliquenten darauf, in das Jen seits befördert zu werden. Hulda Mißlack schnappte ein paarmal angestrengt nach Luft. Dam» eilte sie auf den emsig tätigen Kellermeister zu, der sie bereits erspäht hatte und nun wie ein Berserker Schrecken und Vernichtung unter den Flasche« anrichtete. »Hall, hallt Was machen Sie denn da!?" schrie Hulda und stand im lodernden Grimm vor dem alten Kidder. „Die Flaschen kaputt, mein Frvllein!" brummte Kidder lako nisch Und setzte sein Zerstörungswerk unbeirrt fort. Nur ein Erd beben Hütte ih« von der Stätte seines zertrümmernden Wirkens ««tarnen könne«. „Wie können Sie es sich unterstehen, dieses Mineralwasser zu vernichte»...? Was fällt Ihnen denn eigentlich ein? Sind Sie plötzlich verrückt geworden?" Die erboste Haushälterin schien zerspringen zu wollen. Der Klemmer auf ihrer Nase vibrierte heftig. r,WaS heißt hier verrückt geworden...?^ fragte Kidder mit seine« tiefe» Baß gemütlich, während sein Hammer gleich vier Flasche» mit einem Male die Hälse brach. „Sofort hören Sie aus!" schrie Hulda völlig außer dem Häus chen über di« Nichtachtung ihrer Person. „Nö, Madam, dat tu' ich nit!" versetzte der Kellermeister gmy Zucker und hob eine der vollen Kisten auf, um sie im nächste» Augenblick wieder auf das steinige Hofpflaster zu wer fe«. In der Kiste klirrt und knirschte das so aus seiner ur sprüngliche» Form gebrachte Glas. Zischend entwich das Mine ralwasser. HuLa Mißlack war entsetzt zurückgewichen, da sie in dem Glmcken war, der Kellermeister wolle ihr in einem Anfälle von Brutalität die Kiste an den Kopf werfen. Dann schrie sie außer sicht „Ich Werve darauf dringen, daß Sie noch heute" — ihre Stimme überschlug sich wiederholend: „noch heute entlassen werde»! Ha, ich will doch mal sehen, ob hier meine Wünsche «och respektiert werden !" Sie warf de« grinsenden Kellermeister einen vernichtenden Blick z» mck fegte wie aus der Pistole geschossen in das Wohn- ha»S zurück. Gütlich anßrr Atem kam sie oben im Arbeitszimmer Bap tiste Lüd-wS a«. Für den ersten Augenblick prallte sie zurück. Dieser unver ¬ schämte Korkreisende saß da im besten Sessel und griente sie herausfordernd an. ! „Baptiste..." keuchte sie. „Gehe sofort hinunter auf den Hof! i Der Kellermeister scheint plötzlich das Delirium tremens bekom- ! men zu haben. Er zerschlägt sämtliche Mineralwasserflaschen, und nichts kann ihn davon abhalten. Wieder einmal ein Bei spiel, was der Triwk aus einem Menschen machen kann!" Onkel Baptiste saß über das unerwartete Auftauchen seiner Jugendfreundin etwas erschrocken da. Er wußte nicht gleich, was er ihr antworten sollte. Robert nahm das Wort. , „Teuerste Freundin", begann er. „Schweigen Sie!" schrie Hulda und barst ball» vor Empörung. . „Dieser Lümmel hier, Baptiste, hat mich heute schon einmal un- ! erhört beleidigt! Weise ihm sofort das Haus! Hörst du, » Baptiste?" i ! -Liebwerteste!" begann Robert wieder. „Dieser Herr hier ist > einfach taub! Er versteht Sie nicht mehr. Nur ich allein bin ! augenblicklich noch in der Lage, mit ihm zu reden. Bitte, «eh- i men Sir Ihr Greta-Garbo-Köpfchen etwas herum und passen ! S« mal auf, wie schon er mir antworten kann!" ! Robert ging innerlich lachend auf den Onkel zu und zwinkerte ' mit den Augen. - „Ich schlage vor", begann er, „wir beide gehen jetzt mitsamt des nach den .Angaben dieser entzückenden Dame plötzlich ver rückt gewordene« Kellermeisters hinunter in den Krobierkeller und brechen einigen Flaschen des Mer Eldtstädter den Hals!" „DaS ist ein guter Vorschlags versicherte Onkel Baptiste, der sein« ängstlichen Hemmungen überwunden hatte. „Also los, gehen wir!" „Baptistek" Hulda zerplatzte bald. „Du willst wieder Len dir so schädlichen Wein trinken! Und zum Überfluß auch noch mit diesem Lümmel hier! Meine heiligste Aufgabe ist, über deine Gesundheit zu wache«. Ich verbiete es dir einfach!" „Geschätzte Gesundheitswächterin", fing Robert salbungsvoll . an. „Wachen Sie über Ihre Kochtöpfe! Über die Gesundheit seiner Menschenkinder wacht schon unser lieber Herrgott. Wan deln Sie zurück in Ihr Reich und geben Sie von heute ab dem Gesinde doppelte Portionen, damit es nicht eines Tages über Ihre höchst ehrenwerte Person herfällt und Sie vor lauter Hun ger abknappert wie die Knochen eines alten Huhnes." „Diese Beleidigungen! Diese Beleidigungen! Aber hörst du denn gar nicht, Baptiste?" Hulda schleuderte einen zornig-auf- fordernden Mick auf Onkel Baptiste. , -,Baptiste versteht nicht mehr, was Sie sagen, Schwester", ! begann Robert traurig. Im nächsten Augenblick erhob er seine Stimme zu Blitz und Donner: „Wenn Sie in einer Minute noch hier im Zimmer stehen, werde ich mich nicht mehr halten kön nen. Was ist schon so ein kleiner Mord für mich, haha! Und bei Ihnen gibt es ja nicht allzu viel zu töten! Hinaus, sage ich, oder beim Henker! In der nächsten Minute wird Ihr er kaltender Leichnam diesen schönen Teppich hier verunzieren!"- Hulda entfloh nach einem gellenden Schrei und riegelte sich unten in ihr Zimmer ein. Baptiste, Ler Korkreisende, der Keller meister ... alle schienen wahnsinnig geworden zu sein! : „Ja, lieber Onkel", lachte Robert Lüders oben, „bei deiner Jugendfreundin kann nur noch eine Gewaltkur etwas ausrichten. - Nun komm! Besuchen wir den Krobierkeller. Der alte Kidder wird sich höllisch freuen, seinem Chef wieder einmal ein Glas c i was Ordentliches trinken zu sehen!" r „Ich lehne jede Verantwortung ab!" rief Onkel Baptiste im , i Tonfalle einer abgesägten Staatsgröße und lachte. „Ich glaube , , jetzt auch bald, daß meine grämliche Gemütsverfassung von , , dem unterbundenen Weingenuß herrührt. Also los! Mir läuft jetzt schon das Wasser im Munde zusammen, wenn ich an den Mer Eldtstädter denke."- „Mir geht es nicht anders, Onkel Baptiste", lachte Robert vergnügt, während er seinen Onkel unter den Arm faßte, wor- E ! auf sie hinunter zu dem alten Pidder in den Keller stiegen. x Ul ! Suse Baderbeck wirbelte mit freudig gerötetem Gesicht die a Treppe hinauf und riß mit einem Jubelschrei die Tür zum - Wohnzimmer auf. -Mns Stück sind es, Papa!" rief sie etwas außer Atem und - strich ein paar der braunen, widerspenstigen Locken aus dem Ge-i sicht. ,Miß sehen sie aus, Papa! Ach, doch gar zu drollige,! - prchige Dingerchen sind es !" "