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2. Beilage zu Nr. 17. Sonnabend, den 7. Februar 1903. Airchenvsrstandsfitzung am 13. Januar 1903. 1. Der derzeitige Stand der Pfarrhausbanfrage kommt zur Kenntnißnahme und beschließt man, den Verein für kirchliche Kunst zu ersuchen, die Pläne umzuarbeiten. 2. Mau nimmt Kenntniß von den gegen den Umbau der TodtenbeUmeisterwohnung gezogenen Erinnerungen und von deren Erledigung. 3. Die „Kirchengallcrie" ist komplett und soll nun unter den Herren Kirchenvorstandsmitgliedern zirknliren und dann auch anderen Parochianen zugänglich gemacht werden. 4. Die Geschwister Engelmann haben der Nikolai- kirche in Erfüllung des elterlichen Willens 500 Mark Vermacht. Man nimmt dankend davon Kenntniß. 5. Für die Zwecke der zu begründenden Gemeinde- Diakonie sind im Jahre 1902 gesammelt worden: 1099 Mark 80 Pfennige, einschließlich des Ertrags eines The aterabends seitens der hiesigen „Liedertafel". 6. Die Rechnung für die nöthig gewesene Reparatur des Kessels der Feuerung in der Kirche wird nicht be anstandet und soll berichtigt werden. 7- Der Thurm der Jakobikirche soll auf seine Halt barkeit vor Ostern von einem Sachverständigen einer ge nauen Untersuchung unterworfen werden. 21. Januar 1903. 1. Der kirchliche Bericht auf das Jahr 1902 kommt zum Vortrag. 2. Der Verein kür kirchliche Kunst wird die Pfarr- hausbaupläne durch Architekt Kandler kostenlos umarbeiten lassen. 3. Die Pachtverträge bezüglich der Rektoratsfelder haben die kircheninspektionelle Genehmigung gefunden. 4. Eine Gottesackerangelegenheit findet ihre Er ledigung. 29. Januar 1903. 1. Eine parochiale Angelegenheit wird in die Wege geleitet und zu diesem Zweck eine fünfgliedrige Kommission gewählt. 2. Das Läuten soll etwas eingeschränkt werden. Mit dieser Angelegenheit wird sich zunächst eine sechsgliedrige Kommission befassen. In die Kommissionen werden ge wählt: 1. die Herren: Vorsitzende, stellv. Vorsitzende, Stadt- rath Dinudori, Bürgermeister Kahlenberger und Erbge- richtsdesitzer Ludewig. 2. die Herren: Vorsitzende, Stadtrath Kaufmann Goerne, Beutlermeister Junge, Oberlehrer Thomas, Stadt gutsbesitzer Uibrig und Ortsrichter Ohmann. Aurze Lhrsnik. Eines der größten Gebäude Budapests, der Palast der Versicherungsgeiellschaft New-Jork, wurde in seinem oberen Theile ein Raub der Flammen. Neun Personen erlitten Verletzungen. Ueberschemmuugen in Schottland. Der Norden Schottlands ist während der letzten Tage von großen Ucbcrschwemmungen beimgesucht worden. Das Unwetter wüthete in manchen Theilen ununterbrochen 50 Stunden und hat einen ganz beträchtlichen Schaden augerichtet. Besonders ist der Tayfluß bei Perth angeschwollen und hat die benachbarten Wiesen und Wälder fußtief unter Wasser gesetzt. Zahlreiche ertrunkene Rinder, Schafe und Hirsche treiben auf den Fluthen umher: die Häuser stehen theilweise unter Wasser und Möbel und andere Gegen stände schwimmen auf den Straßen, die vollständig un- passirbar sind. Auch die Dee hat ihre Um überfluthet und Balmoral, das bekannte Königsschloß in den schottischen Hochlanden, hat arge Verwüstungen erlitten. Der Park und Spielplatz ist besonders heimgesucht. Die Straßen zwischen Dublane und Grecuoaning sind durch das Aus treten der Allan unpassirbar geworden: das Gleiche ist der Fall mit Stirlingshire, wo die Carron mehrere Brücken entführt hat. In Shetland wurde ein Haus vom Blitz getroffen und sieben Personen verletzt, von denen die meisten geraume Zeit ihr Bewußtsein verloren. AusJn- verneß kommt dazu die Nachricht, daß der Neßfluß aus getreten in und die Stützpfeiler der dortigen Eisenbahn- brücke unterwühlt hat. Der Verkehr ist eingestellt worden und müssen sich die Passagiere von dem einen Ende der Brücke zum anderen begeben und dort einen neuen Zug oesteigen. Diese große Brücke besteht aus sieben Bogen, ,..is.o^der auf festen Piers ruhen. Dennoch ist es der ^oömung gelungen, eine etwa 20 Fuß tiefe Klei»? ?„^rzustellcn, die jetzt durch 250 Tonnen Cement, Eisens auszubessern versucht wird. Die nls bis Glasgow lausen zur Zeit nicht weiter und einen ^L"^ woselbst die Passagiere umsteigen zurücklcgen müssen. Weges zu Wagen oder zu Fuß r k !??eizeuscheu Uhrenindustrie nach Deutsch- land. Au- Basel schreibt man dem „Bund"/ daß sich I^wl'.che Flucht der schweizerischen Uhrenindustrie «ach den benachbarten eliasuschen Grenzorten vorbereitet In dem eine stunde von Basel entfernten elsässischen Grenzorte Hegenheim wurde von zwei Bieler Uhrenfabriken Baulerrain für die Errichtung von zwei größeren Uhren ¬ fabriken erworben und mit dem Bau derselben soll als bald begonnen werden; bereits im Herbst soll der Betrieb der neuen Fabriken eröffnet werben. In dem eine halbe Stunde von Basel entfernten Vororte St. Ludwig haben drei Neuenburger Uhrenfabrikanten Bauterrain in aller nächster Nähe der schweizerischen Grenze erworben, auf welchem ebenfalls größere Uhrenfabriken errichtet werden; in dem benachbarten Hüningen befindet sich bereits seit einigen Jahren schon eine größere Filialfabrik einer Uhren fabrik von Chaux-de-Fonds in Betrieb. Die Errichtung von Fabriken schweizerischer Firmen im Ausland muß sich für letztere entschieden vortheilhaft erwiesen haben, und zwar ist dieser Vortheil ein doppelter; einmal sind sie von dem lästigen Zolle befreit und dann haben sie be deutend billigere Arbeitskräfte als sie sie in der Schweiz bekommen. Vaterländisches. iMitiheilungen aus dem Leierkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, 6. Februar 1903. Kommenden Sonntag, den 8. Februar, findet im Gasthof zu Klipphausen eine Kinder-Aufführung statt, und zwar kommt das Stück: „Deutschland zur See", deutsches Seemannslcben in Liedern mit verbindender Dekla mation, zur Aufführung. Der Besuch derselben sei auch hiermit empfohlen, zumal das Stück bei seiner Aufführung in Sachsdorf, Montag, den 26. Januar, guten Erfolg zu verzeichnen hatte. Der Eintritt beträgt 30 Pfg. und ist zu Schulzwecken bestimmt. — In dem Befinden des jungen Prinzen Friedrich Christian von Sachsen, des zweiten Sohnes des Kronprinzen Friedrich August von Sachsen, ist leider eine recht ernste Verschlimmerung eingetreten. Nachdem sich das Fieber bisher in mäßigen Grenzen gehalten hatte, stieg es in der Nacht zum Donnerstag zu so bedenklicher Höhe empor, daß der kleine Patient wiederholt in kaltem Wasser gebadet werden mußte. Der bedauernswertste kleine Prinz fand während der ganzen Nacht nur wenig Ruhe, er lag fast unausgesetzt in Fieberphantasien, unter deren Ein fluß er laut und lebhaft vor sich hinsprach. Am Morgen des gestrigen Tages betrug die Temperatur noch immer 39,5°/«, der Puls 108, so daß die Gefahr für das Leden des kleinen Prinzen fortdauert. Daß die Mutter des schwer Erkrankten Verlangen trägt, ihrem Sohne nahe zu sein, ist selbstverständlich, ebenso ist es aber nur natür lich, daß der sächsische Hof der pflichtvergessenen Frau und Mutter nicht gestatten kann, an das Lager des kranken Prinzen zu eilen. Die ehemalige Kronprinzessin soll sehr angegriffen aussehen und viel weinen. Die Reue über ihren unfaßbaren Schritt kann und wird ja nicht ausbleiben. Aber ein Zurück giebt es nicht mehr. Der gegenwärtige Aufenthalt Girons und seiner Louise in Genf wird angeblich nur von kurzer Dauer sein, es soll sich in Gens lediglich um persönliche Auseinandersetzungen und Vereinbarungen mit dem Anwalt der Prinzessin, Lachenal, handeln. Die Gerüchte, daß sich die Prinzessin demnächst nach Salzburg zu ihrem Vater begeben werde, um mit diesem über die Bedingungen zu verhandeln, unter denen sie ihre Kinder sehen darf, wollen nicht zum Schweigen kommen. Auch handelt es sich bisher stets nur um Gerüchte, die ebenso wohl wahr wie unbegründet sein können. — Aus Dresden wird gemeldet: Noch immer wohnt die graue Sorge im krouprinzlichen Palais am Taschenberge. Wird der kranke Prinz genesen, oder wird er, wie seine Großmutter die Prinzessin Georg, dem Typhus zum Opfer fallen? Im Volke, dessen erst so enthusiastische Sympathie für die Kronprinzessin einen sehr erheblichen Umschwung erfahren hat, grollt es laut und leise: Der Prinz würde rascher gesunden, wenn die Mutter, deren Lieblingssohn ihr bild hübscher „Tia" gewesen, an seinem Krankenbette fäße. Das fortwährende Forschen der älteren Prinzen nach dem Verbleib der so plötzlich verschwundenen Mutter, ihr Drängen um klaren Bescheid, wo sie weile, was aus ihr geworden, wann sie zurückkehre, war und ist eine peinvolle Qual für den verlassenen Gatten und Vater, eine stete Verlegenheit für die Hofbeamten und Bediensteten. — Dresden, 5. Februar. Der Sächsische Eisenbahn» rätst bejahte gestern mit 12 gegen 5 Stimmen die Noth wendigkeit einer Reform. Heute Vormittag von halb zehn Uhr an wurde die Berathung der einzelnen Punkte fort gesetzt. Nach Schluß der gestrigen Sitzung vereinigten sich die Mitglieder von neun Uhr ab zu einem geselligen Bei sammensein imHauptbahuhofe. Demselben wohnten auch Vertreter der Regierung bei. — Dresden, 5. Febr. Die 6. Strafkammer des hiesigen kgl. Landgericht verhandelte heute gegen den früheren Rathskellerwirth Konrad Clemens Bernhard Stiebitz aus Vorstadt Plauen wegen Betrugs. Nach dem Ergebnisse der heutigen Beweisaufnahme erkannte das Königliche Landgericht, unterAusschluß mildernder Umstände, wiederum auf 4 Monate Gefängniß und 3000 Mark Geldstrafe, eventuell noch 300 Tage Gefängniß. Stiebitz hat, um aus der Haft entlassen zu werden, 13000 Mk. hinterlegt. — Dresden, 5. Februar. Der Direktor der in ganz Sachsen bekannten Roßweiner Sänger, Herr Wilhelm Brauer, ist unerwartet am Herzschlag verstorben. Mit seinem Tode ist einer der erfolgreichsten und beliebtesten der fahrenden Sänger verstummt. — Das alte Institut der Kreuzthurmwächter, das Jahrhunderte lang be standen, wird voraussichtlich noch in diesem Jahre ein- gchcu, da an der bis jetzt von den Thürmern bedienten Uhr ein elektrisches Schlagwerk eingerichtet werden soll. — Der bei dem Brande der Kreuzkirche gerettete werth- volle Altarteppich wurde mit Genehmigung des Ev.-Luth. Landeskonsistoriums der evangelischen Diaspora-Ge meinde Langenau bei Hohenelbe in Böhmen für ihre neu erbaute Kirche geschenkt. — Vorgestern ereignete sich leider im hiesigen Centraltheater wieder ein Unfall, indem Vormittags bei der Probe eine der Drahtseilkünst lerinnen Lucia und Viata vom Seile abstürzte und sich am Gesicht verschiedene sehr schmerzhafte Verletzungen zu- zog, so daß sie sich sofort in ärztliche Behandlung begeben und das Auftreten einstellen mußte. Eine Schuld an dem Unfälle trifft Niemanden. — Dresden, 5. Februar. Gestern Nachmittag stürzte sich ein hier wohnhafter 37 Jahre alter Gewerb- treibender infolge des schlechten Geschäftsganges von der Marienbrücke in die Elbe. Sein Leichnam wurde nicht lange nachher geborgen. — Die aus Mitteln der Stadt Dresden zu er richtende erste sächsische Trinkerheilanstalt wird im April eröffnet werden. Sie ist zunächst zur Aufnahme von höchstens 15 Personen bestimmt. Während der Deutschen Städteausstellung in Dresden soll auf Anregung des Reichstagsabgeordneten Esche ein Vortrag darüber gehalten werden, wie die Stadtbehörden in den Kampf gegen den Alkoholmißbrauch eingreifen können. Die sächsische Regier ung soll von dem Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke durch eine Petition ersucht werden, einen Delegirten zu dem Bremer Kongreß der Abstinenzler zu entsenden. In Dresden wird demnächst die Gründung einer Frauen ortsgruppe der Abstinenzler erfolgen. — Was man in Dresden erleben kann, wenn man nicht deutsch versteht, das klagte ein Stock-Engländer einem dortigen Ladeninhaber, dessen Geschäft der edle English- man spät Abends betrat. Am Morgen war der Eng länder in Dresden angekommen. Nachdem er sein Ge päck im Hotel untergebracht, hatte er sich angeschickt, die Sehenswürdigkeiten Dresdens in Augenschein zu nehmen. Als vorsichtiger Mann notirte er sich die Inschrift eines Schildes, welches vor der Thür des Hotels seine Auf merksamkeit erregte, auch die Inschrift eines Wagens, den er für den Hotelwagen hielt, malte er sorgfältig in sein Notizbuch. So mußte es ihm leicht gelingen, sein Hotel wieder zu finden und getrost machte er sich auf den Weg. Als er nach langem Wandern in sein Logis zurückkehren wollte,zeigte er seine Notizen einem ihm begegnenden Mann und frug: Wo sein der Hotel? Der Angeredete las, schüttelte mit dem Kopfe und ging lachend weiter- Der selbe Vorgang wiederholte sich bei allen, welchen er seine Notizen zeigte, aber keiner gab ihm Auskunft. Müde hatte er endlich die Inschrift sriglisll spoksn am Schau fenster gelesen und Rettung hoffend, den Laden betreten. Als der Ladeuiuhaber die Notizen las, konnte er sich selbst des Lachens nicht erwehren. Das angebliche Hotel schild trug die geheimnißvolle Inschrift: „Haltestelle. Rechts in der Fahrtrichtung." Der verkannte Hotel- wagen aber hatte die Inschrift: „Nach und von den Elbdampsern." — Kleinopitz. Die mittelst Bekanntmachung vom 2. Juni 1902 über die Gemeindeflur Kleinopitz verhängte Bausperre ist ausgehoben worden. - Cossebaude. Herr Ingenieur Kitzler m Kötzschen- broda hat für den 8. d. Mts., Nachmittags von 4 bis 5'/» Uhr, eine öffentliche Versammlung auf dem Osterberge einberufen, und zwar zwecks Verwirklichung einer nach dem Hochplateau sührenden Drahtseilbahn. — Köt itz. Der Handelsmann H. wurde am Sonntag Abend zum zweiten Male verhaftet. Es soll sich um ein Sittlichkeitsverbrechen, an seiner Pflegetochter begangen, handeln. - Freiberg. Das Freiberger Dombaufestspiel, welches im Mal zur Aufführung kommen soll, ist nunmehr auch finanziell gesichert; bereits jetzt sind 35000 Mk. als Garantiefonds gezeichnet. Die Veranstaltung ist im großen Stile geplant. So wird für die Festspielanfführungen eine Festspielhalle errichtet werden, welche 1000 Sitzplätze und 300 Stehplätze enthält. — Großschirma, 4. Februar. Vorgestern Abend 7 Uhr brach in dem Herrn Gustav Müller gehörigen Gute Feuer aus, das die Scheune und ein Seitengebäude in Äsche legte. Dank der Bemühungen der herbeigeeilten Feuerwehren aus Großschirma und den Nachbarorten wurde trotz der ungünstigen Richtung des Windes das Vieh in Sicherheit gebracht und das Wohnhaus gerettet. Die Entstehungsursache des Brandes ist zur Zeit noch unermittelt. — Hainsberg. Ein sehr betrübender Unglücksfall trug sich am Montag Abend gegen 11 Uhr in der hiesigen Papierfabrik zu. Der in Vertretung eines anderen Arbeiters in der Fabrik vorübergehend beschäftigte Bern hard Döring aus Deuben stand in der Fahrstuhlöffnung, als plötzlich der Fahrstuhl herabstürzte und den bisher in anderen Berufen beschäftigten jungen Mann zu Boden