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Ein vornehm aussehender ^err von etwa dreißig Jahren, glattrasiert, mit pechschwarzem Haar und eben er kalt als hochmüttg dreinblickend en Augen entstteg dem Wagen. Sylvia, die sich nicht denken konnte, wer der Fremde war, der unbegreiflicherweise, scheinbar ohne Kampf, Einlatz gefunden, war unschlüssig mit ihren Blumen stehen geblieben. Sie hoffte, der Herr werde eher ins Haus treten als sie und dadurch einer direkten Begegnung ausweichen. Denn was sollte sie antworten, wenn er sie nach Frau Helleport fragte? Sie war ja viel zu wenig vertraut mit den Verhält nissen des Hauses, um eine Ahnung zu haben, ob der Fremde Aussicht habe, empfangen zu werden. Er konnte ebensogut zu den Freunden der Herrin gehören als ein gänzlich Fremder sein. Die Ent- (cheidung, ob er einzulassen sei, konnte also nur Fra« Gröger treffen. Indes hatte der suchend umhergleitende Blick des Fremden sie bereits erspäht. Einen Augenblick lang öffneten sich seine Augen weit wie in staunender Ueberraschung. Dann schritt er rasch auf Sylvia zu und fragte, ohne zu grüßen, im Tone eines Gebieters: „Wer sind Sie? Wie kommen Sie hierher?" Sylvia war so verblüfft über die formlose An sprache, daß sie ein paar Sekunden brauchte, ehe sie die erste Frage ignorierend in kühl abweisendem Ton ant wortete: „Ich gehöre zum Haus, ich bin hier als Stütze angestellt." „Ei, ei, als Stütze? And wer hat Sie ohne mein Wissen angestellt, wenn man fragen darf? Frau Helle port doch gewiß nicht!" Sylvia stieg das Blut ins Gesicht. Sie runzelte die Stirn. „Ich denke, darüber bin ich Fremden keine Rechen schaft schuldig!" sagte sie kurz und wollte an dem Unbe kannten vorüber ins Haus. Aber er vertrat ihr den Weg. Ein süßliches Lächeln umspielte seinen Mund. „Warten Sie doch noch ein bißchen, mein schönes Kind! Es könnte doch sein, daß Sie mir Rechenschaft schuldig wären. Ich bin nämlich Frau Helleporis Neffe und der künftige Herr hier! Uebrigens habe ich gar nichts gegen Ihre Anstellung hier — im Gegenteil! Sie gefallen mir ausgezeichnet — wirklich ausgezeichnet! Es tut mir ordentlich wohl, zwischen all den verschrumpel ten, alten Gesichtern am Lindenhof einmal ein so jun ges, hübsches zu erblicken. Ich nehme Ihre Anstellung also mit Vergnügen zur Kenntnis und hoffe nun, daß Sie nach den Andeutungen, die ich Ihnen vorhin machte, so klug sein werden, sich gut mit mir zu stellen." Er sah ihr mit unverschämtem Lächeln ins Gesicht, und als Sylvia in stummen Unwillen an ihm vorüber wollte, suchte er ihre Hand zu fassen. „Aeh — so stolz, holde Blumenfee? Bedenken Sie, daß Ihr Glück von mir abhängt! Die gegenwärtige Herrin wird nicht ewig leben, und nach ihrem Tod roerde ich hier natürlich sofort neuen Boden legen!" Zornbebend entriß ihm Sylvia ihre Hand, die er er hascht hatte und festzuhalten bestrebt war. Sie konnte nicht mehr daran zweifeln, wen sie vor sich hatte: Nur Vela Laßwitz konnte sich mit solcher Sicherheit als den künftigen Herrn vom Lindenhof be- geichnen. Dieser angeheiratete Neffe Frau Helleporis, her ihr Vermögen verwaltete und ihr Erbe war, wah rend der andere nicht einmal Zutritt finden konnte im Gause! Und gerade um dieses Andern willen erfüllte Sylvia die unverschämte Dreistigkeit dieses Bela Laßwitz mit doppelter Empörung. — Stolz wie eine kleine Königin richtete sie sich auf und sagte in gebieterischem, verächtlichem Ton: „Ich bitte zur Kenntnis zu nehmen, daß ich nicht gewohnt bin, daß in diesem Ton mit mir gesprochen wird! Noch sind Sie nicht Herr am Lindenhof, und wenn Sie es einmal wer den, können Sie sicher sein, daß ich nicht mehr Stütze sein werde!" Damit schritt sie an ihm vorüber ins Haus. 2m Flur j kam ihr Frau Gröger entgegen. Sie war ganz bleich und ihr gutes Gesicht trug einen bestürzten Ausdruck. „Um Gotteswillen, Kind, was haben Sie getan!" stammelte sie. „Ich habe alles durch das Fenster mit angehört. Sie wissen ja gar nicht, mit wem Sie ge sprochen haben!" „Nun doch mit Herrn Bela Laßwitz vermutlich, und wenn Sie alles mit angesehen haben, werden Sie ja wohl auch begreifen, daß dies die einzig richtige Ant wort war." „Gott ja, aber es wird Sie die Stelle kosten — er wird nicht ruhen —" „So werde ich eben gehen!" erwiderte Sylvia ge lassen, und da sie Laßwitz' Schritte sich dem Haustor nähern hörte, stieg sie eilends die Treppe hinauf, um nicht noch einmal mit ihm zusammenzutreffen. In ihrem Zimmer angelangt, warf sie sich in eine» Stuhl und stützte den Kopf in die Hand. So gelassen, wie sie sich der Frau Gröger gegenüber gegeben, war ihr durchaus nicht zumute, wenn sie auch nichts bereute und keinen Augenblick im Zweifel ge wesen war, daß die wahrscheinliche Folge ihres Ver haltens ihre Entlassung sein würde. Der Gedanke daran war ihr viel schmerzlicher, als sie für möglich gehalten. Erst jetzt fühlte sie so ganz, wie glücklich und zufrieden sie sich am Lindenhof gefühlt hatte vom ersten Tag an. Als wäre er schon immer ihre Heimat gewesen. Und wohin nun? Abermals unter fremde Leute —? Unter Leute, die gary gewiß nicht so freundlich und gütig sein würden zu ihr, wie diese alten redlichen Men schen hier, die aus lauter Freude an ihrem bißchen Ju gend mit ihr umgingen, als wäre sie etwas Besonderes. And ihr Plätzchen oben unter dem Pfirfichbaum, noch viel reizvoller geworden, seit man ihn „Baum der Beratung" nannte und soviel wichtige Dinge unter ihm besprach — mit einem, der oft kam? Denn unter ihm entwarf doch Robert Trojan nun gemeinsam mit Sylvia seine Schlachtenpläne, um ein« Verbindung mit Frau Helleport anzubahnen. Ach, was würde Herr Trojan nun sagen, wenn sie so plötzlich fort mußte! Sylvias Herz wurde immer schwerer, und ehe sie sich versah, liefen Tränen aus ihren Augen. Sie begriff es ja selber nicht. Es war so seltsam: denn eigentlich hatte Trojan sich bei der ersten Begeg nung mit ihr doch nicht um ein Haar besser als Bela Laßwitz benommen — nämlich beleidigend dreist. And doch fand Sylvias Herz, als sie jetzt daran dachte, tausend Entschuldigungen für ihn, aber keine für den andern. Er hatte sich sofort entschuldigt. And wie treuherzig hatte er ihr nachher in bezug auf seine Mutter und Frau Helleport sein Herz ausgeschüttet! Eigentlich beschäftigte sie sich immer damit. Sie wünschte so sehr, daß es ihm gelingen möchte, persönlich mit Frau Helleport in Verbindung zu treten, und ent warf immer neue Pläne dazu. Freilich hatte sich leider bisher noch keiner als durch führbar erwiesen, aber man mußte eben weiter suchen und weiter beraten. — Und nun sollte sie plötzlich fort und würde dann wohl nie erfahren, ob er sein Ziel erreicht hatte oder nicht! (Fortsetzung folgt.) Haristierzucht und -Pflege« Entwicklung der Bienenbrut. Nicht jeder weiß genau um das, was sich nun in den Bienenwohnungen vollzieht: Aus dem Ei, das die Königin auf den Grund der Zelle abgesetzt hat, pflegt nach etwa drei Tagen die „Made* zu schlüpfen — die 13 Körpcr- abschnitte ausweiscndc Larve. Auf diese Entwicklungs stufe fällt nun (je nach der Fütterung, welche dem Larven wesen seitens der Arbeitsbienen des Stockes dargereicht