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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 15.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192809159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280915
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-15
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
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2. Beilage zuni Frankenberger Tageblatt . Rr. 217 Sonnabend, de« IS. September 1VÄ8 87. Jahrgang Der „eiserne Gustav" hält Einzug... Berliner Brief. Blumen und Blumen uns Blumen, Fahnen und Standar ten, Jubel, Winken, Händeklatschen, Hochrufe. Mützcnschwenken, Spaliere meilenweit, Damcuslor, Vegrübungsküsse, Heer scharen von Menschen auf den Beinen, offizielle Persönlich leiten empfangsbereit, Musikbumbum und Tschingtrara romnit im Triumph der Pcrserschah, kommt Amanullah von neuem, die Reichshauptstadt zu beglücken, ein Held aus sieg reicher Schlacht, Retter des Naterlandes, ein olympischer Sieger, «mr weltberühmter Erfinder, ein Heros des Geistes, ein Herr scher, ein Abkömmling ferner Welten, raumschisfgelandet in- M-tten der deutschen Reichshauptstadt, oder auch nur ein be- Ikmnter Boxer, ein phänomenaler Dauerrekordler ? Mitnichten — all das könnte längst nicht solch« Sensation, solche Neugierde ynd solch« Massenvolksbegeisterung auslösen, als die soeben sich «begebend« Wirklichkeit: — der „eiserne Gustav" zieht ein in Berlin; Da sitzt er auf dem Bock, ein strahlendes Lächeln auf dem verwitterten Gesicht, in den Händen die Leine, seinen berühmten „Grasmus" zu zügeln, der trotz seiner Neis« nach Paris und zurück immer noch einen verblüffend frischen und direkt unter- »ehmungslustigen Eindruck macht — sitzt da, iiberregnct von Blumenflor, erstickt in Grün und Bunt, umflattert von all den Fahnen, mit denen enthusiastische Verehrer und Verehrerinnen Keinen Wagen iiberhüllt — und freut sich seines Lebens und dieser besten aller Welten, die immerhin noch Verständnis be weist für eines aufrechten Mannes Tüchtigkeit und für die „große Idee" des Gustav Hartmann insbesondere. Seit zwei undzwanzig Wochen unterwegs — Geld verdient — berühmt geworden, soweit man in dieser kurzlebigen und schnell ver- tzessenden Zeit überhaupt noch berühmt werden kann — gefeiert worden Wochen und Wochen hindurch, im kleinsten Nest, das er berührt, bis zur größten Stadt, durch die er im Zockeltrab ge bühren, umjubelt von Tausenden von Zeitgenossen, getorkelt von Bankett zu Bankett, geküßt und gefeiert und umtoastet in der „Lichtstadt" an der Seine, wo er tagelang „die" Sensation ge bildet hat... — ja kommt, so fragt sich der nüchterne Mit mensch, selbst einem „eisernen Gustav" der ganze Rummel nicht endlich langsam, aber sicher zum Halse heraus? Ah, keines wegs . . . man muß das Eisen schmieden, solang« es heiß ist, die Ehren einheimsen. solange sie noch dargeboten werde» . . . kein vernünftiger Mensch sperrt sich doch gegen einen triumpha len Einzug in die Hauptstadt seines Vaterlandes, nicht wahr? — und der Gustav Hartmann ist ein sehr, aber ein schon sehr vernünftiger Mensch... — also! Schon in Spandau ging der Rummel los. Strahlend er wachte die Sonne, strahlend erwachte auch Gustav Hartmann, strahlend doppelt, als er sah, daß über Nacht ihm die Span dauer Fuhrwerksbesitzer den Wagen in einen Blumentempcl im wahrsten Sinne des Wortes verwandelt hatten. Man sieht nichts mehr von dem an und für sich schon einigermaßen klapp rigen Gestell der „berühmten" Droschke Nr. 120 — selbst die Räder sind über und über bedeckt mit leuchtenden Herbstblumen. So rollt er los, Gustav mit seinem Erasmus am Zügel — und es wird eine offizielle Triumphfahrt, als handle es sich — nun, siehe oben . . . Ein« Polizeieskorte begleitet den Zug, der sich uni di« Droschke Nr. 120 kristallisiert hat und an dem sämtliche Pferdedroschken von Wannsce teilnehmen. So geht es lang sam, aber jubelumbraust Lis zur Heerstraße, wo bereits die Ber liner Kraftdroschkcnbesitzer auf den Helden des Tages rvarten, um ihn heimzngeleiten in die deutsche Reichshauptstadt. Die ganze Gegend ist schwarz von Menschen. Man soll es nicht für möglich halten, aber es ist nichtsdestoweniger Tatsache, daß viele hundert Berliner sich die halbe Nacht um die Ohren geschlagen haben, nm hinaus zu wandern aus dem Weichbild der Stadt, dem sehnlichst Erwarteten entgegen, und um sich nur ja einen guten Platz zu sichern ... — denn so etwas sieht man nur ein- i mal in seinem Leben, nicht wahr?! Mit Autos, Rädern, auf z Sämsters Rappen sind sie hinausgezogen, ihren Helden zu um- j jubeln . . , und das besorgen sie denn auch kräftig. Ganze Straßenzüge sind polizeilich abgesperrt worden, Schupoosfiziere und Mannschaften sorgen dafür, daß der Zug ungehemmt passieren kann. Hunderte von Abordnungen haben längs des Weges Aufstellung genommen — im Inneren der Stadt ist in den Morgenstunden keine Auto-, keine Pferdedroschke zu finden — alles draußen an der Heerstraße, zum Empfang! Große Innung-, Lanner leuchten, Gehröcke trippeln nervös umher, Zylinder aller Arten und Formen blinken in der Morgen- sonne. „Er kommt, er kommt!" Musik, Hurra, Blumenregen, Ge- . dränge, Geschiebe ... da ist auch schon das vorneweg fahrend« t Polizeiauto, da kommt schon der Lastwagen, der die unermüd- l lich schmetternde und paukend« Kapell« fährt, da — da ist der ! „eiserne Gustav", gefolgt von einer unabsehbaren Schlange von i Privatwagen und Autos . . . Riesenschweif hinter dem Kometen Gustav Hartmann. Die Filmoperatcure kurbeln wie verrückt, die Photographen knipsen. Nedebruchstückc donnern gen Himmel, Tusch und Tusch und Tusch, Frauen werfen Blumen, die minutenlang wie Spätsommerrcgen herniederrieseln auf den fidelen Mann da auf dem Kutscherbock — den Triumphator, dem eine ganze Riesenstadt begeistert zu Füßen liegt. . . So geht es, langsam, aber sicher, dem Funkhaus zu, wo der offizielle Empfang durch die Behörden stattsindet. Jawohl: durch die Behörden! Regierungsdircktor Mosle vom Polizei präsidium ist anwesend und hält seine Rede, daneben Vertreter des Magistrats und fünf Vezirksbürgermeister. Zahllos ist die Schar der Jnnungsmeistcr und Vorstände, die ebenfalls warten, „ihren" Gustav begrüßen zu könn«n. Obermeister Könnecke von der Innung vereinigter Krastdroschkenbefitzer überreicht dem Heimkehrer die Urkunde der Eustav-Hartmann-Stiftung, die von der Arbeitsgemeinschaft Berliner Krastdroschkenoerbände ge gründet worden ist. Anschließend Festfrllhstück im Restaurant des Funkturmgartens, wobei rühmlichst bemerkt wird, daß Gustav Hartmann sich zuvor mit einer funkelnagelneuen Hose versehen hat, die ihm gestern noch seine Frau nach Spandau herausbringen mutzte, weil die alte auf der Fahrt und im Trubel der Empfänge sich abgeschlissen . : . Ein Uhr mittag... — da bricht man auf, in die Stadt hinein, über die Charlottenburger Chaussee durchs Branden burger Tor zum Ullstcinhaus, wo am Portal den Alten die Filmschauspielerin Henny Porten empfängt und ihm einen herz haften Schmatz auf die runzlige Wange drückt . . . Und immer wieder Menschen und Gejubel und Hurrageschrei und Blumen und Musik . . . Stunde um Stunde, ohn« Unterlaß . . . Gegen fünf Uhr endlich zieht Gustav in den Lunapark ein, wo er sofort die eigentliche Sensation bildet und ein wahres Volksfreudenfest ihn umbraust. Würdig ist er eingczogen, der Alte, einem Helden und Sieger gleich, eine Musikkapelle vor sich her, eine ganze Fanfarenkapelle, deren Mitglieder alle in Droschkenkutscher uniform stecken. Da gellen dann die Hörner, setzen die Dreh orgeln ein, brüllt das riesige Megaphon, schreit und tobt uild händcklatscht die riesige Menge „der Gustav ist da! — der Gustav ist da!" ... — bis endlich die Nacht auch diesen tollen Freudenjubel mit sanften Fittichen zudeckt und zum Schlafen bringt ... Ob sich der „Eiserne Gustav" darüber klar ist, daß dieser Jubel nun nie, nie mehr ihn umbranden wird? ... — denn schließlich: die Berliner gewöhnen sich an alles, selbst an die glorreiche Tatsache, daß sie einen Menschen unter sich weilen haben, der wahr und wahrhaftig in einer Pferdedrosibk« ""» Berlin ««Ä Paris und zurua gefahren M . . . Ueberempfinölichkeit oöer Hsllsehenr In den letzte» Jahren mehren sich Beobachtungen, die eine fast ans Wunderbare grenzende Sensibilität und eine unerklär liche Fähigkeit einzelner Persönlichkeiten, sich vorbereitende Er- eigniss« zu ahnen, bezeugen. Ein englischer Arzt beschreibt jetzt folgenden Fall: „Ich habe eine Engländerin von ganz besonderer Empfind lichkeit viele Jahre hindurch beobachtet," berichtet er, „die im stande ist, fast jedes Erdbeben in allen Teilen der Welt anzu geben, bevor noch irgendeine Nachricht angekommen ist. Sie leidet unter einer merkwürdigen nervösen Erschütterung, wie wenn sie unter dem Einfluß von Elektrizität stände. Diese Er regung befällt sie, so lange das Erdbeben dauert, und geht dann rasch vorüber. Sie hat bereits viele Aerzte um Nat befragt, aber keiner war bisher imstande, sie von diesen schmerzhaften Erschütterungen beim Auftreten von Erdbeben zu befreien. Dies« Erscheinung ist völlig einwandfrei beobachtet." sagt der Gelehrt«, „und bietet einen Einblick in ein Gebiet, das bisher noch kaum je erforscht worden ist. Man kann daraus unerwar tete Aufschlüsse sowohl auf dem Gebiete des Seismologie wie § der Physiologie erlangen." Nicht minder merkwürdig ist die Vorstellung, sein eigenes ' Ich sich gegenüber zu sehen. Bekanntlich beschreibt ja schon Goethe das Phänomen, sich auf einem Ritt nach Sesenheim ent- ! gegenreiten zu sehen. In letzter Zeit werden aber solche Visiionen > auch von gewöhnlichen Sterblichen berichtet. So erzählt der ' französisch« Psycholog« Sallier, daß er ein Mädchen behandelt«, s das des Abends häufig, nur zwei Meter von sich entfernt, ein > Phantom erblickte, das ihr vollkommen glich und ganz so wie sie gekleidet war. Dieses zweit« Ich blieb bis zu einer Stunde in ihrem Zimmer. . Aehnlich war das Erlebnis, eines 22jährigen Mädchens, das, als es am Tisch saß, plötzlich sich selbst in einem Spiegel er blickte, ganz so gekleidet wie sic, und als sie erschreckt auffuhr, blieb die Geistergestalt im Spiegel in derselben Haltung stehen, in der sie vorher gewesen war. Andere Beispiele von übernatürlichen Kräften werden von .verschiedenen Aerzten berichtet. So erklärt ein Patient seinem «Arzt in der Hypnose die Struktur seines Körpers bis in di« kleinsten Einzelheiten, obwohl er sich niemals mit Medizin be laßt hatte. Ein anderer Kranker gab seinem Arzt in der Hypnose so genaue Ausschlüsse über di« inneren Vorgänge in feinem Körper, daß er die Ursache seiner Krankheit entdeckt«: er «emfGwt» dle beionder« Lane eines klein-» Knockienstückes. das in seinen inneren Organe» lag, und eine daraufhin vor- genommene Operation erwies die Richtigkeit seiner Angaben. Richtige Voraussagungen sind vielfach von sogenannte» Hellsehern gemacht worden. Ein Beispiel für viele ist der ein wandfrei feststehende Fall des berühmte» Malers Weresch tschagin, der Jahre vor dein russisch-japanischen Krieg zu einem Arzt in Port Arthur sagte: „Ich weiß, daß diese Gebirge vom Echo der Kanonen Widerhalls» werden. Rußland wird ge schlagen werden, aber ich werde cs nicht erleben. Ich fühle, daß ich hier meinen Tod finden werde." All dies traf später tatsächlich ein. Oie Geschichte vom Leben unü Toö öes korpora!s ^n-reas NikolajeW sch finöruszenko. Im gesegneten Alter von 100 Jahren entschlief sanft Andreas Nikolajewitsch Andrußcnsko, tiefbetranert von den Seinen, steht in der Todesnachricht zu lesen. Hundertundfünfzig Fahre, das Ange gleitet zu der Zahl zurück, aber die Ziffer» sind richtig. Anderthalb Jahrhunderte sah dieser Mann vor übergehen, es klingt fast wie eine Legende. Dieser aber hat wirklich gelebt, und um ihn trauer» die Seinen. In Tiflis hat sich dieser Fall ereignet, und der Ge storbene ist ein Kriegsveteran von 1812, der letzte Teilnehmer des unglücklichen napoleonischen Feldzuges. Fünfundvierzig Jahre hat diestr Man» ein hartes und schlichtes Soldatenlcbc» geführt, hier und dort gekämpft, viele Male sein Leben aufs Spiel gesetzt, weil cs soldatischer Mut verlangte. Drei schwere Säbclnarbc» blieben ihm zur Erinnerung an sein kämpferisches Dasein, an das wütende Schlachtengedonncr, an seinen Sieg über Napoleon, dessen Rückzug er mit seinen Soldaten beschleu nigen half. Und als er des ewigen Blutvergießens müde wurde, als seine Kräfte schwächer wurden und seine Hand das Gewehr nicht mehr ganz sicher führte, entsagt« er dem „Bunten Nock". Und ruht« aus in seiner Heimat Tiflis. Der Zar gab ihm eine klein« Pension, davon er existieren konnte und sich freute a» den Rosengärten und den weißen Sommcrville» in Tiflis. Aber dann kam der Weltkrieg und ihm folgte die Revolution, dahin schwand die Pension, und nur die Mildtätigkeit seiner Urenkel erhielt den Greis. Aber er blieb aufrecht und rüstig bis zu seinem letzte,i Tag. Da ging er zur Stadt, um Tabak zu kaufen, stopfte die befreundet« Pfeife, rauchte ein paar Züge und ruhte dann aus einer Dank an, Wege aus. Und weil er müde war, fielen ihm die Augen zu. Aber er wachte nie wieder auf. Tiere, öie Menschenopfer for-ern ... In Indien sterben noch immer alljährlich Tausende durch Schlangenbisse oder wilde Tiere, eine um so bedauerlichere Tat. fache, wenn man bedenkt, daß alle neuen Errungenschaften unseres Jahrhunderts an dieser Macht der Wildnis scheitern. Die Statistik ergibt ein betrübliches Bild der vielen, die in Dschungeln und Wäldern Asiens Opfer tierischer Gewalten wurden. Im Jahre 1927 wurden in Indien nicht weniger als 19 069 Personen durch Schlangenbiss« und 2285 durch wilde Tiere getötet. Es verursachten Tiger den Tod von 1033 Men schen, Leoparden den von 218, Wölfe de» von 465, Bären den von 78, Elefanten den von 56 und Hyänen den Tod von 12 Per sonen. Ferner töteten wilde Eber und Wildschweiile 85 Per sonen, Schakale 41. I» der Provinz Madras sielen 579 Menschen wilden Tieren und Giftschlangen zum Opfer, Eine Katzengeschichte. Eine Kameradin jener Unglückseligen ist es, die Fritz von Opels Raketenauto-Erperimenten geopfert ward, eine Schwester der grauen Hausgenossin, die sich schnurrend auf dem Sosa reckt und Sonne auf ihren hochgewölbten Buckel scheinen läßt: eine kleine weiße Katze mit zwei schwarzen Flecken auf dem glänzen den Fell und winzigen dunklen Tupfen auf den zierlichen Pfötchen ist es, von deren Schicksalen hier zu berichten ist. Im zweiten Jahre ihres Lebens geschah es, daß in diesem Katzenfräulein, auf den Namen Mimi hörend, Vagabunden gelüste erwachte», etwa so wie Backfische sich nach dem Aben teuer sehnen. Derartig« Freiheitsgelüste waren es, die Mimi veranlaßt«», heimlich der gepflegten Atmosphäre ihrer Herr schaft zu entfliehen und Landstreicherin zu werden. Viele Straßen Englands hatten schon Schmutz auf ihr weißes Fell gestaubt, so daß es fast silbergrau schimmerte, als sie sich eines Morgens neugierig einer Höhle näherte, schnupperte, tastete, am Rand balancierte, bis sie einen Fehl schritt tat und hinabstürzte in die Tiefen. Hundert Fuß sank si« hinunter, ohne zerschmettert zu werden von dem harten Gestein, denn cs war keine Höhle, die nun ihr Dasein umschloß, sondern ein Bergwerksschacht, der längst verlassen und ausgcbeutet war. Lebendig begraben saß Mimi in dem Zauberberg, und ihr kläg liches Miauen fleht« um Befreiung. Zwei Tage hörten die Menschen das Klagen der Unglück lichen, und weil sie keine Hilf« wußten und Mimis Qualen enden wollten, auf daß sie nicht verhungere, warfen sie Dynamit in den Schacht. Aber auch die Explosion tötet« die Katze nicht, und weil noch immer ihr Klagen jämmerlich ertönte, fand sich endlich ein Mitleidger, der sein eigenes Leben wagte, um sie zu retten. An einem Seil ließ er sich hinunter und brachte das gequälte Geschöpf dem Leben zurück. „Dornröschen" war zwar nur eine Katze und der „Prinz" ein Arbeiter, aber es klingt fast wie «in altes Märchen, diese Geschichte von mitfühlender Menschlichkeit.... Srr vielseitige ZinanAminifter. ' Es ist nichts Außergewöhnliches, daß prominente Menschen vielerlei Begabungen haben und auch aktiv ausüben: vielleicht ist diese Tatsache nichts als eine natürliche Folgeerscheinung ihrer genialen Veranlagung, und so nimmt es nicht wunder, wenn beispielsweise Diplomaten nebenberuflich als ausgezeich nete Journalisten fungieren, Dichter als hervorragende Aerzte wirken. In der Gegenwart gibt es verschiedene führende Per sönlichkeiten innerhalb des Staatsdienstes, dis sich auch aus anderen Gebieten Lorbeeren errungen haben, wie beispielsweise de» französischen Botschafter Paul Morand, der gleichzeitig einer der besten blendenden Romanciers ist. Oder die Sowjetbot schafterin Alexandra Kollontay, deren revolutionäre Dichtungen weltberühmt sind. Anders als seine Kollegen erweist jedoch ein englischer Minister seine vielseitige Begabung. Churchill, Finanzvcrweser Englands, hat die Marotte, sich in seiner Freizeit als — Maurer zu betätigen, nachdem er sich nacheinander erfolgreich als Historiker, Soldat und Künstler versucht hat. Mit all«r liebenden Hingabe geht der Diplomat seinem neuen Metier nach und hilft eigenhändig, auf seinem Landsitz ein neues Wohnhaus zu errichten. Da er aber immer hin doch Laie in diesem Handwerk ist, hat er die Oberleitung des Baues einem kleine» Maurermeister vom Lande übertragen und arbeitet mit den Söhnen des Meisters als Lehrling. Krampel, Schaufel und Schiebkarren, Kelle und Mörtel, das sind die Werkzeuge, in deren Benutzung der Minister nun ebensoviel Geschick zeigen will wie im Entwerfen einer neuen Gesetzvorlage oder eines reformierten Vudgetplanes. Ein zer schlissener Anzug von ausgeblichener blauer Färbung ist sein Aibcitsgewand, aber die Hände sind durch Handschuhe geschützt, weil es vielleicht doch nicht ganz passend wäre, wenn ein Reprä sentant des englischen Reiches ungepflegte Arbeitcrhände hätte. Diese Rücksichtnahme ist aber die einzige, ansonsten scheur sich Churchill nicht, wenn dringende Geschäfte ihn nach London rufen, im Maurerkostiim mit einem eilig darüber gezogenen Regenmantel im Ministerium zu erscheinen und zu amtieren. Die Beschäftigung mit diesem neuen Beruf bekommt dem Diplo maten anscheinend vorzüglich, man kann ihn täglich viele Stunden an der Arbeit sehen — vielleicht beginnt er seine Karriere als Maurer, falls England einmal seine Dienste nicht mehr beansprucht. Immerhin eine Chance! UnLerir-M)e Ozeane. Wenn man die gewaltigen Wasscrmasseii summiert, die ein gut Teil des Erdballs bedecken, so wird man sich schwerlich vor- stellen können, daß auch noch unterirdische Ozeane existieren, deren Dimensionen mit de» sichtbaren konkurrieren. Die wissen schaftliche Forschung hat sich in jahrelanger Arbeit gemüht, die Wassermcnge» unter der Erde durch Experimente und Messungen festzustellen und cs ist neucrvings einem Gelehrte» gelungen, die Mcnge des Cruudwassers, das sich unterirdisch ansammelt, genauestens zu bestimmen. Die Untersuchungen des Gelehrten haben zu dein Resultat geführt, daß die Wassermenge unter der Bodenschicht der Erd oberfläche fast ein Drittel der Gesamtmenge des Wassers der Ozeane beträgt. Das Grundwnsser ist unter der Erde in un geheuren Zeitspannen angchäuft worden und reicht bis großen Tiesen herab. Man hat noch solches Grundwasscr in einer Tiefe von fast 10 Kilometern gesunden. Das Wasser dringt langsam durch die Poren und Rinnen der Berge, bildet unterirdische Ströme und Seen und stellt ein ungeheures System einer unter irdische» Bewässerung dar.
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