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anfzugeben. Wenn im sie Hin LLergeKo Haft, komme wieder zu mir, Gröger." Während die Kammerfrau sich entfernte, um den Auftrag auszuführen, lehnte Frau Richard« sich in ihren Stuhl zurück und legte die Hand über die Augen, um sich ein wenig auzuruhen und gleichzeitig ihre Ge danken zu sammeln. Run kam ja das Schwerste. Run galt es Gericht zu halten über Sylvia. And wie üef die Liebe zu diesem Mädchen sich be reits in ihr Herz gestohlen, hatte sie zu ihrer Bestürzung Pest gemerkt, als sie jenen niederschmetternden Brief rorhm las. Ganz deutlich fühlte Richard«: „Es ist Et Notz, veil ich, in ihr Randals Vermächtnis und einen neuen Lebenszweck erblickte. Sie war mir persönlich lieb, Tlles Gute. SLöve. Reine schien mir in ihrem Wesen verkörpert." „Aber nicht eMnal dies bitzchen GlM am Abend meines Lebens will das Schicksal mir gönnen," dachte sie bitter. „Denn es sicht autzer allem Zweifel, dah ich De keine Aunde länger bei mir behalten kann, wenn auch nur ein Korn Wahrheit in dem schrecklichen Brief ist. Aber sie soll nicht ungehörr verurteilt werden." Frau Gröger trat ein. .Herr Doktor Deifing ist mit den BMen bereits fort, gnädige Fran!" „Es ist gut. Ruse mir nun — FräulM Franken stein, Gröger!" ' ? - Die Stimme Rrchardas klang hart un§ Mt. Frau Gröger erblaßte. Verwirrt starrte sie ihre Herrin au. Wußte diese etwa schau —? ^Run, warum siehst du mich so merkwütdrg an, Kroger? Arid warum gehst Lu nicht, meinen Befehl auszu Uhren?" -Well — ach GM— gnädige Frau Die Kam merfrau brach plötzlich in Tränen aus und fuhr dann verstört und hastig fort: „Ich kann ja Fräulein Sylvia nicht rufen, denn sie ist — fort! Wir wissen nicht, wo- hün mch können es gar nicht begreifen! Den ganzen Morgen bin ich schon vor Angst und Aufregung völlig außer mir und Hobe es nur nicht gemeldet, damit die gnädige Frau nicht unnötig erschrecke, denn ich hoffte von Minute zu Minute, sie werde wieder kommen. Ganz sicher ist ihr ein Unglück zugestotzen. — Der Gärtner sah sie um «esn Ahr trotz des drohenden Gewitters noch in den Garten gehen — sie schlug den Weg zum Winzer- Haus ein. Seitdem ist sie verschwunden." Es blieb minutenlang still nach Een Worten. Richarda Helleport sah bleich, mit fest verschlossenen Lippen vor sich hin. Ein bitterer Zug lag um ihren Mund, als sie endlich kalt sagte: „Du braschst keine Angst ms sie haben, Gröger. Ihr ist nichts geschehen. Zähle lieber deine Silberlöffel nach und melde mir dann, was davon fehlt!" Lid als die Kammerfrau sie in wortlosem Entsetzen anstarrte, fuhr sie mit schmerzlichem Unterton fort: „Du glaubst es nicht? Da lies diesen Brief, dann wirst du vielleicht besser verstehen. Ja, ja, — Gröger — wir haben uns wieder mal getäuscht." Schweigend las Frau Gröger den ihr gereichten Brief. Aber schon während des Lesens färbte die Röte des Zorns ihr ehrliches Gesicht. Und beim letzten Blatt warf sie das Blatt heftig auf den Tisch. „Und das haben Sie auch nur einen Augenblick lang glauben können, gnädige Frau? Diese elenden Lügen?" „Lügen? Was sollte ein Fremder für ein Interesse haben, derlei Anschuldigungen zu erfinden?" fragte Frau Helleport, aber ihre Stimme klang nicht mehr ganz so sicher wie zuvor. Frau Gröger zuckte ärgerlich die Schultern. „Das weiß ich natürlich nicht, aber das weiß ich ganz be stimmt, Latz es Lügen find! Dafür lege ich meine Hand jederzeit ins Feuer! Und Sie, gnädige Frau, tun mir schrecklich leid. Wie arm hat die jahrelange Einsamkeit Sie gemacht, daß Sie ganz verlernt haben, an das Gute bei Menschen zu glauben, und nicht Mühr vertrauen können!" Damit verließ sie häskiq Ws^WMr, als fürchte sie, Sch 22. Richards Helleport blickte ihr betroffmr nach. Wäre es möglich, daß die Gröger in ihrem unev schütrerlichen Glauben recht hatte? Aber wer sollte einen solchen Versuch gemacht haben mW wozu? — Und Sylvia war doch wirklich fort! — Nuten fuhr ein Wagen vor und hielt vor dem Haus, Das war ungewöhnlich, daß Frau Helleport sich un willkürlich erhob und ans Fenster trat, um hinab zusehen. Dabei ertappte sie sich auf der unruhigen, sehn süchtigen Erwartung: „vielleicht Nachricht von Sylvia — vielleicht sie selbst." Aber es war nicht Sylvia, sondern zu ihrer grenzen losen Aeberraschung Elena Trojan, die eben aus dem Wagen gehoben und ins Haus getragen wurde. Ehe Frau Gröger den unerwarteten Besuch noch melden konnte, hatte Richarda ihr Zimmer bereits ver lassen und eilte die Treppe hinab. Am Fuß derselben traf sie mit der Kammerfrau zusammen. „Wo ist Frau Trojan?" „Im blauen Salon habe ich —" Richarda eilte an ihr vorüber und öffnete hastig die Tür zu dem bezeichneten Gemach. „Liebe Elena, wie hübsch von dir, daß du gerade heute kommst, wo ich mich ganz besonders nach dir sehnte und dich nach Tisch selbst aufsuchen wollte — aber mein Gott, Liebste, was ist dir?" unterbrach sie sich er schrocken, als sie das bleiche Gesicht der Freundin be merkte. Elena Trojan, Äe ihr aus einem Lehnstuhl beide Hände entgegenstreckte, antwortete bekümmert: „Ja, Richarda, und ich komme zu dir — das heißt eigentlich wollte ich zu Fräulein Frankenstein — bitte, kann ich die Sylvia sprechen? Ich erkläre dir dann alles —." „Sylvia ist seit gestern Abend aus meinem Haus verschwunden. Wir wissen nicht, wo sie ist — aber warum willst du gerade sie sprechen?" fragte Richarda befremdet. Elena antwortete nicht. Sie war bei Richardas Wor ten wie gebrochen in ihrem Stuhl zusammengesunken und flocht nervös die zitternden Finger ineinander. „Verschwunden — o Gott — Sylvia auch? Und — seit gestern Abend —!" stammelte sie leichenblaß. Fra« Helleport betrachtete sie kopfschüttelnd. „Willst du mir nicht sägen, Elena, was all dies zu bedeuten hat?" „Roby ist spurlos verschwunden — und nun auch sie!" stammelte Frau Trojan abwesend. Richardas Blick wurde immer erstaunter. „Aber was hat deines Sohnes Verschwinden mit Kem meiner Gesellschafterin zu tun?" „Sie waren doch beisammen gestern Abend um neun Uhr, wollten sich wenigstens oben am Winzerhaus treffen." „Dem Sohn und — Sylvia?" „Ach ja —, du weißt ja nicht, Sylvia war doch seine Braut. Das gute Kind in seiner Selbstlosigkeit und weil sie dir ,o zugetan war, wollte ja nicht, daß wir es dir gleich sagten. Sie verlobten sich am selben Tage, da du Sylvia oben Randals Lied singen hörtest und sie nachher mit dir nahmst. Und Roby wollte ja durchaus gleich heiraten, aber Sylvia lehnte es ab, — deinetwegen. Sie meinte, sie könne dich doch jetzt nicht verlassen, nachdem du eben erst den Weg in die Welt zurückgefunden hattest. Erst müßtest du in fester Fühlung mit mir sein und sie müsse Gelegenheit haben, dir recht viel Liebe zu erweisen, weil du gerade die so lange entbehrt hättest. Vas müsse sie schon um ihres geliebten Pflegevaters Villen tun, denn sie ahnte ja dunkel, daß er dir viel nehr bedeute als ein gewöhnlicher Bekannter. Und darum brächte sie es nicht übers Herz, auf dein gütiges Entgegenkommen mit der Mitteilung zu antworten, sie sei Braut und wolle demnächst heiraten. Das müsse sich vielmehr allmählich von selbst ergeben und erst, wenn du sie leicht entbehren könntest, dürfe sie an ihr eigenes Mick denken. Aber nun muß ich dir ja doch wohl alles kaaen. sonst kannst hu ja gar nicht begreifen, warum mich