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Redaktioneller Teil. /iir 23l, 5. Oktober 1915. Riedel (»Die Ahnherren des preußischen Königshauses«. Berlin 1854, und »Geschichte des preußischen Königshauses«, Berlin 1861) und L. Schmtd (»Die älteste Geschichte des erlauchten Gesamthaufes der königlichen und fürstlichen Hohenzollern«, Tübingen 1884—I8v8) beschäftigt; eine als sehr zuverlässig gerühmte »Stammtafel des preußischen Königshauses« hat E. Schwartz (Breslau 1898) geschaffen. Selbstverständlich gibt es auch wissenschaftliche Zeitschriften, die sich allein mit den Hohenzollern befassen, so die von Berner herausgegebenen -Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohen zollern« (Berlin 1901 ff.) und das »Hohenzollern-Jahrbuch« (Leipzig 1897 ff.), herausgegeben von Prof. vr. Seidel, Lein Direktor des Hohenzollcrn-Museums, der auch die »Führer durch das Hohenzollern-Museum«, einen großen und einen kleinen (Berlin, Giesecke L Devrient), eingeleitet hat. Unter den Hohenzollern ist bekanntlich einer, dem man nicht bloß durch die Geschichtswissenschaft, sondern auch un mittelbar, weil er selber Dichter und Schriftsteller war, nahe kommen kann: der größte von allen, Friedrich der Große. Seit einigen Jahren haben wir nun auch die große deutsche Ausgabe seiner Werke: »Die Werke Friedrichs des Großen in deutscher Übersetzung. Zehn Bände. Mit Illustrationen von Adolph v. Menzel. Verlag von Reimar Hobbing in Berlin, 1913», die Kaiser Wilhelm II. zur Feier seines fünfundzwanzig- jährigen Regierungsjubiläums in Erinnerung an die zwei- hundertjährige Geburtstagsfeier des großen Königs gewidmet ist. Der erste Band bringt die »Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg«, die man zur gegenwärtigen Feier eigentlich in einer billigen volkstümlichen Ausgabe hätte er scheinen lassen sollen — vielleicht holt es Reclam noch nach. Band II enthält dann die «Geschichte meiner Zeit«, Band III und IV die »Geschichte des Siebenjährigen Krieges«, Band IX und X die Dichtungen des Königs in guter Übersetzung. An die Ausgabe der Werke Hai man darauf noch die Briefe des Königs in zwei Bänden angeschlossen. Man darf Wohl sagen, daß diese große in der Ausstattung musterhafte Veröffentlichung das Hauptwerk der ganzen Hohenzollern-Ltteratur ist. Freilich können es nur wirklich Wohlhabende kaufen. — Am leichtesten kommt man an den großen König durch seine Briefe heran, die in Auswahl sogar in der Universalbibliothek (3772—75) erschienen sind. Ebenda ist auch die bezeichnende Schrift »über die deutsche Literatur« in deutscher Übersetzung zu finden. — Wie der König war auch seine Schwester, die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth schriftstellerisch (in französischer Sprache) tätig: Ihre berühmten (und berüchtigten) «Memoiren« sind jetzt in einer schönen Ausgabe des Insel-Verlages jedermann zugäng lich. Von dem Prinzen Heinrich, Bruder Friedrichs des Großen, haben wir fesselnde Briefe, u. a. an die Kaiserin Katharina II. von Rußland (hg. b. Krauel, Berlin 1903). Streng genommen nicht zum Hohenzollernhause gehört ja die Königin Luise, aber ihr Bild ist doch mit ihm für ewig untrennbar verbunden, und so mögen auch ihre Briese, die in billiger Ausgabe erschienen sind (z. B. »Lebensbild in Briefen und Aufzeichnungen« v. P. Gaertner und P. Samuleit), hier aufgesührt sein. Ihr großer Sohn Kaiser Wilhelm I wird einem gleichfalls durch seine Briefe vollkommen klar. Wir nennen von den Ausgaben: »Briefe Kaiser Wilhelms I. Nebst Denk schriften und anderen Auszeichnungen in Auswahl heraus- gegeben von Erich Brandenburg« (Insel-Verlag 1911.) Von unserem Kaiser sind die -Reden« in jetzt schon vier Teilen bei Reclam veröffentlicht. Es ist selbstverständlich unmöglich, hier auch nur eine in bescheidener Weise nach Vollständigkeit strebende Übersicht der preußischen Geschichtsliteralur zu geben. Sicherlich, dis Ge schichte Preußens ist die der Hohenzollern, nirgends spiel! das Herrscherhaus in der Geschichte des Landes in dem Maße die entscheidende Rolle wie hier, aber dennoch sind Landes- und Hausgeschichte immer noch zweierlei. Die beiden berühmtesten Geschichtschreiber, die sich mit der Geschichte Preußens befaßt haben, sind Ranke und Droysen. Rankes »Zwölf Bücher preußischer Geschichte« (zuerst Leipzig 1874) reichen bis 1745. Dropsen hat eine große «Geschichte der preußischen Politik« 1342 Verfaßt, die in Berlin und Leipzig 1855 bis 1885 erschien und bis 1756 geht. Eine größere vollständige »Preußische Geschichte« stammt von Hans Prutz (Stuttgart 1990-1902). Weniger umfangreiche Handbücher sind Ludwig Ernst Hahns »Geschichte des preußischen Vaterlandes«, die im Jahre >895 ihre 24. Auflage erlebte, William Pierfons »Preußische Geschichte« (Berlin, Gebr. Paetel, 10. Ausl. 1910), E. Berners »Geschichte des preußischen Staates« (2. Ausl. Bonn 1896) und E. Evers' »Brandenburg.-Preußische Geschichte« (2. Ausl. Berlin 1912) — ich selber benutze von diesen Büchern den Pierson und finde ihn im allgemeinen ausreichend. Dazu kommt nun eine Anzahl neuerer und neuester Werke, die Geschichte des Hohenzollernhauses sind und sein wollen, zunächst A. Seidels «Unser Hohenzollernhaus», im Jahre 1900 er schienen (Preis geb. 3 ^), dann Ew. Ostendorfss Sammel werk »Das Haus Hohenzollern« mit Beiträgen von F. v. Zobeltitz, C. Bleibtreu, W. Bloem, B. Freih. v. Münchhausen u. a., und 21 künstlerischen Vierfarbendrucken (C. A. Schwetschke L Sohn, Berlin, Preis geb. 6 ^1), ferner ganz neu Prof. vr. Otto Hinzes Werk »Die Hohenzollern und ihr Werk. Fünfhundert Jahre vaterländischer Geschichte« (Paul Parey, Berlin 8VV. 11, Preis geb. 5 ^K), das einer Anregung des preußischen Kultusministeriums seine Entstehung verdankt, und endlich des früheren Hospredigers 0. Bernhard Rogge »Fünf Jahrhunderte Hohenzollcrnherrschaft in Brandenburg- Preußen« (Berlin, Gebr. Paetel, geb. 3.50 ^A). Unter diesen vier Werken wird, wer ein Erinnerungsbuch an die Festtage haben will, vor allem zu wählen haben. Selbstverständlich sind auch wirkliche kleine Festschriften und Jugendbücher er- schienen — wir wollen hier aber erst noch die wichtigsten Spezialwerke zur Geschichte Preußens und der Hohenzollern aufzählen. Eine »Geschichte des preußischen Hofes von 1688 bis 1888« hat in 3 Bänden Georg Schuster gegeben, nicht etwa die übliche Hof- und Skandalgeschichte, sondern ein ernstes Werk. Verfasser ist König! Preuß. Geh. Archivrat, und wir verdanken ihm im Verein mit andern auch die neueste »Genealogie des Hauses Hohenzollern«. »Preußens Könige in ihrer Tätigkeit für die Landeskultur« hat Stadel mann in einem vielbändigen Werke (Leipzig 1880—1887) dargestellt, während Sommerlad »Die soziale Wirksamkeit der Hohenzollern« (Leipzig 1894) im allgemeinen geschildert hat. Der Band 34 der »klonumenta (termantae Uaeckagogsea« (Berlin 1906) bringt eine gründliche Zusammenstellung «Die Jugend und die Erziehung der Kurfürsten von Brandenburg und Könige von Preußen« von G. Schuster (s. o.) und F. Wagner. Von Werken über die ältere Regierungsgefchichte der Hohenzollern ist K. F. v. Klödens »Die Quitzows und ihre Zeit« lebendig geblieben und 1913 von H. Engclmann neu herausgegeben worden. Des von den Goethe-Schillerschen Lenien mitgetroffenen Johann Kaspar Friedrich Manso »Geschichte des preußischen Staates seit dem Hubertusburger Frieden» (Frankfurt 1819—1820, 3. Ausl. 1839) liest Wohl nun niemand mehr, und auch die Werke Friedrich Försters und W. A. Schmidts sind schon versunken; dafür hat Treitschkes »Deutsche Geschichte« auch sür die Preußens im neunzehnten Jahrhundert eine vorherrschende Stellung erlangt, und an Sybels und Onckens Schriften über das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. kann man nicht vor übergehen. — Monographien gibt es über fast alle Hohen- zollernsllrsten, es genügt aber Wohl sür die Zwecke dieses Aufsatzes die über den Großen Kurfürsten von Martin Philippson (Berlin 1897—1903), Eduard Heyck (Vel- hagen L Klasings Monographien zur Weltgeschichte, Bielefeld 1902) und Martin Spahn (Mainz 1902), sowie das volks tümliche Buch Georg Hiitls »Der große Kurfürst und seine Zeit« (3. Ausl. 1893), die über Friedrich den Großen von Carlyle (deutsch Berlin 1858—1869), Retnhold Koser (Stuttgart 1890—1903) und Hermann von Petersdorff (Berlin 1903), dazu Franz Kuglers volkstümliches Werk (»Geschichte Friedrichs des Großen«) mit den Bildern Menzels, das, freilich ohne Bilder, jetzt auch in der Untversalbibliothek enthalten ist, die Monographie über Friedrich Wilhelm III.