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Frankenberger Tageblatt 93. Jahrgang Freitag den 9. Februar 1931 nachmittags Nr. 34 Waffm mid Sprengmittel des Sozialdemokra- Korreferat mit Führungsnutt, Oberstlaudesfüh- Es wurden Ausdehnung der Wiener Polizeiattlon gegen die soziaWWe Partei rer II und Abteilung für Arbeitsdienst) des Ar beitsdienstes und der Technischen Nothilfc mit. Gliederung rind Zusammensetzung des Stabe» meldet Obergruppenführer Seldte möglichst um- zialdemokratischen Partei vorgcnommeue Haus suchung erfolgte im Zusammenhang mit den Waffsnfunden in der Gemeinde Schwechart bei Wien, wo bedeutende Mengen von Waffen, Mu nition und Sprengmitteln beschlagnahmt worden sich durch aufenpolitifche Rücksichten erklären Reinickendorf die dürfte. Der Pariser Berichterstatter des „Js- Reihenhäusern in —. westija" begnügt sich mit folgender Bemerkung:! gerissen wurde. An der Nordseeküste bestand .„Die Maschinengewehre von gestern beweisen, daßsdie Gefahr einer Sturmflut. tischen Schutzbundes sichergestellt, l mehrere Verhaftungen vorgenommen. gegen den sozialistischen Schutzbund ist kn ver schiedenen Orten Niederösterreichs mit Unter- stützung von Schuhkorpsabteilungen durchgeführt worden. Ferner ist in den Abendstunden von einem Uebersallkommaudo der Polizei das sozialistische Parteisekretariat besetzt und eine eingehende Haus suchung vorgenomme>l worden. Hierbei sind auch, die Schreibtische der sozialistischen Abgeordneten und Nationalräte durchsucht worden. die französische Bourgeoisie mit normalen Metho den nicht mehr regiert werden kann/' gefunden. Der Stabschef der SA Röhm hat em Quartiermeisteramt im Stabe des Obersten SA- Führers errichtet. Ches dieses Amtes ist Ober gruppenführer Seldte. Norddeutschland wurde ebenso wie D ä - nemark am Donnerstag von einem schweren Sturm, verbunden mit Hagel und Schneefällen, heimgesucht. In Berlin wurde Windstärke 10 gemessen. Von den Schäden, die der Sturm angerichtet hat, sei besonders erwähnt, das; in — ganze Dachkonstruktion von einer Länge von 150 in los- Derengere Ausschuß des Büros der Abrüstungskonferenz wird am 13. Fe bruar unter Henderson in London zusammentreten. Die parteiamtliche Korrespondenz des öster reichischen Landbundes wurde beschlag nahmt. Am Donnerstag fand der Form halber in Paris eine Kammersitzung statt, zu der nur zwei Abgeordnete erschienen waren. Die Haussuchungen bei den Wiener Sozialdemokraten guarNerMlstllamt in der SA nnier seldte stunden auf die Vereinslokals, Gemeinde- und Ar- beiterhäufer in ganz Men ausgedehnt worden. Tas Gebäude des „Vorwärts" wird in der Nacht polizeilich überwacht. Tas beschlagnahmte Ma terial wird noch in den Nachtstunden einer ein gehenden polizeilichen Prüfung unterzogen. Die parteiamtliche Korrespondenz des öfterreich. Landbundes beschlagnahmt Das Frankenberger Tageblatt ist da« zar «erössentlichang der amtlichen Bekanntmachungen derAmtsbauptmannschast «Ma und der Stadtratr zu Frankenberg behördlicherseits bestimmte Blatt Wien, 9. 2. Die Polizeidirektion hat Don nerstag abend dis parteiamtlicho Korrespondenz des Landbundes, die einen Appell der Parteilei tung an den Bundeskanzler veröffentlichte, im Kampfe gegen den Nationalsozialismus nicht Ge sinnung, sondern nur die Taten zu verfolgen und unverzüglich eine Umbildung der Regierung auf nationaler Grundlage vorzunehmen, beschlag- .nahmt. Tiefes Vorgehen der Polizei, das sich , ! unmittelbar gegen den früheren Vizekanzler Wink- In der Arbeiterschaft soll wegen des scharfen ler richtet, hat hier großes Aufsehen erregt, da Vorgehens der Polizei große Erregung herrschen die Regierung damit offenkundig den Vorschlag und mit einem Streik gedroht worden sein. Man des Landbundes auf Annahme nationalsozialisti- nimmt an, daß die ungewöhnlich groß ange-j scher Vertreter in die Regierung abgelehnt hat. legte Polizeiaktion gegen den sozialistischen Wehr-! verband im wesentlichen auf die Forderung von, leitenden Heimwshrkreisen zurückzuführen ist. Viel bemerkt wurde, daß diese Aktion gerade während der Abwesenheit des Bundeskanzlers Dollfuß ein geleitet worden ist. Berlin, 9. 2. Der Stabschef der SA erläßt nach der „Kreuzzeitung" folgenden Befehl: „Im Stab des Obersten SA-Führers wird ein Quartiermeisteramt (Qu) errichtet. Chef: Ober- gruppenführcr Seldte. Das Quartiermeisteramt hat alle wirtschaft lichen und Fürsorgeangelegenheiten, soweit sie nicht in das Arbeitsgebiet des Verwaltungsamtes ge- waren. In den letzten Tagm wurden auch an hä^n, zu bearbeiten. Daneben mirkr es bei den verschiedenen Stellen in Wien verborgen gehaltene Vorarbeiten zum Einsatz der SA-Reserve ll (im Stadtviertel in die Luft zu sprengen. Der Bericht erklärt, es «handel« sich hierbei um einen uner- hört verbrecherischen Anschlag bolschewistisch- marrrstischer Elemente gegen die Sicherheft des Staates. In Zusammenhang damit seien zahl reiche Verhaftungen leitender Funktionäre des ehemaligen Schutzbundes durchgeführt worden. Teilweise lägen Geständnisse vor. Die Maßnah men der Behörden richteten sich keineswegs gegen die Arbeiterschaft als solche, sondern gegen die Schuldigen; doch werde die Arbeiterschaft ge warnt, sich ausputschrn und zu Demonstrationen mißbrauchen zu lassen. Eine gleiche Polizeiaktion Bei einem Eisenbahnunglück unweit L e n s sind 3 Bergarbeiter getötet worden. Die Zahl der Verletzten beträgt 40. Kurzer Tagesspiegel Tas neue französisch «Kabinett wird voraussichtlich 16 Minister umfassen. Herriot dürste das Unterrichtsministerium, Tardieu das Ministerium für öffentliche Arbeiten, Senator Barthou das Außenministerium und Laval das Innenministerium übernehmen. Tie radikal sozialistische Fraktion hat sich hinter Doumergue gestellt. , In Paris ist es am Donnerstag abend zu keinen Ausschreitungen gekommen. Die CGT (Allgemeiner Arbeiteroerband) hat für Montag, den 12. Februar, zum Streik aufge- rufen. Am Donnerstag nahm die Wiener Polizeidirektion eine große Aktion gegen den ver botenen Republikanischen Schutzbund vor. Bei einer Haussuchung wurden Maschinen gewehre, Gewehre, Sprengkörper und Munition Moskau, 8. 2. Der Aufruhr in Paris^und anderen französischen Städten findet in der Sow- jetpresso starkes Echo. In der „Prawda" und der „Jswestija" werden die Pariser Straßenschlachten lebhaft und sachverständig geschildert. Jedoch zeigt sich in der politischen Auswertung der Er eignisse bisher «ine gewisse Zurückhaltung, die Dvllsutz vor der Entscheidung Auseinandersetzmgen mit der Heimwehr An.-iaevvr-i«! 1 Millimeter Höhe etns»aittg s» mm breit) 4 Pfennig, Im Redaktionsteil (--- 72 Mw breit) PsemUg. sUU»e AnjUgen sind bei Aufgabe «II bezahlen. Mr Nackwels und Vermittlung SS Pfennig Sondergebühr. - Wir schwierige S°d°rt°>^ digungen mehrerer Auftraggeber In einer «»zeige und b-i MaM^ Ausschlag. Bei gröberen Aufträge» und Im WIederholungSabdnick El Mäßigung nach feststehender Staffel. Die neuen Manner in FrankreiG Der R«« naO re««» Wien, 8. 2. Tie im Parteihaus der Sw schuß und den Haushaltsplan. Der Kammer präsident richtete an die einzigen beiden Abgeord neten, die anwesend waren, die Frage, ob sie etwas dagegen hätten, daß die Kammer erst wieder einberufen würde, wenn es ihm notwendig erschein«. Widerspruch wurde nicht laut. Der Streikaufruf der EGT. Paris, 8 2 Der Allgemeine Arbeiterver- band (CGT) veröffentlicht einen Aufruf „An die Arbeiter", in dem. es heißt: Wir wollen die grundlegenden Freiheiten uns erhalten, die Vorfahren in heldenhaftem Kampf erworben haben. Um diesen unerschütterlichen Willen zu betonen, müssen alle Arbeiter am Montag, den 12. Februar die Arbeit einstellen. Man muß beweisen, daß die'Kräfte des Volkes gegen über dem Versuch, an die Stelle der Demokra tie die Diktatur zu setzen, nicht stumm und be wegungslos verharren werden. Der Generalsekre tär der CGT, Leon Jouhaur, hat zu diesem Aufruf noch bemerkt, daß die für Montag, den 12. Februar in Aussicht genommene Kündge- bung ruhig und mA aller Disziplin durchge- führt werden solle. - Der Voltzugsausschuß der Beamten hat be schlossen, die Streikparole für Montag zu befol gen. Alle angeschlossenen Gewerkschaftsverbände s werden aufgefordert, sich aktiv an disier Bewe- ! gung zu beteiligen, um die erworbenen Freiheiten zu verteidigen. . Dollfuß auf der Rückreise nach Wien Budapest, 9. 2. Bundeskanzler Dollfuß hat am Freitag früh die Rückreise nach Wien an getreten. Zum Abschied war am Bahnhof u. a. Ministerpräsident Gömbös erschienen. Umbildung der Landesregierungen Wien, 8. 2. Bundeskanzler Dollfuß beginnt am Freitag nach seiner Rückkehr aus Budapest die angekündigten Verhandlungen mit den Län dervertretern, den Heimwehren und den Landes hauptleuten von Oberösterreich, Steiermark und Salzburg über die Heimwehrforderungen auf Durchführung des diktatorischen Regierungskur ses in den Bundesländern. Lr.wird jedoch, wie Donnerstag abend amtlich mitgeteilt wurde, die Forderungen der Heimwehren lediglich entgegen nehmen und sodann als Schiedsrichter die end gültige Entscheidung zwischen der Auffassung der Landesregierungen und den Heimwehrforderungen treffen. Tamil liegt die Entscheidung über den weiteren innenpolitischen Kurs in den Bundes ländern jetzt allein bei Dollfuß. Tie am Donnerstag in Salzburg von den Heimwehrführorn gemeinsam Mit den Vertretern der Vaterländischen Front der Landesregierung überreichten grundsätzlichen Forderungen stimmen niit dem bekannten Tiroler Heimwehrprogramm überein. Zur Verhandlung steht jetzt überall in erster Linie die Umbildung der Landesregierung und dis Einsetzung der aus Zeimwehrmitgliedern zusammengesetzten Landesausschüsse, denen im wesentlichen der Einfluß in dm Ländern über tragen werden soll. Riesige Waffenfunde in vesterreich Großaktion gegen den verbotenen Republikanischen Schutzbund und die Sozialistische Partei — Zahl reiche Verhaftungen Wien, 8. 2. Die Wiener Polizeidirektion hat nach einer amtlichen Mitteilung km Laufe des Donnerstag eine großangelegte Säuberungs- aktion gegen den verbotenen sozialistisch-republi kanischen Schutzbund elngeleitet. Nach der amt lichen Darstellung hat der Republikanische Schutz bund in letzter Zeit wieder eine umfangreiche Tätigkeit entfaltet und Waffen und Munition in großen Mengen bereit gestellt. Bei der Haus suchung ist «s zur Beschlagnahme von Maschinen gewehren, Gewehren, Munition. Handgranaten und Sprengkörpern gekommen, die nach Sach- verständigepaWsagen genügt hätten, ein ganzes Wie», 8. 2. Tie großangelsgts Polizeiaktion gehend an die Oberste SA-Führung, gegen die Sozialistische Partei ist in den' Abend-l Der Stabschef: gez. Böh m. Das Tageblatt ersch-In» an jedem Werktag, Manats-Bezugspreis: 1.V0 Wk. Bel Abholuaa <» den Ausgabestellen des Landg-bi-t-S I» Pfg. mehr, bei Antrag»»» im Stadtgebiet IS Pfg., im Landgebiet 20 Pfg. Botenlohn. Wochenkarten SO Pfg., Einzelnummer 1<»PIg., Sonnabendmlmmer SO Pfg. Postscheelkonto: Leipzig esroi. Memeindegirolmno: Jrank-nberg. Fernsprecher St. — Telegramme: Tageblatt Wankenbergsachsen. Doumergues Kabinett heute nach mittag fertig Paris, 9. 2. (Funkspruch.) Die Blätter rech^ l»en bestimmt damit, daß Doumergue spätestens am heutigen Nachmittag sein Kabinett zusammen haben wird. Er wird ein Kabinett der nationalen Einigung und des Burgfriedens bilden. Monn man einigen Blättern Glauben schenken kann, scheint Doumergue mit einer fertigen Liste nach Paris gekommen zu sein, auf der, dem „Echo de Paris" zufolge, auch der abberufene Pariser Polizeipräsident Chiappe als Innenminister ge standen Haben soll. Bei den Besprechungen dürfte Doumergue auf gewisse Schwierigkeiten gestoßen fein. Doumergue werde, so sagt der offiziöse „Petit Parisien", die Fraktionsvorsitzenden per sönlich mm khre Mitarbeit bitten, falls diese sich weigern sollten, werde er ihnen vorschlagen, die Fraktionsgenossen zu benennen, die nach ihrer Ansicht für den Eintritt in die Negierung in Be tracht kämen. Doumergue werde «s also ebenso machen, wie es Poincare zur Zufriedenheit aller Franzosen im Jahre 1926 unter der Präsident schaft Doumergues gemacht Habs. Man rechnet Damit, daß alle Fraktionsführer von Herriot bis Marin sich zur Mitarbeit in irgendeiner Form! bereit erklären werden! Tie Absage von LSon Blum ist jedoch zu erwarten. Die Mutmaßungen über dis Besetzung der einzelnen Ministericn gehen ätark auseinander. Ls ist nicht ausgeschlossen, «daß Doumergue neben dem ' Ministerpräsidium vielleicht das Justizministerium, möglicherweise aber auch das Außenministerium übernimmt. Auch Barthou und Tardieu werden als Kandidaten für das letztere genannt. Tie Betrauung des Marschalls Petain mit dem Kriegsministerium kann als sicher gelten und dis des Fliegergenerals Euillemin als Luftfahrtminister als wahrschein lich. Als Kriegsmarineminister wird Admiral La- caze genannt. Als aussichtsreichster Anwärter für das Innenministerium gilt Senator Sarraut, obwohl das „Echo de Paris" auch die Betrauung von Chiappe für möglich hält. Kolonialminister wird wahrscheinlich der Abgeordnete Reynaud. Besonders vermerkt sei jedoch die Behauptung des Blattes, daß Tardieu und Herriot sich ge- ieinigt hätten, nicht persönlich in die Regierung zu gehen, da sie Doumergues Aufgabe erleichtern wollten. Wohlwollende Haltung der Pariser Presse gegenüber Doumergue Nur die Linkspresse bezieht Kampfstellung Paris, 9. 2. (Funkpr.) Die Presse steht den Bemühungen Doumergues außerordentlich wohlwollend gegenüber. Auch die radikalsozka- listischen Blätter treten für ihn ein, in der Ueber- zeugung, daß er ein überzeugter Republikaner sei. Tie sozialistische und kommunistische Presse dagegen bezieht bereits Kampfstellung gegen das „faschistische" Kabinett Doumergue und ruft zur Einigung der Arbeiterklasse aus. Der Aufgaben- kreis der neuen Regierung kann und darf nach Ansicht vieler Blätter nur ein beschränkter sein: Sanierung der Finanzen, Verabschiedung des Staatshaushalts, Prüfung der außenpolitischen Lag«, ss daß es für den Augenblick unmöglich fei, an dis Auflösung der Kammer zu denken. Dis Frage einer tiefgreifenden Reform dürfte erst später in Angriff genommen werden können. Ein Teil der Rechtsblätter erwartet aber ein schneidendere Maßnahmen. „Echo de Paris" er- llärt, die nationale Einigung von heute ist nicht mehr die von 1914 oder 1926. »Vor allem sind saubere Männer notwendig, aber auch neue Männer, die mit neuen kühnen Methoden arbei ten. Wir brauchen Persönlichkeiten, die ent schlossen sind, dem Land nach zwei Richtungen hin sie notwendige Genugtuung zu geben, erstens Bestrafung aller in den Stavisky-Skandal ver wickelten Personen und zweitens Bestrafung aller für die abscheulichen Morde vom Dienstag Ver antwortlichen. Wenn dies nicht geschieht, wird sich die Straße erneut rühren. Die Nechtsblätter fordern u. a. die Einsetzung des PolizeiprSsektsn Moppe als Polizeipräsidenten von Paris. Kammersitzung ohne Abgeordnete Paris, 8. 2. Am Donnerstag sand der Form halber «ine Kammersitzung statt. Aus der Ta gesordnung standen die längst überholten Ent würfe sür die Gesetze über den Untersuchungsaus- Kommunistische Kundgebung ln französischen Prooinzstödten Paris, 8. 2. In Saint Nazaire, Lorient und Nevers veranstalteten Kommunisten und Sozia listen am Donnerstag Umzüge. Besondere Zrm- schenfälle ereigneten sich nicht. In Lyon herrscht in den Straßen, die von großen Menschenmengen besetzt sind, große Erregung. Auf der emen Stra ßenseite versammeln sich Kommunisten und sonstige Anhänger der Linken, aus der anderen Sette Mit glieder der rechtsstehenden Verbände. Am Abend begann die Polizei die Ansammlungen zu zer streuen. Sachverständiges Echo dec Pariser bttahenschlachten in Moskau