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13056 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Mchtamtlicher Teil. 253, 30. Oktober 1909. sind. Darüber in den Wolken sieht man die Sonnen scheibe mit der Inschrift: »3. Nuj«. Unter dem Bilde stehen bringen wir unser Flehen, das Vaterland, die Freiheit gib uns wieder, o Herr.« Die Rückseite weist auf das Gebet: »Uo26 O^'cLs! I'vvchs cksieoi «, deutsch: »Gott Vater! Deine Kinder «, und bezüglich des Heraus gebers den Vermerk: 1. ^.a§rabajt.i3 Lralro^is, ul. sw, 1'ow3.823,120«, deutsch: I. Angrabajtis in Krakau, St.Thvmas- straße Nr. 20.« 2. In einer gebirgigen Gegend, auf einem Felsen sitzt ein Mönch mit erhobener Linken und ist einer vor ihm angesammelten Vogelschar zugewendet. Neben ihm steht ein Schubkarren, an welchem er angeschmiedet ist. Hinter ihm steht der russische Grenzpfahl. Rechts oben von hellstrahlender Wolke umhüllt schwebt das Czenstochauer Muttergottesbild. Unter dem Bilde befindet sich die Aufschrift: »kr^jäL Lrolestno 'l'nchs«, deutsch: »Zu uns komme dein Reich«. Auf der Rückseite befindet sich eine polnische Hymne von Wladislaus Belza mit der Überschrift: »U^mus ?ol3ki« beginnend mit den Worten: »0 x»ol8ki Lr^'u 8^i6t^I«, und bezüglich des Herausgebers der Vermerk: »l^lacks^uiet^o 2L8t:r2620u6. ^ialrlacksru luliaua. LurlrisvioLg. Nal^ R^uelr«, deutsch: »Nachahmung Vorbehalten. Verlag von Julius Kurkiewicz in Krakau. Kleiner Ring«. Beuthen (Ober-Schlesien), 17. Oktober 1009. (gez.) Der Erste Staatsanwalt. (Deutsches Fahndungsblatt Stück 3226 vom 28. Oktober 1909.) Nichtamtlicher Teil. Der Deutsche Buchgewerbeverein in Leipzig. Zur Gedenkfeier fünfundzwanzigjährigen Bestehens. L Am heutigen Sonnabend, 80. Oktober, prangt das stattliche Deutsche Buchgewerbehaus in Leipzig im Schmucke der Fahnen und Banner. Eine festliche Versammlung hat sich im Ehrensaale des Hauses, in der feierlich stimmungs vollen Gutenberghalle, vereinigt. Es gilt ein Dankfest zu feiern, ein frohes Gelingen, die erfolggcsegnete Durch führung eines großen Werkes. Ein Fest des Berufs, einer großen Vereinigung von Berufen verschiedenster Hantierung, alle mit treuer Arbeit demselben Ziele zustrebend: der Schaffung des Buchs. Und zwar des Buchs in würdigster Gestaltung, würdig im Grundstoff Papier, würdig im Druck, im Bild- und Buchschmuck, im Einband und allen den Eigenheiten künstlerischer und gewerklicher Zutat, die dem Aussehen des Buches das Gepräge geben und seiner zweck vollen Verwendung dienlich sind. Vor 25 Jahren, am 29. Oktober 1884, in der alten -Deutschen Buchhändlerbörse« in Leipzig haben die Berufs- angchörigen sich zusammengeschloffen zu einem »Ccntralvercin für das gesamte Buchgewerbe«, dem jetzigen »Deutschen Buchgewerbeverein«. Heute nun gilt es, Rückschau zu halten auf lange Jahre gemeinsamen Wirkens. Rückhaltlos darf anerkannt werden, daß dieses Wirken ein von hohem Ernste, von Opferfreudigkeit getragenes und reichgesegnetes ist. So wird der Gedenktag des Vereins seinen Angehörigen zum vollen Ehrentage und berechtigt zu froher Jubelfeier. In einer Denkschrift Carl B. Lorcks, dessen Andenken heute lebendig wird, warf dieser unermüdliche Mahner einen Rückblick auf den Stand der graphischen Kunst in Leipzig. Sachkundig und vorurteilsfrei würdigte er die Leistungen andrer aufgeblühter Druckstädte, Wiens, Stuttgarts, ins besondere Berlins, und betonte für Leipzig die Notwendig keit der Läuterung und Neubelebung zur Wahrung seines beherrschenden Ranges im graphischen Gewerbe. Seine Vor schläge forderten -1. ein Museum ersten Ranges für das Buchgewerbe mit einer ebenbürtigen Fachbibliothek nebst Lesezimmer und kleineren belehrenden wöchentlichen Ausstellungen mit Vorträgen tüchtiger Lehrer; -2. eine höhere graphische Fortbildungsanstalt (Akademie) für Ausgelernte oder in Bildung genügend Vor geschrittene, daneben Fachunterricht für Lehrlinge; -3. sorgsame Pflege de? Ausstellungswesens, zunächst im Anschluß an die vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler unternommenen jährlichen Ausstellungen, mit der Erzielung praktischer Erfolge vor Augen; »4. Begründung eines Vereins von Angehörigen der Buch gewerbe im weitesten Sinne des Worts in Leipzig, also: Buchdrucker, Schriftgießer, Ausübende der graphischen Schwesterkilnste, Papier-, Farbe- und Maschinenfabrikanten, Buchbinder usw., zur Förderung der unter 1—8 erwähnten Zwecke.« Die letzte dieser Forderungen fand zuerst Erfüllung. Dank der beifälligen Aufnahme, die Lorcks Denkschrift in buchgewerblichen Kreisen Leipzigs gefunden hatte, gefördert durch einflußreiche und opferbereite Leipziger Kollegen (vr. Oskar von Hase, Ernst Seemann, Heinrich Flinsch und andere), fand sich am Abend des 2g. Oktober 1884 eine ansehnliche Schar von Fachgenosscn in der Deutschen Buch händlerbörse zusammen, die unter dem Vorsitz l)r. Oskar von Hases den Lorckschen Anregungen zustimmte und den »Centralverein für das gesammte Buchgewerbe« mit einer stattlichen Mitgliederzahl ins Leben ries. Die nächste Folge dieses Gründungsvorgangs und der starken Beteiligung der Inhaber und Leiter aller namhaften buchgewerblichen Betriebe in Leipzig war die Bekundung warmer Teilnahme seitens der Königlich Sächsischen Regie rung, deren besonderen Wohlwollens Leipzigs Buchhandel und Buchgewerbe von altersher sich dankbar erfreuen darf. Mit lebhafter Befriedigung hatte sie das Ver langen Leipzigs nach einem Deutschen Buchgewerbe museum ausgenommen und ihre tatkräftige Mitwirkung zugesagt. Als wertvollen Grundstock zu dieser Sammlung erwarb sie unter einmütiger Zustimmung beider Kam mern des Landtags für 40»VV0^O die von dem Dresdner Verlagsbuchhändler Heinrich Klemm hinterlassene Jn- kunabelnsammlung und überließ den kostbaren Schatz zu jedermanns Betrachtung und Belehrung dem neuge schaffenen »Centralverein- zur Obhut. Zur Vermehrung der Sammlung stand ein von Heinrich Klemm gestifteter Fonds zur Verfügung, und die Freigebigkeit der Verleger gestaltete den weiteren Ausbau des Museums insbesondere auch nach der Richtung neuzeitlicher Buchherstellung und der für fachliche Bildung geeigneten Werke. Auch außerhalb des Buchgewerbes stehende Kreise, Regierungs-Anstalten, wissenschaftliche Gesell schaften, städtische Körperschaften und Private folgten darin dem Beispiele des Buchhandels. In zahlreichen, verständnisvoll gewählten und der Gelegenheit angepaßten Ausstellungen trat der junge Verein besonders augenfällig in die Erscheinung. Zunächst im Deutschen Buchhändlcrhause untergebracht, wechselten in