Volltext Seite (XML)
Beilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. 87S Dienstag den SS. November 193S SL. Jahrgang Die Reichswehr «omektiert WohltAtigleitskonzert im Zirkus Saraffani Dieses Wohltätigkeitskonzert der Reichswehr Wat «m so schönes Ereignis, daß es noch lange «s« ein leuchtender Eindruck in der Erinnerung bestehen wird. Das weite Rund des Dresdner Jirkusgebäudes war der Rahmen für dis Der- «mstaltung. Logen, Tribünen und Ränge waren bis auf den setzten Platz besetzt. Von der Bühne her grüßt neben den Reichs- und Landesfarben vk Flagge Schwarz-Weiß-Not mit b«m Eisernen Kreuz: ein Stück deutscher Geschichte zieht im Geist vorüber, ein Stück tzroßer und heldenhafter Geschichte, das einst nach unzähligen Leiden und Niederlagen, aber auch nach unsterblichen Taten und glänzenden Siegen Preußen—Deutschland in die Reihe der Weltvölker führte. Und nun... als dis Musik anhebt, als dis Grütze uyd der Glanz der alten Mrmee durch 100 Trompeten verkündet wird — da rauschen die Fahnentücher, als verständen sie dis Sprache der Töne, als bekräftigten sie einen Heiligen Schwur, als sei die alte Armee aus dem Grab« aufgestanden zu einem großen Ykppsll der gefallenen Helded, deren Stimmen geheim nisvoll in den Lüften raunen... * Memlos« Still«, als Obermusikmeister Thiele das Konzert begann. Es war «kn großartiges Bild: das mächtige Karree der Spielleute unter den Scheinwerferlampen. Fanfarenmärsche. KrkegSmarsch, Schlachtenhymne und Gsbet aus „Rienzi". Sie spielen schön, erakt, es gelang Wien «ine gut abgestimmte Konzsrtmalerei. Tann Goldatenmu sik. Immer wieder di« alten Märsche, die Geschlechter und Geschlechter in Kampf und Not befeuerten. Heroische Sol datenmusik. Tanzende Noßschwoife an den Scbel- lenbäumen. Marschschritt der Spielleute. Nicht zu vergessen die alten Soldatenlieder eines präch tigen Chors. * Sport und Leibesübungen. S's sind notwendig, heut« vielleicht mehr als j«. Aber sie lenken bei der Reichswehr nicht ab von den großen Aufgaben und Zielen des Soldatenbe rufes. Sie sind Erholung und Freude in der Zelt der Mus« — sie sind aber mich das unent behrliche Mittel, Körper und Geist frische, neue Kraft zuzuführen. Prächtig« Leistungen der Turner am Boden; großartig die Darbietungen der — fast möchte man sagen: Artisten am Motorrad. Und dann die unübertrefflichen Sprünge über 3, 4, 5, 6 und 7 lebende Pferde... Hellenischer Geist. Ja, hier erfüllt sich am schönsten und tiefsten der Sinn des Huma nismus. Jener Turner schritt so, ab» zöge er kn di« Schlacht. Im kampfverbissenen Gesicht des Springers lag «in Wssen von jenem Ruhm, Kampf, Sieg oder Tod in der Arona Olympias. Griechischer Geist. Helknenkuttur im Gegensatz zu der eckigen Dumpfheit des Barbaren. Rhyth mus freier, befreiter, gestählter Leiber. Aber auch d«utsch« r Geist. Die Hellenen hatten ihr« Thermopylsn. Aber auch di« Vor fahren dieser deutschen Jünglinge hatten ihr Wes«l. Ihre Brüder und Väter hätten ihr Lango- marck, ihr Skagerrak, Scapa Wow... Und das war der Eindruck: Diese jungen deutschen Soldaten str«b«n, um «in«r großen Vergangenheit würdig zu sein. Ein Wort noch über die reiterlichen Vorfüh rungen. Die Pferds: gymnastisch bearbeitet, in Selbsthaltung gebracht; Pferds, die sich infolge dieser Selbsthaltung und ihrer Durchlässigkeit leicht beherrschen und führen lassen. Die Rei ter: elegant und geschmeidig sitzend, versehen mit lebendig» wirkendem Unterschenkel und einer leich ten, nicht rückwärts wirkenden Hand. Der Schritt der Pferde lang und frei, der Trab herrlich und schwungvoll, das vollendete Gleichmaß und die ganze Schönheit der Bewegung zeigend; der Galopp federnd und fördernd zugleich. Und nur mit unendlich viel Liebe zum Pferde, mit viel Ver ständnis und Geduld lasten sich die gezeigten Ge- horsamsprüfungen erreichen. Dazwischen ein historischer Festzug. Deut sche Kriegsuniformen von der Zeit der Kreuz- ritterzüge bis hinauf zur Gegsinvart. Mle Bil der, bedankt von einem Jubel, der zu innig und leuchtend ist, um auch mir einen Augenblick mit Hurrapatriotisnrus verwechselt zu werden. * Zum Schluß der Große Zapfenstreich mit seinem großartlgen, doch schlichten Appell an das Soldatenherz. Und Andacht ergreift die Tausends, als nach Trona" Zwirbeln und Fan faren das Gebet erklingt: „Ich bete an die Macht der Liebe". Und zum Schluß mit schallender Kraft die bekennende Teutschlandhymne. Be geisterung bricht hervor. Mit klingendem Spiel, in blendender Haltung, marschierten die jungen Hüter der Tradition aus der Manege. * Die Lichter verlöschen. Die Herzen bleiben ergriffen zurück. — — Ein großer Abend ist zu Ende mit tiefem Klang und alter unsterblicher Glorie. Ein großer Abend voll tiefsten Sinnes! Vor allem: Dank all den Männern, Offizieren und Mannschaften, die in selbstloser Weise ein Werk vollbrachten, aus dem das Bekenntnis zur Volksgemeinschaft und der Wille glübte, in Zeiten größter. Not zur Linderung des Elends nach Möglichkeit bei zutragen. In unseren Tagen rauschen viele große tönende Worte durch Deutschland, und ginge es nur nach den vaterländischen Worten — es stünde gut um das deutsche Volk. Dem ist aber leider nicht so. Denn noch nicht überall ist die Erkenntnis durchgedrungen, daß nur Dienen und Opfern die Voraussetzungen für einen Wiederaufstieg sind! Wenige Jahre sind erst vergangen seit jener gewaltigen Zeit, da Hunderttaüsende und Aber- hunderttaussnde das Sakrament ihres Ovfertodes dem Vaterland dargebracht. Und Millionen ha ben es in den Schützengräben der Front und in stiller Arbeit der Heimat erlebt, was Dienen und Opfern heißt. Sie haben es bezeugt, daß sie die moralische Kraft zum Dienst an der Ge meinschaft besaßen. Und diese lebendige Kraft >hat sich weder in der Zeit höchster Erprobung des Volles im Weltkrieg verzehrt, noch ging sie in der Jetztzeit verloren. Noch besitzt das deut sche Volk die Fähigkeit zur Gemeinschaftsidee. Der Weg aber zu dieser fruchtbarm Gemeinschaft wird allein gefunden in der Antwort auf die Frage: Was ist km Parsifal der büßende Kun- dry letzte Erkenntnis als Weg zu ihrer Erlösung? Ein Wort nur: Dimm! Rel-rta-ung der Mieter I» Dresden Dresden, 27. 11. Am 26. und 27. Novem ber hielt der Bund deutscher Mietervereine in Dresden eine außerordentliche Tagung ab, die von den Verirrtem der Landes- und Provinzial verbände zahlreich besucht war. Am Sonnabend wurde die Stellung der Mieterschaft zu der Woh- nungs- und Mietpolitik der Reichsregierung be raten. In der Aussprache wurde mehrfach dar auf hingewiesen, daß das Mißverhältnis zwi schen den gesunkenen Einnahmen und hen oer- zeitigen Mieten sich unheilvoll auswirke, und daß ver Mangel an geeigneten Klein- und Mittel wohnungen noch sehr empfindlich sei. Am Sonntag vormittag fand im Sitzungssaal des Landtagsgebäudes eine öffentliche Kundgebung statt, auf der der Bundesvorsihends Herrmann (Dresden) Zu den schwebenden Fragen der Woh- nungs- und Mietpolitik vom Standpunkt der Mieter Stellung nahm und die in einer Eingabe an den Reichstag aufgestellten Forderungen des Näheren begründete. Er betonte eingangs, daß sich Wohnungsbau und Siedlung von jeher als die stärksten Antriebskräfte zur Belebung der Wirtschaft bewährt hätten. Deshalb müsse hier der Hebel angeseht werden. Dazu gehöre u. a., daß eine Summe von jährlich mindestens einer Milliarde Mark, die in den Wohnungsmieten stecke, zur Instandsetzung der Häuser verwendet werden müsse. Die Hauszinssteuer soll in Höhs von mindestens zwei Milliarden für Wohnungs bau und Siedlung bereitgestellt werden. Ohne Einbau gewisser planmäßiger Elemente in die künftige deutsche Wirtschaft könne es keine Lösung der Krise geben- Nachdem der Redner dann gegen das Wirtschaftsprogramm der Regierung Papen Stellung genommen hatte, erklärte er, daß es eine dauerhafte Erhebung aus Not und Elend nicht geben könne, wenn jede irgendwie geartete Beschränkung der freien Wirtschaft als Eingriff in die unantastbaren Grundlagen oes Privateigen tums und der Privatinitiative angesehen würde. Die sogenannte freie Wohnungswirtschaft habe sich schon vor dem Kriege als. untauglich und als abträglich für eine gesunde Entwicklung unseres Volles erwiesen und werde auch künftig nicht da für geeignet sein. . DK Ausführungen des Vorsitzenden wurden in folgender Entschließung zusammengefaßt: „DK Mieterschaft fordert eine vollsverbundene Regierung, die von der Erkenntnis durchdrungen ist, daß der Wiederaufbau der deutschen Wirt schaft nur gelingen kann, wenn er auf den Grund lagen eines sozial gerechten Ausgleichs vollzogen wird. Dazu ist notwendig: 1. Ein auf weite Sicht abgestelltes Programm für Wohnungsbau und Siedlung und Bereitstel lung der zur Durchführung erforderlichen öffent lichen Mittel, in erster Linie aus der Hauszins steuer als gleichzeitig wirksamste Maßnahme zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, 2. ^n Bodenreformgesetz, welches dafür bürgt, daß für Wohnungsbau und Siedlung jederzeit billiger Boden zur Verfügung steht und das deutsch« Voll dauemd vor Ausbeutung durch die Bodenspekulation geschützt bleibt, 3. ein Belastungssperrgesetz, das den deutschen i Grund und Boden vor neuer Ueberschulduna be- > wahrt und insbesondere verhindert, daß das Spar kapital in den entschuldeten Althausbesitz abstromt und damit dem konstruktiven Ausbau der Wirt schaft entzogen wird, 4. eine wirksame Senkung der Mieten für all« Wohn- und Gewerberäume zur Beseitigung des derzeitigen Mißverhältnisses zwischen Einkommen und Miete, 5. eine allgemeine Zinssenkung, 6. ein soziales Mietrecht zum Schutze aller Wohn- und Eewerberaummieter vor Kündigung und Mietssteigerung nach dem Entwürfe des Bundes, 7. ein Vollstreckungsschutz für die aus Anlaß der Wirtschaftskrise schuldlos in Not geratenen Mieter." Soziales Reform der Krankenversicherung und Ange« stelltenberufskassen. Durch die kürzliche Ankündi gung einer erneuten Reform der Organisation der Krankenversicherung sind auch die Berufskranken- kosten der Angestellten in den Mittelpunkt der öffent lichen Erörterung gerückt worden. Wie uns dk Deutschnationale Krankenkasse, di« bekannte Ham burger Bernsskrankenkasse der Kausmannsgehilkn, jedoch mittelst, werden die genannten Beruf-kaffen von de« geplanten Reform kaum berührt werden. Zu irgendwelchen tiefer reichenden Eingriffen b«. steht schon deshalb kein Anlaß, weil diese Kaffen auf dem reinen Prinzip der Selbstverwaltung der Versicherten beruhen. Da» Prinzip bietet ausrei chend« Gewähr dafür, daß die Interessen der Ver sicherten in jeder Hinsicht voll gewahrt werden. Rmdftmk-Prozramm Mittwoch, Sü. November Deutschlandsender 6.35 Blasmusik g.00 Schulfunk: Kupferstecher 9.3» BelchSstlgungsftunde für Unbeschäftigt« 11.36 Lehrgang für praktische Landwirte 12 00 Schallplatte»: Overnarien au» Operetten 14 60 Schallplatten: Lehar 14.45 Kinder-Theater 15.45 Frauensiunde ,1660 Pädagogischer Funk 16.36 Orchestermusik 17.36 Bücherftunde 18.66 DK bürgert. SingspirlbewegUNg 1726/1826 1836 Voll und Raffe 19.60 Englisch 1935 Beamt« und Sport 20.00 Bunk« Abend 21.10 Hörbericht von der nkderschksischen Grenz» 22.16 Nachrichten . . 2236 Mtlitärkonzert aus England 23.06 Nachtmusik Mitteldeutschland 16.50 Dienst der Hausfrau: Dom Schenken 16.00 Für di« Jugend: 1. „Terasliek* (Hörspiel), 2. Zeitgenössische Schulmusik, 3. „Dos Mär chen vom Schweinehirten' von K. Ehr. An dersen, Musik von Earl Reinecke 18.10 Das gute Buch 18 56 Interview mit der Fliegerin Marga v. Etzdorf 19.65 Aufgaben u. Organisationsfragen des Einzel handels 19.36 Daniel Franco!» Auber — Da« Leipziger Sinfonk-Orchester 21.16 VaubKeller-Gedächtnkstunde 21.46 Ludwig van Beethoven: Viollnlonate (O-äur) 22.36 Zur Einführung des Seewetterberichtes der Deutschen Seewarte am Deutschlandsender BroSmayer K Sohn Ein Berliner Roman von Georg Wall ent in. Urheber-Rechtsschutz: Mitteldeutsche Roman- Korrespondenz, Leipzig L 1. 22 Nachdruck verboten Baron Eitersbach, einer der ständigen Gäste 4m Adlon, «in Mann in den Vierzigern, aber von einer blendenden schlank» Erscheinung, mit einem Gesicht, scharfgeschnitten, kühn und aus drucksvoll, mit einem Gesicht, von dem man sagt«, daß „die Weiber darauf heremfkiegm", chatte Edith den ganzen Abend seine Aufmerk- samkit gezollt. DK rassige Erscheinung gefiel ihm ungemein. Das, was er sonst an der kapriziösen Frau der Gesellschaft nicht fand: Einfachheit, Schlicht heit, gepaart mit anmutsvoller Hoheit, alle die seltenen Eigenschaften zeichneten das Mädchen aus. Und wie sie tanzte! Er sandte seine Kart« zu ihr hmüber. Edith las erstaunt: „Varon Ellersbach erlaubt sich die ergebene Bitte, ob es Hm gestattet ist, Gnädigste zu einem Tanze zu bitten." Mi sah ihr über die Schulter. „Schon wieder «ine Eroberung gemacht!" E Ediths spöttelte den Kopf. „Was soll inan da da^usagen! So «in Tanz —< was ist weiter Also nickte Edith, und wenige Augenblicke später verbeugt« sich Ettersbach mit königlichem Anstand und bat Edith um den Blues. Er »nachts ihr Kompliment«, aber sie, dk schon sicher geworden war, lächelt« nur und pariert« Hm gut. Sein« amüsant« Art wirkt« wie Sekt. „Sind Gnädigste mit dem Bankier Hoffmann verwandt?" „Ich bin sein«. Nichte!" erklärte sk offen. „MH, da kann der Herr Bankier stolz sein! Leben Gnädigste auch tn Bersin oder hat Sk imr «in guter Stern hkrher geführt?" „Ich lebe hier und arbeite hier, Herr Baron." „Arbeiten? Gnädigste scherzen!" „Wieso? Mir ist mein« Arbeit durchaus kein Scherz. Ich fühl« 'mich sehr wohl dabei." Es freute sie, ihm jetzt zu eröffnen, was sk sei, und sk beobachtete seine Miene. „Ich bin Kassierern in einem großen Konfek tionshaus, Herr Baron!" Belustigt sah sie, wie er vor Staunen förmlich zusammenfuhr. Sen, Monokel verließ seinen Platz. - „Gnädigste scherzen doch! DK Nichts eines Bankiers Hoffmann, der jetzt unter den Großen Amerikas mitgenannt wird, und — arbeiten? Unmöglich!" „Ich habe keine Ahnung, ob und wk vermö gend mein Onkel ist! Ich Habs ihn gestern erst kennengelernt. Ich selbst bin «in ganz sinfacheS, armes Mädel, werter nichts, Herr Baron!" „Nein!" sagte er kopfschüttelnd. „Wenn das der Fall ist, dann — dann ist das ein Wunder! So schön sein — und arbeiten als Angestellte! Gnädigste, das paßt nicht zusammen. Ihnen ge bührt ein anderer Rahmen!" „Ich bin mit meiner Stellung vollständig zu frieden, Herr Baron." „Aber ich bitts Ms, Gnädigste! Ich nehme doch als sicher an, daß sich jetzt durch das Da- zwischentrsten Ihres Herrn Onkel eins Wandlung in Ihrem Geschick vollziehen wird." „Nein, das ist gar nicht zu erwarten. Ich will es nicht, und mein Onkel al« Amerikaner steht dem arbeitenden Menschen anders gegenüber als Sie, Herr Baron. Ich glaube, Sk hoben das Wort .Arbeiten' tn Ihrem Leben nie groß ge schrieben." Er lachte zu ihren Worten. „Schöns Frau," sagte «r galant, „Sie sind von einer wundervollen Offenheit und sagen im mer die Wahrheit! Gottlob, Sk sind nicht so fade wie die ander«» Damen. Das ist schön! Und nun darf ich Ihnen noch eine ergebens Bitte unterbreiten?" „Und dk wäre?'' - „Wo kann ich die Ehrs und das Vergnügen haben, Sie wiederzuseben, meine Gnädigste?" Sie sah ihn schalkhaft an. „Im Konfektionshaus Messerschmidt, das dem großen Kaufhaus Vrockmayer gegenüberliegt, Herr Baron. Tort sehen Sk mich an der Kass« thronen, und es soll mir «in Vergnügen sein, wenn Sie mir eine möglichst hohe Rechnung prä sentieren!" Beide lachten. Sie gestand sich ein, daß ihr der Baron recht gut gefrel. Seins Art war männ lich, er war Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle. „Ein schlechter Platz zum Wiedersehen, meine Gnädigste!" „Wie man es auffaßt, jedenfalls für mich — der einzige!" Mi knufft« den Bruder in dk Seite. „Mach' nicht so «in finsteres Gesicht, Willi! Was ist schon dabei, wenn Edith einmal mit dem Baron tanzt! Kennst du ihn?" „Wer keimt Ettersbach nicht!" entgegnete Willi finster. „Man sagt ihm zahllos« Weibergeschichten nach. Ich glaube, man hat recht. Ein ver teufelt hübscher Kerl ist er! Wenn er nun Edith den Kopf verdreht! Ach, ich wünschte, wir wären gar nicht nach dem ,Adlon' gekommen." „Du bist ein dummer Kerl, Willi! Edith hat so klare Augen und ein so klares Herz, dis fällt nicht aus schöne Worts rein. Ganz bestimmt nicht! Hast du denn mal zugeschaut, wk sicher sie ihm pariert hat? Nein, da mache dir keine Sorgen! Aber eins rate ich dir!" „Was denn?" „Frage sie bald, ob sk deins Frau werden will. Ich glaube, sk hat dich lkb!" Da verschwanden dk finsteren Wolken von seinem Gesicht. „M«mst du, Mi?" „Ja, «h glaub» es!" Als Edith wiederkam, strahlte wieder eitel Son nenschein auf Willis hübschem Gesicht. „Jetzt wird es aber bald Zeit!" sagt« Edith. „Der kleine Klaus muß ins Bett, es ist schon sieben Uhr durch! Ich inuß helmfahrsn!" Doch der Onkel winkte ab. „Nein, Edith, so rasch lassen wir dich nicht von uns gehen! Den Jungen bringen wir hier zu Bett. Ich Habs schon die Aufstellung eines Kinderbettes angeordnet. Wir werden uns aber zu einem gemütlichen Abendessen zurückziehen, und dann plaudern wir noch etwas auf meinem Zimmer!" M« waren damit einverstanden. * Cs wurde abends gegen 11 Uhr, als di« East» ,Mlon' verließen. Die Geschwister begleiteten Edith, dk den schlafenden Klaus auf dem Schoß hatte, mit dem Auto heim. Beim Abschied hatte der Bankier seins Nicht« gebeten, ihn am nächsten Abend zu besuchen, er wolle mit ihr etwas besprechen. Edith hatte zu gesagt. Daheim angekommen, verabschiedeten sich dk« Geschwister herzlich. Willi drückte der Geliebten lange und innig die Hand, so daß sie ganz verlegen wurde. Dann stieg sk in ihrs kleine Wohnung empor. Aller Glanz, den ihrs Augen heute gesehen hatten, siel von ihr, als sie ihrs einfache Häus lichkeit wiedersah. Mer sie ließ ihn gern entweichen. Denn dk Behaglichkeit eines eigenen Heinis dünkto ihr tausendmal schöner. * Die Arbeit begann wieder. Milli steckt« voll Tatkraft und ging mit seinen Mitarbeitern eifrig daran, den Saisonausver kauf vorzubereiten. Dis Lagerbestände wurden nachgesehen, di« Preiss teilweise neu festgesetzt, es gab in Hüll« und Fülle zu tun. Willi Halts Mar Puppks als intelligenten Kopf schätM gelernt, und er nahm ihn gewissermaßen als Assistenten. Mit ihm zusammen begann er das Lager um- ^Mit^sicheram Mick sah er sofort, was heran» mußte, rmd da sank der Preis rücksichtslos» > (Fortsetzung folgt.).