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Frankenberger Tageblatt D«1 La«tbl°tt ersch-tat an Irinin Wrrli^g Monacs-Bezug-pre«« - t.so wtk. »ct Abholung in den «uiaabrstellen de« Vaiidg-blete, 1» Pf,. »Uhr, bei utragn«^io''« o tt n l ° dPi»., im LaniPeblet »ochenlarten LV Pfa., SInj«lnumm«r 1VPK, Tounabendmlmmer SV Pf» DnHfch««»»»»! Leipzig esrvi. «emeindegtrolonio: Iran! nberg. S«r»spr«cher L». - Telegramme. Tageblatt arankenbergsachfen. W^KS-W^W^ee «n,eige«or»I»: 1 Millimeier Höhe einfpaitig (---Miui» br«ii> 7'/, Pfennig, im R-daliiansieil l— 72 mm dr«m l!» Pfennig. Kleine Pnz-lgen find del Ausgabe zu bezahlen. giii Pachweis und Vermittlung 2» Psennlg Sonderaebühr. — Für fchwlerlge Satzarten, bei Ankün digungen mehrerer Auftraggeber In einer Anzeige und bel Platzoor- schrislen «usfchlag. Bel größeren Aufträgen und im Miederhalungsab- drurl Ermäßigung nach sepstehender Staffel. «gtaliohidnill«. »erla,:«. k. RoMr« lM- Ernst Rokberg) la Frankenberg. »eranwoMch kür ble RebaMon: Karl Liegert, Frankenberg S1. Jahrgang Mittwoch ben 1». Februar Mr nachmittags Rr. 31 Das EGo der VrUning Rebe Der Kanzler wieder daheim Brünings Rede vor der internationalen Presse Gens, d. 2. Neichskaiyler Brüning empfing heute nachmittag im Hotel „Metropol" die nach Hunderten zählenden Vertreter der internationalen Presse, denen er kn deutscher Sprache folgende Erklärung abgab: In meiner heutigen Erklärung vor der Voll versammlung habe ich bereits den Friedenswillen des deutschen Volkes hervorgehoben. Ich kann nur nochmals betonen, das; dieser Wille außer ordentlich ernst ist und meine Ausführungen rest los der Wahrheit entsprechen. Ebenso stark ist die Forderung des deutschen Volkes nach gleichem Recht, die von jeder deutschen Regierung mit dem gleichen Ernst vorgebracht werden wird. Deutsch land ist abgernstet und die Abrüstung Deutschlands ist feierlich anerkannt. Es ist ein Gebot des Rechts, daß Deutschland die Forderung erhebt, daß im Interesse des allgemeinen Friedens diesem Beispiel nach so vielen Jahren gefolgt wird. Die deutsche Regierung wird an dieser Forderung festhalten und ist sich darin völlig einig. Ich bitte Sie, nicht zu glauben, daß in dieser Rich tung verschiedene Auffassungen in Deutschland be stehen. Der Zeitpunkt ist jetzt gekommen, vor der ganzen Menschheit die Forderung auf Abrüstung und Bereinigung der politischen Zahlungen zu «rheben. Der Augenblick ist jetzt für die Staats männer da, mutig unk schnell die Folgerungen -u ziehen. Zum Schluß möchte ich erklären, daß, wenn die Dinge sich so weiter entwickeln, wie dies h«ut« der Fall ist, ich sehr Mbe M die ganze Menschheit in die Zukunft sehe. Ich bitte Sie, dafür Sorge tragen zu wollen, daß der Mut für eine klare Bahn in der ganzen Welt gefunden wird. Dr. Brüning nach Berlin abgereist Genf, 9. 2. Reichskanzler Dr. Brüning ist am Dienstag um 18 Uhr in Begleitung von Ministerialdirektor Zechlin und Oberregie rungsrat Planck von Genf abgereist und trifft am Mittwoch nachmittag in Berlin ein. Kurz vor seiner Abreise statteten die japanischen Bot schafter Sato und Madzudakra dem Reichskanzler einen Besuch ab. Staatssekretär v. Bülow bleibt vorläufig noch einige Tage hier, um die Reichsregierung im Völkerbundsrat zu vertreten. Das Urteil der Berliner Presse Berlin^ 9. 2. Die Berliner politische Presse beschäftigt sich heut« abend eingehend' mit der Genfer Rede des RekchSanzlers. Während man sich darüber einig ist, daß der Gesamtemdruck der Rede gut war, bedauert man auf der Rechten, daß der Kanzler es vermieden hat, auf die Er klärungen Tardieu« enMgehen. So spricht der nationalsozialistische „Angriff" davon, daß Dr. Brüning eine große, wohl seins letzte außen politische Chance verpaßt habe. Di« „DAZ" findet, daß der Tert der Rede de« Kanzlers mehr in die Zeit vor dem Konferenzbeginn als in die heutige Konferenzlage Hineinpasse und be dauert, daß man eins direkte Antwort auf die , provozierende Red» Tardieu? vermissen müsse. Uluffeven erregende Rebe Grandi« „«ufaave ver Konferenz ist es, Vie GereMtiskett »u starken unv niGt dte Gewalt zu rewtferttgen" Energische Forderungen m die schwer gerüstete« »robmachte Genf, 10. 2. (MmkspruchJ Der italienische Skißenmdiister Grandi hielt heute in der Ab- rüftangskonferenz «ine Aufseh«! erregende poli tische Rede, in der er mit ungewöhnlicher Offen heit und größter Ei tschiedeyheit Aufhebung der Ungleichheit des Riistungsstandes Zwisten Sieger und Vesleg'enstaatcn forderte und die schwer ge- nisteten Großmächte auffordert«, die im Ver sailler, im Völkerbunds- und Locarno-Vertrag übernommenen Verpflichtungen fetzt endgültig vollständig durchzuMren, da dies der einzige Aus weg aus der gegenwärtigen katastrophalen Lags fei. In langen, rein politisch gehaltenen Ausfüh rungen trat Grandi mit großer Schärfe d r fran zösischen Sicherheitsth se und Gewaltpolitik ent gegen, die er als die großen Gefahren der Zu kunft bezeichnete. Seit 10 Jahren drehen sich die Verhandlungen um dis ewige Frage, ob die Sicherheit der M- rüstung vorausgehen soll oder umgekehrt. Taten beweisen jedoch, daß es ohne Abrüstung keine Sicherheit gibt. Seit dem Ende des Krieges hat ein Wettrüsten ohnegleichen eingesetzt. Die Heereshaushalte in allen Ländern sind ins Uferlose cmgeürigen. Das Wettrüsten hat merkwürdiaerwei'e gleichzeitig mi! dem Ausbau des Silerheiisgedankens, mit dem Abschluß des Locarnovertraqes und des KeNogg- vertrages und des allgemeinen SEied^ocri^ts- vertrages eingesetzt. Hieraus geht deutlich ber- vor, daß der Ausbau von Sib-rheitsgaranlim allein weder das Wettrüsten aufhält, noch das System des bewaffneten K-rmdens be^esti-en kann. Dieses System kann nur durch «mm lesbare Herabsetzung der Rüstungen überwunden werden. Reichskanzler Brüning hat bereits darauf hinge- wkesen, daß der praktische Wert der Siberhrits- obkommen von den Ergebnissen dieser Konferenz abhängt. Die italienische Regierung schließt sich voll dieser Auffassung an. Die kriegerischen Er eignisse im Fernen Osten sind weniger eine tra gische Ironie als eine ernste Warnung. Der Augenblick der Entscheidung ist eingetreten. Jede i militärische Ueberlegenheit führe zwangsläufig zu ' einem schweren Druck auf die internationalen Be ziehungen. Es ist irrig, anzunehmen, daß eine militärische Ueberlegenheit gleichbedeutend mit Gerechtigkeit ist. Im Gegenteil verdunkelt die militärische Macht den Sinn für Gerechtigkeit. Das Vertrauen auf die Gerechtigkeit schwmdet infolge ständiger Forderungen. Aufgabe der Konferenz ist es, die Gerechtig keit zu stärken und nicht die Gewalt zu recht fertigen. Alle bisherigen Theorien bilden nur eine Fassade, hinter der sich die Wahrheit verbirgt. Die Me thode der Gewalt ist die für den Frieden denkbar gefährlichste. Wenn die Konferenz wirklich den Frieden schaffen will, so darf sie sich keinen Illu sionen darüber hingeben, daß ein dauerhafter Frieden nur auf Gerechtigkeit aufgebaut werden kann. Es ist eine außerordentlich gefährliche Auf fassung, die zuerst Frieden und dann Gerechtigkeit schaffen will. Der Friede ist nicht ein blinder Glaube oder ein leeres Ideal. Wenn man wüster wie bisher eine Politik der Rüstungen, der nacktem Jchsu^t und des Unverständnisses geg nüber den wahren Strö mungen der Epoche zeigt, so muß der Frieden Zusammenbrüchen. Der Chef der italienischen Regierung hat be reits die italienische AbrüstungspolUkt scharf um rissen : Gleichheit des Rechts für alle Staaten und Lerabsetzung der Rüstungen auf ein Mindestmaß. Die französische Regierung hat Vorschläge poli tischen, juristischen und technischen Charakters ein gereicht, die die Struktur des Völkerbundsver trages berühren. Die italienische Regierung ist bereit, diese, wie alle anderen Vorschläge zu prüfen, aber die Friedensverträge bestimmen ein deutig, daß die einzelnen Staaten auferleyten Bestimmungen nur den Beginn der allgemeinen Abrüstung bedeuten. Diese Bestimmungen bezwecken nicht, für diese Staaten eine Lage ständiger Unterlegenheit zu schaffen, sondern nach der feierlichen Erklärung des Präsidenten der Versailler Friedenskonferenz sind sie nur der erste Schritt zu einer allgemeinen Abrüstung und Beschränkung der Rüstungen. In Versailles wurde somit keineswegs «ine Verpflichtung zwischen zwei Gruppen mm Staaten eingegangcn, sondern es handelt sich um «ine Verpflichtung der Siegerstaat«! gegenüber sämtlichen übrigen Mächten. Ferner bietet der Teil V des Versailler Ver trages ein nicht außer acht zu lassendes Beispiel, wie eine Beseitigung der schärfsten Kriegswaffen möglich ist. Teil V gibt damit der Konferenz das praktische Beispiel, was! km Geiste des Völkerbundes und des Kelloggvertrages auf dem Gebiete der Abrüstung getan werden muß. Die italienische Negierung ist bereit, auf dieser Grund lage die Abrüstungsfrage in Angriff zu nehmen und ist bereit, Verhandlungen über den Bei tritt Italiens zu dem Washingtoner und Lon doner Flottenabkommen, die niemals abgebrochen wurden, weiter zu führen. Grandi legte dann der Konferenz folgendes praktische Programm vor: 1. Abschaffung der großen Kampfschiffe, der Unterseeboote und d«r Flugzeugmutterschiffe, 2. Abschaffung der schweren Artillerie und der Tanks, 3. Mschaffung aller Bombenflugzeuge, 4. Abschaffung aller chemisch«» und bakterio logischen Angriffswaffen, 5. Revision der internationalen BestimmMgen stir einen vollständigen und wirksamcin Schutz der Zivilbevölkerung. Grandi betonte dann, daß die militärischen Großmächte, die die Verantwortung hätten, als erste aus alle Mngriffswaffen verzichten müßten. Lin derartiger Beschluß würde der erste ent scheidende Schritt zur allgemeinen Abrüstung sein. Grandi stellte abschließend fest: Der Versailler Vertrag hat die Mächte auf diese Konferenz ge führt. Die Bestimmungen dieses Vertrages müssen jetzt durchgeführt werden. Zwei schwere drohende Gefahren lasten auf der Welt: das Wettrüsten und die Wirtschaftskrise. Mehr als jemals müssen daher alle Menschen ehrlich «ine Lösung der Ab rüstungsfrage anstreben. Hinter ihnen steht die öffentliche Meinung, die machtvolle und instink tive Zusammenarbeit aller der Völker, die heute leiden, warten und hoffen. Wir mußten hoffen, so erklärt das Blatt, daß der deutsche Abkommensentwurf vom Kanzler auf den Tisch des Hauses niedergelegt oder als un mittelbar bevorstehend angekündigt wurde. Auch die „Berliner Börsenzeitung" bedauert, daß der Kanzler keine Antwort an Frankreich ge geben habe. Brüning habe sich auf den alten Gleisen der deutschen Nachkriegsdiplomatie be wegt. Im Gegensatz zu dm Aeußerungen der Presse der Rechten spncht die „Vossische Zeitung"! von einem großen moralischen Erfolg Brünings. Allerdings dürfe nicht verschwiegen werden, daß man besonders auf den Bänken der russischen Dele gation gern eine noch schärfere Sprache des Kanz lers gehört hätte. Das „Berliner Tage blatt" betont, selbstverständlich sei das Projekt der internationalen Polkzeitruppe für uns nur in Verbindung mit der Abrüstung denkbar. Ter „Vorwärts" schließlich erklärt scherzhafter- weise, daß Brüning sich so stark pazifistisch ge äußert habe, daß man im Zweifel darüber sein könne, ob er noch Missicht. habe, in die Reichs wehr ausgenommen zu werden. „Deutschland der erste BoüSmpser der AbrSstung- London, 10. 2. sFunkspruch.) In den Gen fer Berichten der englischen Presse wird durch weg der große Beifall betont, den der Kanzler mit seiner Rede in Ems erntete. Gleichzeitig kommt eine gewisse lleberraschung über die groß« Mäßigung in der Rede zum Ausdruck. Dis Presse legt jedoch das Hauptgewicht auf die Er klärungen des Amerikaners Gibson. Sie begrüßt sie, weil sie kn vielen Punkten dem englischen Standpunkt sehr nahe komme. Hierdurch werde, wie „Times" fagt, eine feste und breite Grund lage geschaffen, an der teils auch Tardieu und Brüning Anteil nähmen. Die Aussichten der Konfermz werden, wie z. B. auch vom „Tally Telegraph", „News Chronicle" und anderen Zei tungen etwas optimistischer betrachtet. „Morning Post" sagt, daß der große Beifall bei der Rede Brünings teils auf den Glauben zurückzuführen sei, daß Deutschland heute der erste Vorkämpfer Ker Abrüstung sei und teils auf die persönlichen Sympathien für Dr. Brüning. „Daily Herald" meint, daß Brüning endgültig den deut schen Fehdehandschuh, wem: auch in der verbind lichsten Weise und so, daß man es kaum bemerkt habe, in die Abrüstungskonferenz geworfen habe. Wenn Brüning auch nicht erwähnt habe, daß Deutschland im Falle der Nkchtabrüstung der an deren Länder das Recht zur Wiederaufrüstung beanspruche, so sei dies doch klar aus seinen Ausführungen hervorgegangen. Eine moralische, leine jurisMe Frage Neu york, 10. 2. (Funkspruch.) In einem Kommentar zur Rede des Reichskanzlers in Genf erklärt „New Park Times" in einem Leitartikel, der Versailler Vertrag enthalte keinerlei Ver pflichtungen der Alliierten, abzurüsten, sondern bringe mir Erwartungen und Hoffnungen zum Ausdruck. Tas Blatt gibt allerdings zu, daß Deutschland eine moralische Abrüstungszusicherung erhalten habe oder wenigstens glaube, eine voll« Zusicherung erhalten zu haben. Diese Zusicherung sei jedoch vor dem Haager Gerichtshof nicht ein klagbar, da es sich eben nur um eine moralische und nicht um eine juristische Frage handle. „New Bork Tribune" erklärt, daß die Vorschläge der Konferenzteilnehmer in Genf bisher unvereinbar seien. Die Konferenz verlange von den Teil nehmern große Geduld aiff der Suche nach ge meinsamen Punkten der verschiedenen Vorschläge. Tie Großmächte lehnten zur Zeit noch eine Aen- derung ihrer bisherigen Politik ab. Der fran zösische Plan zur Unterdrückung Deutschlands er- scheine allen unannehmbar andererseits werde Deutschland niemanden dazu bewegen können, di» Einberufung der Trivuttonferenz auf Auni? Genf, 9. 2. Bon gut unterrichteter englischer Seite wird dem Vertreter der Telegraphen-Union mitgeteikt, daß in den Unterredungen Dr. Brü nings mit Simon, Tardieu und Gra ndi am Montag eingehend die Frage der Einberufung der Reparätionskonferenz für Mitte oder Ende Juni erörtert worden sei. Es soll eine grund sätzliche Uebereinstimmung über diesen Zeitpunkt erzielt worden sein. Ferner sei erwogen worden, ob während der Anwesenheit Macdonalds in Genf (in einigen Wochen) eine Vorbesprechung zur Vorbereitung der Konferenz stattfinden solle, an der außer Brüning und Macdonald mög licherweise auch Laval und Grandi telluehmen würden. In der Unterredung ist übereinstimmend der Wunsch zum Ausdruck gekommen, in einer Vorbesprechung der vier hauptsächlich an der Reparationsfrage interessierten Mächte eine Klärung aller in Frage kommenden Probleme zu erreichen. Diese englische Mitteilung erscheint glaub haft, da Dr. Brüning in seiner Erklärung vor der internationalen Presse seine Rückkehr nach Genf in einigen Wochen in Aussicht gestellt hat. Die englische Mitteilung wird übrigens auch von französischer Seite bestätigt. Keine endMlqe Lache London, 10. 2. (Funkspruch.) Zu den priva ten Tributbesprechungen in Genf, gelegentlich des Besuches des Reichskanzlers beim englischen Außen minister und bei dem von Dufour-Feronce ge gebenen Essen, meldet der Genfer Korrespondent der „Times", daß diese inoffizielle Aussprache die Vorbereitung einer Tributkonferenz, die, wie man glaubt wahrscheinlich im Juni stattfrnden soll, erleichtert habe. Keiner der Minister Eng- lands, Deutschlands oder Frankreichs sei aber von der Haltung abgegangen, die ihre Regie rungen bereits eingenommen hätten und keiner hätte irgendwelche endgültige Schritte getan.