Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 22.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193202229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19320222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19320222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-22
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
s Abltflung Mittw«ida. FC 1899 VfB Lestnig abgesetzt! A» Ges«llschast,spstl«n fanden statt: Chsmnttz. Vf»-Teutonia (1. «lasse) 4:4 (2: 1), Sonnabend. ^Oberfrohna. VfU Post-SV Chemnitz Üi8 » Olbernhau. Sportvag.— SV Germania 1897 Mittweida 8:4 (8:3). Döbeln. SC—Sportvgg. Hartmannsdorf 8:3 tt-2). Geringswalde. FT—BC Burgstädt (2. Kl.) 4:4 (3:2). Rochlitz. VfB Reichsbahn Glauchau 1:0 (0:0). Rofpoeiu. FC-Teutonia Chemnitz Reserve Einsiedel. SB Viktoria (2. Kl )—SC Sturm Stollberg 6:4 (0:4). Mlkteldentschlaud Dresden. DSC—DV Riesa 3:2, Branden burg-SV 06 3:0, Guts Muts—1893 1:1, SV 08 Meißen—Spielvgg. Dresden 1 :2. Leipzig. TuB — Sportfreunds 2:1, Sport- frde. Markranstädt—Wacker Leipzig 2 ! 4 (Wal- k«r Meister). Magdeburg. Tricket-Vikioria—Viktoria 96 4:3- Plauen. VfB—Wacker Gera 3:1. Zwickau. SC—FC 02 2 : 0, VfL—Polizei 3:3. Süddentschland Süddeutsch« Fußballmeisterschaft. Nach den Riesenüberraschungen des letzten Spieltages nah men die Endspiele zur süddeutschen Fußballmeister schaft am Sonntag meist einen programmützigen Verlauf. Die Spielvereinigung Fürth zeigte vor 13 000 Zuschauern gegen Bayern München eine ausgezeichnet« Leistung und errang einen glatten Sieg von 3:0 (1:0). Ein unentschiedenes Er gebnis von 1:1 (0:0) holte München 1860 auf eigenem Platze vor 18 000 Zuschauern gegen den ). FT Nürnberg heraus. Der Karlsruher FV setzte sich gegen den FV Rastatt 04 erwartungs- gemätz durch. Mit 2 :1 (0 :0) blieb der badische Meister erfolgreich. Der VfB Stuttgart schlug den FC Pforzheim mit 4:0 (2 :0), doch muh das Spiel wiederholt werden, da der beste Pforz heimer Stürmer Merz zum Länderspiel nach Bu dapest gefahren war. In der Mteilung Nordwest endete das Franlfurter Derby zwischen Eintracht Md dem FSV Frankfurt mit dem knappen 1 :0- Eieg des Mainmeisterr. Ergebnisse ans dem Reich Berlin. Wacker—Hertha-BSC 3:4, Tennis- Borussia—Union Oberschöneweide 3:2, Viktoria gegen Polizei 7:2. Hamburg. Eimsbüttel-HSV 1 :5, FC 93 Al- tona-St. Pauli Sport 8 :1. k Hannover. Arminia—Norden-Nordwest Berlin * Kegelsport. Ter Verband Frankenberg schlägt (im Kanrpfe um die Gruppen-Merfterschafk zm Bezirk lll die Verbände Chemnitz f. P. und Mrerswalde mit 157 und 261 Holz. Verband Frankenberg Gruppensieger kn Gruppe ä. Aus führlicher Bericht folgt. Bore». Die Borkämpfe, die der Sportklub „Saronia" im Rahmen seines WmisrverqnügeirS vor gutbesuchtem Name abwtckelte, wurden für dk« iunge Borabteilung des Vereins ein voller sportlicher Erfolg. Wenn es gewagt erschien, schon setzt Leute vom ,,Freien Borklub" Chemnitz amzufordern, der über vorzügliches Kämpfer- material verfugt, so bewiesen die einheimischen Kämpfer, daß sie ein Wörtchen mitzureden hatten. Am Linleitungstreffen stellten sich dem Ring richter Eörnitz, Frankenberg, Thomas (Fr. B.) 109 Pfund und Schubert'(Dar.) Ith Pfund. Schubert, der zum ersten Male startete, erwies ich als überaus talentierter, schneller Borer, stieb in allen drei Runden mit harten Schlag- erien am Mann und skegte knapp aber verdient zach Punkten. Ueberraschend gut fand sich Vranzle (Zar.), 180, mit dem überlegenen Kühn Fr. B.), 122, ab, überstand dank seiner vor- zügttch«» Deckung alle Angriffe und übersteh seinem Gegner die Offensiv«. Der routiniert« Theninttzer, ekn alter ausgekochter Ringsuch», konnte den Kamps klar für sich entscheiden. Einen schweren Kamps lieferten sich Oberländer (Ur. B), 182, und Teichgräber (Son.), 180. Teich- gräber, der in verbesserter Form anirat, lieh sich durch die stürmischen Angriffe des Chemnitzers nicht beirren, ging vielmehr alle Schlagwechsel tapfer mit und hätte seinen Mann in der zweiten Runde klar angeschlagen, ohne daß es ihm gelang, den sympathischen Oberländer fertig zu machen. An der dritten Runde schwächten beide stark ab^ Das Urteil „unentschieden" entsprach vollkommen dem Kampfverlauf. Arn Hauptkampse Kes Abend« wurde Müller (Sar.), 110, Sarontas talentier tester Borer, reichlich vom Pech verfolgt. Nach dem er seinen Gegner Bock (Fr. B.), 109, kn der ersten Runde mit wunderbaren blitzschnellen Schlagserien im Ring Herumgetrieben hatte, schwächte er später mettlich ah und lieh sich von dem reichlich unsauber Vorenden Chemnitzer immer wieder in den Clinch drängen. Der Ringrichter hatte reichlich Arbeit. Trotzdem war das Ur teil „unentschieden" hier eins klare Fehlentschei dung. Müller hätte knapper Punktsieger sein müssen. MMlk und Vorschau Arbeiterturnverein (Handball): Bezirksmeister Chemnitz-Nord in Frankqnberg. Für kommenden Sonntag ist es unserer Mteilung gelungen für ihre Erste vorgenannte Mannschaft zu verpflichten. Da Nord dieses Spiel als Worprobe für die kommenden Kreismeisterspiele wertet, dürfte mit einen spannenden Kampf zu rechnen sein. An- wurf ist bereits früh 11 Uhr. Näheres folgt Sonnabend. Sturm Frankenberg 1 —Freiheit Taura 1l! Kommenden Sonntag, den 28. Februar, ist im Sturmstadion ein Grotzkampf zu erwarten, wie er in Frankenberg lange nicht gesehen worden ist. An diesem Tage wird der Bezirksmeister vom 13. Bezirk eine Gastrolle hier geben, was für das Frankenberger Sportpublikum als Futzballdelika- tesse angesehen werden kann. Freiheit Taura gilt weit über Sachsens Grenzen hinaus als ein« tech nisch gut durchgebildete Mannschaft, was ihnen auch schon zweimal die Bezirksmeisterschast brachte. Auch im vergangenen Jahre konnte sich Taura bis zur Spitze durchringen und abermals den Be- frksmeistertitel einnehmen. Was dies bedeutet, rürfte wohl keiner näheren Erörterungen bedür fen. Auch an den Kreismeisterschaftsspielen 1932 nahm Freiheit Taura niit teil. Rasensport Döbeln wurde nach zweimaligem Antreten mit 2:1 ge- chlagen. Diesem Spiele, das in Mittweida statt- änd, wohnten 3OM Zuschauer bei. Nur gegen >en neuernannten Kr«:s:ne:stcr von 1932 VFK. Leidig unterlag Taura nach ziemlich gleichwerti gem Kampfe mit 3:4. Von den Gästen aus dem 13. Bezirk dürft« es trotzdem eine Leistung sein, sich so weit durchgerungen zu haben. Kom menden Sonntag wird nun die Meisterelf nach Frankenberg kommen, um mit Sturms 1. Mann schaft die Klingen zu kreuzen. Da nun auch erfreu licherweise Sturm ein« Formverbefferung zu ver zeichnen hat, so dürfte an diesem Tage ein Futz- ballgrotzkampf zu erwarten sein, wie man ihn nicht immer zu sehen bekommt. Ein Besuch dieses Spieles kann deshalb schon heute empfohlen wer den, zumal Sturm diesen Kampf mit stärkster Mannschaft bestreitet! Anstos; hierzu ist ^3 Uhr. DL. WoHsnarbettskalender Mittwoch, 24. Februar, Augendabend. Donnerstag, 25. Februar, Vorturnerversammlg. mit Volksturnen — Spielergeschäftsstunde — Singstunde der Sangesabteilung. Freitag, 26. Februar, Männerriege und Riege „Kut Heil" Versammlung. Sonnabend, 27. Februar, Gausugendtresfen in Mittweida. Sonntag, 28. Februar, Gausugendtreffcn in Mitt weida — Kreiswinlcrireff. in Oberwiesenthal. Aus den GerichtssSlen 8 Empfindlich» Straf« Mr et«» B«rMhr«. In zweitägiger Verhandlung beschäftigt« sich jetzt dar Chemnitzer Schwurgericht mit dem jetzt in Leis- nig wohnhaft«» 39jährigen Fliischermeister Arno Lehmann, «wer 22jährigen Verkäuferin aus Chem nitz und einem 27jährigen Schlosser, die des Mein eides bzw. der Verführung zum Meineid angeklagt waren, und wieder einmal rollte vor den Ge schworenen «in trüb«» Sittenbild ab, das an di« furchtbaren Moritaten erinnerte, die man einst mals in widerlichen Schundromanen lesen konnte. Der schon mehrfach vorbestrafte Fleischermeister hatte im Oktober 1928 ein Dienstmädchen gesucht Und die Mitangeklagte «ngagstrt, die aber b«i shr«m Dienstantritt die Meisterin schon nicht mehr im Hause antraf. Lehmann hatte sie, nachdem er schon ^ng« mit ihr in Unfrieden gelebt hatte, inzwischen aus dem Hause gejagt und erklärte nun hem Mädchen, das; ihm seine Frau davongelausen sei und daß sie nun mit im Laden helfen muffe. Lehmann verstand es, das Vertrauen und das Mitleid de» damals kaum 18jährigen Mädchens zu erringen und ging öfter mit ihm aus. Dazu nahm er freilich den Schlosser, seinen Freund, mit, weil er bestimmte Absichten mit dem Mädel hatte und seiner Frau keinen Scheidungsgrund liefern wollte, und überall erzählte er geflissentlich, datz sich zwischen dem Schlosser und dem Mädel etwas anspinne. Er selbst war immer nur der Anstands wauwau. In seinen eigenen vier Pfählen schlug er freilich andere Töne an und bestürmte das junge Ding so lange, mit ihm in einem Zimmer zu schlafen, bis diese auch, nachdem er ihr für den Fall einer Scheidung von seiner Frau die Ehe versprochen hatte, einwilligte. Sie mutzte Ihren Leichtsinn schnell bützen, denn bald danach landete sie mit einer schweren Geschlechtskrankheit im Krankenhaus. Aber sie war dem Verführer schon restlos verfallen: als sie nach längerer Zelt aus dem Krankenhaus entlassen worden war, kehrte si« zu ihm zurück und half ihm auch die Ehe scheidungsklage gewinnen. Nachdem Kas Kleeblatt eingehend die Aussagen festgelegt, beschwor das Mädel, datz sie mit ihrem Meister keinerlei in time Beziehungen gehabt habe, und der Schlosser erklärte sich unter Eid für den „Freund" des Mädels, der nie etwas von Beziehungen zwischen dem Meister und ihr bemertt haben wollte. Dann dauerte es nicht mehr lange, und der Fleischer kümmerte sich nicht mehr um das Mädel, das nach einigen Monaten ein Kind zur Welt brachte. Mittellos stand si« auf Kem Wohlfahrtsamt, und hier setzte das Verhängnis ein: ahnungslos gab sie den Namen des Vaters an, der sofort die Gefahr erkannte unk das Mädel aufsuchte, um es mit Drohungen und Versprechungen dahin zu bringen, diele Angabe zu widerrufen. Vielleicht wäre das Mädel noch einmal auf ihn herem- gesallen, aber es war bereits zu spät. Ein Privat detektiv hatte die Spur ausgenommen, unk nun stanken sie alle drei vor dem Richter. Der Flei scher, Ker sich inzwischen wieder verheiratet hat und das arm; Ding noch vor Gericht schwer zu belasten versuchte, wurde zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus, der Schlosser zu einem Jahre 2 Mo naten Zuchthaus und das Mädel zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Wegen Fluchtverdacht wurde Lehmann sofort in Haft genommen, dem ver führten jungen Ding aber sprach das Gericht eine Bewährungsfrist zu. 8 Ein« MutterkroaSdie. Vor dem Chemnitzer Schwurgericht hatte sich jetzt unter Ker Anklage Kes versuchten Mordes an ihrem 4Vsjährigen Kinde die 4(Mhr:ae Arbertersehefrau Anna Marie Hecker aus Chemnitz zu verantworten. Aber neben ihr auf Ker Anklaaebank last als wirkliche An geklagte kie furchtbare Not unserer Zeit, zu Keren Belastungszeugin die Fran wurde. Sie wird allgemein als gut und fkerfsg geschildert. Sie führten ein harmonisches Familieleben, da auch der Mann gut und arbeitssam war. Dann kam die Not, und weil si« zu anständig waren, zu betteln oder zu borgen, wutzten sie bald mit ihren »ker Kindern nicht mehr ein noch aus vor Sorgen. Damals mag in den beiden Ehe ¬ gatten k«r Plan ausgetaucht sein, gemeinsam mit den Kindern Schluß m machen. Aber es kam kann nicht so «ett. V-eNetcht besah der Mann noch zuviel Lebensmut, vielleicht noch «kn« letzt« Scheu vor hem rätselhaft«» Schritt« über die Schwall« des Leben». Jedenfalls nahm die Frau eines Tage« ihr jüngstes Kind und legte sich mit ihm in die Küche, uni dann den Gashayn auf zudrehen. Die älteste Tochter fand Mutter und Schwester nach 3 Stunden und alarmierte die Feuerwehr, Ker es auch gelang, beide in» Leben zurückzurufen. Nun hatte sich kie verzweifelte Mutter vor ihren irdisch«» Richtern zu verant worten, kie zwar d«n Vorsatz der Tötung be jahen mutzten, aber eine lleberlegung bei der Tat verneinten. Tie verurteilten die Bedauerns werte nur wegen versuchten Totschlags zu 4 Mo- naten Gefängnis, für die sie ihr auch noch «in« Bewährungsfrist einräumten. Die grau« Ange klagte aber neben der unglücklichen Frau und Mutter schritt unangefochten aus Kem Gerichts- saclle ... «undstnk-Programm Dienstag, 23. Februar Deutschlandsender 66.48 Schallvlatten 10.10 Schulfunk: Goethelied« 11.30 Lehrgang für Landwirt« 18.05 Fran,bösch für Schüler 13.30 Schallplatte» 14 00 Unterhaltungsmusik 14.30 Englisch für Fortgeschritten, 15.00 Jugendstunde 15.45 Frauenftunde 16.30 Orchesterkontert 17.80 Die Antike und wir 18 00 Der deutsche Weinbau 19.00 .Dom Rundfunk" 19.30 Unterhaltungsmusik 20.00 „Die Winterhilfe" 20.15 Allnell« Stunde 2050 .Schwaben" 22.30 Nachrichten, Unterhaltungsmusil. Mitteldeutschland 14.15 Neuers Bratlchenmustk 16.00 Nachrichtensysteme primitiver Völler 18.50 Einführung in das Gewandhaurkonttrk am 26. 2. 1922 1900 Die Sendeleituna spricht: Vom Rundfunk 20.00 Retchsarbettsmkntster Dr. Etegerwald spricht zur Winterhilfe 20.15 Reichisenkuna Sinfonie G-dur (Orsort-Sinfo- nie von Jos. Haydn. Schlesisch« Philharmonie 20.45 Forum der jungen Generation 21.30 Orchefterkonzert d. Dresdner Philharmonie. Büchertisch Irrtum. „Kerr Tüftler, Sie sind rin ausge zeichneter Buchhalter. Sie haben sich km ganzen Geschäftsjahr auch nicht ein einiges Mal geirrt. Zum Dank erhalten Sie hundert Mark Ertra- gratifllatiou." „Herr Ches, ehrlich gestanden, ein mal habe ich mich doch geirrt I" „Sooo?" „Ach hatte mich auf ein« Gratifikation von zweihun dert Mark gefaßt gemacht!" — Aus der soeben erschienenen Nummer 8 Ker „Lustigen Blätter" (Verlag Dr. Sell^Ensler A.-G. Berlin SW. 68). Das Heft ist znm Preise von 50 Pfennig über all zu haben. Als mein Mann im Zuchthaus« war — Das Gift Kes Lebens — Märtyrerin der Eh« — Irr wegs Kes Schicksals — Das Recht zu töten — und viele anders interessante und spannende Lc- bensschicksgle bringt d-ks soeben erschienene März- Nummer Ker bekannten „Wahren Erzählungen" (Verlag Tr. Selle-Eysler A>G, Berlin SM. 68). Das reich illustrierte Heft ist für 50 Pfennig überall zu haben. Haßt »Ma« an Vie LebeilsmstteMmdsauuuIuitg aevaiyir »lefeee noey Yente ettnav av r Brand im Osten Roman Nach eigenen Erlebnissen von Stefan Utsch iO^vn'scht bv Verlag Alfred Bechihold in Braunschweig) 8 Nachdruck verboten llm diese Erzählung, die auf wahren Begeben heiten beruht, zu vervollständigen, ist es notwen dig, datz zurückliegende Ereignisse geschildert wer den, die aber zu der eigentlichen Handlung fühlten. Erlebnüls, die deutschen Soldaten 1918 in den Mauern non Orscha und Tawara und vor den Toren dieser Stadt unauslöschlich sich- einprägten. Orscha Tawara, Eisenbahnknotenpunkt in Wcitz- rutzland, Mittelpunkt des Dreistädtegestirns: Minsk - Gomcl—Smolensk! — Man sollte Orscha die Stadt der Trinen nennen, denn wer wollte dis Tränen zählen, die hier vergossen worden, Tränen der Freuds und Tränen des Jammers. In ihrer Nähe wnrde nicht viel über hundert Jahre vorher das gewaltige Heer Napoleons von den Kosakcnlcharcn auseinandergesprengt und de zimiert. Ruhig flieht die Beresina an dein benach barten Kochanowo und Tolotschin vorbei, sic er zählt geheimnisvoll von jenem furchtbaren Winter, da Tausende in ihren eiskalten Fluten ertranken. Es ist ein rätselhaftes Geranne an diesen Stätten, jeder Hügel, jedes TAchen hat seine Geschichte. Jenseits der Beresina schlummern nun schon hun dert Jahre unzählige Soldaten in Massengräbern. Auch Deutsche vom Porckschen Korps sink viel« daruutcr, deren auch 1918 gedacht wnrde. Orscha—Tawara 1918. Die Stürm« der Revolution fegten über das Lond. Cs war eine schwarze Apriluacht — mit Sturm und kalten Regenschauern. Der Wind peitscht« die Mähnen der Pferde, ritz ohnmächtig an den Stahl- Helmen — wirbelte pfeifend und heulend nm die Magen und Kolonnen. Stockfinster die Nacht — erbärmlich, die Oeklampen an den Wagenböcken. Dis russischen Dörfer lagen geheimnisvoll in die sem Dunkel; sie schienen kein lebendes Wesen zu bergen. Alles war wie ausgestorben. Als der Morgen kam — als ein grauschmu- biges Dämmern im Osten aufstieg, wurde plötzlich der ganze Himmel feuerrot erhellt. Sine unge heure Detonation liest die Erde erbeben. Grelles Licht stiest in den Aether und slost zitternd und zuckend dem Horizont entlang. Die Truppe stand. Die Mgeu der verwitterten Soldatengestalten waren weit ausgcrissen. Gerade aus lag Mohilow, die ehemalige Sommerresideuz des Zaren, der wenige Tags vorher mit seiner Familie in Jekaterinburg von den Bolschewisten ermordet worden war. Seine Lustschlösser schim merten schnecwcitz im Scheine des flammenden Himmels — die goldenen Kuppeln der Kirchen leuchteten wie riesige grüne Phosphorballeu. Die Deutschen zogen in die Stadt rin. Da ging es von Mund zu Mund: Rustsands bedeutendes Munitionsdcpot in Orscha -Tawara ist in die Lust geflogen. — T«r Marsch ging in Richtung Orscha weiter, Die Stadt ivar von den Bolschewisten besetzt. Tawara — der zu Orscha gehörende Güterbahnhof — mar in deutsch«! Hand. Uni den Bahnhof gruppierten sich viele netto Holzhäuser, die emst- mals wohlhabende Russen bewohnt hatten. Grau enhaft sah es in dem Munittonsdepot a>k». Un geheure Trichter gähnten ans dem zerrissenen Feld. Am Umkreis von «inem Kilometer war die Gegend von Granaten geradezu übersät. Eine lag dicht an Ker anderen, Di« ungeheure Wucht d«r Sprengungen hatts sie in alle Richtungen geschleu dert. Zwei Monats später. An Orscha-Tamara hatte sich der bedeutendste Durchgangsverkehr au der russischen Front entwickelt. Der eigentliche Krieg war vorbei; doch dis Unsicherheit war gröster als ein Jahr vorher im Schützengraben. Das Re gime der Bolschewisten besäst keine Prestige, die militärisch«!: Chargen vom General bis hinab zum Gemeinen handelten meist nach eigenem Ermessen. Nichts wis Chaos, wohin man sah. Die tierischsten Instinkte — Brutalität und Egoismus — feierte:: wahre Orgien kn satanischen: Trkumvhgefühl. Ekn Riesenstaatlag am Boden. Tis wenigen Häuser in Orscha-Tamara waren von deutschem Militär be setzt. Die Unterkunft des Stabes einer Landwehr- Division befand sich in mehreren Gebäuden an: Waldrand. Dicht daneben am Gartenzaun führte die Demarkationslinie vorbei, die nicht über schritten werden durfte. Ein Steinwurf weiter auf der Straste war die russische Turchgangs- xforte. Acht deutsche und acht bolschewistische Sol daten standen sich mit ansgepflanztem Settenge wehr Tag und Nacht gegenüber. Lin zvttschen dem Güterbahnhof und der Stadt ckuf deutscher Seite liegender etwa zehn Morgen großer Tannenwald bildete dke Unterknnftsstätle für die Emigranten, die, fast ausnahmslos den ersten Ständen angehörend, zwei und drei Jahre vorher bei den Vormärschen der deutschen Armee ins Innere Rustlands geflüchtet waren und nun in die Hekmat zurück wollten — mlt Hilfe der Deutschen. Welche Tragi: — dk», vor denen sie einst flohen, mutzten nun ihre Reiter werken! Die russisch« Barriers öffnet« sich aller zwei bis krei Stunden. Tann ergötz sich ein Strom von Flüchtlingen in Ken Tannenwald, unabsehbar« Menschemnassen aus Ken: Inneren Rußland«, di« sich unter d«n Schutz der deutschen Okkupattons- behörds stelle:: wollten. Der Tannenwald selbst war von deutschem Militär umstellt. Wurde die Barriere Meder geschlossen, so spielten sich stets aufs neue furchtbare Szenen unter K«n Zurückge bliebenen ab, die immer nach vorn drängten. Weh- schreke ertönten — ein Jammern ohne Ende stieg zu:n Himmel — Kinder wurde:: in dem Gedväng« erdrückt — Ohnmächtige uiedergetreten. Und un zählige Singen starrten voll Verzweiflung nach den Deutschen, die nicht helfen konnten und dursten. Orscha-Tawara wird das Dorado der Schmugg ler — Händler — Mörder — Diebe und Betrüger. Kerenski-Noien sind niedrig im Kurs, Für ein Pfund Zucker wird rin halbe« Pfund Ksrsnski- Papier gezahlt, in Fünfzkgrubelscheinsn. Da« find etwa zwanzigtansend Rubel. Gesucht sind dis Hun« dortrubclnoten »fit dem Bildnis der Katharina — auch die Noten zu tauseud Rubel der Dnma, groh wie eine Zeitung mit anhängenden Bons. Dke deutsche' Wechselstube arbeitet, trotzdem noch FriedenswLhrung ist, tagtäglich mit Millio nen, die am späten Abend in Kisten mittel« Karren nach den: Bahnhof gebracht lverden. Ekn« Börst entsteht auf offenen: Felde — es ist Hochbetrieb, Tag und Nacht, an dem sich euch deutsche Sol daten beteilige::. Schnaps steht an: höchsten im Kurs; der Russe bezahlt jede Summe. Sieht er Alkohol, dann tret«:: seine Augen au« den Köhlen. (Fortsetzung folgt.) Ille Wärm mer iMMSik,W,W bltt«n wlr, kl« Bezug,gebühren zur Ver meidung von Differenzen, nur gegen «b- gab« der jeweiligen Monastquittungen den Boten au«zuhSndigen. VosedSttiitolk« cl. k^anicvvöergvr ru^edlotto»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite