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Dritte Abtheilung. Der Pfarrer im Umgänge mit der Gemeinde und seinen Hausgenossen. Anhang. 1. Des Predigers Umgang mit der Gemeinde. Predigersöhne, wenn sie dem älterlichen Hause mit kindlicher Liebe zugethan sind, können am besten wissen, wie viel Wahres an den Schilderungen ist, die in Poesie und Prosa von der Herrlichkeit des Pfarrlebens aus dem Lande mitgetheilt worden sind. Wer Bos ses Louise, Straußes Glockentöne aus dem Leben eines jungen Geistlichen gelesen hat, der hat gewiß sich einer neidischen Anwand lung so lange nicht enthalten können, als er das Gemälde mit der Wirklichkeit zu vergleichen noch nicht Gelegenheit hatte. Theilneh mende Kinder, namentlich Söhne, welche einst des Vaters Berufs weg zu betreten gedenken, ach, die kennen die stechenden Dornen, welche die dort nur hervorgehobenen Rosen überbieten, die werden den vielfachen Verdruß und Aerger an der gefalteten Stirn des Vaters, an der seufzenden Brust der Mutter gewahr, den bald das Amt, bald das häusliche Leben, sogar das zufällige Zusam mentreffen mit Gemeindegliedem in vielfachen Berührungspunkten bereiten und strafen jene Dichter und Romantiker, wenn auch nicht durchgängig der Unwahrheit, dennoch der dichterischen Uebertreibung. Demungeachtet bemerkte ich oft an Predigerskindern eine gewisse Vorliebe, wenn auch nicht für den Predigerstand, doch für das Pfarrleben sogar an denen, welche späterhin einen andern wissen schaftlichen Beruf erwählt hatten und bei jeder Gelegenheit noch in späterem Alter das Glück des Landpredigerlebens preisend her vorhoben. Wie ein Vater unter seinen Kindern, hieß es da, wan delt ein solcher Mann in seiner Gemeinde umher. Häufig ist er nicht nur die erste und höchste Person in derselben, Alles begegnet ihm mit Achtung und Ehrfurcht, Jung und Alt zieht ihn vor und fühlt sich im Umgänge mit ihm geehrt und wohl! — Theilwcise wohl wahr, sonst mehr, als jetzt, aus Ursachen, welche freilich