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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 27.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192812270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19281227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19281227
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-12
- Tag 1928-12-27
-
Monat
1928-12
-
Jahr
1928
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Was vom Zimmerfenster aus wie rich tiger Schnee erschien, das war in Wirllichkcit Begleitet von tausendstimmigen Chören, Orgeb uran in Wirtlichkeit ja richtung, die mit kalendermäßigen Festtagen, mit weihnachtlicher Nuhe und Feierlichkeit nichts mehr zu tun hat. Vorüber ist jetzt die Unruhe und Aufregung, das Kauffieber, die Sorge um die passenden Geschenke und über das Geraten der Stollen. Die Kinder haben es nicht mehr nötig, durch Schlüssellöcher nach Paketen und sonstigen geheimnisvollen Dingen zu schauen. Alles, was das Fest für jung und alt bringen sollte und ge bracht hat, das liegt jetzt offen vor uns. Ueber In der Frühe des ersten Festtages rief Heller Glockeuklang wieder zum Gotteshaus. An keinem Tage im ganzen Jahre ist es in der Stadt um diese frühe Morgenstunde so lebendig, wie am ersten Christfesttag, wo Tausende sich mit innerer Anteilnahme der Feierlichkeit der Christmetten hingebcn, Schiff und Empore vermochten diesmal kaum die Menge der Hcrbeigeeilten zu fassen, in dem großen Gotteshaus war nirgends mehr ein Sitzplatz zu haben, weit mehr als im vergangenen Jahre weihten diesmal ihr Weihnachtsfest mit dem Besuch der Chrkstmetten. Wo am Abend vorher noch keine Baumkerzen brannten, da flammten sie dann nach Beendigung dieser Feier viel hundertfältig auf. Und zu dem Kcrzenschein gesellen sich dann gar bald die alten lieben Weihnachtsmelodien .... Der Verkehr in der Stadt hielt sich in den üblichen Grenzen. Ein neue- Bild in das Stra- henleben Frankenbergs brachte der blaue Kraft omnibus des Herrn Kurt Richter, der am erste» Festtag wiederholt sehr gut besetzt durch die Stadt fuhr mit dem Ziele Bahnhof oder Lützelhöhe. Am zweiten Feiertag fuhr der schmucke Wagen Frankenberger Fußballfreunde mit vcrdovpelter Energie durchgelübri werden sollen. Au« englischer Quelle dagegen kommen weiterhin Nachrichten über den gefährlichen Umfang der Auf- standsbewegung. Nachdem die Frauen und Kinder aus der englischen Gesandtschaft in Kabul mit Flug zeugen nach Indien geschafft wurden, weil die Gra naten in bedrohlicher Nabe einschlugen, haben nun mehr auch die in Kabul lebenden deutschen Frauen und Kinder diesen unbehaglichen Ort verlassen. nur ein wässriges Gemisch, das nicht einmal die Lebensdauer einer Eintagsfliege aufbringen! konnte. Im Osterzgebirge war die Sache schon ein wenig anders. Dort herrschte schon in den Vormittagsstunden ein Schneetreiben, das den Schifahrern das Herz im Leibe lachte und Autos im Schnee stecken blieben. Ms dann aus Abend und Morgen der zweite Feiertag wurde, da war die ganze Pracht wieder futsch. Ueber Nacht setzte Tauwetter ein, das den Schnee von den Straßen in die Schleusen rennen ließ. Der plötzliche Wetterumschwung hatte auch ein plötz liches Abrutschen der Schneedecken von den Dächern zur Folge, was wiederum in der Stadt Was macht Amanullah? Die Nachrichten über dos Schicksal de« Königs der Afghanen widersprechen sich immer noch. Sämt liche afghanische Gesandtschaften bemühen sich, im Ausland ein möglichst günstsaes Bild von der Lage des König« zu geben. So erklärte am Meibnachts- wie freudetrunkene Engelein hinweggetanzt und klingen nuu noch ganz leise de» vorbeigerauschten Festtagen nach. Der Tag des Heiligen Abends" brachte noch einmal den letzten Sturm vor der Nuhe. Ern geschäftiger Verkehr durchflutete die Straßen, in den Läden wurde noch schnell das Letzte gekauft eiligst nach Hause getragen. Mit dem 5-Uhr- Ladenschluß war es diesmal in Frankenberg im Gegensatz zu anderen Städten noch nichts. Viel leicht merkt man sich das für dar nächste Jahr mit vor und überläßt diese gewiß auch von dem größte» Teile der Geschäftswelt begrüßte Eiw- richtung nicht nur den „jüdischen" Warenhäusern in den Großstädten. Die Christvcsper in un serer Kirche hatte wieder sehr viele 'Andächtiges m das Gotteshaus geführt, wie denn auch das feierliche Absingen auf dem Markte wieder viele Hunderte Zuhörer angelockt hatte. Dann sank die Stadt langsam in die „heilige Nacht", der ein sternenklarer, von silbernem Mondlicht durch flossener Kimmel ein besonderes weihevolles Ge präge gab. Ueber das Aeußere der Festtage läßt sich nicht allzuviel sagen. Ter erste Feiertag macht ja in den Nachmittagsstunden die schüchternen Versuch, den Freunden des Wintersportes den Gefallen zu tun, die etwas abgenutzte Schneedecke mit neuem Material zu belegen. Vom Zimmerfenster aus sah der muntere Flockentanz ganz reizend aus. Man war schon versucht, von einem echten und rechten Weihnachtsfest zu reden. Wer aller dings auf die Straße trat, um dies neue Weiß Aus Heimat Md «sklmd Frankenberg, 24. Dezember 1928. Vorbei... Parker Gilberts Bericht Der die-jährige Bericht des R^paralkonsagenten Parker Gilbert über die deutschen Neparalions- leistunaen wird diesmal merkwürdiaerweile erst nach Weihnachten veröffentlicht. Parker Gilbert benutzt bekanntlich die Gelegenheit diele« Berichtes stets, nm seiner Auffastuna über die Notwendig keiten der Revarationrpolitik Ausdruck zu aeben. Es ist selbstverständlich, daß man den Bericht Varker Gilberts dieses Jahr mit besonderem Interesse er wartet und daß d'e einzelnen Sätze von allen Setten her betrachtet werden, nm daran« Schlüsse über die mutmaßlich» N'chtuna der Neparations- lösting nach Parker Gilberts Auffassung ziehen zu können. Der Wechsel Im Wehrlrelslommand» GemraUkUtnant WöIlwar 1 h scheidet, wie schon mitgeteilt wurde, mit dem 31. Dezember 1928 mit dem Churalter al» General der Infanterie au» dem Heeresdienste au». Generalleutnant v. Stülp nagel wird mit dein 1. Ja,mar 1929 zum Kommandeur der 4. Division und Befehlshaber im Wehrkreis IV ernannt. Generalleutnant v. Stüipnagel wurde 1876 als Sohn des Obersten Otto v. Stülpnagel in Berlin geboren. Er trat 1893 in das 2. Garde-Regt. z. F. ein, besuchte dis Kriegsakademie und wurde 1907 in den Eeneralstab versetzt! er gehörte ihm mit einer zwei jährigen Unterbrechung bis 1919 an. Im Weltkriege fand er hauptsächlich an der Westfront als General- stabsofsizier der 16. Infanteriedivision und Ches des Generalstabes des 3. AK. und 6. NK„ sowie schließlich als Chef der Ausländsabteilung der Obersten Heeres leitung Verwendung. Nach dem Kriege ging er zunächst als Chef des Eencralstabes des 17. Korps nach Danzig, übernahm in der neuen Armee 1920 ein Bataillon in Flensburg und 1922 das -1. Jnf.-Negt. in Kolberg; dessen Kom mandeur blieb er fast vier Jahre lang. Seit 1926 war er als Infanterieführer V in Stuttgart tätig. Hier verheiratete er sich Anfang dieses Jahres mit der Witwe des Kunsthistorikers Paul v. Ostermann, Tochter des Tertilmdustricllen Otto Bareiß in Salach (Württemberg). tausend . und mehr Geschenke sind mit süßem s , „ . Schmeicheln die alten lieben Wcihnachtsmelodien nach Chemnitz zum dortigen Fußballkampf. Sehr Begleitet von tausendstimmigen Choren, Orgel- verschiedentlich zu Störungen an den Lichtleitun- fpiel und Geigenton r,t mm auch das liebe ? snhrte. Dabei dürfen wir uns über das Wcihnachtsfcst 1928 an uns vorübergezogcn! Was M^ter noch gar nicht akl-nsebr beschweren. Wien man heute so den dritten Feiertag nennt das ist z B. einen Eisregen über sich ergehen lassen in Wirklichkeit za nur eme volkstümliche Ein- s müssen und in München herrschte auf den Straßen ein Glatteis, das zu vielen Unfällen führte ... tag die Moskauer afghanische Gesandtschaft, daß » -r Amanullah dicht vordem ent'cheidcnden Siege über «nf seine „Dichtigkeit" zu prüfen, mußte d>S seine innerpolitischen Gegner stehe und daß dann die Wahrnehmung machen, daß selbst hier der Schein Reformen, gegen die sich jetzt der Widerstand richtet, trügt. Was vom Zimmerfenster aus wie rich- gut besetzt waren an beide» Tagen auch alle hier mündenden ij»d von hier ausgehenden Kraft- wagenlinien und die Reichsbahn wird mit dem „Feiertagsgeschäft" auch nicht unzufrieden sein... Ter heutige Ausllang des Festes, der vielfach im Zeichen des Umtausches steht, bringt in den Geschäftshäusern das große Aufräumen. Hier und da werden schon di.- Fenster wieder auf die neue „Saison" umgebaut. Hinter dem Tannen baum lauern schon wieder die Narrenkappen auf ihre Zeit. In den Doppelfenstern der Wohnun- gsn aber träumen unter bunten Tüten winzig kleine Tulpanspitze» von Leuchten und Duften, von Frühling und Sonnenschein... K. Lgt. * Wer ist „minderbemittelt"? Obwohl viele gesetzliche Bestimmungen, u. a. die Wohnungsgesetzgebung, de» Begriff „min derbemittelt" enthalten, hat der Begriff bisher im Gesetz keine authentische Auslegung erfahren. Ls ist daher von Interesse, daß in der Rechtsprechung Anhaltspunkte zu einer Definition letzthin der Reichssinanzhof gegeben hat. Zur Entscheidung stand, ob eine unverheiratete Hauptlehrerin, die im Jahre 1925 ein Einkommen von 4900 NM. und sonst kein nennenswertes Ver mögen hatte, zu den Minderbemittelten zu rechnen sek. Ter Neichssinanzhof hat diese Frage be jaht. In den Entscheidungsgründen wird aus- geführt, daß der Begriff „minderbemittelt" kei neswegs dem Begriffe „bedürftig" nahe- kommc, sondern daß er dem Wortsinne nach ledig lich eine Stufe zwischen „bemittelt und unbemittelt" bedeutet. Infolge des Wäh rungsverfalls habe sich der zu den „Mindoc- bemittelnden" zu rechnende Teil der Bevölkerung erheblich vergrößert. Zahlenmäßig lasse sich der Begriff „minderbemittelt" überhaupt nicht um grenzen. Bei einer Auslegung sei darauf Rücksicht zu nehmen, daß er im Gesetze zu dem Begriffe der Kleinwohnungen in Beziehung gesetzt sei. Taraus sei zu folgern, daß die Personenkreise, die nach ihrer wirtschaftlichen Lage bei verstän diger Lebensführung auf die Benutzung von Kleinwohnungen angewiesen sind, zu den minder bemittelte» gehören. Tie Entscheidung des Ncichssinanzhofs ist von umso größerer Bedeutung, als von ihm bereits in einer Erunderwerbssteuersache durch Urteil vom 18. April 1926 eine ähnliche Auslegung des Begriffs „minderbemittelt" erteilt worden war und der Neichssinanzhof seitdem in ständiger Rechtsprechung an der hier geäußerten Nechtsauf- fassung festg-haltcn hat. * ch Blinder Alarm rief die Alarmbereitschaft unserer Feuerwehr am Montag in der ü. Nach mittagsstunde nach dem Oberschulgebäude, wo eine starke Rauchwolke einen Brand vermuten ließ. Beim Anbrennen eines Badeofens war hier eine starke Rauchentwicklung eingetreton, die aber keine ernstliche Feuersgefahr mit sich brachte. ch Funkbildübertragungen. Im Schaufenster unserer Geschäftsstelle haben wir eine Anzahl Funkbildübertragungen der Firma Radio- Lorenz, Winklerstraße, ausgehängt. ck Das Wetter in den Weihnachtsfelertagen in Sachsen. In Dresden gab es am 1. Weihnachts- keieftag früh noch ein heftiges Sckineetrciben, das flch im Osterzgebirge zum Scbnecsturm gestaltete. Bei Lauenstein, Geising und Altenberg, wohin sich zahlreiche Wintersportler begeben hatten, blieben mehrere Autos lm Schnee stecken. Am Abend trat plötzlich ein Mitternngsumschlag ein. Heftiger Sturm brachte Tauwelter und am zweiten Feiertag regnete es fast ununterbrochen. Auch auf den Ber gen des Erzgebirges fiel Regen und erlchwerte den Wintersport s Begnadigungen. Au« Anlaß des Weihnachts festes sind vom Justizministerium 202 Begnadigungen ausgesprochen worden, wodurch größtenteils Ge fangene in Freiheit gesetzt, teils Strafen gemildert («mgewandelt oder herabgesetzt) oder erlassen oder Bewährungsfristen bewilligt wurden. s Die Einzahlungen bei den sächsischen Spar kassen. Nach der Feststellung des statistischen Landes- amtcs betragen bei den 351 sächsischen Sparkassen Im Monat November die Einzahlungen 2411242? NM. und die Rückzahlungen 13788390 NM. E» ergibt sich somit ein Einzahlung,übersckuß voll 10324037 NM. Da« Einlegergnthaben einschließlich) der bisher berechneten Zinsen In Höhe von 240912 NM. war Ende November ans 451071 666 NM. angewnchsen. s Ein gefährliche, Betterwärmungsmittel. In W"l,> balle eine 20jährige landwirt- Ickaslliche Arbeiterin einen viel zu beißen Ziegel stein in ihr Rett gelegt, wodurch zunächst der Stroh« fack und bald darauf da« ganze Wohnhaus mit angebautem schuppen in Brand geriet und ein« aeäschert wurde. Drei Kinder des Eu<«besiher«, bei dem die Arbeiterin befchüftlgt war, gerieten in- solge eingetretener Vergiiafmnng in Erstickung«- gtfahr. s Ein wertvoller Hinweis für die Berufswahl. Die Sächsische Landespollzeischulc Meißen sucht ständig Bewerber, die sich für den Polizeidienst eignen. Jungen Leuten bietet stch bei Einstellung in die Lande«pollzeüchule. eine günstige Gelegenheit, in kurzer Zelt in eine Pollzelbeamlenstelle bei deg Sächsischen Schutzpolizei einzurücken. Der Anwärter, für den Polizeidlenst erhält schon als Schüler vorn ersten Tage an Gestalt In Höhe von 96.50 Martz monatlich und sreic Dienstkleidung und Wohnung^ Neben dem Polizeifachunterricht und der Förderung! der Allgemeinbildung wird die Waffenausbildung und Körperschulung gepflegt. Junge Männer, die? sich kn den Dienst der sächsischen Staates stellen? wollen, können jederzeit ein Gesuch nrit selbstgeschris». benem Lebenslauf einlchlcken an die Sächsische' Landespolffeischnle Meißen — Haup Meldestelle —. Die E'nstellnngraussichten sind zurzeit besonders günstig. Einstellungsbedingungen: ledig, vollendetes 19. bis 23. Lebensjahr, mindestens Vorbildung einer Volksschule, unbestraft und gut beleumundet, Größe 1,68 Meter, bei beianders kräftigem Körperbau aus« vahmsweife 1,66 Meter. MamMNstotz Wischen Kleinbahn und Autobus 13 Fahrgäste verletzt Dresden, 27.12. (Funkspruch.) Als am 2. Feier- tag der gegen 11 Uhr vormittag« in Heidenau ab,, fahrend- stark belekte Zug der Müglitztal-Bahn sich der Station Burkhardtswalde-Maren näherte, stieß er mit einem aus Bärenstein kommenden nach Dresden verkehrenden Postaulobu« zusammen. Der Autoführer batte den Warnungspfiff der Lokomotive überhört. Der Au'obus wurde aukgerisscn und dabei 13 Fahrgäste leicht verletzt. Der Verkehr ans der Rahn und auf der Straße wurde über zwei Stunden vollständig unterbrochen. — Dresden. Am Morgen des 1. Weihnachts- feiertages wurde unweit des Bahnüberganges in Sörnewitz bei Meißen ein 17jähriger Fabrik arbeiter aus Hindenburg i» Schlesien erfroren aufgeftmden. Er war von seinen beiden jüngeren Genossen, mit denen er gezecht hatte, im Stich' gelassen worden. — Leipzig. Wie berichtet, wurde am 25. No vember früh in Ker dritten Stunde In Borna dem Schlosser Paul Tonn von unbekannter Hand eine 11 Z-ntimet-r tiefe Stichwunde im Oberschenkel bei- gebracht, an deren Folgen der Gestochene gestorben Ist, obne das Bewnßlleln wiedererlangt zu haben. Nm 24. Dezember früb meldete sich auf der ersten Vollzeimache der 21 Jahre alte Klempnergejelle Karl Martin F., In Borna wohnhaft gewesen, und gab an, daß er der Täter sei. Er wurde sestgenom- men und dem Kriminalami zngeführt. Bei seiner hier erfolgten Nern-Hmung hat er angeaeben, dass er ln Ker fraglichen Narbt nach den: Besuch mehrerer Wirtschaften auf dem Nachhauseweg kn der Nähe de« Amtsgericht« mit dem ihm unbekannten Tonn zusammengerempelt sei. Hieraus habe sich ein Wort wechsel entwickelt, in desien.Verlauf beide bis in die Telchstraße gegangen seien. Hier habe Tonn ihn vacken wollen. Ilm dies zu verhüten, habe er sein Taschenmesser gezogen und dem Tonn den Stich beigebrachk. Nach dem Sllch will der Festgenom- mcne ausgerisien sein. Tonn habe ihn bis in die Grabensvaße verfolgt und sei hier, vermutlich in folge des eingetretenen Blutverlustes, zusammenge brochen. Auf Umwegen will sich ff. nunmehr in seine Wohnung in der Kirchstraße begeben haben. Am Sonnabend, den 22. Dezember, hat er Borna verlaßen, um sich angeblich nach Berlin zu begeben. Anscheinend hat ihn aber Reue über seine Tat vcr- anlabt, sich freiwillig der Polizei zu stellen. Er wird der Staatsanwaltschaft Leipzig zugesührt. Die «ENer IMeBasI Roman von Wolfgang Marken Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, Werdau. 21 Nachdruck verboten Maßlos feig und klein erschlug sie eine reine Liebe. Verzweifelt wehrte sie sich gegen den Gedanken, daß ihr Werner verloren sei. Staatsanwalt Tr. Wälfung stand lächelnd neben seiner Braut. Er sah, wie sie mit sich kämpfte, doch er lächelte zynisch darüber. Er glaubte sich ihrer sicher. „Immer noch nicht überwunden, Maya?" „Nie werde ich's," stieß sie heftig hervor. „An sich verständlich, meine Liebe. Ein pa tenter, bildhübscher Junge. Ich bewundere deinen Geschmack. Sehr begreiflich, aber unvernünftig." Sie ballte erbittert die kleinen Hände. „Hör' auf. Fühlst du dich meiner so sicher?" ' „Vollkommen, meine Liebs." Da wandte sie ihm ihr Gesicht, das in Flammen zu stehen schic», voll zu und sagte erbittert: „Ein Weg steht auch mir noch frei." „Dazu bist du zu feig!" sagte ec scharf, aber sie fühlte doch einen ängstlichen Unterton. Sie schwieg zu seinen Worten, plötzlich stand sie auf. „Ich will zu den Brüdern, zu — Werner." Er verbeugte sich: „Das ist prickelnd." tie zitterte, als sie ihre» Arm in den seinen legte. Als sie beide zu den Brüdern, die sich mit der glücklichen Hanna und einigen Klubfreundm unter- hielten, traten, stockte mit einemmal die Unter haltung „Guten Abend," grüßte der Staatsanwalt. „Meine Brant wollte Ihnen gern zu Ihrem fa mosen Laufen selbst gratulieren. Wirllich, Sie haben eine ausgezeichnete Leistung vollbracht." Er schüttelte ihnen die Hände, als sei er ihr bester Freund. Die Brüder dankten und begrüßten Frau Maya, die hastig und abgerissen sprach. Voll ständig verleugnete sie die selbstsichere Weltdame. Sie nahmen am Tisch mit Platz, und der Staatsanwalt begann mit Klaus ein Gespräch über Lauftraining. Werner saß der Geliebten gegenüber. Ihre Angen hingen an seine» Zügen. Sie hätte ihn küssen mögen vor allen Menschen. Alles kn ihr schrie nach ihm. Sie wollte sprechen und suchte »ach Worten. Da begannen die Geigen einen Wiener Walzer, jenen Walzer, den sie tanzte», als sie gemeinsam einmal einem ganz bescheidenen Vercrnsvergnügcn beigcnwohnt hatten. Es war ein köstlicher Abend gewesen, an dem sie das Einfach-Anheimelnde so wohlig empfunden hatten. Da blickte ihr Werner in die 'Augen und sah, daß, sie litt. Er fühlte das Bitten, das in ihrem Blicke lag und erhob sich. „Gestatten Sie, Herr Doktor, daß ich den schönen Walzer mit Ihrer Verlobten tanze?" Mit übertriebener Höflichkeit nickte der: „Aber natürlich, Herr Michael. Bitte! Bitte!" O Als sie ini kleinen Saule nebenan eintraten, bildeten die Anwesende» vor dem schöne» Paare Spalier und «in begeisterter Deutschmeister rief über den ganzen Saal: „Einen Solotanz für Herrn Werner Michael." Die Musik brach ab und die Paare traten zur Seite. Als sie begannen, zitterte Frau Maya. Doch mit sicherer Hand führte er sie über das Parkett. „Wann sehen wir uns wieder?" „Sprechen Sie nicht davon. Nehmen Sie sich zusammen, Frau Maya. Alle beobachten uns." „Was kümmern mich die anderen," stieß sie heiß herovr. „Sie sind verlobt, Frau Maya!" Fast zornig sagte er es. Immer heißer, wilder wurde ihr Ton. „Werner! Ich halt's nicht aus. Ich liebe nur dich. Ich will nur dich." Als er in ihre Augen sah, erschrak er, und dis alte Liebe wollte ihn wieder übermannen. Aber er riß sich zusammen, aller Trotz in ihm wurde wach. „Wann kommst du zu mir? Ich muß dich sprechen, Werner!" „Nie!" Er schrie es fast. Als sie das Wort hörte, wußte sie, daß ihr der Geliebte verloren war. Da brach sie mitten im Tanze zusammen. Erschrocken eilten die Umstehenden hinzu und stützten die Ohnmächtige. Totenbleich war Werner, aber der finstere Trotz war in seinem Herzen. Ter Statsamvalt trat eilig ein, Schreck lag auf seinen schlaffen Antlitz. „Was ist denn. Herr Michael?" „Ihre Brant ist ohnmächtig geworden." Ln schlug die schöne Frau ihre Augen auf und sah ihren Verlobten. Cis schrie auf. Aller Schmerz über den Verlust, aller Abscheu vor dem Manne an ihrer Seite und alle Hoff nungslosigkeit ihrer Seele lag in dem Ton, daß all« zusammenzuckten. Werner empfand es wie einen Schlag, dann verließ er den Saal. Tie ^uruableibcndcn sahen ihm betreten nach. Eine Tragödie! Als Werner zn dem Bruder zurückkam, der mit Hanna in angeregtester Uni Schaltung zusammensaß, konnte er sich kaum noch auf den Beins» Halton. Klaus sah es und stützte den Bruder. „Um Himmels willen, was ist dir?" „Nach Hauss, Klaus, ich kann nicht mehr." Mühsam kam es von Werners Lippen. Sofort stand Klaus auf. „Hanna, Sie müssen uns heute entschuldigen.'* „Ich möchte Sie begleiten, Klaus. Wenn es Ihnen recht ist, bringe ich Sie im Auto nach Hause. Meine Verwandten haben es mir zur Verfügung gestellt." „Hanna, ich will nicht, daß ein Mensch ,un» günstig über Sie spricht. Ihr Ruf ist mir heilig." „Ich danke Ihnen, Klans. Aber ich komme mit." Nach raschem Abschied verließen sie das Klub haus und fuhren in der Hellen Sommernacht heim nach Lichterfelde. „Ist dir besser, Werner?" „Es ist wieder gut. Ich danke dir, Klaus.** Ter atmete auf und fühlte in dem Augonblir? wieder, wie sehr er an dem Bruder hing. Und da dachte er an die Heimat im Thüringer Land; Tie Sehnsucht kam wieder auf in seiner Seele, so heiß und stark, daß ihm bangte. Las Mädchen an seiner Seite spürte es, leis« faßt« sie nach seiner Hand und drückte si«. „Liebster!" flüsterte sie ganz leise. So süß klang ihm das kleine Wort, daß ei allo Sehnsucht nach der Heimat zurückdrängt« und der allgewaltigen Liebe, die seine Seele er füllte, Naum gab. „Tu lieber Kamerad!" (Fortsetzung folgt.)
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