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Welt I» vilL. ^^2<2IX2I^L<ri>^r>TL<2^^U^1XLr>2IZ^1>22^L<rL<S meiner Achtung, und gierig suchte ich eine Annäherung, die mir durch einen günstigen Glückszufall beschieden wurde. Ich lernte ein geistig hochstehendes, empfindsames Men schenkind in Blanche kennen, dem mein ganzes Herz entgegenschlug. Trotz meiner Liebe ging ich reiflich mit mir zu Rate, erwog ich die Bedenken, die es bei einer gesetzlichen Vereinigung, einer Heirat mit der Schau spielerin zu überwinden galt. Nur beschei den bemittelt, und in die Notwendigkeit ver setzt, mir durch eigne Kraft und Tätigkeit eine angesehene Existenz zu gründen, hatte ich an derseits ein stark entwickeltes Standesbe- wußtsein und war stolz auf meinen flecken losen Namen. Ferner hatte ich außer die sen Bedenken noch mit den strengen Vorur teilen meiner Mutter und deren gründlicher Abneigung gegen den Künstlerberuf zu rech nen. Blanche war wohl von adeliger Her kunft, allein ihr Vater war durch eignes Verschulden herabgekommen und erfreute sich nicht eben des besten Rufes. Lange Zeit schwankte ich im Widerstreit der Gefühle hin und her, bevor ich das entscheidende Wort sprach. Kopf und Herz wollten sich nicht in Einklang bringen lassen, endlich trug das Herz den Sieg über Vernunft und Stolz davon. Trotz der Warnungsbriese unsrer Angehörigen wurde unser Bund vor dem Altar durch Priesterwort geheiligt." Von der Erinnerung überwältigt, hielt der alle Herr inne, schweratmend erzählte er hierauf weiter. „Obgleich unsre Herzen in unverminder ter Liebe für einander schlugen, vermochten wir dennoch unsres Glückes nicht recht froh zu werden. Einerseits feblte die gesunde Grundlage einer gesicherten Existenz, ander seits das segnende Elternwort zum vollkom menen Glücksgefühl. Nach einem gegen seitigen liebereinkommen blieb Blanche vor erst unter ihrem Theaternamen, Leroy, ihrein Beruf noch treu, indc^ ich nach Jah reswende in mein Vaterland zurückkehrte, um mich dort um eine meinen Fähigkeiten und meinem Studium entsprechende Staats- anstcllung zu bemühen. Es gelang mir dies nicht so leicht, als ich gehofft hatte! Die Zeiten waren unruhig bewegt. Allerorts gärte es. Ueberall brachen politisch auf regende Kundgebungen aus. Ich wurde bald mit dieser, bald mit jener Mission betraut, bald hier, bald dort zur Tätigkeit herange zogen, ohne eine bestimmt fixierte Staatsan- stellung zu erlangen und war zu allen andern Widerwärtigkeiten noch einem sie- ten Wohnungswechsel ausgesetzt. Blanche, von meinem langen Zögern beunruhigt, be stürmte mich mit Bitten, ihr vor der Welt die ihr gebührende Stellung einzuräumen und sie mit Raoul unter meinen Schutz zu nehmen. Meiner Mutter, die mit dem zu nehmenden Alter noch zäher und verbissener an ihren strengen Lebensanschauungcn und Standesvorurteilen sesthielt, denn je zuvor, wagte ich mich nicht anzuvertrauen, ihr meine heimlich geschloffene Ehe einzugestehen. Mit hin blieb alles beim alten! Da starb jäh lings, durch einen Unglücksfall, der einzige, sechsjährige Knabe meines Bruders Joachim, und kurze Zeit darauf im blühendsten Man nesalter schied er selbst aus dem Leben. Um den Beisetzungsfeierlichkeiten beizuwoh nen und zur Regelung der Hinterlassenschaft war meine Heimkehr dringend geboten. In den ersten Wochen tiefer, aufrichtiger Trauer, vergaß ich die ganze Außenwelt, vermied ich jede Auseinandersetzung mit meiner Mutter. Erst als die Erbschaftsregelung in Frage kam, kam es auch zu peinlichen Erörterungen zwischen uns. Stürmische Familienauftritte folgten auf das Zugeständnis meiner Ehe. Mit aufgehobenen Händen bat und flehte meine Mutter, mich von Blanche zu trennen. Mir widerstrebte der VertranenSbruch und ich weigerte mich entschieden, meineEhe gewaltsam zu lösen. Um allen weiteren Zwistigkeiten und Quälereien zu entgehen, trat ich im Auf trag meines Vorgesetzten eine Reise nach Pe tersburg an, von wo aus ich die Erbschafts- srage zu ordnen gedachte. Vor meiner Ab reise überwies ich meiner Frau ausreichende Geldmittel nach Paris. Meine Tätigkeit in Petersburg nahm mich wider Erwarten auf längere Zeit in Anspruch, so daß ich weder Zeit noch Ruhe fand, den streitigen Punkt auszugleichen. Am ersten Tage meiner Ankunft in der Heimat erhielt ich behördlich die Totenscheine meiner Frau und meines Kindes zugestellt. Ich konnte und wollte diese jähe Todesbot schaft nicht glauben, obgleich ich die vom Maire ausgestellten Urkunden in den Hän den hatte. Ich hielt das Ganze für einen Trug und schrieb um Aufklärung in die Provence, an Blanches Vater. Seine Er widerung ließ an Deutlichkeit und Verächt lichkeit nichts zu wünschen übrig. Hier, wie dort derselbe Nationalhaß, der selbe Familienstolz. Vielleicht hatte die Vor sehung es so am besten mit uns gemeint! Ich gab meinen Wirkungskreis auf und trat das Erbe an. In der Bewirtschaftung unsrer prächtigen Besitzungen fand ich voll auf zu tun. Die Feinchchast zwischen mir und meiner Mutter war beigelegt und mit der Witwe meines Bruders verband mich bald die herzlichste Freundschaft. Mit der Zeit wurden unsre Gefühle inniger, wir fanden uns zu einem gemeinsamen Bund. Da ich jedoch ihre strengen Grundsätze, ihren Adels stolz kannte, verschwieg ich ihr den wunden Punkt aus nieiner Vergangenheit. Sie wurde meine zweite Gattin, und ihr Tod hinterließ eine große Lücke in meinem Leben!" Graf Wallbach seufzte tief auf. „In den einsamen Stunden, die nach dem Tode Dei- ; ner lieben Mutter bei mir sich einstellten, i s kehrte meine Gedankenwelt oftmals in die - ! Vergangenheit zurück. Mit Wehmut gedachte > ! ich Blanches und des Knaben, den der Tod i genommen, noch ehe ich ihn an mein Herz ; gedrückt. Ein beschämendes Gefühl für mich ! ! mischte sich in dies Gedenken. Ich stellte mir i die Frage, ob ich gegen die beiden Menschen, ! ! die damals meinem Herzen am nächsten stehen s sollten, auch pflichtgetreu gewesen sei und die s Antwort fiel sehr wenig befriedigend aus. l Die Opfer meiner Selbstsucht waren sie ge worden. Die Gewissensangst regte sich und wurde immer stärker, beeinträchtigte mich im Traum und Wachen. Im Banne dieser peinigenden, seelischen Einwirkungen schrieb ich jetzt nochmals in die Provence und bat um eine eingehendere, genauere Aufklärung über die Todesursache Blanches. Das Schreiben kam unbestellbar zurück. Im Laufe der Zeit hatten die Beziehungen zu meiner Mutter sich wieder herzlicher ge staltet und in Frieden schloß ich ihr die brechenden Augen zum letzten, großen Schlaf. Ihr letztes Wort an mich enthielt eine Bitte um Verzeihung. Ach, ich wußte ja nicht, wie viel ich ihr zu verzeihen hatte, wie willkür lich sie in unser Leben eingegrisfen. Erst einige Wochen nach ihrer Beisetzung, als ich ihren schriftlichen Nachlaß sichtete, fielen mir die vvllgiltigcn Beweise ihrer ränkevollen l Umtriebe in die Hände. Ein Brief Blanches an meine Mutter adreffiert, worin sie mir in edelster, selblosester Opferwilligkeit die Frei heit zurückgab und in eine gesetzliche Schei dung willigte. Meinen Widerstand voraus sehend, hatte meine Muter, während meiner Abwesenheit, eine Reise nach Frankreich un ternommen, um auf Blanche persönlich ein zuwirken und die Trennung unsrer Ehe zu ermöglichen. Von dem Versprechen Blanches, mich freizugeben, noch nicht zufrieden gestellt, suchte sie Baron Düval für ihre verwerflichen Pläne zu gewinnen und bot ihm eine bedeu tende Abfindungssumme an, falls er sich be reit erklären würde, Tochter und Enkel die Rückkehr ins Vaterhaus zu bewirken und mir gefälschte Dokumente über das Ableben bei der zustellen zu lassen. Wie ein weiterer Briefwechsel bis auf die kleinsten Einzelheiten klar legte, war der alte Verschwender, be stochen von der großen Summe Geldes und von seinem wilden, ungerechtfertigten Hatz geleitet, nur allzu gern auf die unwürdigen Zumutungen meiner Mutter eingegangen und mit feiner Beihilfe der Betrug dann auch zustande gekommen." Graf Wallbach schöpfte tief Atem. „Die Vorsehung hat alle menschlichen Schlüsse zu nichte gemacht," en digte er seine Erzählung, „meine Mutter schied mit dem Bewußtsein aus der Welt, daß all ihre Bemühungen sich vergeblich erwiesen und ein Höherer die Menschengeschicke regelt und bestimmt. Auch meiner zweiten Ehe blieb der Sohn versagt! Das Majorat geht trotz aller Umtriebe und Berechnung, somit auf die Seitenlinie über. Das Vermögen und die übrigen Liegenschaften sind später hin Dein Eigentum, Kornelia, doch halte ich Dich für edel genug, falls Blanche und mein Sohn noch leben, beiden einen Anteil zu gönnen." „Nimmer könnte ich des Besitzes froh werden, wenn sie nicht daran Anteil nehmen würden. Wie konntest Du je befürchten, daß ich Dich weniger achten und lieben werde, weil Du menschlich gefühlt und gelitten. Ich danke Dir für Dein Vertrauen, lieber Vater, es ehrt mich! Haft Du in der Zeit unsres Hierseins noch keinen Versuch gemacht, das Dunkel zu lichten, welches das Leben Deiner Gattin und Deines Sohnes umhüllt?" «Fortsetzung folgt.) / n n! - nNNnnnInnNNInInnrnNNnnNN NX iräAzlenIiebe. Novelle von Otto Ferdinand. Schein einer strahlenden Stra ßenlaterne sah er nach der gol- denen Remontoiruhr, schüttelte mißmutig das Haupt und stampfte im Warteschritt weiter. Er hielt sich an der Ecke einer stillen Straße auf, um nicht ins Gewühl zu geraten, welches die Hauptstraßen mehr und mehr bevölkerte. Lawinenartig schwoll die Menschenmaffe an, die sich über Trottoirs und Fahrdämme wälzte; wie Statuen großer Reitergeneräle ragten aus dem dichten Gewoge Schutzleute mit blankem Helm, hoch zu Roß. Dumpfes Getöse mischte sich in den Nebel der schnee nassen Nachtluft. An den hohen, stattlichen Häusern waren allerlei Veranstaltungen wahrzunehmen. Transparente und bunte Jlluminationswerkc warteten des erleuch tenden Funkens, und geheimnisvolle Vorbe