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Frankenberger Erzähler Unterhattttngsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. S1 Sonntag, den 11. November 1M Spittherbstgang Am Feldweg streikt der Nebel schon Und hüllt ihn dicht und lautlos ein. Be>m Leben strömt ein dunkler Ton Wie klagend in dein Herz hinein. Und träumend ruht das weite Land, Im Wild erstarb der Vogelsang. Du suhlst, wie eine kühle Hand Dich leis berührt auf deinem Gang. E« grüßt dich keine Blume mehr, K-iu krohes Lied klingt an dein Ohr. D i wanderst still, von Sehnsucht schwer, — Die Sonne schloß ihr goldne» Tor. Franz Cingia. Sonntagsbetrachtung Zu Martin Luthers Geburtstag 00. November). „Wir aber sind nicht von denen, die da weichen." (Hebräer 10,39.) Das ist das ganz E oße an Luther, ja, das macht recht eigentlich seine üb'rragende Größe aus, daß er «in Mensch war. der nicht wich. Er wich der Frage nicht aus, aus der wi« au, einer einzigen Quelle der S rom seines Menschenleben« und Erlebens herau-quoll, der Frage nach dem gnädigen Dat«. Er mich nicht vor Kajetan, dem Vertreter der römischen Macht, die ihm, dem armen, lch'ichten Mönch'ein imponieren wollte. Er wich nicht in den Disputationen, in denen seine Gegner ihn mit allen Gründen menschlicher Vernunft ,u überwinden trachteten. Er wich n!ch> den tausendfachen Versuchungen, die mit den veiführeriühen Stimmen warnender Freunde oder gle'ßnerischer Feinde auf ida eindrangen. Er wich nicht vor des V'vstes Bann und des Kaisers Acht, vor seine« ängstlichen Kurfürsten warnendem Rat. Er wich nicht, weil er fest war in dem einen, in dem Gehor sam gegen die S imm« Gottes in seiner Brust, gegen sein evangelisches lein deutsches Gewißen. Und wir? Wir weichen vor jeder anderen Meinung, vor Menschengunst und Parteiprogramm, vor Massenwahn und Mehrheitstrug, und vor was sonst noch all.m Wir soüren es gerade in unseren Tagen, wo es, wie in der Konkordatsfrage, um letzte Entscheidungen geht. War würde er tun, wie würde er handeln? Ach, daß de« Luthergeiste« Stahlbad uns stärkte, und daß Eilen von seiner Art un» ins Blut käme, damit auch wir von denen würden, die nicht weichen. Her Luthertrotz und Lutherstolz. D. E. K. Der Gast auf GMsft Korst Roman von Wolfgang Marken Urheberrechtsschutz durch Verlag von Oskar Meister in Werdau. 14 Nachdruck verboten Anton stimmte zu. H „Nun sag' aber bloß mal, warum?" Anton zuckte die Achseln. „Wenn ich das bloß selber wüßte, 's ist 'n netter Mensch, immer liebenswürdig und freundlich, das ist schon richtig, aber ich weiß nicht, ich denk' immer, es ist mit ihm was los." „Was soll denn mit dem los sein?" „Ja, das weiß ich nicht. Ich hab' mich bloß gewundert, daß er um diese Jahreszeit nach Schloß Korfs kommt." „Er will ausspannen von der Großstadt Haste es nich' jehört?" „Doch, doch, Berlinert Aber da brauch' er nich' nach Schloß Korff zu kommen. Er tut immer, als wenn er ganz glücklich wäre, daß er aus Schloß Korff sein kann, und ich weiß doch, daß das nicht stimmt." „Wieso?" „Weil er neulich, als er auf dem. Balkon stand, für sich hinmurmelte: „Das verwünschte deutsche Klima." „Deswegen willste ihm mißtrauen?" fragte Edward. Antons Antwort war nur ein Achselzucken. „Am Ende kapert er sich noch die Herzogin. Dann würde sich Schloß Korff sehr für ihn lohnen. Gefährliche Augen macht er ihr immer, und er ist ein verteufelt hübscher Mensch." Alle stimmten Edwards Ausführungen zu. „Die Herzogin gefällt mir nicht so recht," fuhr Edward fort. „Sie ist 'ne blendend schöne Frau, aber entsetzlich ein gebildet. Da ist die Kleene netter. Gestern hat sie mir 'n Taler geschenkt. Fein, was! Eigentlich könnten wir auch wieder einmal ausgehen " Antons Aufmerksamkeit war wieder geweckt „Ausgehen? Da wartet nur noch In acht Tagen ist in Altenecken beim Bärenwirt Bauernmaskenball, und der Jan hat mit uns allerhand vor." Die Gesellen waren Feuer und Flamme. „Donnerlittchen, das wird 'ne Sache Wir wollen schon für Stimmung sorgen, so wahr wir zünftige Maurer gesellen sind." * , Abend auf Schloß Korfs. Der Comte saß im Saal neben der Herzogin, die nach- deMch eine Ihrer iMen-äggx.tikben Zigaretten rauchte. „Bereuen Sie Ihren Entschluß, auf Schloß Korff eine Weile zu bleiben, Frau Herzogin? Ich für mein Teil bin glücklich über meine Zufallsidee. Ihre Anwesenheit macht mir Schloß Korff lieb und wert." Nachdenklich antwortete die schöne Frau: „Es war ein guter Gedanke, ich gebe es gern zu. Es liegt wirklich Stim mung in dem alten Schlöffe und seinen Bewohnern." „Ja. Stimmung! Finden Sie die Welt nicht recht stim mungsarm?" „Leider, Herr Comte," seufzte die Herzogin auf „Was habe ich von Europa für ein Erleben erwartet, auf welche Stimmungen habe ich mich gefreut! Europa hat nicht ge halten, was es versprach." „Sind Sie aber daran nicht selbst etwas schuld, Frau Herzogin?" erklang Hannos Stimme. Sie wandte das Haupt und sah den Sohn des Schloß herrn am Kamin stehen. Seine Augen leuchteten aus dem - Dunkel. „Ich verstehe nicht, wie Sie das meinen, Mister Tessing. Bitte, sprechen Sie sich näher aus." ! Ihr Ton war hochmütig, herablassend wie so ost. Aber ! Hanno sck-erte sich nicht darum, denn er hatte sich bald daran gewöhnt, und es machte ihm beinahe Freude, ihren Wider spruch zu erregen. „Gern, Frau Herzogin. Ich meine, der Fehler liegt in sofern bei Ihnen, weil Sie erwarten, daß alle Stimmung, alles Erleben an Sie herankommt. An uns heran kommt aber nur sehr wenig, wenn uns der Zufall nicht gerade die Dinge, die Menschen, die Ereignisse zuführt. Sie müssen das Erleben suchen." „Das Erleben suchen? Ich verstehe Sie nich: recht, Mister Tessing. Bitte, fahren Sie in Ihrem Privatissimum fort" j „Das Erlebnis suchen, Frau Herzogin, heißt, die eigene Persönlichkeit beiseite schieben und zu den MeMchen geben, ihr Denken und Fühlen erfassen und ocrstehenzulernen. So- « lange wir das nicht vermögen, solange wird uns das schönste Land ein armseliges, stimmungsloses Land sein Bei ! Ihnen, Frau Herzogin, sind Hemmungen vorhanden, die j nicht leicht zu überwinden sind " „Die Haupthemmung heißt: die Herzogin. Habe ich richtig geraten?" „Die Haupthemmung heißt: Frau, und dann kommt erst Herzogin." „Bk meinen, Mister.Tessing, weil ich Fran bw, imd Mix