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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Str. S7 Sonntag, den 2. Dezember im Advent Ein lieber Schein ist aufgewacht In banger, dunkler Winternacht Wie heimlich Sternsngrüßsn. Aus tief verschneitem Winterwald Kommt eine zarte Lichtgestalt Auf nackten Engelsfüßen. Ein leiser silberheller Sang Wie ferner Weihnachtsglocksnklang Harst durch die Dämmerstunde Und flüstert, während im Kamin Die Helle,. Feuerfunkon sprühn, Von Bethlehem die Kunde. Da flammt in Hüten nah und fern Adventsfroh auf der Wcihnachtsstem, Und alte Lieder klingen. „Macht hoch die Tür, das Tor macht weit!" Jauchgt's selig durch die Dämmerzeit Auf leisen Engelsschwingen, Und es verklingt mit Müh und Hast Des Arbeitstages schwere Last In allen Menschenherzen. , Die alten Märchen sind erwacht. Fern glühen durch die Winternacht Des Christbaums Helle Kerzen. Die Liebe geht durchs weit« Land Und trägt in zarter Kinderhand Des Ch.istfests Sternensegen Und schmeichelt leis sich in dein Herz Und führt dich jubelnd himm^wärts Dem Weihnachtsglanz entgegen. Felir Leo Göckeritz. Sonntagsbetrachtung Lukas 4, 19: . zu verkündigen das an» - genehme Fahr des Herrn!" Ein neues Kirchenjahr beginnt mit dem 1. Advent. Zu ! Beginn neuer Zeitabschnitte lauschen wir unwillkürlich in ! die Zukunft, ob wir nicht einen Ton hören möchten, der uns verraten könnte, wie die kommende Zeit für v uns werden möchte. Heute ein neues Kirchenjahr! Wie wirds werden? „Zu verkündigen das angenehme Jahr" — sagt obige Stelle. Zsts nicht Vermessenheit? Muh nicht der nüchterne Be obachter sagen: Wirklich nicht viel Angenehmes ist zu er warten! Schon allein dadurch, dah all die bösen Ding«, die bereits da sind — Knechtschaft unseres Volles, poli tische Zerrissenheit, Elaubenslochteit, Glaubensjchwochhetr, Sittenzerfalk und wirtschaftliche Verworrenheit — sich auch weiter auswirten werden. Nichts Eures! Za, ist dann die Verkündigung vom angenehmen Fahr nicht lieber aufzuheben, für künftige, bessere, aussichtsreicher«! Zeiten? — Nein! — Die Botschaft gilt gerade jetzt, denn es steht ja da: „Zu verkündigen das angenehme Fahr — des Herrn". Wann wird das neue Kirchenjahr dem Herrn ange nehm? — Wenn wir in diesem Zahr lauschen — des,er als bisher — was Er von uns will. Wenn wir Sinnes änderung erstreben und erbitten: wenn wir die öden glau benslosen Stellen und die armseligen glaubens schwachen Stellen in seiner Kraft heraustun aus unserem Leben; wenn jeder seine Schuld ohne Beschönigung ansieht und es anders macht — dann wird es ein angenehmes Zahr des Herrn, d. h. dem Herrn angenehm. Äeuherlich angesehen, wird das neue Kirchenjahr auch dann ganz gewiß wieder genug Nöte und Unangenehmes bringen. Und doch wird es so — Gott hat es in unser» Hand gelegt — cin angenehmes Zahr des Herrn werden, s das großen Wert hat nicht nur für seine eigene Zeit bis i zum 1. Advent 1929, sondern dessen Wert — Gott Helf« dazu! — hineinreicht bis in deine und meine Ewigkeit. Aus ans Werk! „Ein dem Herrn angenehmes Zahr!" — das soll die Losung sein zum 1. Advent. Pfarrer Mohn-Oederan. Der Gast auf GGlost Korff Roman von Wolfgang Marken llrheberrechtsschutz durch Verlag von Oskar Meister in Werdau. 20 Nachdruck verboten »Jawohl, Herr Tessing." Eilfertig bemühte sich der Kastel lan, Feuer zu machen, und bald prasselte das. dürre Reitzig im Ofen. Dann warf er Holz in die Glut. Nach einigen Minuten spürte Hanno schon, wie es wärmer wurde. »Herr Hofer,- begann Hanno, »ich habe die Chronik von Schloß Korff wohl gelesen. Sie werden Sie aber sicher zehnmal besser im Kopfe haben. Ich weiß zum Beispiel von der unterirdischen Bibliothek, die existieren soll." »Sie existiert bestimmt!" sagte der Kastellan in einem Tone, der jeden Zweifel ausschloß Hanno lächelte. »Es sollte mich freuen, Herr Kastellan, und es wäre auch Ihr Schaden nicht, wenn wir sie sinden würden. Was ich von Ihnen wissen wollte: Hat Schloß Korff noch andere Geheimnisse aufzuweisen?" Der Kastellan schüttelte den Kopf. »Ich wüßte nichts sonst, Herr Tessing." »Verstehen Sie mich richt^, Herr Hofer. Ich meine nicht etwa weitere Schätze. DasWcht. Aber vielleicht hat Schloß Korff noch originelle Geheimnisse, die manchen interessieren könnten " 2er KaÜLÜLn iE vaL -LLrr TeülNü." beLaun er wieder, »ich habe die Schkoßchrönkk so ziemlich Wort kür Wort im Kopf. Ich wüßte nicht, was noch in Frage käme, es sei denn der unterirdische Gang." »Was sür ein unterirdischer Gang?" fragte Hanno in teressiert. »Der unterirdische Gang noch Frankreich hinüber. Er hat wirklich bestanden, aber im Verlause der Jahrzehnt« wird er wohl verfallen sein. Es soll eine Marotte des Er bauers von Schloß Korff gewesen sein Später ließ der Schloßherr den Gang zuschütten oder wollte ihn zuschütten lassen. Jedenfalls ist dann von dem unterirdischen Gang nie wieder die Rede gewesen. In der Chronik ist nichts vermerkt. Ich besitze nur ein paar handschriftliche Notizen des Erbauers, in denen der unterirdische Gang erwähnt ist. Näheres über seine Lage ist aber auch nicht zu finden Er ist lediglich von einem unterirdischen Gang nach Westen die Rede." „So besitzen wir keinerlei Anhaltspunkte?" „Keine, weder von der Bibliothek, noch von dem unter irdischen Gang." Hanno biß sich auf die Lippen. „Das ist schade. Keine Geheimschrift, an der man sich den Kops zerbrechen tonnte?" .Nichts, Herr Tessing." »Zeine Zeichnung?"