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I. Beilage znin Frankenberger Tageblatt Montag, den 31. Dezember 1928 87. Jahrgang Str. 393 zu der großen Zahl derer, dke kn dir ruhn. 'Pfarrer Heinze, Borstendorf. führt hinab zu den Brüdern und Schwestern, die Nachdruck verboten 24 eine und Er ist Sie zu Frau Sie sagte es ganz ruhig. <r Tot Älteste Sohn liest mir aber) Vaters." gnädige Frau. Ich mciu Bruder, den machte ihm Helsen, ich lieb habe." „Und da kommen und ihre Lippen bebten. „Krank— Werner!" „Nicht körperlich, seelisch, mir?" Eine müde Nesig Gott! Da stehen wir wieder vor der gröstten und schwersten aller Fragen: Wer ist Gott und (Auslösung in einer der nächsten Nummern) s Co schrieb die Zofe noch am gleichen Tage «an den einstigen Farmer Ottensee, der aus dem Erbe der Brüder Michael fast. Wie wunderlich doch das Schicksal wieder ein mal spielte. Es mar ein harter Brief, der an den Vater abging. Stirn, bevor du aufs neue ausschreitest, und denke ein wenig über deine Lebenswallfahrt nach. Jeder seiest der ewig von den Menschen Gekränkte. Sei ein guter Saemann, der Einöden des Lebens zu Fruchtfeldern macht und der am 365. Tage sagen kann: „Gott sei Dank, wieder ein Stück vorwärts, ohne mich des Rückwärtigen schämen zu missen/' Da richtete sich das Mädchen aus seiner ge bückten Stellung auf und sah Frau Maya ins jedes Erwachen am Morgen wie ein Gottes geschenk, wie eine Errettung vom Todesschlas. Nimm dir vor, jeden Tag etwas recht Gutes zu denken, wenn möglich, auch etwas Gutes zu voll bringen. Streite nicht mit deinen Allernächsten um Meinungen, wo doch jeder Berg von tausend Standpunkten betrachtet, ein tausendfach verschie denes Bild gibt. Nörgele nicht um Kleinigkeiten, die eines starken Lebenserfasfens unwürdig sind. Fordere nicht fortgesetzt, daß andere dir helfen sollen, wenn dein eigenes Denken und Tun dir fortwährend schadet. Gehe deinen eigenen Weg, wenn du ihn als gut erkannt hast. Bilde dir dein eigenes Urteil über Menschen und Dinge. Halte dich aber dabei von der Einbildung fern, du Sie müssen fort von hier." „Fort, Liebste! Wohin? Wenn ich noch Heimat,, ein Elternhaus hätte!" Die Zofe setzte sich neben ihre Herrin streichelte ihr die Hände. „Sie haben eine Heimat, liebe, liebe Maya!" Hoffnung leitet heim in den Himmel. Darum beten wir: „Der Du bist im Himmel!" Im Kkndergottcsdienst singen wir: „Mein Vater, der im Himmel wohnt, als König aller Engel thront, der ist mir -nah bei Tag und Nacht und hat auf meine Schritte acht." Die kleinen und großen Menschenkinder denken sich unter dem Himmel einen großen, goldenen Saal, hoch über den Wolken und Sternen. Wir kennen keinen solchen Ort in dem unendlichen Weltall. Dennoch, der Himmel bleibt. Der Himmel steht im Gegensatz zur Erde. Die Erde ist das Land der Sünde. Wo keine Sünde ist, da ist der Himmel. Mag des neue Jahr uns bringen, was immer es sei, alles wird uns zum Besten dienen, wenn Gutes wünschen, das Beste wünscht uns der, der uns ein kindliches, starkes Gottvertrauen wünscht. Ist Gott mein Vater, dann bin ich sein Kmd, ihm verwandt. Dann liegt etwas Göttliches in mir, das ich nicht verlieren und nicht be- schinutzen darf. Dann darf ich den Vaternamen nicht gedankenlos aussprechen. Wer bin ich, daß ich den Ewigen, Allmächtigen und Heiligen so vor Jahresschluß in dke Ewigkeit abgerufen wer den. Niemand von uns weiß es, nur einer weiß darum, Gott, Gott allein. Nettahrr-Srdanttn .Vater unser, der Du bist im Himmel! „Hinaus, sage Ich — oder bei Gott — ich —! Der Hahn knackte bedrohlich. Da zog sich der Staatsanwalt fluchtartig zurück, Thea war herckngetreton und stützte die wan kende Herrin. welches ist sein Name? Tausende fragen heute so. Auch wir wollen Umfrage halten. Wer gibt uns eine Antwort, die uns befriedigt? Wir schauten, ach wie ost, auf zum leuchtenden Nachthimmel, grüßen das neue Jahr. Als ein Fremdling steht leere Redensart ist. es vor uns. Wir wissen nicht, was es bringen zwölfjährige Knabe; wird, Nation klang aus ihren Worten, die ihn un ruhig mgchte. Er wollte mciterreden, aber er fand die rechten Worte nicht. Da trafen sich ihre Augen, und den Mann überkam Mitleid, denn er sah in dem Frauenauge Qual und Schmerz. Stille war im Naum, und als die Zofe mit Tee eintrat, fuhren sie in die Höhe und er wachtoll aus ihrer Versunkenheit. Geräuschlos servierte das Mädchen. (Fortsetzung folgt.) Nie Brewer SNiGae« Roman von Wolfgang Marken Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, - Werdau. „Frau Maya läßt bitten." Er schreckte aus seinem Sinnen empor und trat daun in Frau Mayas Wohnzimmer, das mit erlesenstem Geschmack und doch wohnlich einge richtet war. Sein Blick traf die schöne Frau, dis km dun kelbraunen Samtkleid am kleinen Tisch stand, und unwillkürlich stockte sein Fuß, denn ihn erschütterte das Leid, das aus den Augen der Frau sprach. O, sie war schön, die Frau, vielleicht schöne« denn je. Sie kam ihm langsam entgegen. „Gnädige Frau!" sagte er herzlich und doch voll Bedauern. Sie reichten sich die Hände und nahmen am kleinen Tisch am Fenster einander gegenüber Platz. „Cie haben den Weg zu nur gesunden? Haben Cie Dank! Vielen Dank! Sie bringen mir Ge wißheit. Wie geht es Werner? Ich darf doch so fragen?" „Er ist sehr krank, gnädige Frau." Tödliches Erschrecken malte sich aus ihren Zügen Ange. „Ls ist nicht verpfuscht, Frau Maya, noch nicht. Noch können wir alles gutmachen. Aber Ain anderen Tags öffnete Thea, als es klin- gotle. Ihr Herz schlug heftig. Klaus Michael stand im Nahmen der Tür. „Ist Frau von Syrtinghall zu sprechen?" „Bitte, treten Sie ein, Herr Michael. Wollen Sie abkegen?" Sie nahm ihm mit zitternden Händen Hut und Mantel ab und ließ ihn ins Empfangszimmer eintreten. Klaus stand sinnend vor dem Gemälde eines „Frau Maya — um Gottes willen, was ist?" „Ist er fort — der Schurke?" Sie sank er schöpft aufs Ruhebett nieder. „Coll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?" Sie nickte und trank das rasch herbsigebrachte Elas Wasser. „Nichts ist, Thea — der Staatsanwalt — mein Verlobter — war wieder da. Ich hätte ihn niodergeschossen, bei Gott, Thea, ich hätte es getan. Warum läßt -er mich nicht in Frieden? Ich habe so schwer zu tragen." „Er soll sich hüten, Frau Maya, Ihnen noch einmal nahe zu treten," fiel die Zofe bebend ein. „Wenn ich rede, dann ist er geliefert." „Ich weiß, Thea! Auch ich brauche ihn nicht zu fürchten, aber ich will Frieden haben. Ster ben können, ausruhen. Mein armseliges, ver pfuschtes Leben wegwerfen." Ein Wert aus den Weg in» nene Mr 365 Tage wirst du imn wieder — vorausgesetzt, daß alles gut geht — durchwandern. 365 Tage, 8760 lächerlich kurze Stunden, von denen noch ein Großteil verschlafen, ein anderer Teil ver trödelt oder durch unnützen Wortschwall ver schüttet, vielleicht gar durch Gezänk gründlich ver dorben wird. Halte einmal die Hand an die „Von meinem — Vater? Habe ich denn einen Vater und eine — Mutter?" „Ihre Mutter ist tot, aber Ihr Vater ist vor noch -nicht einem Jähre aus der Südsee zurück- gekehrt und sucht seine Tochter." Frau Maya wirbelte alles im Kopfe. War's möglich, daß sie noch einon Menschen hatte, der sie liebte, zu dem sie sich flüchten konnte? Das Gefühl hatte etwas Befreiendes für sie, daß ihr die Tränen kamen. Hemmungslos weinte sie. Das Mädchen an ihrer Seite blieb still. Es fühlte, was in der armen gequälten Frauen seele vor sich ging. Es strich seiner Herrin über das weiche Haar. „Coll ich Ihrem Vater schreiben?" Cie nickte unter Tränen. Trotz des Leids, das sie trug, war ihre Seele still und voll Frieden. Es war ihr wie dem Wanderer, der eine schwere Bürde abgeworfen hat und tief aufatmet. Prüfen Sie We Beobachtungsgabe (Auflösung aus Nr. 362 des Tageblattes) 1. Der Kalender zeigt den 3t. Dezember 192»! 2 Das Spiegelbild der Uhr ist falsch gezeichnet. 3. Das Klavier öffnet sich nach der verkehrten Seite. 4. Der Klavierspieler bat zwei rechte Hände. 5. Die drei Herren rechts halten In drei Händen vier Gläser. 6. Die Stellung der Vorderbeine de« Hunde« ist eine unmögliche. 7. Da« Wandbild stellt einen Schlittschuhläufer in einer Palmenlandschast dar. 8. Im Zimmer ist es warm, draußen kühl. Der Rauch der Pfannkuchen und der Zigarre (link») wird sich also einen anderen Weg suchen. 9. Eine wagrechte Mondsichel gibt es in unseren Breitengraden nicht. lO. Der Herr vorne links dürfte auf einem Stuhl, dem zwei Beine fehlen, kaum so bcquem litzeu. der lachenden, lieblichen Frühlingsflur; wir er frischten Leib und Seele an den mit Schnee und Eis bedeckten Wintsrgefilden; wir sprachen zu - unserer Seels: „O wunderschön ist Gottes Erde - Fassungslos sah die gequälte Frau auf das j Ai-ädchsn. -und wert darauf ein Mensch zu sein drum will ikch, eh' ich Asche werde, mich dieser schönen Erde freun." Aber Himmel und Erde reden von einem fortwährenden Kommen und Gehen, von einem beständigen Wechsel, von ehernen Naturgesetzen, doch seinen Nambn kennen sie nicht. Wir fragen die weisen und gekehrten Männer, die Denke« Und dke Dichter, die Alten und die Neuen, und bitten sie, daß sie uns den Einen, don Unerschöpf lichen und Unfaßbaren, den Unerforschlichen und Unbegreiflichen zeigen und nennen möchten, aber sie vermögen es nicht. Doch da ist einer, der 4nit einem einfachen, schlichten Worts die große Frage der Menschheit beantwortet und uns seinen Namen nennt: Vater. Und Jesus mit seinem zum neuen Mre Wie ein Jahr ins andre mündet, kaum erzeugt es eine Sour. Ein paar Wünsche, die man findet, ein paar Worte tönen nur. Und doch im Hinübergleiten bröckelt ein Stück Leben ab, und es sinken Ewigkeiten, Völker unvermerkt zu Grab. Laßt sie eilen! Laßt sie schwinden! Das erneut sich tausendfach. Ob wir enden, ob wir münden, neue Quellen strömen nach. Und es nützt nichts, viel zu reden. Viel zu wünschen, hat nicht Art. Tröst' uns, Helf' uns, einem jeden, holde, harte Gegenwart! Ernst Zahn. Bersteyen Sie die Sprache dieser Ratten? Ein höchst eigenartiger Neu jahrsgrus, ging uns soeben zu. Ein auswärts lebender Freund unseres Blattes sandte uns die hier abgeblldeten Briefmarken und fügte hinzu: Aus den An fangsbuchstaben der Länder, aus denen diele Marken stamm ten, seien die von ihm gemeinten zwei Worte zu bilden. Ob wohl wir Zeitungsleute laust recht findige Köpfe sind, hat es doch genau 12'/, Minuten ge dauert, ehe wir dieses Rätsel ge- >öst batten. Nun geben m-r den Gruß an unsere Leser weiter und sind sehr begierig, zu erfahren, ob einer von ihnen unseren,Ne- 'ord" zu unterbieten vermag. Mkeswechfel Wieder sinkt ein Jahr — vor 365 Tagen wie alle ihm vorangehenden, jubelnd begrüßt — altersmüde ins ewige Grab der Zeit. Ein neues Jahr steigt jugendfrisch aus dem Schoße der Unendlichkeit. „Wie schnell doch dies Jahr davon- eiltc!" — so sagen die einen. „Wie langsam es doch vorüberzog, es ist, als wolle es gar kein Ende nehmen!" — so sagen die anderen. So verschieden das nun scheidende Jähr die Menschen bedachte mit Glück oder Unglück, Freuden oder Leiden, Sorgen und Nöten, Erfolgen und Vo-- Er blieb ganz ruhig bei diesen Morten, aber sie fühlte, daß sie ihn getroffen hatte. „Sprechen Sie sich deutlicher aus, meine Gnä digste." „Vor Gericht, Zerr Staatsanwalt, wenn ich gezwungen bin, gegen den Brunnenvergifter Dr. Wälfung zu klagen." „Es wird Ihnen schlecht bekommen, denn ich werde -nur das reden, für was ich den Währ- jhsktsbewois antrctsn kann. Herr Arel Thal- Hausen — ich glaube, er war Ihr vierter Ge- -kisbter — ist jeden Augenblick bereit, zu schwören." „Mag er zum meineidigen Schuft werden. (Ich wehre mich meiner Haut. Mag alles zu grunde gehen, aber Sie mit! Mein Herr, ich Habe vor den deutschen Richtern Respekt, aber daß es unter ihnen einen so abgefeimten ehr losen Burschen gibt wie Sie, das hätte ich nie geglaubt. Sie Spieler und Weiberheld! — Hinaus!" Er war dunkelrot geworden. Holle Wut sprang »us seinen Augen. „Betteln wirst du -noch, Weib!" schrie er sie an. Cie war mit einem Satze am Schreibtisch und G« Ist Mittemacht. Die Kirchturmuhr hat Zwölf «^schlagen. Dke Silvesterglocken beginnen zu län- V-ni. Sie läuten das alt« Jahr, das Jahr 1928, jp« Grab«. Wir haben viel mit ihn, erlebt, Frohes UNid Trauriges. Jetzt ist es von uns geschieden Und hat einen Teil unseres eigenen Lebens nrit st in die Korrespondenz unbekannten Niederländers und vertiefte sich in ich fand — fünf Briefe Ihres das Werk. Wie lebensfroh hatte der Meister seine lachenden Bauern gemalt. Er warsto vertieft, daß er don Eintritt der i Zofe nicht störte. -riß das Fach auf. Ein Revolver blinkte. Jeder , „Ich? — Meinst du bei meinen Pflegeeltern, Nerv an ihr war zum Zerreißen gespannt. , hie mich mit Spott und Schlägen großgüzogon, „Wenn Cie mich jetzt nicht augenblicklich ver- di« mich um Kindheit und Jugend betrogen?" lasson,„ schieße ich Sie nieder wie einon tollen „Nein — die sind beide tot. Ihre Pflege- " -. . . , . . . ! mutter starb vor einigen Tagen. Ich war bei Er lachte trocken auf, dann aber wurde er blaß - ihr, «m -nach Ihren Eltern zu forschen. ' bis ^n dis Lippen. , , fand ich sie. Der älteste Sohn ließ mir ! aroßmütigerweis« Einsicht seiner Mutte« und ich fan Kknweggenonrmen. Dieselben Elockenklänge aber,- ganzen Leben und Leiden und Sterben, ist der wir Emst machen mit dem: „Vater unser, der rnst denen das aste Jahr verabschiedet wird Bewers, daß dieser Name in seinem Munde keine Du bist im Himmel!" Du, Vater, hast uns ins ' "t. „Vater", so nannte ihn der Leben gerufen, laß uns nun auch in dir leben .... „ „ ; „Vater", so rief der von und weben, laß uns mit dir anfangon und Nur seinen Namen keimen wir. 1929, und seinem Volk .verworfene, zu Tode gemartert« schließen und dich trotz aller unserer Fehler und sein« Lebensdauer, 365 Tage. Ob wir alle diese Mann vorn Kreuz. j Irrwege, Unvollkommenheit und Sünde loben S65 Tage mit Ihm wandern werden oder schon- Man mag uns in diesen Neujahrstagen viel und dir danken alle Tage, bis du uns hinlegst —, -- anrede? Sein Kind, aber ein armes, schwaches, M den funkelnden Sternen zur aufgehenden sündiges Menschenkind. Sonne — „Die Sonn' erwacht, mit ihrer Pracht > Aber nicht ich und du allein, sondem die erfüllt sie die Berge, das Tal" — wir blickten anderen auch, alle Menschen sind Gotteslinder, voll Andacht und Ehrfurcht der untergehenden Ter Glaube spricht: Vater! Die Liebe fährt fort: Sonne nach, wenn sie langsam hinter den Wol- „Unser!" Es ist etwas großes, zu sagen: Mein Iken verschwand — „Goldne Abendsonne, wie bist Vater! Aber größer ist es, zu sagen: Unser du so schön! Nie kann ohne Wonne deinen Vater! Gottesiinder sind Geschwister, sind Brüder Manz ich sehn." Wir freuten uns am Mai, an und Schwestern. Das ist ein Stück vom So- „ , . —--- -- — zialismus des Christentums. Jesus ruftuns auf, s Tag raubt dir ein Stückchen Kraft. Jeder gibt in der Liebe zu wandeln. > dir eine Aufgabe, auch die, dir und deinen Mit- Ter Glaube trägt hinauf zu Gott, die Liebe s Menschen etwas zu sein. Alle unsere Wege münden . c.-, ein Ziel, das auch dir bekannt ist. Betrachte