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Siegesfeier <vn Nachmittag. Die Fahrer kamen m corpore. Schlettewein erschien und die Vorstandsmitglieder der obersten Radsportbehörde. Der Oberbürgermeister schickte einen Vertreter, der di« Fahrer herzlich beglückwünschte. Einige prominente Pressevertreter waren da und sonst noch ein paar gute Bekannte Natürlich Kuch Doktor Arenholtz, Mr. Colombos und Bestie. Di« Stimmung war selbstverständlich di« beste. Nach dem Fisch erhob sich Karl Sckstettewein, der Besitzer des neuen Sportpalastes, klopft« an sein Glas und sprach: »Mein« Damen und Herreni Liebe Freunde, liebe Sport genoffen! Das erste Berliner Sechstagerennen ist vorüber. Es hat ein so sensationelles Ergebnis gebracht, daß die ganze vadsporüiche WÄt erstaunt ist. Bobby Olden, den wir all« kennen und schätzen, gewann als Neuling mit seinem Partner Karl Kieke, dem bewährten Kämpen in vielen Rennen, auch ' Sechstagerennen, mit drei Runden Vorsprung. Es steht in der Geschichte des Radsports einzig da, daß ein Neuling, der sei» erste, Rennen als Berufsfahrer fährt, gleich sein erstes, »och dazu ein Sechstagerennen, gewinnt. Ich gestehe es offen, daß ich noch keinen Fahrer gesehen habe, der nur annähernd soviel Nerv, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit aufbracht«, wie Bobby Olden. Wie ist das möglich, fragt sich die ganze radsportliche Welt, ja sogar die ärztliche Welt Aber wir wochr» nicht so fragen. Wir wollen uns der Tatsache freuen, daß uns ein Zufall einen ganz überragenden Fahrer ge schenkt hat, und wir wollen hoffen, daß Bobby Olden uns »och ost durch seine faire, prächtige Fahrweise begeistert. Ich will unseren braven Karl Kieke nicht vergessen Er hat sich Ar dem Sechstoge-Rennen selbst übertroffen, er hielt sogar einem so großen Radmeister wie Belouzzi stand, ja er be drängt« chn. Das will doch gewiß etwas zu sagen haben. Mem« Damen und Herren, kein« langen Worte mehr ... der Braten wird sonst kalt. Erheben wir unsere Gläser und trinke» wir auf das Wohl der Sieger des ersten Berliner Sechstage-Rennensl" Das geschah ausgiebig Dann kam der Braten. Während dieses und danach stieg eine ganze Reihe weitere Loast«. Tietz-Krollmann, Müller-Liebetraut und andere Fahrer, Vll« erhielten ste chren Toast Die Italiener waren bereits dbg«r«ist. Plötzlich «rhÄ> sich Bobby: »Meine Freunds, beinahe hätten wir jemand vergessen, der viel mit dazu beigetragen hat, daß wir da» Rennen gewannen... das Lottchen, das uns immer so prächtige Hühnerbrühe gekocht hat, die uns immer wieder park macht«. Meine Herrschaften, erheben wir die Gläser jmd trinken wir auf das Wohl des Lottchens!" Da» tat man mit Begeisterung. -LottchenI Lottchen!" schrien die Fahrer. Aber Lottchen kam nicht. Dunkelrot erglüht stand sie am Herd und weigerte sich, ihr Reich zu verlassen. »Komm, Lottchen!" sagte Bobby bitttnd, der in die Küche dam »Nein, ich will nicht!" Bobby faßt« sie kurzerhand und hob ste empor. »Du, ich trage dich hinaus, wenn du nicht parierst." Sie wollte Widerstand leisten, aber sie fühlte sich schwach E» war auch ein so berückendes Gefühl, von dem Liebsten getragen zu werden. -Ich will folgen!" Da setzte er st« behutsam zu Boden und bot ihr galant den Arm. Aller Lugen hingen wohlgefällig an dem schönen Mäd chen, und ein donnernder Applaus brach los Ueberall mußt« sie mit anstoßen. Plötzlich erhob sich Mr. Colombos Alle blickten efftaunt auf den Dicken, der sich bemühte, sein Gesicht in feierliche Falten zu legen. Aber das Schmunzeln in den Mundwinkeln, das vergnügte Blinzeln der Augen blieb doch Ruhe trat ein. »Mein« Freunders!" sagt« der Amerikaner „Ich wollte »ur sagen . . . meine Tochter hat sich verlobt mit Doktor Arenholtz! Das wollte ich nur sagen." Bobby starrte Bessie an, daß sie rot wurde. »B«ssie, Mädel! Ich gratuliere dir! Hast dir den Rich tigen ausgesucht, den ich dir gönne." »Um Gottes willen!" fuhr Dr. Arenholtz dazwischen in humorvollem Ton«. »Jetzt sagen Sie bloß nicht, daß Sie auch Absichten gehabt haben, sonst.. . springt sie mir wieder ob! Sie sah ibn zärtlich an, schüttelt« leicht das Köpfchen und fach«, ihm zärtlich die Hand drückend: »No, Darling!" All« gratulierten Al» dr« Gesellschaft gerade in der fröhlichsten Lstdmnrmg war, «-schien Edith Walther La» EMeuMi -er schösen. vqmchwW LiM «ft M durchgeifiMm Mgen «stupste «e rmae «wstrgverr em nem wenig ab. Sie brachte Bobby und Kieke je einen großen Strauß weißer Rosen sprach herzliche Worte der Anerkennung zu ihnen. Man sah es Bobby an, daß ihn das Kommen der schönen Frau große Freude bereitet«. Lottchen späht aus der Küche heraus durch das Schiebe- i fenster, wie sich Bobby mit der Sängerin unterhält. Sie wird plötzlich wieder traurig Alle Hoffnung in ihrem Herz will weichen, denn sie de- merkt, daß Bobbys Augen glänzen, wie «r di« schöne Frau zärtlich ansieht. Liebt er sie doch? Hat er sich nur verstellt? Hat er ge- logen, als er sagte, daß er sie nicht so liebe, wie man eine i Frau, mit der man durchs Leben gehen wolle, lieben müsse? Sie findet sich nicht mehr zurecht, und eine tiefe Sehnsucht nach Ruhe erfüllt sie plötzlich. Sie möchte einmal heraus aus dem Getriebe, ganz füll an Bobbys Seite gehen, ihn einen einzigen Tag für sich haben, daß er nur mit ihr, mit keinem Menschen sonst spricht. Sie gönnt ihn keinem ander«! Mensch«!. Nach Mitternacht verabschieden sich die Gäste, und nach und s nach leert sich das „Goldene Rad ! »Gott sei Dank!" sagte Lottchen, als der Letzt« gegangen war. »Es ist doch eine Strapaze, so ein« Massenabfütterung." »Hast du es nicht gern getan, Lottchen?" fragte Bobby. „Natürlich, mein Gold!" scherzt« Lottchen „Ich wüßte nicht, was ich nicht für den Bobby gern tun würde." Bobby schmunzelte und sagte: »Du, Lottchen, ich will mal fo größenwahnsinnig sein und deine Worte glauben." »Untersteh dich!" »Ich unterstehe mich! Uebrigens, Lottchen, was hast du denn mit Frau Walther zu sprechen gehabt?" »Ich... ich soll sie morgen besuchen," entgegnete Lott chen kurz. „Sol Nicht wahr, ein« reizende Frau? Wenn du dich mehr mit ihr unterhältst.. . man muß sie ja liebgewinnen/ »Ich . . . ich .. werd« ja sehen." »Lottchen, nimm mich mit! „Ausgeschlossen! Sie hat extra um meinen Besuch . . , ganz solo gebeten. Verstanden? Parieren!" „Lottchen. du fällst schon wieder in dein« alten Fehler zu rück. Wenn du dich nicht bald änderst, wirst du niemals einen Mann kriegen, mein Kind." »Habe ich längst aufgegeben." sagte sie ruhig »Lottchen, du schwindelst!" »Ich lüg« nie!" „Jetzt hast du geschwindelt! Aber wir wollen uns des wegen nicht streiten! Weißt du, Lottchen, eigentlich hast du mir schlecht zu meinem Siege gratuliert." „Wieso?" „Du hast Karl einen Kuß gegeben, aber mir, dem andere» Sieger, nicht." Lottchen wurd« rot, dann ärgerlich »Ich soll dir 'n Kuß geben? Ich? Laß dir den doch von der Sängerin geben, di« in dich io vernarrt ist!" »Ich habe aber nur Appetit auf deine Lipven, mein Kind " »Sage nicht immer mein Kind! Das macht mich wütend " »Ich will ganz still und folgsam sein, aber. . den Kuß." »Nein!" „Ich gehe nicht eher aus der Küche, bist du ihn mir ge lben hast." Sie lachte auf. „Da bleibst« sitzen, bis du schwarz wirst! Gute Nacht, Bobby " Und raus war sie aus der Küche. * * * Bobby richtete es am nächsten Morgen so ein, daß er etwas früher als Lottchen unten war Ganz vorsichtig schlich er sich in die Küche und setzte sich auf den Stuhl in der Ecke. Er tat, als ob er schlief«. Lottchen kam Sie stieß einen Schrei aus, als sie Bobby sitzen sah und dachte nichts anderes, als daß Bobby tatsäch lich die ganze Nacht in der Küche gesessen und auf dem Stuhle geschlafen habe. Sie rüttelte ihn. ! Bobby fuhr schlaftrunken — oh, er mimte gut! — in die - Höhe. „Was machst du hier?" „Ich bin eingeschlafenl Du weißt doch, was ich dir gesagt ! habe: Ich werde die Küche nicht eher verlaffen, bis ich deinen i Kuß habe." i .(Schluß folgt.)