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R« 14 7). ^ ^ährli^)^ E"s!-u-n- l Leipzig, Sonnabend den 18, Januar 1919, 86. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Schulbücher und Schulbedarf. Veranlaßt durch verschiedene in der Tagespreise veröffent- lichte Mitteilungen über die Herausgabe neuer, den veränder ten politischen Verhältnissen angepaßter Schulbücher hat sich der Vorstand der Vereinigung der Schulbuchverleger unterm 25, November 1918 mit einer Eingabe an das Preuß, Ministeriuin für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung gewandt und unter Hinweis auf die zurzeit bestehenden Schwierigkeiten auf dem Papiermarkt um Berücksichtigung der nachstehenden Anregungen gebeten: 1, Lehrplanänderungen sollten nicht zu schnell nach Frie- densschluß in Kraft gesetzt werden; als der früheste Termin hierfür erscheint uns das mit Ostern 1922 be ginnende Schuljahr, 2, Bei den Schulbüchern muh die Makulierung größerer Teile der während des Krieges oder vorher hergestellten Auflagen vermieden und deshalb den Verlegern frei- gestellt werden, innerhalb eines nicht zu eng gesteckten Termins den geänderten Verhältnissen durch Beigabe von Anhängen Rechnung zu tragen. Die Neugestaltung der Bücher selbst aber sollte nicht vor Ablauf dieses Ter mins gefordert werden, als welcher uns ebenfalls Ostern 1922 als der früheste erscheint. Seine Bereitwilligkeit erklärend, nach Kräften an der Durch führung der Anforderungen mitzuarbeiten, wie sie die Umgestal tung der neuen Lehrpläne, besonders auf dem Gebiete der Ge schichte, Geographie und des Deutschunterrichts, an die Schul- buchliteratur stelle, ersuchte der Vorstand der erwähnten Ver einigung das Ministerium um eine möglichst baldige Entschlie ßung nach dieser Richtung, damit einigermaßen Anhaltspunkte für die Bemessung der während der Übergangszeit erforderlichen Auflagen gewonnen und unwirtschaftliche Maßnahmen durch Veranstaltung zu geringer oder zu hoher Auflagen vermieden werden könnten. Darauf ist dem Vorstande der Vereinigung der Schulbuch verleger unterm 2, Januar 1919 folgender Bescheid dos Mini steriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zugegangen: II II Nr, 1971 II II V7 pp. Dem Vorstand der Vereinigung der Schnlbuchverleger wird auf die Eingabe vom 25, November 1918 erwidert, daß sich zurzeit noch nicht übersehen läßt, ob dem an erster Stelle vor- getragenen Wunsche, Änderungen in den Lehrplänen nicht vor Ostern 1922 in Kraft treten zu lassen, entsprochen werden kann. Diese Fragen werden noch weiteren Verhandlungen unterzogen werden; die Entscheidung muß dem Ministerium Vorbehalten bleiben, Falls solche Änderungen vor dem genannten Zeitpunkt für nötig erachtet werden, würde für die etwa erforderliche Abänderung der cingcfllhrten Lehrbücher oder die Bearbeitung neuer Bücher eine angemessene Frist gewährt werden, wie dies bisher in derartigen Fällen immer geschehen ist. Dagegen kann auf die zweite Bitte zugesagt werden, daß vor dem Jahre 1922 die Forderung auf Einführung neuer Lehrbücher, welche den Weltkrieg und die veränderten staat lichen Verhältnisse berücksichtigen, oder auf die entsprechende Umarbeitung der etngefllhrten Bücher von hier aus nicht ge stellt werden wird. Eine mündliche Aussprache dürfte demnach nicht erforderlich sein, gez, Haenisch, An den Vorstand der Vereinigung der Hchulbuchverleger in Dresden, Obwohl daraus hervorgeht, daß die Regierung vernünf tigerweise garnicht daran denkt, ja Wohl auch nicht daran denken kann, vor Konsolidierung unserer wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse eine Neuordnung der Schulbuchliteratur in die Wege zu leiten, tauchen fortwährend Mitteilungen über bevorstehende Änderungen auf diesem Gebiete in der Tages und Fachpresse auf, durch die Beunruhigung und Verwirrung in die Käuferkreise getragen wird. So veröffentlichte auch der Reichsverband für den Papier- und Bllrobedarfs-Handel (Sitz Frankfurt a. M.) in der »Papier-Zeitung« Nr, 1 vom 2, Januar 1919 eine Bekanntmachung, in der er sich über »Schulbücher und Schulbedarf« der nächsten Zeit wie folgt äußert: Die politische Umwälzung wird eine vollständige Neuord nung betreffend den Verkauf nicht nur von Schulbüchern, sondern auch von allen Schulwaren zur Folge haben. Erstens will die heutige Regierung in den Lesebüchern alle auf das frühere Kaiserhaus bezugnehmenden Abhandlungen raschestmöglich aus dem Lesestoff ausgeschieden sehen, zweitens soll die bekannte alte Forderung nach kostenfreier Lieferung sämtlicher Lehr mittel von Staats wegen möglichst zu Ostern 1918 durchgcführt werden. Wir können angesichts der Sachlage unseren Mitglie dern nur empfehlen, mit Neubestellung von Schulwaren abzu warten, bis die Sachlage wenigstens einigermaßen geklärt ist, da einmal erteilte Aufträge unter allen Umständen auch abge nommen werden müssen, einerlei, ob für den Händler eine Verkaufsmöglichkeit besteht oder nicht. Es ist allerdings mög lich, die Bestellungen mit dem Vorbehalte zn erteilen, daß Abnahme nur dann erfolgt, wenn etwa neu in Kraft tretende gesetzgeberische Verordnungen den Kleinhandel in den genannten Waren-nicht unmöglich machen. Wegen der Schulbuchfragc haben wir uns mit dem Börsen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig als der berufeneren Vertretung für Schulbücher ins Einvernehmen gesetzt. CarlBalzar, Wilhelm Link, Vorsitzender, Geschäftsführer, Mit Rücksicht auf die schweren Schädigungen, die durch eine derartige, nicht in den tatsächlichen Verhältnissen begrün dete Warnung in den Kreisen der Abnehmer von Schul- und Lehrmitteln hervorgcrufen werden, hat der Vorstand des Bör- senvereins, unterstützt von dem Verein Deutscher Schreibhefte- Fabrikanten, unterm 13. Januar 1919 der Redaktion der »Pa pier-Zeitung« eine Berichtigung zugehen lasse», die wir hier wicdcrgeben, da sie in Verbindung mit dem von dem Mini sterium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung gegebenen Bescheid erkennen läßt, daß erst die Neuordnung unserer po litischen und wirtschaftlichen Verhältnisse sich vollzogen haben mutz, che an ihre Spiegelung in der Schulbuchliteratur heran- getreten werden kann. Sortimenter und Schulbuchhändler werden daher im eigenen Interesse gut tun, die beteiligten Kreise darauf hinzuweisen, daß vor Ostern 1922 die Ein- 45