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Beilage zuni Frankenberger Tageblatt <«r. I« Mittwoch den SO. Januar IOSS O». Jahrgang M«i> Landesverrat? Der „Rote Adler"Stahlhelmkorrespondenz Berlin, 19. 1. Die deutsche Handelsbilanz Geigt für den Dezember 1931 eine Aktivität von «44 Millionen Reichsmart gegenüber 252 Mil- lionen RM. im Vorjahr. Die Reparationssach- liefeningen haben sich von 707 Millionen NM. mrf 393 Millionen RM. vermindert. Der Aus fuhrrückgang ist zum größeren Teil die Auswir kung von Preissenkungen. Gemessen an dem Nück- Sohe Auszeichnung Dr. Hugo Eckeners Dr. Hugo Eckener erhielt als erster Deutscher vom Internationalen Luftfahrt-Kongreß die Große goldene Medaille verliehen. Diese Aus zeichnung stellt die höchste Ehrung der internatio nalen Luftfahrt dar. Leichter Müaaaa »er Mixa- Handels im Dezember wend 2,5 Milliarden Ausfuhrüberschuß im Iah« 1931 1931, hat der Herr Neichswehrminister in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" ««gekündigt daß ein Gesetz zum Schutze des Staates in Sachen Landesverteidigung komme. Man mußte die Aus führungen des Herrn Rekchswehrministers so ver stehen, daß die besagten Maßnahmen in der 4. Notverordnung enthalten sein würden. Am 4. 12. 1931 hat dann noch die „Deutsche Allgemeine Zeitung" mitgetcilt, daß die kommende Notver ordnung das vom Herrn Neichswehrminister ain gekündigte Gesetz enthalten werde. — Dann er schien die Notverordming. Sie brachte das llni- formverbot für den Stahlhelm; sie brachte nicht die vom Herrn Reichswehrmknister angekündigte Maßnahme gegen den Landesverrat! Für den Außenstehenden bleibt nur ein Schluß möglich: Der Herr Reichskanzler hat den vom Herrn Neichswehrminister notwendig erachteten Maßnahmen die Zustimmung versagt! Wir haben schon mehrfach an dreier Stelle die einfach unerträgliche Lage festgestellt — müssen nunmehr auf Grund der Vorgänge dies nochmals in schärfster Form zum Ausdruck bringen. Es ist ein einfach unerträglicher Zustand und ein Zustand, der wirklich nicht der Staatsautorität dient, daß jedermann heute in die Hände von Polizei und Staatsanwalt gelangt, der ein Wort nach subjektiver Auffassung der Behörden zu viel sagt oder schreibt; daß aber jeder Luinp das unangetastete Necht besitzt, in Sachen Landes verteidigung zu schnüffeln und auf Grund des Erschnüffelten Zurechtphantasiertes nach Paris melden darf oder in irgendwelchen Blättern pazi fistischer Richtung breittreten kann. Sieht der Herr Reichskanzler es wirtlich nicht ein, daß es allerhöchste Zeit wird, ausgemachten Lumpen das Handwerk zu legen in einer Zeit, wo jeder Staatsbürger Gefahr läuft, ins Ge fängnis zu wandern, weil er sich innenpolitisch ein freies Wort gestattet? Wie lange will der Herr.Reichskanzler das Wühlen gegen die Wehr macht noch dulden? Müller, Brandenburg, Pol.-Oberst a. D. fahr, das eine tatsächliche Mtivität von nind 1800 Millionen NM. aufwies, hat der Ausfuhr überschuß somit um nicht ganz 1200 Millionen RM. zugenommen. Von dieser Zunahme sind etwa 500 bis 600 Millionen RM. auf den im Vergleich zu den Ausfuhrpreisen stärkeren Rück gang der Einfuhrpreise, der Rest aus verhältnis mäßig stärkere Schrumpfung der Einfuhrmenge gurückzuführen. Die Ausfuhr beträgt im Jahre 1931 9206 Millionen RM. gegen 11329 Mil gang des gewogenen Aussuhvdurchschnittswertes beträgt der durch den Preisrückgang bedingte Mindererlös in der Ausfuhr etwa 1400 Mil lionen RM., während sich der mengenmäßig be dingte Rückgang der Ausfuhr nur aus rund eine Milliarde Reichsmark beläuft. Don der Vermin derung der Ausfuhr sind alle Harrptwarengruppen betroffen. Die Einfuhr beträgt im Jahre 1931 6722 Millionen RM. Unter Berücksichtigung der ^<«^^a^?ou?!achlrefemngen ^ 6632 Millionen NM. gegenüber einer tatsächlichen »->" rund 10200 Millionen RM. ^Ausfuhr'.," Somit ist die Einfuhr gegenüber Mionen RM gegen Vorjahr um rund 3560 Millionen RM., A zurückgegan-^ h ^in Drittel, zurückgegangen. Dieser Rückgang ist zu einem erheblich, Teile auf Konen RM. im Vormonat. Die Einfuhr ist von E°>r- !482 Millionen RM. auf 488 Millionen RM.^'^ Warengruppe» betroffen. tzestiegen. Mengenmäßig ergibt sich eine größere III , 171 ' 7° Steigerung und zwar um 5 v H da der ge- My Uk NHlVkkHkdllWÜ wogene Durchschnittswert um 4 v. H. zurückge-- tzangen ist. Die Handelsbilanz im Jahre 1931 > (unter Berücksichtigung der Lagerabrechnungen)! schließt mit einem Ausfuhrüberschuß von rund - 8574 Millionen RM. ab. Bei Einrechnung der.^ we ^ovmz BrandenktrA . Reparationssachlieferungen stellt sich die Aktivität -A", ^^rem lebhaften bedauern smd wrr ge- -ul SR7 MM-»-» NM, wir angefragt, wo die Notverordnung betr. Lan desverrat bleibe. Zwei Tage später, am 29. 11. rsIShrlg« Bestehen des christlichen Frauenvereins zu Rieder« und Oberlichtenau Am Sonntag, den 17. Januar, feierte der Frauenverein Nieder- und Oberlichtenau sein 25- jähriges Jubiläum. Ain Morgen nahmen viele Mitglieder am Gottesdienst teil, dessen Predigt Herr Pfarrer Booch die Worte zugrundelegte: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dein Herm dienen!" Der freiwillige Kirchenchor ver schönte den Gottesdienst durch den Dankchor von Bartmuß: „Nun preiset alle Gottes Barnr- herzigkeit", bei dem die Orgelbegleitung Herr Lehrer Ramm freundlicherweise übemommen hatte. Dem Gedächtnis der verstorbenen Mit glieder galt das Lied des freiwilligen Kirchen chors: „Da unten ist Frieden". Nach dem Gottesdienste wurden die Gräber von sieben verstorbenen Gründerinnen zum Danke für bewiesene Treue in feierlicher Stille mit Kränzen geschmückt, wobei Herr Pfarrer Booch auf die eigenartige Tatsache hinwies, daß das erste ver storbene Mitglied die erste Ehefrau des Herrn Stellmachermeisters Rummel und das zuletzt ver storben« Mitglied die zweite Frau desselben war. Am Abend versammelten sich die Mitglieder des Vereins zu einer einfachen, schlichten Feier in dem Saale des Erbgerichts, der bald bis auf den letzten Platz gefüllt war. Außer vielen Mitgliedern mit ihren Angehörigen hatten auch geladene Gäste: Herr Pfarrer Schulze aus Reichenbach bei Königsbrück — der Gründer und erste Kurator des Vereins —, sowie Mitglieder des Schwestervereins Frauen hilfe in Oberlichtenau und Mitglieder des frei willigen Kirchenchores an den geschmückten Ta feln Platz genommen. Die Feier wurde eröffnet durch einen vier händigen Klaviervortrag des Herrn Kantor V o- get und Sohn Ehrhard und durch den allge meinen Gesang von zwei Strophen des Liedes: „Großer Gott, wir loben dich", worauf Frau Bürgermeister Gutte einen von Herrn Kantor Vogel gedichteten Vorspruch in tadelloser Be tonung darbot. Die derzeitige Vorsitzende Frau Pfarrer Booch, begrüßte dann die erschienenen Gäste und Mitglieder in herzlicher Weise. Der in Niederlichtenau gern gesehene Prokurist Herr A. Schuricht aus Chemnitz sang hierauf mit seiner klangvollen Stimme das Lied: „Der An fang, das Ende, o Herr, die sind dein", wie er auch während der nun folgenden Ansprache des jetzigen Kurators, Herr» Pfarrer Booch bei Gedenken an die Heringegangenen des Vereins das Lied: „Mutterherz" tief ergreifend vortrug. In seiner Rede sprach Herr Pfarrer, an seine Vor- mittagspredigt anknüpfend, in bekannter beredter Weise erstens vom Herrn des Hauses (des Ver eins), dem die Frauen in Freud und Leid willig dienen. Schon in der Gründungsoersammlung am 15. Januar 1907 fanden sich 25 Frauen ein, am 28. Januar waren es schon 40 und in der dritten Versammlung 50 Mitglieder. Der zweite Teil der Rede handelte vom Geist des Hauses, d. i. der Geist der Liebe untereinander und zum notleidenden Nächsten. Dieser christliche Geist der sich selbst opfernden Liebe ist das Band, das die Mitglieder in Freud und Leid fest zu sammen gehalten hat und die Gewißheit gibt, daß dieses Band auch ferner halten wird. Die Saat des Frauenvereins heißt Liebe, die oft auch ungesehen aufgeht Die Seele der Liebe ist dl« Liebe zur Seele. Was hülfe es dem Menscl-en, wenn er die ganze Welt gewönne und es wäre keine Liebe darinnen? Im dritten Teile sprach der Redner von den Aufgaben und Pflichten des Vereins. Seine oberste Pflicht ist der Dienst an den Kranken und Notleidenden Die Frau, di« immer mit ihrer Arbeit an das Heim gefesselt ist, hat aber auch das Bedürfnis, besonders in dieser ernsten Zeit, sich mit anderen Frauen über die Notwendigkeiten und Bedürfnisse, ßie die christliche Barmherzigkeit fordert, auszutauschen und ebenso einmal im Jahre bei einem Stiftungsfeste den Ehemännern zu zeigen, was im Verein geleistet wird. Viel Opferfreude verlangte die Kriegshilfe, die Gefangenen fürsorge, die Kriegs- und Volksküche, um wie sich besonders die verstorbene Frau Emilie Schuricht verdient gemacht hat, indem sre das Kochen übernahm und Räume ihres Hauses zur Verfügung stellte, und die alljährlich wiederkeh rende Weihnachtshilfe. Aus Anlaß des Jubi läums hatte der Verein an Bedürftige 100 RM. verteilt, was dem Verein würdiger ist als wenn das Geld zur Vorbereitung für ein groß ange legtes Jubiläum verwendet worden wäre. Pfarrer Booch bat den Herrn des Hauses uni neue Kraft, Mut und Freudigkeit, und dankte ihm für seine Hilfe, ohne die die Aufgaben des Vereins nicht hätten erfüllt werden können, zum Segen der Kirchgemeinde, aber auch der politischen Gemein dest. Beim Blick in die Zukunft sprach er dk« Hoffnung aus, daß gemeinsam mit der Frauen hilfe in Oberlichtenau und des FrauenvereinS Ortelsdorf noch viel Gutes geräll werden könne. Zum Schluß rief er alle zu treuer Mitaro^kt auf, der Gott seinen Segen und Schutz verleihen möge! Diesen mit großem Beifall aufgenommenen Der Siegelring als Stichwaffe Lin Siegelring mit verborgenen Dolchmesser» in geschlossenem und in offenem Zustande. Dor dem Amtsgericht Berlin-Mitte kam vor eini gen Tagen eine Wirtshausschlägerei zur Bev- Handlung, bei der der Angeklagte eine recht un gewöhnliche Waffe verwandt hatte. Er trug am Finger einen Siegelring, der zwei haarscharfe, kleine Messer enthielt. Dieser Ring erinnert an dm berühmten Giftring der Borgia, mit dem diese Renaissance-Fürsten ihren politischen Geg nern tödliche Verletzungen beibrachten. Der An geklagte erhielt mit Berücksichtigung der heim tückischen Verwendung dieser Waffe die Hoh« Strafe von einem Jahr Gefängnis. Flavia wird enlfiihrt Roman von Herandra von Bosse Oopvrmbt 1930 bz- Karl Köhler & Co., Berlin-Zehlendorf 86 Nachdruck verboten Flavia benutzte den Umstand, daß Gräfin Ama dea etwas schwerhörig war und flüsterte ihm zu: Greste Bronchis Mutter. Sie darf vorläufig nicht wissen, wer du bist." Dann ging sie an ihm vorüber, umfaßte die schwankende Gestalt der alten Dame und sagte: „Liebste Mutter, ein Freund aus früheren Tagen, der unerwartet kam." „Lin Freund ist immer willkommen in diesem Hause," sagte die nonnenhafte Frau mit dem Schein eines Lächelns um die schmalen, blutleeren Lippen, und Richard verbeugte sich. „Aber mir scheint," wandte sie sich an Flavia, „du vergaßest, liebe Flavia, dem Gast eine Er frischung zu bieten; ich werde dafür sorgen." Und wie ein dunkler Schatten glitt sie laut los hinaus, schloß die Tür hinter sich, Flavia und Richard wieder allein lassend. Schnell er klärte Flavia: „Sie ist menschenscheu. Die Leute sage», sie sei verwirrten Geistes, aber das ist sie nicht, doch er lebte sie viel Leid, und die Schatten davon ver dunkeln ihr Gemüt. Darum wage ich nicht, ihr zu sagen, wer du bist, Richard. Du verstehst doch? Wenn sie erfährt, daß dein Kommen Oreste und mich trennt, würde sk« das erschüttern und entsetzen, dem: sie liebt ihren Sohn über alles." „Äber sie wird es doch erfahren müssen." „Ja, doch Oreste selbst muß es ihr ans scha- uende Weise sagen und erklären, nachdem er selbst sich in die Unabänderlichkeit gefunden hat, auf Mich verzichten zu müssen. Gräfin Amadeas Seelen« zustand kann eine plötzliche Erschütterung nicht ertragen, es würde sie aus dem Gleichgeivicht dringen, nnd wie könnte ich die V«rantwvrtimg dafür übernehmen!" „Wann kommt Graf Bronchi zurück?" fragte er. „Ich weiß es noch nicht," erwiderte sie, „aber ich denke in den nächsten Tagen, vielleicht schon morgen, vielleicht heute. Er ist in Deutschland." „In Deutschland?" „Ja, in einer politischen Angelegenheit," sagte sie, aber während sie es sagte, erinnerte sie sich an den Morgen vor Orestes Mreise, an seine ihr damals unerklärliche Erregung und der sie unbefriedigenden Erklärung, die xr der Plötzlich keit seiner Reise gab. Es war das alles so selt sam gewesen. Und plötzlich wurde ihr klar, das; damals Oreste Nachricht bekommen haben mußte, daß Richard noch am Leben war und deshalb nach Deutschland reiste. Sie wurde sehr bleich. Angst und Unruhe malten sich auf ihrem Gesicht, sprachen aus ihren Blicken. Besorgt fragte Richard, was ihr sei. Aber ehe sie antworten konnte, kam der alte Giacomo herein, brachte Wein und einen kleinen Imbiß, stellte das alles auf einem Tischchen zu recht und verließ, nachdem er den Gast mit mißtrauischem Blick gestreift, wieder das Zimmer. Inzwischen hatte Flavia Zeit gehabt, sich zu fassen und schnell zu überlegen. Sie erklärte nun die Ursache ihres Erschreckens und sagte dann: „Was ich nicht begreife, ist, daß er mir nichts davon sagte. Wie konnte er mir verheimlichen, was ich doch erfahren mußte?" „Vielleicht war die Nachricht, die er erhielt, unbestimmt," meinte er, „wenn es wirklich eine Meldung über mich war, die ihn zu seiner R«ise nach Deutschland veranlaßte." „Schon bin ich überzeugt, daß es ein« solche Meldung »var, die ihn zu dieser Reise veran laßte," sagte Flavia sehr beunruhigt. „Mein Kott, was wollte er dann dort?" „Feststellen, ob di« Meldung der Wahrheit entsprach" „Ja, und dann — und dann? Wollte er dich dann bestimmen, dich mir nicht zu nähern? Auf mich zu verzichten? Wollte er mir dann ver heimlichen, daß du lebst? Ah, wäre es möglich, daß er mich zu betrügen beabsichtigte?" „Wäre eine solche Absicht nicht verständlich, da er dich liebt und nun fürchten mußte, dich zu verlieren, wenn ich noch lebte?" überlegte Richard. „Denke, wenn du schon mit ihm verheiratet wärst?" „Gott sei gelobt, das- er dich noch rechtzeitig zu rückkehren ließ!" rief sie aus, ihn umarmend. „O Richard, wie entsetzlich wäre das gewesen." Er zog sie an sich und küßte sie mit kaum ver haltener Leidenschaft. „Dann, Flavia, hättest du nie erfahren, daß ich lebe, soweit es an mir lag. Nur ein Zufall, wie unser Zusammentreffen hier, würde es dir ver raten haben. Ich war entschlossen, für dich tot zu bleiben, falls du in einer neuen Ehe bereits ein neues Glück gefunden hättest." „Es wäre keins gewesen!" nef sie mit abweh render Gebärde. „Richard, wie darfst du sagen, daß du auf mich vernichten wolltest! Konntest du das?" „Nachdem ich dich wiedergesehen, nicht mehr," versicherte er, sie küssend. „Aber sieh, um deinet willen wollte ich es. Ich sagte mir, du warst so jung, ein Kind fast noch, als du vor acht Jahren mein wurdest, es war möglich, daß in der langen Zeit der Trennung deine Gefühle sich geändert, dein Herz für eine neue Liebe sich erschlossen hatte, dann wollte ich richt störend kn dein Leben treten." „Lieber — Linziggeliebter!" flüsterte sie, sich fester an ihn schmiegend. Mer der Gedanke an Orest« erschreckte sie wieder, nnd sie fuhr auf: „Wenn er schon weiß, daß du lebst, dich sucht, wenn er in Deutschland erfährt, daß du nach Italien reistest nnd kehrt zurück, findet dich hier — heute — Gott, mein Gott, er darf dich hier nicht finden!" „Warum nicht? Es würde dann alles klar zwischen uns seiri und er erkerirren, daß er ver- zichten nmß, weil ich —." „Nein nein!" rief sie und rang die Hände. „Ah, du kennst ihn nicht, Richard. Orest« ist eine leidenschaftliche Natur, ich weiß nicht, zu was er fähig wäre, käme es zwischen ihn» und d«r zu einer überraschenden Begegnung. Er haßt dich; er muß dich hassen, seitdem er weiß, daß du lebst und vielleicht — wer kann es sagen — wird er dich töten wollen, weil dein Leben zwischen mir und ihm steht." ,Wenn er mich jetzt tötete, würdest du doch sein nicht mehr werden," meinte er, „denn von seiner Hand getötet, würde der Tote zwischen dir und ihm trennend stehen." „Für Zeit und Ewigkeit! Doch, wie ei» Wahn sinniger, würde er gar nicht bedenken, was er tut. Nein, nur wenn ich mit ihm spreche, gleich in der ersten Stunde seiner Heimkehr, wird er vernünftig sein, nur dann kann ich hoffen, daß er dem Unabänderlichen als einer Fügung Got tes sich beugt." Richard glaubte nicht, daß Bronchi dem Un abänderlichen sich fügen würde, ohne zu versuchen, es abzuänder», und ihm bangte für Flavia. „Mein Wunsch wäre es," sagte er, „dich gleich heute mit mir zu nehmen." „Mit dir zu gehen, gleich heute, so wie ich geh« und stehe, Richard, ist auch mein heißester Wunsch, aber wie könnte ich das? Soll ich mit krassem Undank lohnen, wo ich zu so viel Dank verpflichtet bin? Unmöglich kann ich Gräfin Amadea ver lassen, ehe Oreste zurückgekommen ist. Las ist undenkbar! Es gäbe ein Unglück." Sie hatten sich wieder auf das schmale Sofa gesetzt, sie lehnte an ihm und erzählte, wie liebe voll die alte Gräfin sie ausgenommen, als sie Valcena hatte verlassen müssen. „Ach, ich wünschte, ich hätte Valcena icke ver lassen," endete sie dann. „Denn nun muß ich gegen meinen Willen denen Leid zufügon, die mir selbstlos Wohltaten erwiesen." „So ganz selbstlos war das wohl nicht," meint« er. Dadurch machte es Bronchi dir fast unmöglich; seiner Werbung nicht Gehör zu geben, sobald fest- stand, daß ich nicht mehr lebte." „Danmls war das noch nicht der Fall." (Fortsetzung folgt.)