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.Gut, Mr. d'Orlando, ich stelle Ihnen den Kredit zur Verfügung." Der Spamer verbeugte sich und ging. An der Kasse hob er 10600 Dollar ab. * * - ? Barry hatte an dem Tage eine heftige Auseinander setzung mit Gloria. Er machte ihr heftige Borwürfe wegen des Spaniers. Gloria zuckte zusammen, als sie von der Erpressung hörte. ' „Was Haft du mit ihm gehabt?" fragte der Monn er regt. „Nichts!" sagte Gloria ruhig. „Er war mir behilflich." „Hat er nichts ... anderes als Geld von dir verlangt?" „Nein! Ich hätte es ihm nicht gegeben, John. Ich bin deine Frau und betrüge dich nicht. Sie find mir alle so gleichgültig." Barry atmete auf, er glaubte es ihr. „Dann ist alles in Ordnung!" Am nächsten Tage aber las Gloria entsetzt in den Zei tungen, daß man den Tenor d'Orlando erschossen aufgefunden habe. Man vermute einen Racheakt aus Eifersucht. Sie schrie auf, als sie die Zeilen las. Das hat Barry getan! sprach ihr Herz, und Entsetzen vor dem Gatten packte sie. Als sie ihm am Frühstückstisch gegenübersaß, wagte sie kaum ihn anzusehen. Sie hatte Angst vor ihm. Die Angst steigert« sich zu einem förmlichen Grauen, als sie bemerkte, mit welch großer Ruhe er aß. Sie wollte ihn fragen: „Hast ... du es tun lassen! Wurde er durch dich ermordet.. " Aber sie wagte die Frage nicht und atmete auf, nachdem er mit dem Auto nach seinem Büro fuhr. Als sie allein war, klingelte sie nach Elsie. Elsie kam und erschrak. Förmlich verfallen, alt sah das Gesicht Gloria Barrys aus. „Sind Sie krank, Mylady?" fragte sie angstvoll. „Sehe... ich krank aus, Elsie?" „Ja, Mylady, Sie sollten ruhen!" Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein nein ... das «ichtt Ich will ausfahren, Sie sollen mich begleiten." Draußen schien die warme Aprilsonne. Sie verliehen das Weichbild der Stadt, fuhren hinaus auf» Land. Gloria atmete auf, als sie die frische Landlusi „In ... acht Tagen fahren wir nach Mianül" sagt« sie plötzlich „Reuyork macht mich krank. Ich muh Sonn« haben! Freuen Sie sich auch darauf, Elsie?" „Ja! E» ist was Neue« für mich, Mylady!" entgegnet« Elpe in ihrer frischen Art. „Sie sind noch nicht viel gereist?" „Nein, dazu lieh die Arbeit keine Zett." „Und sind doch so zufrieden durch Ihre Arbeit ge- worden?" „Vielleicht gerade durch die Arbeit, Mylady. Ich kenn« nichts anderes. Vater und Mutter haben mich dazu erzogen. Sie haben es gewiß früher auch einmal nicht leicht gehabt, Mylady?" „Ich hatte es nicht leicht!" sagte Gloria dankbar. „Ach, ich hab« die ganze Zeit vergessen ... vielleicht zu sehr ver< -essen! Ich stamme auch aus einer armen Familie." „Leben Ihre Eltern noch?" fragte Elsie plötzlich. „Meine Eltern?" entgegnete Gloria leise, als schäm« st« sich, davon zu sprechen. „Ich ... ich ... weiß es nicht. Ich ... bin damals von zu Hause weggelaufen ... ich bin aus Eiäcinati ... dort war mein Vater in einer Fabrik tätig ... und Mutter wusch für fremde Leute Wäsche. Ich hielt's nicht aus. Ich bin nach Hollywood, und ... dort war's erst bitter, bi» ich mich durchsetzte. Mit allen Mitteln ... durchsetzte." Schweigen ist zwischen den beiden Frauen. „Vielleicht hat sich Ihre Mutter ihr Leben lang nach Ihnen gesehnt, Mylady? Sie sollten Ihre Mutter einmal aussuchen." In Gloria wird es mit einem Male ganz still. Sie denkt an ihre Mutter, an di« Frau mit d«m harten Gesicht und den guten Augen. Unsagbar schämt sie sich vor dem Mädchen an ihrer Sie faßt den Entschluß, sich um ihre Eltern zu kümmern« und ist plötzlich ganz fröhlich. Sie plaudert aus dem Erleben der Jahre und ist froh wie ein Kind, sich aussprechen zu können, bis plötzlich der Name Molander fällt. Da schrickt sie förmlich zusummen, und Qual packt sie. Sie kann ihn nicht vergessen, sie hat ost nachgegrübelt, warum sie ihn so gehaßt hat. Er war schön, er war gut! Und was für ein Mann war er! Warum hatte sie ihn gehaßt? Sie weiß es. Mit dem untrügerische« Instinkt des Weibes hatte sie gespürt, wie Molander, ihr Gatte, sich immer stärker durchsetzte, wie er immer mehr Herzen gewann, sie aber hatte den Gipfel längst erklommen, er wurde schöner und strahlender von Tag zu Tag, und sie, die älter war als er, sie hatte Mühe, ihre Schönheit zu behaupten. Sie wollte die Erste sein! Sie hatte nichts als Ehrgeiz in sich, wollte den höchsten Gipfel erklimmen. Der Kampf um den Platz an der Sonne hatte ihr Herz, ihr früher so blutfrisches Gefühl verkümmern lassen. Und dann trat Barry ihr in den Weg. Der Mann, der sie begehrte, der Mann, der auf dem Gipfel der Macht stand, und da gab's 'ein Halten mehr, sie ging mit fliegenden Fahnen zu ihm über, quälte Molander, bis er eines Tages die Geduld verlor, und sich zu dem Schlag Hinreißen ließ. Der Schlag einer Hand! Welch gigantische Bedeutung hatte er gewonnen für das Schicksal eines ganzen Volkes. So wie sich Molander damit losriß von ihr, so sollte er dazu dienen, daß endlich das schaffende Volk Amerikas sich losriß von seinen Knechtern. Sie weih das alles! Sie weiß, daß auch sie wider ihren Willen Schicksal spielte. Molander ist tot! Sie weiß nicht, ob ihr Gatte die Hand im Spiele hatte, ob er das schändliche Verbrechen einleitete, daß einen Mann wie Molander umkommen ließ Sie stöhnt auf. „Ist Ihnen nicht gut, Mylady?" „Doch, Elsie!" sagt sie mit gequältem Lächeln. „Mir ist ganz gut!" Dann beginnt sie plötzlich von Jack Hallers, Elsies Freund, zu sprechen. „Er hat Sie noch nicht besucht?" „Noch nicht, Mylady! Jack ist sehr auf meinen Ruf be dacht. Er sagt, das sei er mir als Freund schuldig." „Ein Gentleman! Wenn er nur nicht einmal Ihr Herz in Besitz nimmt!" Elsie wird rot. „Wir sind Kameraden, Mylady ... aber wenn ich einmal einen Mann heirate, dann ... dürfte er Jack gleichen." „Sie lieben ihn?" „Ich weiß es nicht, Mylady! Und ich will nicht daran denken. Es ist so schön, einen ehrlichen Freund zu haben.' „Hat er Sie noch nie geküßt?" Elsie wird über und über rot. „Nein, Mylady! Die Dinge liegen jenseits." Gloria betrachtet Elsie aufmerksam. Wie schön das Mädchen ist, so eine gesunde wohltuend« Schönheit. Man sieht das Gesicht gern an, es ist frisch, rosig sind die Wangen, die Augen sind voll Leben, Lachen und Kraft. „Sie ist rein, sie ist ohne Sünde!" spricht eine Stimm« in Glorias Herzen. „Kind, Sie könnten sich glänzend verheiraten, wenn Si« nur wollten!" „Das kommt darauf an, Mylady! Wenn ich ihn Nebe, den Mann, der mich begehrt, dann habe ich alles Glück, und wenn er ganz arm ist." „Dann kann er Ihnen keine schönen Kleider kaufen." „Das braucht er nicht. Er soll mich, nicht meine Kleider lieben." Gloria zuckt zusammen. Hat man sie immer nur um ihrer selbst willen um- i schwärmt, bewundert und geliebt, oder ... waren es oft nur ! ihre prächtigen Kleider? Sie wird innerlich unsicher und bringt das Gespräch aus 1