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Erzgebirgischer Volksfreund : 28.07.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192007283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19200728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19200728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-07
- Tag 1920-07-28
-
Monat
1920-07
-
Jahr
1920
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 28.07.1920
- Autor
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kam nicht in unser Schlafzimmer, sondern ging in sein Arbeit«, zimmer hinüber. Lange lag ich wach und ein unerklärliches, ängstliches Gefühl ergriff mein Herz. Endlich hielt ich es nicht au« und stand leise auf, um nach ihm zu sehen. Er saß an seinem Schreibtisch und hatte sein Gesicht in die Hände vergraben. Als ich ihn anrief, schaute er auf und ich sah in zwei Augen, aus denen die Verzweiflung sprach. ,Um Got tes willen, was ist geschehen?* Er sah mich wie geistesabwesend an und begann erst allmählich, mich zu erkennen. Dann erging er sich in den wildesten Verwünschungen gegen sich selbst und nannte sich einen Elenden, der unser ganzes Lebensglück vernich tet habe. Er hatte wieder gespielt und eine ungeheure Summe verloren. In seiner Angst, den Verlust wieder einzubringen, hatte er weiter und weiter gespielt, bis eine Summe von über zweimalhunderttausend Mark zusammengekommen, die er binnen drei Tagen auf Ehrenwort dem Bankier Kallenbach in Berlin zu zahlen hatte. Ich machte ihm keinen Vorwurf. Wozu? War hätte ich sagen sollen? Schlimmeres, als er sich selbst vorwarf, gewiß nicht. Er war vollkommen gebrochen. Wir haben die ganze Nacht gesessen und miteinander geweint. Ich fühlt«, baß meins stumme Liebs ihm schmerzlicher war, al» cs die bittersten Schmähungen hätten sein können. Es kamen furchtbare Lag«. Wie sollte Egon da» Geld schaffen? Er hatte «s nicht, und sein« Familie war arm. Ich besaß zwar reiche Verwandte, aber sic waren mit unserer Ehe nicht einverstanden gewesen, weil man andere Pläne mit mir gehabt hatte. An sie konnte und durste er sich nicht wenden, wenn wir auch oberflächlich mit ihnen ver- kehrten. Mein Vater, der kein großzügiger Mann war, hätte ihm auch die Summe sicher nickt gegeben. Egon war v.-Nkan» men nicdergebrochen. Seine Stellung im Ministerium war selbst, verständlich verloren. Ich wußte, daß irgendetwas Furchtbare« geschehen würde, denn weiter leben konnte er nicht mit der Schande aus seiner Ehre. Ich traute mich kaum, ibn auf Se kunden allein zu lassen, und zitierte, wenn cs dach gM'?'"n mußte. ' Mit de» «edechWiM der WhMtk häufen sich di» Pilz Vergiftungen, dies« würden sich l«icht vermeid«» lassen, wenn du giftigen Pilz« bekannt wären. Zwei Drittel all«r Vevgiftunae» sind auf den Genuß de« Knollenblätterpilz«» zurllckzuMren. Hu Giftwirkungen treten oft erst 12—18 Stunden nach dem Genuss« «in, so -aß Gegenmittel nicht anzuwenden sind. Die Berbreitun; der Kenntnisse diese» Pilze», der in S Arten vorkommt und seh, leicht mit dem eßbaren Champignon (Schaf-Edelpilz) verw«chs«li werden kann, ist sehr wichtig. * «tnderfpoisuug. Am LS. Juli statteten Vertreter der Kinder hilfomissiou der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) vor Amerika dem Schwarzenberger Bezirk «inen Besuch ob. Untei ihnen befand sich mvl»esondeve der Chef der Propaganda-Abteilung Er ist vor einigen Wochen zur Bereisung Deutschlaird» herübergc. kommen und wird in «twa 14 Tagen zuruckfahren, um in Amerika über dar Gesehen« Bericht zu erstatten. Die Herren besichtigten unter Führung de» Amtshauptmanns die Kinderspeisungen tu Zschorlau, Schneeberg, Neustädtel, Hund-Hübel, Oberstützengrün, Schönheide, Eibenstock und Carlsfeld. Sie gewannen hierbei an» scheinend die Ueberzeugung, daß sich ihr Hilfswerk hier in guten Händen befindet. Bei der nunmehr seit Anfang Mai im Schwär- zonbsrger Bezirk stattfindendrn Kinderspeisung sind recht gute Er folge erzielt worden. Nach vier- bezw. achtwöchentlicher Speisung konnten bei vielen Kindern «in« wesentlich« Besserung d«r Ge sundheitszustandes und «vheblich« Gewichtszunahmen f«stg«stellt werden, sodaß man an ihrer Stell« ander« bedürftige Kinder auf. nehmen konnte. Nach «iner Mitteilung der Kinderhilfsmission wird die Speisung während de» Sommer» und Herbstes wesentlich ein geschränkt. Mit Rücksicht auf dringende Bitten der Amtshaupt- mannschaft hat di« Kinderhilfsmissivn di« Mahlzeitcnzcchl für de» Schwarzenberger Bezirk ober nur um «twa LS v. H. herabgesetzt, sodaß vom 1. August ab immer noch 1800 Kinder täglich gespeist werden können. ' Herman» Möckel f. Zn Dresden, wo er seit Ostern 1911 seinen Ruhestand verlebt», ist am 24. Juli Seminaroberlehrer i. R. Hermann Möckel verstorben. Er war am LI. November 1849 in Lommatzsch als Sohn eine» Handelsmann?» geboren, widmet« sich zuerst dem Kaufmannsstand«, ging aber bald auf das Dresdener und water auf das Grimmaer Lehrerseminar über, wo er glücklich« Jahre verlebte. Nach Vertretung in verschiedenen Schulstellen kam «r 1870 al» Vikar nach Geringswalde, wo er nach gut bestanden«» Wahlsähigkeitsprüfung ständiger Lehrer wurde und sich einen eiae- nen Hausstand gründete. Nach zwei Jahren berief man ihn an di« Stadtschule zu Neustädtel. Und nun setzt seine Wirksamkeit für unser Gebirge ein, die sich um so eifriger gestaltet, als er 1870 am Lehrerseminar zu Schneeberg angestellt wurde. Hier wirkt« er 8S Jahre. Er begründete mit seinem Amtsgenossen Dr. Köhl«» zusammen 1878 den Erzgebirgsverein, dessen langjähriger Vorsitzender nach Dr. Köhler» Abgang er gewesen ist. Die große» Bauten auf dem Fichtelberg« und Anersberg«, die Ausdehnung dw Vereinegebiete» durch Begründung von weit über 100 Zwelgver. einen, der Anschluß an den Verband deutscher Gebirg». und Wan- dervereine, dessen Vorsitzender er seit 8 Jahren war, die Begründung und Leitung d«r Zeitschrift „Glückauf* sind vor allem ihm zu danken. Mit Recht ernannte ihn der Gefamtvorstand bei seinem Scheiden aus dem Amte zum Ehrenvorsitzenden und errichtete eine Möckelstiftung. Alich Schneeberg ehrt« den Scheidenden, der lange Jahr« dem Stadtverordnetenkollegium vorgestanden hatte, durch den Ehrenbürgerbrief. Die letzten Jahre de« nun Heimgegangenen wa ren durch ein schweres Darmleiden getrübt. Trotzdem nahm er an allem lebhaft teil, was seine Erzgebirgsheimat betraf. D«n Ehrennamen de» „Erzgebirgsvaters* hat der Treue wohlverdient. Lößnitz, 27. Juli. Das Vogelschießen der hiesigen Schützengesell» schäft fand am Montag sein Ende. Die Würde eines Schützenkönig» erwarb sich Fabrikant Alban Seidel. Schwarzenberg, 26. Juli. Der am 22. Juli verstorbene ehe malige Bezirksschulinspektor Schulrat Dr. Wildfeuer, «boren am 27. Februar 1859 zu Oelsnitz i. L, war auf dem Seminar Waldenburg vorgcbildet worden. Seit 1881 war er Lehrer und Schuldirektor in Leipzig, wo er zugleich studierte und das Staats examen machte. 1908 wurde W. Bezirksschulinspektor in Schwar zenberg, als welcher er vor kurzer Zeit in den Ruhestand trat. W. war Ritter des Verdienstorden» 1. Klasse und des Kriegsver- dienstkreuzes. Eibenstock, 27. Juli. Seltenes Weidmannsglück hatte der Land- Wirt Paul Ott, indem es ihm gelang, einen Zwölfender-Rehbock zur Strecke zu bringen. Raschau, 27. Juli. Der Erzgebirgszweigverein Raschauer Grund schreibt uns: Durch Bemühungen des Erzgeb. Zweigvereins Raschauer Grund ist in der Georgenburg b. Raschau Sommerfrische und Fremdenheim auch Jugendherberge untergebracht. Sie bietet einschließlich Strohlager für ungefähr 50 Personen Unterkunft. Für Uebernachtung anderer Personen verpflichtet sich der Wirt der Ge orgenburg nur 4 M. zu nehmen, um durch billigere Preise di« herrliche Fichtelbcrgtour Naschau-Gcorgenburg über den wildroman. tischen Hundsmarder-Fichtelberg mehr zu erschließen. Dieser Weg dauert 4 Stunden und ist der herrlichste und kürzeste von der Bahnstrecke Werdau-Aue-Annaberg. Versäumt man in Oberwie senthal den Bahnanschluß, so kommt man in Raschau bei genannter Tour noch zurecht. Die Partie ist unbeschreiblich schön. Schönheide, 27. Juli. Dieser Tage erlitt das Staatsauto zwi schen Rodewisch und Wernesgrün dadurch einen Unfall, daß do» Pferd eines Gendarmerie-Oberwachtmeister» aus Auerbach beim Herannahen des Autos scheute und durchging. Der Reiter fiel vom Pferde und erlitt Verletzungen. Das Auto wurde beschädigt. Erst nach Anfordern eines anderen Autos aus Auerbach konnte die Wei- terfahrt nach Eibenstock fortgesetzt werden. " Zwickau. Von dem Mörder der Olga Keller fehlt noch jed« Spur. Di« Keller, die 20 Jahre alt war, stand im besten Rufe. " Platten. Gemäß dem Beschluß der Volkskammer wird der Schulaufsichtsbezirk Plauen am 1. Oktober geteilt. Der Landbezirk verbleibt in der Hand von Schulrat Dr. Spitzner, während als De- ihr« Knie, barg da» Antlitz in den Polstern des Sessel» und weinte. Aber es waren keine Tränen des Schmerzes, es war die Erschlaf fung der Nerven, die nicht imstande waren, bas plötzliche Glück zu ertragen. „Mein geliebtes Kin-, das nun in wenigen Stunden für immer in Wahrheit mein Töchterchen werden soll! Ehe du mit meinem lieben Egon vor den Altar trittst, bitte ich dich, noch einige Minuten auf meine Worte zu hören. Ich hätte sie dir am liebsten selbst in dein Ohr geflüstert, aber das Schicksal hat es anders bestimmt. Set nicht böse, wenn es Ernstes, sehr Ernstes ist, was ich dir sagen will und denke nicht, daß solche Worte an deinem Hochzeitstage nicht zu deiner frohen Stimmung passen. Gewiß ist es ein Tag der Freude und soll es sein, aber es ist auch ein Tag hohen Ernstes, ein Tag heiliger Vorsätze, und ich möchte, daß mein Geschenk und mein Brief dazu beitragen, dir ein dauerhaftes Glück für dein ganzes Leben zu gründen. Dein On kel gibt dir mit diesen Zeilen einen Schmuck, den ich mein Leben lang wie einen heiligen Talisman behütet habe, und wenn ich mein Inge-Töchtcrcken recht kenne, wird ibr die Kette noch wert voller sein, wenn sie etwas von ihrer Geschichte und damit von dem Glück meiner eigenen Ehe weiß. Mein Mann war Egons Ebenbild! Wir haben uns aus reiner Liebs geheiratet und heut, nachdem ich ihn schon lange zu Grabe getragen, kann ich nur in Liebs und Donkl.^f^it di« Ieb''e zuri'äde"^sn, die ftm de- Himmel mir geschenkt. Und doch gab es ein« Stunde in der all unser Glück zu zerschellen drohte. Egen - mein Gatte hieß eben so wie mein Sohn — war ein guter, lieber Mensch. Daß er sein Leben vor unserer Ehe genossen, hatte ich ihm als kluge» Mädchen von ganzem Herzen verziehen, seit ich wußte, baß er mich wahrhaftig liebte. In jedes Mannes Dasein osbt es Ju gendsünden und wohl der Frau, die hie Gewißheit hat, daß er nur ihr allein gehört. Aber mein Egon hatte noch eine andere Leidenschaft: er spi-lte. Nur selten packte es ihn, und immer ver zehrte ihn nachher bittere Reue, denn wir waren nicht reich. Ich hatte zwar eine kleine Mitgift gehabt, aber Eaon nur sein Ge halt als Beamter. Eines Tages — es war einioe Monate, nach dem unser Egon geboren — war er in einer lustigen Gesellschaft gew^y,. Spät in der Nacht hörte ich ihn heimkommen, aber er * Produktiv« Erwerbslosenfürsorge. Di« Volkskammer hat, wie Im E. D. berichtet, den Betrag von 40 Millionen Mark für pro duktiv« Erwcrbslosenfürsorge bewilligt. Dieser Betrag ist dazu be stimmt, ausschließlich als Zuschuß für sächsische Gemeinden Ver- Avendung zu finden, die Notstandsarbeiten vornehmen lassen. Auch !wird die Frage «rwogen, ob und wie weit die produktive Er- werbslosenfllrsorg« d«r Privatindustri« dienstbar gemacht werden -soll. ! * Falsch« 1000 Mark-Schett«. Zn letzter Zeit treten Nachbil- jungen -er Reichsbanknoten zu 1000 Mark mit -em Ausgabeüa- «um vom 24. 4. 1910 auf. Sie sind bei einiger Aufmerksamkeit b«i jder Annahme an nachstehend mrfgefllhrten Merkmalen kenntlich: Wie Herstellung der Falschstücke ist unter Zuhilfenahme -er Photo- saraphie im Lichtdruck erfolgt. Die falschen Noten sin- daher in Bhrem Aussehen einer Photographie ähnlich. Bei getreuer Wieder gabe treten die Einzelheiten der Zeichnung nicht in -er Schärfe ech- Ker Noten hervor. Der sonst eingewirkte Faserstveifsn ist durch «usgestreute und scharf angepreßte, stark gefärbte Fasern nachge- «hmt. Unter dem Faserstreifen sind Spuren von Farbstoffübertrag- mngen (bläulich gefärbt) sichtbar. Nummern und Stempel sind in gelblich-grüner Färbung aufgebracht. Die Stempel, von ausfallend geringer Schärfe, haben außerdem ein von dem. echten abweichendes Mil- des Adlers. * Die sächsische Automobilindustri« befindet sich in- ffolge -er Einschränkung des Automobilverkehrs in einer schwierigen Lage. Infolgedessen haben die sächsischen Automobilfabriken eine jEingob« an das sächsische Ministerium des Innern gerichtet, in Ker darauf hingewiesen wird, -aß die sächsischen Automobilfabriken zusammen ungefähr 15 000 Arbeiter beschäftigen, die für sich und Dhre etwa 60 000 Familienangehörigen ihren Lebensunterhalt «r- pverben. Unberücksichtigt hierbei ist die zahlreich« Arbeiterschaft, «die in den Fabriken für Unterlieferanten und Automobilzube- wär ihre Berdienstmöglichkeit findet. In erster Linie kommt hier bei auch die Industrie -es ganzen oberen Erzgebirge» in Detracht. In der Eingabe wird darauf Lingewiesen, -aß das -Auslandsgeschäft durch die einschneidenden Äenderungen auf dem «Devisenmarkt« zum völligen Stillstand« gekommen ist, obgleich die Das Glück von Edenhall. Kriminal-Roman von Otfrid Haustein. Amerikanische» Copyright 1919 by Carl Duncker, Berlin. (Nachdruck verboten.) (25. Fortsetzung.) Und doch kam sie sich vor, als wandle sie auf unrechten Wegen, als sie nun wirklich das Schloß öffnete. Nichts lag in dem Wandschrank, als ein einzelnes, versiegeltes Kuvert. Nun hielt sie cs in der Hand. „An mein Töchi . hen Ingeborg, am Hochzeitstage, vor ihrer Hochzeit zu lesen." Ein seltsames Gefühl zog in ihre Brust, sie konnte sich keine Rechenschaft geben, warum, aber es war ihr, als enthalte dieser Brief irgend ein verborgenes Glück. Sie wollte ihn zurücklegen, denn sie hatte ja kein Recht auf ihn, und doch zitterte in ihr jeder Nerv. War es ein Zufall? War es nicht vielleicht eine Fügung des Schicksal», die ihr gerade heute den Brief in die Hände spielte? Un sinn, was hatte der Brief mit ihrem Unglück zu tun. Sie legte ihn in das Fach zurück und wollte es schließen, aber ihre Gedanken rasten in fieberhaften Kreisen. Gehörte der Brief nicht ihr? War er nicht morgen für sie verloren? War es nicht für sie bestimmt, wa» di« Baronin schrieb? E» würden ja nur Worte der Liebe sein, und Liebe tat ihr so not! Mit schnellem Griff öffnete sie abermals das Fach — ein Schreck zuckte durch ihre Brust. Fast ohne es zu wollen, hatte sie da» Siegel gebrochen und der Brief lag frei in ihrer Hand. Sir sah sich um wie ein ertappter Dieb, aber es war toten still um sie her. Sie entfaltete den Bogen. Es war ein langes Schreiben. Sie huschte in den Erker, setzte sich nieder und las. Ihr« Brust atmet« stürmisch und innige Rührung, Wehmut, Röte und Bläffe wechselten auf ihrem Gesicht. Dann aber sprang üc mit einem Schrei auf. Ihre Augen weiteten sich und sic preßte ^cide i'ände auf ihre Brust. Jann naqm sic den Vries wieder auf. Si«b«rhrst »i ert,n ihr« Händ« »nd endlich stürzte st, aus ölest« Sassi, «stver «i»g«fühtt worLen, obwohl den maßgebend«» Stell«« durchau» bekannt war, daß nicht nur bei Len Verbrauchern, sondern auch in -en Kreisen der Landwirtschaft ein« Abneigung «o«n derartig« besonder« Prämien besteht. Die Einführung von Fnihdruschprämien ist nicht erfolgt, um besonderen Wünschen der Landvirtschast Rechnung »u tragen oder ihr «in« Liebeogab« zu- »uwenden, sondern lediglich au» -er »wirkenden Nodwendigkit heran», di« neue Ernte so schnell wie möglich zu erfassen, um den jetzt harschend«» unhaltbaren Zuständen auf dem Gebiet, der Brot- Versorgung «in End« zu machen. Daß dr«» ober durch Li« Ge währung von Frühdruschprämien erreicht werden kann, beweisen folgende Zahlen: In den Erntejahren 191« bis 1919 wurden bis zum 15. August au» der neuen Ernte an die Reichsgetreidestell« abgeliestrt: 1918: 2« 207 T. Brotgetreide, (Gerste wurd« damals von der Reichsgetret-estelle nicht bewirt schaftet), L917: 30« 008 T. Brotgetreide, 54 508 T. Gerst«, zuf. 42141« T., ,»918: 301518 T. Brotgetreid«, 113 500 T. Gerst«, zus. 415 074 T., ! 1919: 6 375 T. Brotgetreide, / 21890 T. Gerst«, zus. 28 271 T. Nun kann vielleicht eingewendet werden, daß die Ernt« 1919 ,stch stark verspätet habe. Wir nennen daher auch noch die Ab- jlieferungszisfern für Li« Zeit bi« 15. September und für Li« Zeit j bi» zum 15. Oktober. Bi» zum 15. September wurden abgeliefert: 191«: 873 810 T. Brotgetreide — T. Gerste, 1917:1221205 T. Brotgetreide, 175 039 T. Gerste, zus. 1 89« 244 T., >1918:1290 047 T. Brotgetreide, 27« 493 T. Gerste, zu. 1300 540 T., i 1919: 194 854 T. Brotgetreide, 44 730 T. Gepste, zu. 239 590 T. Bi» zum 15. August wurden abgeli«f«rt: ,191«: 885984 T. Brotgetreide, — T. Gerste, 1917:1532118 D. Brotgetreide, 27« 029 T. Gerste, Kus. 1808 147 T., 1918:1801570 T. Brotgetreide, 43091» T.Gerste> zus. 2 232 488 T., >1919: 810540 T. Brotgetreide. 113 0153 T-Gevste, zus. 923 599 T., s Dazu wird bemerkt, daß im Erntejahr 1910 überhaupt kein eigentlicher Frühdrusch stattgefunden hat, in d«n Erntejahren 1917 !«urd 1918 besondere Frühdruschprämien gewährt wurden, im «Erntejahr 1919 dagegen nur eine technische Förderung des Früh- jidrusches ohn« Frühdruschprämi« stattfand, bis di« schwachen Ablie- »erungen nachträglich zur Festsetzung von Lieferungszuschlägen für jidis Kt vom 1. September ab Anlaß gaben. Wenn demgegenüber oft eingowendet wird, daß «im schnellst- »nögliche Ablieferung von Brotgetreide bei den jetzigen hohen Ge- Dreidepreisen -och auch ohne besondere Prämien erfolgen könne, so «ist dem entgegenzuhaltcn, daß Ler Frühdrusch bei den meisten (Landwirten zu wirtschaftlichen Unbequemlichkeiten führt, da an- ildcr« -ringende Arbeiten dafür aufgeschoben werden müssen, sodaß «s durchaus berechtigt erscheint, wenn -en Landwirten, die entge gen ihren sonstigen Dispositionen das Brotgetreid« frühzeitig aus- dreschen, «ine besonder« Vergütung hierfür bewilligt wird. * Druschkolonnen. Wie der sächsische Landeskulturrat mitteilt, wird da« Reichswehrministerium auf Veranlassung der Reichsge treidestelle zur möglichst schnellen Erledigung de» Früh-rusches in allernächster Zeit auf den jetzt zur Entlassung kommenden Reichs wehrsoldaten Druschkommandos zusammenstellen und den Landwir ten auf eine entsprechende Meldung hin zur Verfügung stellen. Di« Kommandos sind etwa 15—20 Mann stark und sollen mindestens einen ausgebildeten Maschinisten und mehrere Einleger mit sich führen. Meldungen für die Einführung solcher Kolonnen, die ! möglichst als sogenannte fliegende Kolonnen von Gehöft zu Gehöft und von Ortschaft zu Ortschaft ziehen sollen, sind zu richten an die Geschäftsstelle des Landeskulturrates, Dresden-A., Sidonienstr. 14, Ler st« an das Wehrkreiskommando Sachsen weitergeben wird. In- und Au-lanLspvtts« sich tnzwischtN au-gylichen HÄ-N und seitens -er heimischen Industrie nur noch L«r Erzttlung ihv«r S«. stehungskosten Rechnung getragen wird- Durch diesen Ausfall wird Li« Automobil-Indursti« auf lang« Zeit hinaus ausschließlich auf Len Absatz ihrer Grzerrgntss« Im Inland« -«schränkt sein. Di«s« Bemühungen werden jedoch im Kelm« «rstickt und gänzlich unter bunden durch di« Einschränkung, di« di« zuständigen staatlichen Behörden dem Automobilverkehr auf«rl«gt haben. Infolgedessen fordert di« sächsisch« Automobilindustri« in -«r erwähnten Ein gab«: 1. die Freigaba -er behördlichen Bewirtschaftung des Be- kriebsstoffmarktts und die Aufhebung de» Einfuhrverbotes zum Zweck« Ler W!sd«rhevst«llung der Möglichkeit, im freien Handel Betriebsstoffe zu kaufen; 2. di« Aufhebung -er Beschränkung -es Autvmvbtlverlchr« oder zum mindesten die Zulassmm von Kraft wagen in umfangreicherem Maß« al» bisher; 8. di« freie Ver fügung über die Benutzung Les Kraftwagens durch jedermann und 4. di« Fahrerlaubnis zu allen Tages- und Nachtzeiten. * Die sächsischen Handelsrealschulen. Dir Höheren Abteilun gen der -«m Wirtschaftsministerium unterstellten öffentlichen Han- oelslehranstalten zu Au«, Bautzen, Chemnitz, Döbeln, Dresden, Leipzig, Plauen, Zwickau werden nach dem Stande vom 1. Juni d. I. von 1084 Schülern besucht (im Vorjahre 1538). Dem Stande ihrer Eltern nach gehören an: 9,3 v. H. Lom Arbciterstande, 61, v. H. dem unteren Beamtenstande, 12,2 v. H. Lem mittleren Beamten- stand«, 2,9 v. H. dem höheren Beamtenstande, 15,4 v. H. dem Kauf- mannsstanbe (angestellt), 28,7 v. H. dem Kaufmannsstande (selb ständig), 17,9 v. -. selbständigen Gewerbetreibenden, 1,3 v. H. freien Berufen (Künstler, Schauspieler), 1,4 v. H. akademischen Be rufen, 2,1 v. H. landwirtschaftlichen Berufen, 02 dem Milltär- stande bis Feldwebel, 0,4 v. H. dem Offizierkorps, 1L v. H. keinem Beruf, 0,7 v. H. nicht aufgeführten Berufen. * Heranziehung der Industrie zu den Kost!«« der Kohlenwirt. schaftsstcllen. Der Reichswirtschaftsminister ist ermächtigt worden, zur Deckung d«r Kosten -er Kohlenwirtschaftsstellsn di« gewerb- lich«n Brennstoffverbraucher, Lie im Jahresdurchschnitt« od«r im Durchschnitt« der Betriebsmonat« mindesten« 10 Tonnen Brenn, stosse monatlich verbrauchen, zu Beiträgen heranzuzichen. Diese Beiträge dürfen «in drittel v. H. -es Verkaufspreises Ler Brenn- stosse nicht übersteigen. Auch in Sachsen wird Liese Bestimmung mit Wirkung vom 1. Juni 1920 ab durchgeführt werden. Di« Aus» führungsvorschriften, di« insbesondere auch Li« Höhe Ler Beitrag», leistunq regeln werden, ergehen demnächst. * Freier Handel In Margarine. Wie Berliner Blätter melden, wird die Zwangsbewirtschastung der Margarine vom 1. August ab aufgehoben. Das gleiche gilt für Kunstspeisefett, Speisetalg und ^°'*°°Wsgen d«r Erhöhung de» Schulgeld«, an höh«««» Schulen macht sich in der Bevölkerung eine ziemlich heftige Erregung be merkbar. Wie wir von unterrichteter Stelle hören, sind die Be- Hörden über diese Erregung wohl unterrichtet und erkennen ihre Berechtigung an. Im Kultusministerium bedauert man diese Maß nahmen, die unter dem Druck der Verhältnisse getroffen werden mußten, am meisten. Eine große Anzahl sächsischer Städte war näm lich beim Kultusministerium mit dem dringenden Ersuchen um sofortige Schulgelderhöhuna eingekommen, da sie nicht mehr im stande wären, bei den bisherigen Schulgeldsätzcn die Schule weiter zu erhalten. Wie r» um die Finanzen der Gemeinden steht, ist bekannt und ebenso, daß die trostlose Finanzlage des Staates gro- ßere staatliche Zuschüsse nahe»» vollständig ausschließt. Im Kul tusministerium werden aber zurzeit Maßnahmen erwogen, die ge eignet erscheinen, die sozialen Schäden, die Lurch diese Schulgeld erhöhung zweifellos entstehen müssen, nach Möglichkeit abzuschwä chen und einen Ausgleich herbeizuführen. * Schwerkriegsbeschädigte mit äußeren Schäden oder inneren Leiden genießen, wenn ihnen längeres Stehen schadet, bei Fahrten auf Ler Eisenbahn mancherlei Vorteile. Di« Berechtigung hierzu müssen sie durch einen mit Lichtbild versehenen Ausweis, Len das Kreisamt für Krieaerfürsorge oder -as Dersorgungsamt ausstellt, dartun. Dir Ausstellung kann auch bei den Bezirks- oder Ortsäm tern für Kriegerfürsovge beantvagt werden. * Et» Retchsv«rband de« Aernfprechttilnehme«. Zn Leipzig tagte eine größere Anzahl von Vertretern der im Reiche in den letzten Monaten errichteten Ortsgruppen, die die Fernsprechgebühren- Erhöhungen und die Zwangsanleih« von 1000 M. bekämpfen. Cs wurde folgende Entschließung angenommen: Die am 25. Juli d. I. im Zoologischen Garten zu Leipzig abgehaltene Versammlung der Ortsgruppen-Vertreter der Interessengemeinschaft der Fernsprech teilnehmer erblickt in dem im Monat Mai d. I. in der National versammlung von nur 75 anwesenden Abgeordneten angenommenen Gesetz, betreffend dir Erhöhung der Fernsprechgebühren um das Doppelte der bisherigen Sätze, außerdem einer Zwangsanleih« von 1000 M. für jeden Hauptanschluß und 200 M. für jeden Nebenan schluß, eine so schwere Gefahr für die weitere Existenz, insbesondere des Kleinhandels und de» Gewerbestandes, die diese» neu« Gesetz unterstützen und schützen will, daß sie einstimmig beschließt, den Reichstag zu ersuchen, die Inkrafttretung des neuen Gesetzes einst weilen hinauszuschieben, um die von seiten des Postministcriums in Aussicht gestellte Herausgabe eines geregelten Fernsprechtarifs, welcher den wirtschaftlichen und sozialen Forderungen angemessen Rechnung trägt, zu ermöglichen. Die Versammlung will nicht ver fehlen, darauf hinzuweisen, daß, wenn das Gesetz nicht einer Revision unterzogen wird, insbesondere die Streichung der Zwangsanleihe nicht erfolgt, am 1. Oktober eine gewaltig« Zahl von Fernsprechteil nehmern den Anschluß aufgibt, was lediglich infolge der Bestre bungen der Interessengemeinschaft noch nicht geschehen ist. * Der Kaffenverband der Ortskraitkenkasscn -es anrtshaupt- mannschaftlichen Bezirk« Schwarzenberg wird sein Genesungsheim Svtzschhammer b. Obermittweida Sonntag, den 8. August d. Is., vormittag« 5411 Uhr, mit zunächst 20 Betten eröffnen. Damit ist eine einfache Feier verbunden, wozu Vertreter der Behörden, der Verbandskassen, di« Zeichner namhafter Spenden usw. Einladungen erhalten werden.
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