Volltext Seite (XML)
Einmal über das andere Mal schüttelte sie den Kopf. .Las haben Sie gemalt, Herr Edward? Das kann man kaum glauben. Nein, daß Sie so ein Künstler sind!" Und dabei sahen inn ihre Schwarzaugen so bewundernd an, daß dem braven Gesellen ganz anders zumute wurde. „Wenn sie Ihnen gefallen, Fräulein Barbara, dann freut es mich am allermeisten. Ich will das ganze Schloß noch ausmalen und auch die Fassade bemalen. Das soll für mich so was wie eine Lebensaufgabe sein. Ich möchte nämlich nicht wieder von Vater Tessinq fort." „Das glaube ich! Ist auch so ein lieber, alter Herr!" „So arg alt ist er noch gar nickt, Fräulein Barbara." Barbara entschuldigte sich. „Ich dachte nur wegen der weißeti Haare" „Das kommt, weil er soviel durchgemacht hat. So was kommt manchmal über Nacht. Wie gesollt es Ihnen denn auf Sckloß Korff?" „O, sehr gut! Alle sind so fröhlich." „Hoffentlich bleiben Sie reckt lange bei uns. Es wäre zu sckade, wenn Sie uns Gesellen so bald wieder im Stich ließen." „Ich will schon gerne bleiben," sagte Barbara und sah Edward schelmisch an. „Alle sind so nett zu mir. Aber Baker hat zu bestimmen." „Auch über Ihr Herz, Fräulein Barbara?" „Ueber mein Herz? Nein!" lachte sie. „Darüber be stimme nur ick selbst." „Dann merken Sie mich gütigst vor, Fräulein Barbara." Sie wurde rot, hatte sich aber sofort wieder in der Ge walt. „Nein, vormerken gibt's bei mir nicht. Mein Herz ist doch kein Wohnungsamt. Und dann . . . dann bin ich noch so jung." „Wie jung sind Sie denn, Fraulem Barbara? „Ei, Sie wollen wohl schmeicheln lernen, Edward. Da haben Sie bei mir kein Glück." „Schmeicheln. Bewahre! Dann will ich mal anders fragen. Wann werden Sie vierzig?" „Das ist nun wieder eine Frechheit. Aber weil Sie die Wände so schön bemalt haben, will ich es Ihnen sagen. Ich werde in einundzwanzig Jahren vierzig." „Donnerwetter, da geht's Ihnen wie mir. Haben Sie vielleicht auch zufällig am 1. Mai Geburtstag?" „Ja!" gestand das Mädchen, aufs höchste überrascht. Edward klatschte vergnügt in die Hände. „Fräulein Bar bara, das ist kein Wink mit dem Zaunspfahl, nein, ein Wink des Schicksals. Das will ich mir immer vor Augen halten." Sin Geräusch ließ beide die Köpse nach der Tür wenden. Marion und Esther traten ein, und hinter ihnen folgten zwei Gesellen, die ein Grammophon und Platten trugen. „Bitte, stellen Sie es hierher!" dirigierte die Tänzerin. „Ja, jo ist es richtig. Wer von den Herren will so gütig jein und das Grammophon bedienen?" Der Berliner verbeugte sich kavaliermäßig. „Icke, wenn Sie man jestatten. Icke bin een Berliner, un' so sin' wir jemijiermaßen Landsleute." Esther betrachtete den Berliner fröhlich. „Natürlich! Wat Se nich' sag'». Also denn sputen Se sich man. Een flotten Charleston!" „Charleston. Nee, so wat Ham wir nich' uss Korsf. Das >s bei uns schonne üwaholt." „Uewaholt," berlinerte die Tänzerin flott weiter. „Ja, um Iottes willen, wat Ham Se denn da? Een Black Bot- tom valeicht?" „Nee, nee, jnädiges Frollein. Das is doch schonne eene alte Sache. Wir sehn mit die Neuzeit. Icke Howe hier een janz famosen Tanz. Er heeßt „Round euer" un' is vom Teufel." „Round ever! Gott, bin ich rückständig, den kenne ich ja noch jar nich'. Mann Iottes, wie is denn der?" Der Berliner tat wichtig. „Nich' so janz eenfach. Et seht nämlich oille rundherum, und das kann heute fast niemand von die Jugend mehr. Da sin' se meistens zu bequem je- worden. Passen Se mal uff. Icke will Se's man vor machen." Dor sich hinpfeifend, begann er allein zu tanzen. Rund herum, immer rund herum, nur im Abstand von mehreren Takten hielt er inne und stepte ein paar Schritte. Esther Ristori riß die Augen auf. „Famos! Und den kenne ich noch nicht. Komm, Marion, den wollen wir gleich probieren." Der Berliner trat schmunzelnd zum Grammophon und stellte es an. Die Platte spielte den „Schlittschuhläufer" von Waldteufel. „Himmlisch," sagte Marion und sah dis Freundin glücklich an. ..So 'nen schönen, neuen Tanz habe ich noch nicht ge- ler»t." ! Das Stepen klappte im ersten Augenblick noch nicht rich» ! tig, aber bald hatten sie es beide weg und waren glückliche > einen neuen Tanz gelernt zu haben. Als das Stück ziemlich zu Ende ging, trat Hanno mit der Herzogin ein, ihnen folgte der Comte und Nordensteen „Ausgezeichnet," sagte Hanno. „Die Damen tanzen Walzer!" Walzer . . .! Mit einem Ruck standen die beiden Tänzerinnen. „Walzer?" fragte Esther erstaunt. „Das ist doch der neue Tanz Round ever!" „Round ever!" lackte Hanno laut auf. „Das ist doch unser guter, alter Walzer „Der Schlittschuhläufer" von Waldteufel mit Step-Einlage. Esther stand verblüfft, während die Gesellschaft in ein schallendes Gelackter ausbrach. „O, Sie Berliner, Sie trauriger Landsmann!" fuhr s Esther den Berliner an. „Was fällt Ihnen ein, mir so einen s Bären aufzubinden!" Das treuherzige Gesicht des Berliners entwaffnete sie so fort. „Frollein Ristori, nehm' Se mir's nich' üwel! Icke Haws jedacht, daß wir mit'n Charleston un' dem Black botton schon den Kulmirnationspunkt überschritten Hamen. Nu' fang' wir wieder mit'n Walzer an und nenn' ihn bloß: Im mer rund herum." Alles klatschte zu der Rede des Berliners. - 4VL Dann ging es an das Auspacken der großen Kisten. Fürwahr, das war eine Jagdbeute, wie sie glänzender nicht sein konnte. Sechsundzwanzig Jaguare und zweiund- vreißig Puma, außer verschiedenen anderen Tierfellen. Nicht nur die Herzogin war förmlich blaß vor Staunen, auch der Comte gab seiner Anerkennung rückhaltlos Aus- 1 druck. ! „Sie sind wirklich ein Jäger!" sprach er begeistert. ! „Ich danke Ihnen, Herr Comte. Ihre Anerkennung freut mich ganz besonders. Vielleicht werden wir noch ein- ! mal zusammen jagen." Dabei sah er ihm lächelnd in die Augen. ! Den Comte hatten diese Worte eigenartig berührt. Er richtete seine dunklen Augen fragend auf Hanno, der aber s hielt dem Blick unbefangen, liebenswürdig stand. s „Es sollte mich freuen, wenn diese Möglichkeit einmal ge geben wäre. Allerdings bin Ich kein Jäger mit dem Messer. Darin sind Sie mir voraus, Herr Hanno Tessing." „Das tut es nicht. Es kommt darauf an, daß man das Wild stellt und zur Strecke bringt" Hannos Worte waren liebenswürdig hingesprochen, aber es zitterte in ihnen doch ein Unterton, scharf, hart, grausam. Die sensible Herzogin spürte es. und sie sah in den Augen > des Sprechers kalte, unbedingte Entschlossenheit. War das der Hanno, den sie kennsnlernte, der offene, warmherzige Charakter? So ganz anders erschien er ihr jetzt. Sie ahnte nicht, daß sich Jäger und Wild gegenüber standen. lFortsetjuna folgt.) WWen sie schon, d-H... Das Bayahonda-Holz leidet nicht unter Feuch'.igkert. In Kanada kommt aus jeden neunten Einwohner ein Fernsprecher. Monogramme auf Briefpapier wurden erst im Jahre 1365 eingeführt. Es gab zwar in frühe.en Zeiten eine Art Regenschirme, aber sie waren schwerfällig und sehr selten. Erst seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts kamen sie allgemeiner in s Gebrauch. Merkwürdigerweise legte man damals besonde ren Wert aus kostbare Ausstattung des Krisfes, des Ueber- zuges usw. Auch mit dem Sonnenschirm ging es so. Unter dem zweiten Kaiserreich gab es in Frankreich Sonnenschirme, die nicht größer waren als damals die beliebten italienischen Strohhüte und deren Stiel man zudem zusammenklappon konnte. Die Verbesserung in der technischen Herstellung der Schirme erfolgte erst, als d«^ Gebrauch allgemein wurde. Während früher jeder Tci^einzeln in einer kleinen ! Fabrik hergestcllt wurde, erfolgt jetzt die ganze Fertigstel lung serienweise in großen Fabriken, die täglich 2000 und mehr Schirme fir und fertig liefern. Die Bezeichnung „Kannenbeckerland" welche die ländliche Umgebung der Stadt Wiesbaden (Kreis llnterwesterwakd) . führt, rührt von der vortrefflichen Tonerde, aus der hakt- ! bare Tongeschirre, namentlich auch Krüge für Mineralwasser i hergeftellt werden.