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Nähren es sch«, als selbstverständlich« Pflicht hin- stellten, daß di« Vereine der DT. mft der NS DAP Zusammengehen. Unbestritten ist, daß di« Deutsche Turnerschaft an der körperlichen Ertüchtigung des deutschen Volkes großen Anteil hat, und sie wird künftig nun erst recht und vor allem, da marristische Strö mungen, die in einzelne Turnvereine hineinge- drungen waren, beseitigt sind, als „Jünger Jahns" unter der Führung Adolf Hitlers ihre Pflicht tun. Die Gewähr dafür, dah auch der Bezirk 3 des Gaues V der DT. im hundert prozentig nationalsozialistischen Sinne sein« ganze Kraft für die Vollendung der «strebten Volks gemeinschaft einscht, bietet neben dem Bezirks führer Aurich und allen anderen Mitarbeitern, die als Führer eingesetzt worden sind, auch der neue Bezirksoberturnwatt. Hans Rapp hat sich in schwerer Zeit als SA-Mann und spät« als SA-Führer (zur Zeit Obersturmführer und M- futant der Standarte 474) für die Bewegung und Ziels Adolf Hitlers eingesetzt und kann heute für sich in Anspruch nehmen, in trüben Tagen den Weg, den die DT. nehmen muhte, klar er kannt zu haben. In turnfachlicher und organi satorischer Leistung, wie aber auch in national sozialistischer Gesinnung bietet Hans Rapp die Gewähr dafür, dah der neue Bezirk 3 in sein« Gesamtheit und in allen Fachgebieten seinen Mann steht. Der BArk 3 wird Äs ihm von der Regierung und der Deutschen Turnerschaft hzw. dem Reichssportführerring gestellten Aufgaben noch mehr wie bisher in Begeisterung und Treue «füllen. fahimt gruppierten sich alle als Symbol der deut schen Volksgemeinschaft. An packendes Bild voll Muht und Gröhe, und den inneren Gefüh len Ausdruck verleihend, erklang das Schutz- und Lrutzlled der Turner und als Zeichen der Ver bundenheit mit dem neuen Staat das Horst- Wessel-Lied: Am Scheiden und Meiden ein treues Gedenken! Nach Wehen, Vergehen braust Frühling herbei! Und sinken die Mten, hoch werden dann halten Die Jungen die Fahne, frisch, fromm, froh und frei! Nach diesem Gelöbnis faßte Eauoberturnwart K. Santen, Frankenberg, nochmals Dank und Mahnung in seinem Schlußwort zusammen imd der neue Krcisführ« des Kreises Mulde-Collm, «u dem zwei Drittel der ehemaligen Nordsachsm- Dereine kommen, dankte dem treuen Führer und seinem Lehrmeister H. Santen. In seinem Sinne «erde auch er sein neue; Amt führen und alle werden sie mithelfen in Treue zu den Führern und dem Vaterlande. Mit einem Sieg Heil auf Vaterland und Führer und dem Gesang des Deutschlandliedes war die würdige Feier beendet, Noch einmal versammelten sich die Dereins- fahntn um die Gaufahne und der stellvertretende Gauführer übergab die Gaufahne dem Vereins fahrer des Tv. Frankenberg in treue Obhut. Vereinsführer SimmaNk übernahm sie mit Worten des Dankes und der Versicherung, daß d« Tv. Frankenberg sie hüten werde als Tra- Wonsfahne, wie er sie auch schon in seiner Ver- «insfahne besitze, unter der schon 1849 deutsche Turner auf den Dresdener Barrikaden für Deutschlands Einheit zu sterben verstanden. Nach dem Ausmarsch der Fahnen hat der Turngau Nordsachscn aufgehört zu bestehen. Aber ein neuer Frühling braust herbei und der alte Turnergeist, der hi« eine gute Pflegstätte Hatte, wird weiterleben im neuen nationalsozialistischen Deutschland. Ga. Die neue» Mr« im Bezirk S Chemnitz der vr. Die im Zuge der Neuordnung de; deutschen Turn- und Sportwesens durchgesiihrte Umbildung der Sächsischen Turnerschaft — fetzt Gau V Sach sen der DT., der den Freistaat Sachsen umfaßt — ist fast restlos beendet. Den verantwortlichen Führern sind damit weit größere Gebiete als bisher zur Bearbeitung zugeteilt. Auch für den bisherigen Tumgau Chemnitzer Industriegebiet tritt eine ziemliche Veränderung ein, da wie überall, auch hier mehrere frühere Turngaue zu einem Bezirk verschmolzen worden sind, um eine Vereinheitlichu ng bzw. der Gebiets grenzen aller Verbände zu erreichen. Der fetzige Turnbezirk 3 umsqßt «in Gebiet, das im Osten von Oederan, Eppendorf,und Olbernhau, im Westen von Glau chau und Thalheim begrenzt ist. Südlich ist der ErzgSbirgskamm die Grenze, während im Norden Limbach und Frankenberg die Eckpfeiler sind. Dies« Tage hat d« Turngauführer von Sachsen, Martin Schneider, Leipzig, alle 4 Bezirks- führ« und fachlichen Oberlsiter eingesetzt. Der Bezirk 3, den man auch Mittelsachsen oder Chem nitz und das Erzgebirge bezeichnen kann, wird von dem bisherigen Führ« des ehemaligen Turngaues Chemnitzer Industriegebiet, Richard Aurich, Chemnitz, geleitet. Mit der turnfachlichen Oberleitung wurde mit sofortig« Wirkung der bestens bekannte ehe malige Gauvolksturnwart Hans Rapp, Chemnitz, betraut unter Berufung zum Bezirksoberturnwart imd gleichzeitig Oberturnwatt des Kreises 1, Chemnitzer Industriegebiet im Bezirk 3. Mit Hans Rapp ist «ine Persönlichkeit berufen wor ben, die in allen Turn- und Spottkroisen das beste Vertrauen genießt und an dar machtvollen Entwicklung des Turn- und Spottwesens von 1919 bis 1932 und da vor allem auf dem Gebiet des Volkstuvnsns für Chemnitz und weit darüber hinaus tätigen Anteil hat. Der neue Bezirksoberturnwart war einer' der ersten, die vor Reujahrrbstschaft des Landes- sporMrerr von Sachse» Chemnitz, 30. 1S. Der Landessportsühr« von Sachsen, Walter Schmidt, erläßt folgende Neujahrs- botschast: Turn« und Sportler Sachsens! Das Jahr 1933. welches der nationalsozialistischen Revolution den Sieg brachte, bat auch auf dem Gebiet der Leibesübungen ebenso notwendige wie einschneidende Veränderungen zur Folge gehabt. Dah sich bei dieser Reorganisation nicht immer tat sächliche oder scheinbare — ans feden Fall aber un beabsichtigte — Härten für den einzelnen vermei den ließen, liegt bei der Größe der gestellten Auf gabe auf der Hand. In Zelten, in denen alle Ent- icheidungen im Hinblick auf das Dolksganz« ge troffen werden (Gemeinnutz geht vor Eigennutz), müssen kleinliche und selbstsüchtige Beurteilungen zurückstehen. Wenn da« uns vom Führer gesetzte große Ziel erreicht werden soll, müssen auch im neuen Jahre alle Turner und Sportler sich restlos in unserem Sinn für den Ausbau der deutschen Leibesübungen einsetzen. Meinen bisherigen Mitarbeitern, die sich vom gleichen Gedanken leiten ließen und mich in der Durchführung der gewaltigen und Verantwortung«- reichen Aufgaben unterstützt haben, danke ich ganz besonders. Euch aber, liebe Turner und Soortler, bitte ich, auch weiterhin mit mir arbettsfreudig und im glei- chen Schritt auf das vor uns liegende Ziel zu marWeren. Für das neu« Jahr, dem zweiten Im national sozialistischen deutschen Staate, wün'che ich meinen Turn- und Sportkameraden alle» Gut« und vor ollem besten Erfolg bei ihrer turnerischen und spott- lerttchen Arbeit, zum Wohle unsere« lieben deutschen Vaterlandes. Hell Hitler! gez. Master Schmidt Der Beauftrag»« de« Retch«!portsührer» für den Gau Sachlen. Die Cksebnlsse OM Comitag Sächsisch« Gau-Liga LBC—Komotau 5:5 Bazkrkskkafse—Gaussiga 4:2! VFL Plauen-SC PAM 1:3 Chemnitzer Bezirks-Klass« National—Teutonia 1:4 Preußen—Wack« 1:1 Sportfreund« Heiberg—Sturm 1:8 Sportfreunde Freiberg—Teutonia 1:1 SB Riesa—BL Hartha 7:3 Chemnitzer Kreis-Klasse: 1. Abteilung Burgstädt. BL—TV Furth 3:3 (0: 0> Grünhainichen. BL—Viktoria Einsiedel 3:2 («-D Oederan. SC—Tschft. Aktchemnitz 5:3 <2:2). 3. Abteilung Neu-OelsNttz. VfB—Germania-Schönau 7 :2 (6:1) Grüna. DV—Post SB Chemnitz r: 0 (1:0) Jühnsdorf. TV—Turnklub 1:1 (1:0) Lugau. SC—Germania Oberlungwitz 6:6 (6:5) Hohndorf. Spkelvgg.—BC Oekrnitz 1:5 (1:1) 4. Abteilung ' Rochlitz. VfB—Döbökn 1:4 (1:8) W«o«»»II Handball-Eauliga Tv. Gablenz—Tv. Großröhrsdorf 7:3 01 Dresden—SV Aegir Chemnitz 11:1 Tgmde. Pirna—Sportfreunde Leipzig 3:9 (2:5). , ATV Leipzig-Schönefeld—TuB Werdau 6:4 Spkelvereinigung Leipzig—Tv. BeierfÄd 12:5 DL. WochenMeltslaleMr Dienstag, S. Januar: Rieae Frohsinn Versammlung- Mittwoch. 3. Januar: Turnratssttzung wird auf 10. Januar verlegt. Freitag. 5. Januar: Versammlung Riege Hütten rauch fällt au». Weihnachten im nordöstlichsten A. D. L. Deutschlands Unter dm drei Sachsen, die das Arbeitsdienst lager „Skirwieth" hat, will ich als geborener Frank eUberger versuchen, unsere Weih- uachtsfei« in einfachen Zügen niedorzuschreiben. Uns« Lager, das normal mit 110 Mann belegt ist, war zu den Feiertagen mit nur 35 Mann vertreten, alles übrige war in Urlaub gefahren. Trotzdem ich schon dgs fünfte Weihnachten fern von d« Heimat, meiner Heimatstadt Franken berg, verbringe und ich zu gern meine Ver wandten und Bekannten einmal wiedergesehen hätte, war mein Interesse für den Arbeitsdienst doch so groß, Weihnachten im AD kennenzulernen. Weihnachten, schönstes und Heiligstes Fest der Deutschen. Sonnabend — Heiligabend, nach der Flaggenparade um 15,30 Uhr gab uns unser Lagerführ« N. folgendes bekannt: Kameraden, damit es alle wissen, heute abend zwischen 6 bis 7 Uhr erwarte ich, dah alle, die sich hi« im Lag« befinden, im Unterrichtsraum einfinden. Da wir uns ungefähr denken konnten, um was es sich handelte, versäumte es natürlich keiner von uns, pünktlich im Lag« zu sein. Kurz nach 6 Uhr, als wir alle rn unseren Stuben versam melt waren, kam der Truppführ« vom Dienst durch dis Stuben und sagte uns u. a.: In 10 Minuten alles im Trainingsanzug in den Un terrichtsraum. All unsere Gesichter erstrahlten in freudiger "Erwartung. Endlich, wie langsam »«gingen uns die 10 Minuten, pfiff der Trupp führ« vom Dienst. Wie toll stürzten wir aus den Stuben, hatten aber noch so viel Ueborle- gung, uirs vor dem Unterrichtsraum zu ver sammeln und geschlossen den Saal zu betteten. Ms wir den Raum betteten hatten und alles festlich geschmückt sahen, trat wohl manchem von uns das Wass« in die Augen. Festlich mit Gir- landen geschmückt, die Tische sauber gedeckt, üb« dem Haupt unseres Lagerführers das Bild un seres erfolgreichen Führers Adolf Hitler. In diesem Gewands zeigte sich uns uns« Unt«- rlchksraum. Sämtlich« Lampen! waren verlöscht, der Lhristbaum erstrahlte im Lichte seiner un zähligen Kerzen, der Rundfunk spielte «greifende Weihnachtrlieder. Nachdem wir qlle unsere Plätze eingenommen hatten und uns der Lagerführer durch eine kurze, kameradschaftlich« Ansprache den Wett und Sinn der deutschen Weihnacht klar gelegt hatte, durften wir uns über die vor uns ausgestellten Herrlichkeiten hermachen. Bor federn von uns stand ein großer Teller, vollge laden mit Nüssen, Aepfekr, Apfelsinen, Leb kuchen, Marzipan, Schokolade, Bonbons usw. Links vom Test« lag ein Paket, da fanden wir u. a. Schreibpapier, Bleistift, Radiergummi, Ra sierklingen, 12 Zigaretten, Seife, Spiegel und ZigaretteMitze. Andere Kameraden hatten ver- schiedsne Sachen wie Taschenmesser, Notizbücher und dergleichen «halten. Kein« von uns allen hatte sich gedacht, daß wir so viel nützliche Dings «halten würden. Unseren Dank brachten wir unserem Lagerführ« dadurch zum AusdruL daß «in« von uns auf ihn und unseren Zugführer L. eine kurze Dankrede hielt. Unser geselliges Beisammensein am Heiligen Abend dauerte bis 10 Uhr. Während dieser Zeit war unser Lagerführer für uns kein La- gerführer, sondern er war mährend dieser Zeit unser Kamerad. Kurz vor Schluß gab es noch für jeden von uns zwei Würstchen mit Weiß brot. Auf diese Art und Weise »«lief für uns der heilige Abend, kein« von uns allen hatte sich Weihnachten im Arbeitsdienst so schön und ergreifend vorgsstellt. Erster Feiertag — gemeinsames Mittagessen — es gab Rouladen mit Salzkattofselin, als Nach speise Mischobst. Nach dem Mittagessen gab uns uns« Lagerführ« bekannt, daß sich alle um 4 Uhr im Unterrichtsheim zur gemeinsamen Kaf feetafel einzufinden haben. Zwischen 1 und 4 Uhr gingen wir kolonnenweise ins Dorf, um Weih nachten in solch einem kleinen Fischerdorf von 350 Einwohnern, wie Skirwieth es ist, kennenzu lernen. Die Dorfstraßen leer und vollständig verlassen, keines von den 2 Gasthäusern geöffnet — Stille, kein Laut ringsum, — Weihnachts frieden. Punkt 4 Uhr standen Berge von Kuchen auf den Tischen des Unterrichtsraum, guter star ker Bohnenkaffee stand vor uns. Nachdem wir versucht hatten, sämtlichen vor uns ausgestellten Kuchen zu vertilgen, was uns aber beim besten Wilken nicht gelingen wollte und die Grundlage für die Festigkeit unserer Körper gebildet war, tranken wir nach dem Kaffee noch etwas anderes — Moselwein. Abend um 7 Uhr versammelten wir uns alle auf dem Lagerhof. Das Lager von v^r Seiten vollkommen von Wald umschlos sen, Windstille und Ruhe iin weiten Umkreise, der Baum im Hof wurde angebrannt, wir grup pierten uns im Kreise und sangen unsere schönsten Weihnachtslieder. Der Schluß des Tages wurde mit einigen Kampfliedern und den beiden Na tionalhymnen beendet. 2. Feiertag: Kurz nach der Flaggenparade. wurden 'an uns Schüsseln mit Kirchen verteilt. Mittags punkt 12 Uhr war wieder gemeinschast, liches Mittagessen, besonders zu erwähnen wär« als Nachspeise: Schokoladenpudding mit Vanille- soßs. Nachmittags wieder Kaffee und Kuchen. 3. Feiertag: Im grasten Ganzen dasselbe, nur hast es nach dem Mittagessen Wein gab und nach dem Kaffee Waschschüssel^ mit Nüssen und Lebkuchen. Das war uns« Weihnachten bei uns, schön«, so sagten viele von unseren Kameraden, hätten wir es zu Lause auch nicht gehabt; und das sagt wohl akies. Ich persönlich hin stolz und glücklich ein Mitglied des AAD. zu sein, und kann mir j-dem jungen Deutschen raten, seine Kraft dem Arbeitsdienst zu opfern. Der Ar beitsdienst macht wenigstens aus uns das, was wir sein sollen — gang aufrichtige deutsche Jungens. Skirwieth (Oftpr.), 28. 12. 33. Gerhart Weinhold. «Asus Roman von Henrik Heller Lopyrigt by Carl Duncker Verlag» Berlin W 62. 43 (Nachdruck verboten) „Natürlich- Zweitausend Mark Belohnung hat «r für den Finder ausgesetzt." Robert wunderte sich über den sonderbaren Ausdruck, den diese Mitteilung im Gesicht seiner Schwester hervor brachte. Es säh beinahe aus wie Hohn. „Wie ich Vater kenne, war das nicht alles, was er unternahm. Vermutlich ließ er den Verlust auch bereits polizeilich melden und gab eine Be schreibung des Schmuckstückes", redete Lena sachlich weiter. „Auch da», aber der Kapitän lachte ihn aus. Er meint, daß dieses Polizeisignalement der Perlen ganz rmnötig war. Wenn er schon dem «inen oder anderen der jungen Kerle die Unehr lichkeit zutrauen würde, eine Brieftasche mit barem Geld zu behalten, so traut er doch keinem den Mut zu, in einen Juwelierladen oder in ein Pfandhaus zu gehen, um einen gefundenen Schmuck zu Geld zu machen." Robert zog einen Stuhl heran und setzte sich nieder. „Der alte Herr hat recht", sprach er be ruhigend weiter. „Die Bauern kommen ihr Leben lang nicht aus diesen Bergen heraus, und was die Seeleute anlangt, so sind es ja auch nur Fischer, die ewig in der Enge ihrer Fjorde herumgondeln. Was sollten sie da mit der Kette ansangen? Zweitausend Mark bedeuten ein gutes Boot, die Perlen aber eine ausgiebige Kerkerstrafe. Das ist logisch was?" „Ja" sagte Lena, „ganz logisch, aber geh' jetzt, Roby, und sage dem Kapitän, ich liest« um einen Wagen bitten. Ich will nun aufstehen und zusehen, raschmöglichst nach Törvyg zu kommen." Vergeßt die Winter-Ilse nicht! „Bist du verrückt?" ries Robert verblüfft. „Möglich, aber tu bitte, was ich dir austrug." „Du willst ins Dors jetzt?" „Jawohl." „Wozu?" „Um meine Perlen zu suchen, natürlich. Ich fürchte weniger einen Dieb, als dast der Schmuck mit dem zusammengesegten Kehricht fottgeschüttet wird. Uebrigens weist nur ich allein und niemand anders, wo ich mich bewegte, und nur ich allein habe eine Ahnung, wo die Schnur vielleicht zu finden ist." Der Bruder sah sie zweifelnd an. „Du glaubst zu wissen, wo das Ding fein könnte?" „Ich weist es genau", dachte sie, „in der Brief tasche eines grauen Rockes, aus dem Wege nach Oslo. Oh, einmal weinen zu dürfen, ungehindert und unbeobachtet, nur zehn Minu ten!" — „Es hat gar keinen Sinn, Vater, mir etwas zu verbieten", sagte sie eine halbe Stunde später, und der Konsul prallte vor d« Eiseskälte ihres entschlossenen Tonfalls zurück. „Du hast auch kein Recht, mich davon abzuhalten, wenn ich ins Dorf gehe, um mein Eigentum wiederzuerlangen. Es handelt sich schließlich um Mutters Erbteil, die Perlen sind mein ausschließliches Eigentum, und ich bezweifle, dast du die Absicht hast, mir neue zu schenken." „Diese Absicht habe ich nicht, dessen kannst du versichert sein", schnaubte der Vater, die Fäuste in die Hosentaschen bohrend. Und uralt« Groll stieg in ihm hoch. „Um derartiges Zeug zu kaufen, muß man entweder «in vielfacher Millio när oder ein Tollhäusl« sein. Habe ich recht, Herr Kapitän?" „Sicher, sicher", begütigte der Hausherr, „aber die Frauen betrachten Schmuck leider als «ine Art SiegestrophSe, erbeutet bei der Niederlage des Mannes. Wollen Sie wirklich ins Dorf, Lena? Der Wagen steht natürlich zu ihrer Verfügung, aber ich lasse Sie sehr ungern fort. Die Nacht wird Ihnen über den Hals kommen." „Närrisch, im höchsten Grade närrisch", äußerte der Val« erbost, „aber wenn ich das Mädel mit Gewalt festhalte und der Schmuck kommt tatsächlich nicht wieder zum Vorschein» dann trage ewig und immer ich die Schuld an dem Verlust." Vigland ging hinaus, um den ältesten Knecht zu rufen. „Sven Dahle fährt mit Ihnen", be stimmte er fürsorglich, „Sven ist ein durchaus verläßlicher Mensch, er wird Sie zum Pfarrer bringen, in dessen Haus übernachten Sie und kommen morgen mittag wieder zurück. Vergessen Sie nicht, einen warmen Mantel mitzunehmen, Lena. Die Nächte sind kalt. Er beaufsichtigte das Einspannen, trug eigen händig eine Decke zum Wagen und instruierte den großen, maulfaulen Knecht, der auf die längsten Reden nichts anderes zu sagen wußte, als „Jo" und „Bist nok Herre". Der Konsul hatte sich grollend zurückgezogen, Robert schäkerte mit dem Pony, und es oblag ausschließlich dem alten Herrn, Lena in den Wagen zu packen und ihr Ratschläge zu erteilen. „Haben Sie Geld bei sich, Kindchen? Kleine Trinkgelder zur rechten Zeit nützen ost mehr, als große Prämien." „Ja" „Fragen Sie nur ungeniert herum, man wird Ihnen gerne Auskunft geben." „Ja." „Und ist Ihr Mantel auch warm." ,Ja." Sven Dahle stand wartend neben dem Pferd, und Lena haschte plötzlich mit beiden Händen nach der Rechten Viglands. „Leben Sie wohl, Herr Kapitän", sagte st«, und ihre Stimme brach mitten im Mott entzwei. „Tragen Sie mtt's nicht nach, wenn ich Unfrieden nach Jostefär brachte, und haben Sie Dank." „Was denn, was denn, Lena?" Vigland erschrak. Das junge Gesicht unt« der dunklen Mütze schien ihm in der Dämmerung sonderbar bewegungslos, und die Augen unnatürlich weit geöffnet. Er bekam keine Antwort mehr. Lena winkt« dem Kutscher, und das Pferdchen setzte sich willig in Trab, indes Robert lachend zur Seite sprang. An der Kehre drehte sie sich noch einmal um und hob grüßend die Hand, und sie gewahrte Kapitän Vigland regungslos in der Straßenmitte stehen und dem Fuhrwerk nachschauen. Wie fein« Rauch hing es in der Luft, und die Berge, die sich noch gestern mit scharf um- ttssenen Konturen vom klaren Abendhimmel ab hoben, verhüllten heute ihre Häupter in weißen Schwaden, die schwer aus den Schluchten «nrpor- dampften. Ein kleines Bauernmädchen trieb eine Schafherde quer über die Wiesen, und ein paar von den jungen Tieren trudelten eine ganze Weile blökend neben dem abwärts rollenden Gefährt her, und st« entschlos en sich erst zur Umkehr, als der Kutscher mit der Peitsche droht«. Sven Dahle zeigte sorgenvoll auf «in kürzlich gemähtes Kleefeld, dessen Ernte noch feucht und grün da lag, und dann aus den schnell verblassenden Hori zont, wobei er jedenfalls andeuten wollte, daß Regen in Sicht sei. Doch sein Passagier zeigt« weder für Kleefelder noch für Schafe Interest« — Lena hatte den Inhalt ihr« Handtasche aus den Knien ausgebreftet, sie zählte ihr Geld» schrieb, vom Stoßen des Wagens unterbrochen, einen Brief, dessen lakonische Kürze in schreiendem Widerspruch zu der Tragweite der dann verkün deten Entschlüsse stand, und machte sich endlich an das Studium von Norwegens Eisenbahnrouten. Ipkortsenung folgt.)