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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 29.01.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193401297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19340129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19340129
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-01
- Tag 1934-01-29
-
Monat
1934-01
-
Jahr
1934
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HO Dte Bedrohung aus der Luft v. L»rt LowaU, Land«,propagandaleit«r, Relchslnftfchuhbnnd. Lande« ruvv« Land Sachse«. Ter sogenannt« Friedsnsvertrag van Ver sailles lieh dem deutschen Volke noch die Hoff nung, bah di« «hemaligen Gegner ihrer eingegan- gsnsn Verpflichtung nachkommen würden — und ebenfalls «brüsteten. Dieser Verpflichtung sind dies« aber nicht nur nicht nachgekommon, sondern statt Abrüstung erfolgte bei denen eine unge heure Aufrüstung. Die Welt starrt heute mehr in Waffen als je zuvor. Tausende von Kriegs flugzeugen stehen rings um Deutschland, jederzeit einsatzbereit, wählend wir selbst in der Luft völlig wehrlos sind, denn uns ist sogar die Ab wehr von der Erde verboten. Dabei ist Deutsch sland durch die Luftwaffe stärker bedroht als irgend «in anderes Land, da jede deutsche Stadt für feindliche Bombsnflieger erreichbar ist. So ist der Luftschutz ZU einer Lebensfrage für unser Volk geworden. Wer die deutsche Preße in den letzten Monaten auf das Wort „Luftscl-utz" geprüft hat, wird er staunt sein über die Häufigkeit der Aufsätze aus- klärender Art, der Berichte über stattgefundene Duftschutzübungen und der Vorschläge über die praktische Durchführung des Selbstschutzes der Bevölkerung. Daraus ist Zu erkennen, daß heut« der größt« Teil des deutschen Volles die Not wendigkeit des Luftschutzes erkannt hat, selbst mitdenkt und an ihm mitarbeitet. Nur so war «es möglich, daß der Neichsluftschutzbund in den wenigen Monaten seines Bestehens bis jetzt über 1500 Ortsgruppen gründen tonnte mit über 850000 Mitgliedern. Es ist begreiflich, daß in den als Industrie zentren bekannten Großstädten die Einsicht für die Notwendigkeit des Luftschutzes besonders groß ist, während diese Ansicht in den kleineren Städten und auf dem flachen Lande leider weniger stark ist, weil man dort immer noch nicht glauben will, daß bei künftigen Luftangriffen in Deutschland tatsächlich niemand vollkommen sicher ist. Die Werbearbeit, die in den Großstädten auf frucht barem Boden gefallen ist, muß in den kleineren Städten unbedingt relativ den gleichen Erfolg haben, wenn die notwendige Aufklärung in der Bevölkerung durchgeführt ist. Daß Frankenberg als eine fleißige Industrie stadt unmittelbar luftbedroht ist, geht schon daraus «hervor, daß sie vom nächsten Ausland im Flugzeug in wenigen Minuten erreichbar ist. Feindliche Flugstreitkräste werden versuchen, dies« Industrie genau so zu vernichten als diejenige irgendeiner Großstadt. Das Frankenberger Land kann unter Um ständen sogar ein besonderer Anziehungspunkt feindlicher Flieger sein, dis ihre Angriffe in erster Linie darauf richten werden, die Ernte zu zer stören. Aus strategischen Gründen wird der Luftgegner Mert darauf legen, im weitesten Grenz gebiet Panik und Unordnung hervorzurufen. Da jes ihm möglich ist, Tausende von Brandbomben mitzuführen, wird er damit auch beim An- und Nückflug weniger stark besiedelte Gebiet«; die als Lrnährungsgrundlage wertvoll sind, belegen, um aufzuwühlen und zu desorganisieren. Spreng bomben und chemische Kampfstoffe sind hierzu weniger geeignet als Brandbomben, die in großer Zahl mitgeführt und in dichter Folge abgewor- fen werden können. Brandbomben wiegen kaum «in Kilo. Ihr« Wirkung ist aber am meisten zu fürchten; Brandbomben explodieren in der Regel nicht, aber alsbald nach ihrem Aufschlag beginnen Füllungen und Hüllen zu schmelzen und eins Hitze bis zu 3000 Grad zu verbreiten. Di« Folg« davon kann sich jeder selbst auSmalsn. Deshalb ist bei Luftangriffen die Brandgefahr sowohl in Städten als auch auf dem Land«, vor dringlich. Dieser zu begegnen, muß nächste Auf gabe sein; bei Neuanlagen wird sich ein gewisses Maß an Schuh durch zweckentsprechende Bau weise erreichen lassen. Ls war eine unbedingte Notwendigkeit, daß vom „Neichsluftschutzbund" «in« Ortsgruppe ge gründet wurde, mit deren Führung beauftragt ist: Bankvorstand Paul Märker, Franken berg, Markt 6. In Ansehung der nationalen Notwendigkeit ist zu erwarten, daß sich auch die Frankenberger Einwohnerschaft ausnahmslos in die Reihen des „Reichsluftschutzbundes" stellt, damit ihr bei einem Luftangriff derjenige Schutz zuteil wird, wie er in der uns aufgezwungensu passiven Hal tung irgendwie möglich ist. Es ist zweifellos richtig, daß selbst ein vollkommen organisierter Selbstschutz die wehrpolitische Ohnmacht Deutsch lands in einem Luftkrieg nicht ausgleichen kann. Wo aber findet sich in der Geschichte der Falk, daß der Mensch sich gegen «ine Gefahr, die er erkannte — und wenn sie auch noch so groß ist — nicht zu schützen versucht oder vermocht hätte? Wir sind gezwungen, deshalb Luftschutz zu treiben, weil wir Uns nicht selbst aufgeben wollen und darum alle Möglichkeiten erschöpfen müssen, um unser deutsches Volk gegen die Wir kung zahlloser Brand-, Spreng- und Gasbom ben zu schützen. Diejenigen, die jetzt immer noch abseits stehen, sollten sich unsere tiefste Ueberzeu- gung immer wieder zu eigen machen, daß niemand in Deutschland irgendwelche kriegerische Verwick lungen wünscht, denn wir sind mit unserem Füh rer Adolf Hitler überzeugt, daß sich unser Staat nur in langjähriger Friedensarbeit entwickeln kann. Solange uns aber im Osten, Süden und Westen bis an den Hals in Waffen starrende Gegner umgeben, wäre es ein sträflicher Leicht sinn, sv zu tun, als ob dies das Deutsche Volk alles garnichts anginge. Die Gefahr eines künftigen Krieges in den das abgerüstete Deutschland verwickelt wird, be steht und darauf vorbereitet zu sein, die Bevöl kerung vor dem Schlimmsten zu bewahr««, ist der Wille des Reichslustschutzbundes". Darum: Werktätige Bevölkerung, Gewerbe treibende, Haus- und Fabrikbesitzer, Geschäfts inhaber und Beamte von Frankenberg! Erfüllt die nationale Pflicht und werdet Mitglied vom Neichsluftschutzbund. Benutzt noch heute das in dieser Zeitung abgedruckt« Anmeldeformular. Um jedem die Mitgliedschaft zu ermöglichen, ist der Iahresmindestbektrag auf nur RM. 1.— festgesetzt worden. Wer in der Lage ist mehr zu geben, gibt feinen Verhältnissen entsprechend. Die neuen Mne für die Bemss- schulunz der Zuzendlichen Im Frühjahr ein großer Bernfswettkampf Berlin, 27. 1. Nach den großen rkchtung- gebenden Ausführungen von Dr. Ley und Baldur von Schirach auf der ersten Tagung für zusätz liche Berufsausbildung der deutschen Jugend am Freitagvormittag wurden am Nachmittag in ein gehenden Referaten die einzelnen Arbeitsgebiete behandelt. Besonders wurde auf die Arbeits gemeinschaft als die eigentliche Form zusätzlicher Berufsausbildung hingewiesen. Taber handelt es sich vor allem um die sogenannten Uebungs- firmen, vvn denen heut« rund 1000 in Deutsch land vorhanden find. Eine starke Förderung hat in der letzten Zett die Ausbildung in Lehrgän gen erfahren, die ebenfalls im Rahmen von Arbeitsgeme^rschäften, vor allem Dr Arbeiter-, in die Wege geleitet wurden. Man hofft, daß im Mai schätzungsweise rund 16 000 Lehrgänge in etwa 600 Städten in Deutschland laufen werden. Große Pläne bestehen auch hinsichtlich der Derufsweftkämpf«. Sie sokken als Krönung der beruflichen Lehrgänge und Arbeitsgemeinschaften immer mehr ausgebaut werden. Sa will die Hitlerjugend einen-über das ganze Reich gehen- den und die Jugendlichen aller Fachgebiet« um fassenden Berufswettkampf organisieren, an dem rund 2 Millionen Jugendliche teilnehmen wer den. Aus den Ergebnissen sollen dann durch einen systematischen Auslesöprozeß di« zehn Besten eines jeden Berufszweiges festgestellt werden, die am Tag der nationalen Arbeit ihre besondere Ehrung erhalten werden. Wetter beschäftigte man sich eingehend mit den Werkschulen, den Frei- zeitwochen, mit dm einzelnen Berufen und den sich für sie ergebenden besonderen Ausbildungs- bedingungen. Mr Heimat md Vaterland Frankenberg, 29. Januar 1934. Sei danlbar, daß du danken kannst! Der Führer hat bestimmt, daß den Jahrestag der nationalsozialistischen Revolution nicht Feiern, sondern sozial« Hilfsbereitschaft auszeichnen sollen. In dem Aufruf des Reichspropagandaministers heißt es ausdrücklich, daß der nationale Spenden tag des 30. Januar nicht in Sammelaktionen, sondern kn Hilfsaktionen bestehen soll. An diesem Tage des ersten Rückblicks aus die Neuwerdung unseres Reiches und Volkes hat der Führer das Bedürfnis, denen, die an diesem Tage Not leiden, durch das Winterhilfswerk eine fühlbare und sicht bare Spende zu machen. Er ist damit wieder unser aller Vorbild. An dem Tage höchster Ge nugtuung über seine unerhörte Leistung der Er neuerung Deutschlands denkt er an seine hilfs bedürftigen Volksgenossen und hat keinen anderen Wunsch, als ihnen eine Freude zu bereiten. Mit feinem Takt ruft der Führer an diesem Tage nicht zu einer gewaltigen Sammelaktion auf. Es liegt an uns, dieses Beispiel der eigenen Verpflichtung, am Jahrestag« des Rückblicks aus eine gewaltige Wendung für Volk und Staat dem notleidenden Volksgenossen sich nahe zu fühlen, zu verstehen und danach zu handeln. In jedem von uns muß an diesem Tage ein« Stimme laut werden: Folge dem Führer und Hilf auch Du! Ms Dank an den Führer. Sek dankbar, daß Du danken kannst. Denn aus dem Deutschland des Verfalls ist in dem einen Jahre «in Deutschland der Ordnung geworden. Aus dem parteigespaltenen und im Klassenkampf gereizten deutschen Volke ist eine große, besonnene Volksgemeinschaft geworden. Der Weg zu Arbeit und Brot ist auf halbem Weg« zurackgelegt. Vertrauen und Klauben be leben wieder die Wirtschaft und das Dasein jedes Einzelnen. Hilf denen, die noch auf der Strecke liegen! Ser dankbar, daß Du danken kannst! " Falkenau. Di« hiesigen Gemeindeverord- neten beschäftigten sich in ihren letzten Sitzung u. a. mit einem Bericht des Wasserwittschastszweck- verbandes Chemnitz über dis Abmässerfrage im Siedlungsgebiete Flöha, der auch die Abwäsftr- frage für Falkenau mit behandelt. Das Kolle gium vermochte sich jedoch nicht ohne weiteres mit dsm sorgelegts» MM« «inverstanden zu «MdM und beschloß, an Stell« der südlich des Mchr- teiches der unter«» Liebermannfchen Fabrik vor gesehenen «inan Kläranlage in dem Plane zwei weit«re Kläromkagen vorzufshsn, von deu«n die eins südlich der Schul« für das Bahnhofsviertöl und dis anders am Eichwalde für das Siedlungs gelände bestimmt wurde. — — Plaue-Bernsdorf. Wie zu den bereits ge meldeten Unterschleifen bei der hiesigen Giro kasse ergänzend gemeldet wird, sind bisher Un terschlagungen in Höhe von rund 3000 Mark festgestellt worden. Einer von den beiden ver hafteten Verwaltungsbeamten SM und Endes- felder hat die ihm nachgewiesenen Unterschlagun gen in Höhe von etwa 4000 Mark bereits ge deckt. Die Verhaftung-des Bürgermeisters Schö ber erfolgte deshalb, weil er in dem dringende» Verdachte steht, seit längerer Zeit schon von diesen Unterschleifen ^wußt, aber dis Aufsichts behörde und die zuständigen Ausschüsse nicht be nachrichtigt zu haben. Auch liegen Verdachts momente der passiven Bestechung bei ihm vor. — Limbach. Mit kaum glaublicher Scham losigkeit hat der 25jährige Kartonnagenarbekte» Rudolf Weigelt aus. Limbach das Volksvermögen um Unterstütz ungsbeträg« betrogen, die er nicht etwa aus Not zu erlangen suchte, sondern des halb erschwindelte, um sich allerhand Annehm lichkeiten, so einen Photoapparat und eine Zieh harmonika zu beschaffen. Schon im Jahre 1930 fälschte er auf raffinierte 'Weise die Lohnbo- scheinigungen seiner Frau, die in der Woche bis zu 40 Mark verdiente, in der Weise, daß er trotz dieses hohen Verdienstes noch Unterstützung er hielt und ergaunerte sich auf diese Weise einen! Betrag von mehr als 100 Mark. Ms dann seine Frau im Jahre 1933 erwerbslos wurde, ändert« er die Kassenamveksungen der Unterstützungsbe- hörde so, daß ihm abermals 35 Mark zu viel ausgezahlt wurden. Nunmehr hatte er sich wegen gewinnsüchtiger Privaturkundenfälschung in Tat einheit mit Betrug vor dem hiesigen Schöffen gericht zu verantworten, das über den Straf antrag des Staatsanwaltes aus 1 Jahr Ge fängnis noch weit hinausging und den An- gekmosten zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis verurteilte. Es betonte in der Urteilsbegrün dung, daß di« Schamlosigkeit dieser ersten Straf fälligkeit des Angeklagten an sich schon die Ver hängung einer Zuchthausstrafe gerechtfertigt hatt«. Nur die seelische und geistige mangelhafte Kon struktion des Angeklagten habe das Gericht be wogen, ihm die mildernden Umstände nicht zu versagen. — In einer hiesigen Gastwirtschaft ist dieser Tage -in Wersicherungsbetrüger ausge treten, dem es offenbar nur auf die Erlangung einer Anzahlung ankam. Zum Mück schöpft« der Wirt Verdacht und benachrichtigte heimlich di« Polizei, bet deren Nahen der Bursche schleu nigst verschwand. Leider konnte er bisher noch nicht ermittelt werden. — Oberwiesenthal. Interessante sportliche Dar bietungen zeigten drei Motorradfahrer auf dem hiesigen Sportplatz. Sie fuhren mehrere Mal« über das weiße Schneefeld direkt den Fkchtsk- bsrghang hinauf und erreichten schließlich ohns besondere Schwierigkeiten auch den Waldsaum. Das interessante Schauspiel, das aber an di« Geschicklichkeit und Fahrsicherhett der Fahrer er hebliche Anforderungen stellte, hatte zahlreich« Zuschauer angelockt. — Waldheim. Am Mittwoch nachmittag ent- stand in einem Lagerraum der Edeka auf der Adolf-Hitler-Straße au« unbekannter Ursache Feuer, das einen außerordentlichen Qualm entwickelte. Di« Feuerwehr ging mit Rauchmasken gegen den Brand herd vor und löschte dte Flammen. / Aus Kunst und Wissenschaft / Mann Gottlieb Fichte Nach Briefen seiner Zeitgenossen (Zum 120. Todestag des großen deutschen Philo sophen am 29. Januar Wohl keinem anderen deutschen Philosophen wendet sich in den Tagen des wiedererwachenden deutschen Volkes soviel Beachtung zu wie dem tap feren Berliner Philosophieprofessor Jo Hann Gottlieb Fichte, der vor nunmehr 120 Jah ren das Zeitliche segnete. Seine berühmten „Re den an die deutsche Nation", die in jener Zeit jung und alt begeisterten, gewinnen um ihrer in nersten Zusammenhänge mit den Ideen des Na tionalsozialismus willen auch für die Gegenwart wieder Leben. Alle Werke, die die neue Welt anschauung auszeichnen, weisen einmal in irgend einer Forni auf Johann Gottlieb Fichte hin. Der junge Student lauscht den in den Kollegstunden und Schulungsabenden ausführlicher als je behan delten „Reden" ihren alten und ewigjungen deut schen Klang ab. Der Gelehrte vertieft sich in sie ümd knüpft die vielen Fäden zusammen, die von ikmen einerseits und von der nationalsozialistischen Weltanschauung andererseits auseinander zulausen. In diesen „Reden an di« deutsch« Nation" tritt uns Ficht; als ein wackerer Streiter für die Erhaltung des deutschen Volkes entgegen. Notzeit war's damals im deutschen Va terland. Schwer lasteten die Ketten von Jena und Auerstädt auf dem Volke. Vaterländische Gesinnung bei einem Deutschen galt den Franzosen als Verbrechen. Als deshalb die anderen schwie gen, sprach er, der Philosophieprosessor Fichte. Mit kräftiger Begeisterung redete er — wie Varn- Hagen berichtet — „dem gebeugten und irr gewor denen Vatsrlandssinn Mut und Vertrauen zu, schilderte dis Größe der Vorzüge, die sich der Deutsche habe rauben lassen und dis er wieder holen müsste. Ms das einzig wahre und unfehl bar« Mittel zur Erlangung kerndeutscher sittlicher Anschauungen stellte er eine von Grund aus neu zu gestaltend» und folgerechte Volksorziehung hin. Alk Quellen der Erneuerung aber sollten aus dem reinen und reichen BrMnen des drud scheu Volkstums fließen. Es gehörte schon Mut dazu, angesichts der mit Trommelschlag vorbei marschierenden französischen Kriegsgewalt vom Bau eines so starken Bollwerks zu reden. So schreibt einer seiner Freunde: „Fichtes Freiheit und sein Leben hingen an jedem seiner Worte wie ein Fa den." Man zitterte um ihn, man mahnte ihn, man verbot ihm das Lesen rm Kolleg, aber er blieb der unerschrockene, überzeugte Kämpfer für Deutschland. Und hätte uns Fichte nicht sein« von strahlender Klarheit und Folge richtigkeit erfüllten philosophischen Werke geschenkt, so müßten wir ihn doch um seines starken Mutes willen ehren, so wie wir jeden ehren, der sein Leben für das Vaterland in di« Schanze schlägt. Die Wirkung jeder Rede hängt von der Art des Vortrags ab. Ficht« hatte weder ein vor zügliches Organ, noch wußte er seine Stimme recht zu gebrauchen, aber er glich alles durch eine musterhaft« Darstellung aus. Seine Sätze waren kurz, einfach, klar, die Gedankengänge geordnet und am Ende immer wieder zusammen- gefaßt. Sein Zeitgenosse Jakobi meint: Es ist nicht eine Spur von stiller Größe und Erhabenheit kn seinen Reden, aus allen spricht „der himmel stürmende Titanengeist der Zeit, der sich von den Faustrechthabern nur darin unterscheidet, daß er die geistige Stärke an die Stelle der körperlichen s-tzt." Wie sehr Fichte seinen Hörern gegenüber der Ueberlegene war, spiegelt sich in einem Be richt über eine seiner Antrittsvorlesungen wider. Fichte kommt in den Hörsaal. Totenstille herrscht. Die beiden Lampen werden zunächst von ihm aus- gepust«t. Dann lehnt er sich mit beiden Händen aus den Tisch, schaut sich still und stumm etwa zehn Minuten in der Gesellschaft um, als wolle er deren geheimste Gedanken erforschen. Run be ginnt er etwa Folgendes auszuführen: „Meine Herren! Wollen Sie das, was ich sagen werd«, verstehen, so müssen Sie die Ueberzeugung haben, daß Sie noch gar nichts wissen; von der Er schaffung der Welt bis aus Plato war dk Erb« und deren Bewohner km Dunkeln, von Plata bi» Kant desgleichen, von Kant bis jetz^ ebenso, daher " Ein ungeheures Scharren setzt unter den Studenten ein: Eine Ver messenheit sondergleichen, Geister wie Plato und den gefeierten Kant einfach in den Schatten zu stellen! Sich etwa selbst als das A und O aller philosophischen Erkenntnis zu bezeichnen! — Fichte schweigt. Dis Ruhe kommt allmählich wie der. Nun beginnt er von vom und meint ein flechtend, «r habe geglaubt, vor einer Versamm lung von Menschen zu sprechen. Das Scharren aber Heße dis Frage aufkommen: WaS unter scheidet dm Menschen vom Tiere? Eins kurze Paus«. Dann greift er auf den durch das Schar ren unterbrochenen Gedankengang zurück und er gänzt ihn so: „Ich sagte, daß dis Welt bis her im Dunkeln tappte und — — — — dies ist auch heute noch der Fall" Eine beklemmende Stille folgte diesen Worten. Wegen seiner aus das Scharren anspielenden billigen Bemerkung wurden zwar dem Professor Fichte in der Nacht dis Fenster eingeworfen, aber gestört hat ihn in den langen Jahren seiner Lehrtätigkeit nie mand mehr. Alles ander« konnte Fichte ertragen, nur eben nicht, daß man sich ihm entgegenstellte. In diesem Punkte lebte er seins SubsektipktätSlehre, die! das Ich in den Mittelpunkt stellt, selbst vor. Er war stolz auf seine „Vorzüge" und er wunderte sich wie es kn einem Brief an Schleiermacher heißt — .„daß man nicht jedes Ding in der Welt für abgetan hielt, sobald er darüber etwas gesagt Hatto, so als ob seine Mei nung der Schlußstein wäre, dem sich nichts mehr hinzufügen läßt? . In seinem Umgang aber war Frchts sm „bie derer, wackerer" Deutscher, von dem Friedrich Schlegel schreibt: „Wenn es von dieser Sorto noch einige mehr gäbe, so wäre es eins Lust zu leben und «kn Deutscher zu sein." Ge sellschaften liebte « dicht; war er ja einmal zu gegen, so benahm er sich auch kn der fröhlichsten Stimmung sehr höflich und sprach gang wenig. Nur ein« Art von Gesellschaft erkmnte er an: di« philosophierend« Gesellschaft. Trotz allon Abstandes, den Fichte zu seiner Umgebung wahrte konnte er doch auch „sehr liebenswürdig" und vor allem hilfsbereit fein. In emsm Brief .lesqn wi^ daß «; so «W MMld ausgeholfsn habe, daß er selbst nichts für Frau und Kind hinterlafssn konnte. Drese Hilfs bereitschaft, verbunden mit männlicher Gei stesgegenwart, wird durch die kn den fol genden Zeilen geschilderte Tat erhärtet: Ficht« sah eines Tages vom Fenster aus, wie ein Jung« kn den an seinem Haus vorbsiflioßendsn Wasser graben gefallen war und zu ertrinken drohte. Er lief eilends hinunter, sprang ins Wasser und zog ihn heraus. Vom Wasser triefend, trug er den Knaben auf dsm Arm zum Arzt. — Wie wir schön jerwähntsn, mar der großs „Redner an dis deutsche Nation" oin einfacher Mensch, dem Treiben größer Gesellschaften ab hold. So legte er in seiner Bescheidenheit wenig Wert auf seins Kleidung. Während seiner Jung- geselkönzeit wohnte er in einem „unfreundlichen Häuschen im zweiten Stock in einer kleinen, wenig erhellten Stube". Mit Reichtümern war er nks gesegnet. Dis Professoren mußten sich da mals noch mit einem spärlichen Gehakt zufrieden geben. 1795 schreibt Schiller an Goethe: „Ich weift der Buchhändler Cotta steht schon mit 60 LdorS bei Fichte im Vorschuß, und Gott weiß! — wann er da zu seinem Golds kommen wird." Fünfzehn Jahre später beantragt Hum boldt beim König eine Erhöhung des Gehakts für Ficht« und führt aus: „Er verdient, über dis Nahrungssorgon hinwsggehoven zu werden, in welche ihn eins schwächliche Gesundheit und Mangel aller anderen Hilfsquellen jetzt ost ver- setzm." Das Bild, das hier nach Berichten einiger seiner Zeitgenossen von Fichte entworfen wurde, soll nun zuletzt noch ergänzt werden durch einig« Angaben über das Aussehen des Philoso phen. Fichte war ein kleiner, untersetzter Mann mit feurigen, großen, mehr grauen als braun«»! Rügen, einer starken breiten Nase und schwar zem, etwas krausem Haar. „Er imponierte durch sein markiertes, tüchtiges, geistiges Gssicht mit dem festen, mutvollen Blick." Der große Men schenkenner Jean Daul schrieb an seins» Freund: „Dieser Ficht« hat eure Granitstirn und Nak so knochig und ftksern wie die wenigen Gesicht«^ di« af»«s Ludern, nur sich nichts i ' ' - > ' - . - ..i^ Schk.
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