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Sylvias Gedanken wurden außerdem durch anders Dinge abgelenkt. Robert Trojan konnte nicht mehr wii bisher jeden zweiten oder dritten Tag nach dem Win zerhaus des Lindenhofs kommen, da das Feld seine: Arbeitstätigkeit jetzt nach dem Oberland verlegt wor den war. Seine Versetzung nach Walddorf war erfolgt, wer sein bisher dort den Streckenbau leitender Kolleg! plötzlich erkrankt war. So konnte er nun nur mehr Samstag, wo er sich schon vormittags freimachte, nach der Stadt, fahren. Umso ungeduldiger und sehnsüchtiger erwarteten nun beide das Wochenende. j Sylvia hatte Trojan alles erzählt, was sich anläß lich Bela Laßwitz's Besuch ereignet hatte, und auch jedes Wort, das Frau Gröger damals über ihn und das Verhältnis ihrer Herrin zu den Verwandten ihres Mannes gesprochen. Trojan war außer sich geraten vor Zorn, als er von dem unverschämten Benehmen des Ungarn erfuhr. Er war längst bis über die Ohren in Sylvia verliebt und entschlossen, sie zu seiner Frau zu machen. Wenn er ßch trotzdem noch nicht ausgesprochen hatte mit ihr —, Venn daß auch sie ihm gut war, wußte er gleichfalls längst und viel besser als Sylvia selbst, so war das nur, weil sein Gehalt ihm noch zu klein dünkte, um neben der Mutter noch eine Frau zu ernähren. Aber im Herbst sollte er in eine höhere Gehaltsstufe kommen, und dann konnte er wohl daran de. «ken, zu freien. — Außerdem halte er sich an einem Preisausschreiben der Stadtgemeinde für praktische Nolkswohnstätten be teiligt, und wenn ihm das Glück hold war, d. h. sein Entwurf einen der drei Preise errang, dann kannte er wohl auch noch früher daran denken. Aber nun war mit Bela Laßwitz die Schlange in diesem Paradies aufgetaucht. „Wenn ich dem Menschen je im Leben begegne, und er hat es nocheinmal gewagt, die Augen zu Ihnen zu erheben," stieß er wütend heraus, „so schlage ich ihm die Knochen im Leib entzwei!" Dann faßte er Sylvias Hände und blickte ihr tief in die Augen. „Versprechen Sie mir, daß Sie sich keinesfalls vor Laßwitz blicken lassen, wenn er wiederkommt?" Sylvia versprach es. Aber sie vergaß darüber, ihre Hände aus den seinen zu ziehen, und er vergaß, den Blick von ihr loszureißen. — So blieben sie mehrere Sekunden in stummer Ver sunkenheit einander gegenüber, bis Sylvia, zur Be sinnung kommend, errötend sich losmachte und hastig verabschiedete, unter dem Vorgeben, unten zu tun zu haben. Von dieser Stunde an wußte sie, daß sie Robert Tro jan liebte. Aber diese Entdeckung erfüllte sie weit mehr mit Traurigkeit als mit Freude und Glück. Denn, was sollte daraus werden? Selbst wenn er sie wiederliebte — und das glaubte sie ja heimlich be jahen zu können —, was sollte er, der selber nichts hatte als seinen Verdienst und davon noch seine Mut ter erhalten mußte, anfangen mit einem Mädchen, das ärmer als eine Kirchenmaus war? Inzwischen waren Trojans Befürchtungen wegen Vela Laßwitz vorläufig gegenstandslos, denn Laßwitz erschien in der nächsten Zeit nicht wieder auf dem Lindenhof. Dagegen beschäftigten sich Frau Grögers Gedanken sehr eingehend mit seiner Person. Ihr wollte nämlich der merkwürdig diabolische Eesichtsausdruck gar nicht aus dem Sinn, den seine Züge aufgeldiescn hatten, während ihre Herrin den unbeschriebenen weißen Vo gen mit ihrer Unterschrift versehen hatte. Und einige Tage später fand sie beim Entleeren des Papierkorbes aus ihrer Herrin Arbeitszimmer die tintenbeschmutzte Verkaufsurkunde über den Lipschützer Wald. Ganz zufällig fiel ihr Blick darauf, und da gab es ihr auch schon einen Stich im Herzen. Denn hart am Lipschützer Wald lag ihr Hcimatdorj und da ihr Vater Förster bei Herrn Meervogel gewesen knüpften sich die schönsten Kindererinnernngen « den Forst. Und den wollte Frau Helleport, die doch auch aL Kind so viele glückliche Stunden darin verbracht hatte nun verkaufen? Frau Gröger konnte es gar nicht begreifen. Warme nur? Und nachdem sie ein paar Tage über die Sach« nachgedacht hatte, faßte sic sich ein Herz und fragte ihre Herrin, warum um Gottes willen sie den schönen, lieben, alten Wald verkauft habe. „Fiel mir doch gar nicht ein, ihn zu verkaufen?" lautete die Antwort. „Das hat nur mein lieber Nesse wieder hinter meinem Rücken angezettelt und dachte mich damit zu überrumpeln. Und da ich meine Unter schrift glattweg verweigerte, mußte er mit langer Nast abziehen." Frau Gröger fiel ein Stein vom Herzen. Aber ganz beruhigt war sie trotzdem nicht, denn mit langer Nast war der Neffe keineswegs abgezogen, und mit de» leeren Blatt, das Frau Helleport unterschrieben hatte, stimmte auch etwas nicht. Und es war, als flüsterte es eine innere Stimme ihr zu, daß da irgend ein Zusammenhang bestand. Jnde- wagte sie nicht, mit der Herrin weiter über die Sache zu reden. Dagegen beschloß sie, die jahrelang keinen Brief ge ichrieben, insgeheim an den Förster Alpassy zu schrei ben, ww sich die Sache verhalte. Antworten würde er gewiß, denn cr hatte sie al« junger Mensch lieb gehabt. 15. Zwischen dem Eymnasialprofessor Adolf Sieber: und seiner Schwester, der Hofräiin Baumeister, bestani nahezu kern Verkehr mehr. Ueberhaupt war die ganz, Familie gegenseitig auf sehr gespanntem Fuß. Adolf Siebert aber kam dieser Zustand äußerst ge legen, denn so brauchte er den Geschwistern nichts über das Ergebnis seiner Wiener Reise wegen der zutage geförderten nachgelassenen Miefe Randals zn er zählen. , , ... , , - . ' Die Einsichtnahme in Rese Briefe hatte Siebert eine grenzenlose Ueberraschung gebracht. Denn diese an seinen Rechtsanwalt Dr. Scheri im strengsten Ver trauen geschriebenen Briefe handelten von einem Ge heimnis in Randals Leben, das seinen nächsten Ver wandten und Freunden, vielleicht sogar seiner Schwester völlig unbekannt geblieben war: von dem Versuch, die Scheidung seiner Ehe durchzuführen. Randal, der damals erst ein paar Jahre ver heiratet war und, wie alle Welt glaubte, in glücklich ster Ehe mit seiner ebenso schönen wie reichen jungen Frau lebte, teilte seinem Rechtsanwalt in den Briefen mit, daß seine Ehe in Wahrheit ihn tief unglücklich mache. Er habe Martha Klodwig, die eine begeisterte Ver ehrerin seiner Kunst und bis zum Wahnsinn in ihn verliebt gewesen sei, nur geheiratet, weil sie ihm er klärte, sich sonst töten zu wollen. Nach kaum zweijähriger Ehe mit ihr jedoch lernte er auf einer Konzertreise eine andere Frau kennen, die nun zum erstenmal im Leben auch in ihm die Liebe erweckte. „ (Fortsetzung folgt.) Haustierzucht und -pflege. Auchtmaßnahmen überall. Vor allem die trächtigen wie auch die bereits von Nachwuchs umgebenen Tiere erfordern jetzt und in der Folgezeit sorgsame Wartung. Und das gilt zunächst für die Pferde, die wertvollsten Wirtschaftshclser. Die Kälber dagegen sind ja schon in der Mehrzahl so weit, daß sie entwöhnt werden können. Von Schafen und Ziegen jedoch gibt es noch immer Lämmer, und waS insbesondere Ziegenlämmer anbetrifst, so mag man de-- denken, daß die im Februar geworfenen Zickel gewöhnlich die besten Zuchttiere abgeben. Im Scbmemestall atzer mid i aslenthglbLN dL Wo ^Witzchen aehgtwu iL