Noch älter sind die Lieder: L. I. 98. O du armer Judas. (W. II. 469.) L. I. 23. In äulci jubilo. (W. II. 486.) Bruchstücke alter katholischer geistlicher Lieder sehen wir auch in deutschen Glockeninschriften; eine Glocke zu Bischheim trägt die Zeilen: Maria, muter, reine magt, Das seh ir gesagt, o dons xucr! Auf einer Glocke der Löbauer Hauptkirche steht: Landa Naria, wohn uns bei, Und laß uns nicht verderben. Auf einer zu Uhyst am Taucher: Koning der ere, kom vns mit frede vndt bis uns. . . Mehrere Glocken hatten als Inschrift den Bers: Hilf Got, Maria berot allis das wir beginen, das ein gut Ende gewine.*) Diese Verse mußten den Bestellern der Glocken bekannt sein, da die Wahl der Inschrift nie in das Belieben des Gießers gestellt ward. Welche Lieder die Quellen dieser Inschriften gewesen sind, läßt sich kaum nachweisen. Diejenige der Bischheimer Glocke hat die erste Zeile mit dem Anfang mehrerer geistlicher Lieder aus dem 14. und 15. Jahrhundert gemein**); das Uebrige ist unverständlich. Die Löbauer Glocke bietet uns vielleicht den ursprünglichen Anfang des aus „katholisch Maual. Mayntz 1605" von Philipp Wackernagel***) mitgetheilten Liedes: Lancia Maria, bitt Gott für vns vnd laß vns nicht verderben w.-s) Außerhalb der Kirche drückte sich die religiöse Stimmung sicher viel häufiger in deutschen Liedern aus, als in derselben; es war daher nichts auf fallendes, daß die Schaaren der Geisler, welche auch die Lausitz durchzogen, ihre Leisen in deutscher Sprache sangen. Immerhin muß es aber auf das durch Theuerung und Seuche aufgeregte Volksgemüth einen gewaltigen Eindruck gemacht haben, als die vermummten Gestalten mit rothen Kreuzen auf ihren *) Pescheck in N. Laus. Magazin Bd. XXV. x. 210. **) Wackernagel das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts II. p. 215. 323. 501. 508. ***) a. a. O. 11. 518 Lateinische Liedcrverse finden sich häufiger z. B UsKiun coeli Instar« allsluia! s Ouia nusur insruisti portars, ! allslnia! i Rssurrsxit niout ckixit, ! allsluia! s Ora pro nobis clsum, allsluia! Löbau. Laus. Mag. Bd. XXV. x. 210. (Wack. I. x. 193.)