Volltext Seite (XML)
Das Reich der Frau. Die Schneiderei als Frauenberuf. In den Zeiten, in denen die emanzipierte Frau noch ein unbekannter Begriff war, erfreute sich die Schnei- ! der in bereits jener wirtschaftlichen Selbständigkeit, die heute als wertvollste Errungenschaft in der sozialen Stellung der modernen Frau angesehen wiro. Waren genügend Fleiß und Befähigung vorhanden, so konnte die Schneiderin mit ziemlicher Gewißheit damit rechnen, daß ein gutes Einkom- ; men, eine sorgenfreie Existenz und ein gesichertes Alter ihr Los waren. Denn mit diesem Beruf stand die Frau in ihrer ureigensten Domäne, ihre Veranlagung, ihr Interessengebiet, ihr ganzes Ich waren im Einklang mit ihrer Tätigkeit und befähigten sie, auf diesem Gebiet Mustergültiges zu leisten und allen Anforderungen zu genügen, die an sie gestellt ! wurden. Was für die Vergangenheit galt, gilt auch für die Ge genwart und menschlicher Voraussicht nach für die Zukunft ebenfalls. Noch immer kann die Frau, die sich die Schnei derei zum Beruf wählt, ein befriedigendes und er tragreiches Tätigkeitsfeld finden. Voraus setzung sind Fleiß und Begabung, Grundbedingung eine gute Ausbildung. Das junge Mädchen, das dis Absicht hat, Schnei- ! derin zu werden, hat zunächst eine dreijährige Lehrzeit durch- zumachen, die sogar das Mindestmaß bedeutet und häufig auf dreieinhalb Jahre erhöht wird. Es ist verpflichtet, wäh- ! rend dieser Zeit bis zu seinem vollendeten achtzehnten Le bensjahre eine Berufsschule zu besuchen, die es an be- j stimmten Wochentagen einige Stunden in Anspruch nimmt und für ihre, allgemeine Weiterbildung Sorge trägt. Diese Verpflichtung fällt weg, wenn das junge Mädchen ein Reife zeugnis vom Lyzeum ihr eigen nennt. In solchem Falle kann sogar bei guter Eignung und mit Zustimmung der Lehr- meistert bei der Handwerkskammer eine Abkürzung der Lehrzeit beantragt werden. Uebcrhaupt wird es gern ge- ! sehen, wenn die Töchter aus sozial besser gestellten Familien, die über eine gute Schulbildung verfügen, sich dem Schneider- § gewerbe zuwenden. Ein Zeichen, das heutzutage auch viel ! „höhere Töchter" sich für den Schneiderberuf entscheiden, ist > die Tatsache, daß sich in den letzten Jahren bei der Innung 50 Prozent weibliche Lehrlinge mit Reifezeugnis meldeten. Auch Zeichentalent und einige Ausbildung im Zeichnen wird bei der Schneiderelevin geschätzt. Sind die Lehrjahre vorüber, in der das junge Mädchen von seiner Lehrmeisterin noch kein Gehalt, sondern nur eine von der Innung festgesetzte Erziehungsbcihilfe erhält, so hat es die Gesellenprüfung abzulegen, nach deren Bestehen sie ! als Gehilfin im Damenschneidergewerbe eine Stellung er- > langen kann. Bemerkt sei noch, daß die Damenschneidcrri ' heute von der Herrenschneiders: getrennt ist und als selb- i stündiges Handwerk gilt. Die Stellungen, die der Gesellin oder Gehilfin offen stehen, sind verschiedenartig. Sie kann als Zuarbciterin in «in Geschäft oder eine Werkstatt gehen > und hat nun Anspruch auf eine Vergütung. Dringend ist ihr abzuraten, sich selbständig zu machen, ehe sie über genü- i gend praktische Kenntnisse und Erfahrungen verfügt. Ist sie , hingegen einige Jahre als Gehilfin tätig gewesen, so kann ' sie sich in dieser Zeit zur vorgeschrittenen Zuarbeiterin aus- - gebildet haben, die in der Konfektion wie in der Maßarbeit § als selbständige Arbeiterin für Jacken und Mäntel, Röcke und Blusen eine gutbezahlte Stellung finden kann. Je nach Eignung steht es ihr frei, in ungefähr sechs Jahren ihre Meisterprüfung abzulsgen und sich nun, falls sic nicht die Konfektion vorzieht, als selbständige Schneiderin uiedcrzu- ! lasten und eine Werkstatt zu eröffnen. Im ersten Falle, also wenn sic die Konfektion wählt, kann sie als Direktrice oder i als Werkstattleiterin eine Stellung annehmen. Entschließt sie sich aber, eine eigene Werkstatt zu eröffnen, so sind als i Bedingungen zum Erfolg nötig: gründliche Kenntnisse, gün- > stige Lage und praktischer Auftau des Betriebes und ein aus reichendes Anlagekapital. Vor allen Dingen ist den jungen Schneiderinnen zu ! raten, sich nicht nur auf die großen Städte zu beschränken, sondern in die P r o v i n z zu gehen, wo stets Bedürfnis nach guten Schneiderinnen vorhanden ist und die Verdienstmög- lichkeiten gerade für die Anfängerin, die noch keinen Ranzen hat, günstiger sind als in der Großstadt. ,'Handwerk hat goldenen Boden" ist ein gutes, altes deutsches Sprichwort, das sich auch im Schncidenuwecbc oft dewWct hat. . St. 1161. Kissen in Kreuzstichstickerei, 45 X 65^ mit Rück wand, vorgezeichnet aus weiße Halbleinen, 2,75 Rm., auf sandfarbigem Rips 2 Rm., Abplättmuster 0,80 Rm. Rüche und Hau». Süddeutsche Linsensuppe. 250 bis 500 Granin, verlesene Linsen werden in 2t- bis 4t- Liter Master eingeweicht und zwölf Stunden später mit derselben Flüssigkeit nebst einer Zwiebel, einer halben Knoblauchzehe, einer Mohrrübe, einem Stückchen Knollensellerie und einer Lauchstange, dos man alles zu einem Bündel verschnürt, sowie einigen Rauchspeck knochen oder -schwarten bei aufgelegtem Deckel langsam weich gekocht. Nebenher hat man 60 bis 120 Gramm fetten, ge räucherten Speck kleingewürfelt, in einer Pfanne lichtgelb ausgelasten, darin 25 bis 50 Gramm Mehl hellbraun geröstet und diese Einbrenne zu der Suppe getan, die man noch eine Viertelstunde kocht. Ist dieselbe mit Salz, einer Prise feinen Pfeffer, einem Stäubchen Muskatnuß und einem halben Tee- löffel voll geriebenen Majoran nbgeschmeckt, sollen in ihr auf den Kopf ein Paar Frankfurter Würstchen etwa zehn Minu ten gar ziehen. Hierauf schneidet man die abgezogenen Würste in Scheiben und verwendet sie kurz vor dem Anrich ten als Einlage. M. Junge Rebhühner, die an ihren gelben Füßen erkennt, lich sind, vermeide man, zu waschen. Sollte das Innere zer schossen sein, so putze man es mit Seidenpapier sauber. Man salze sie nicht zu stark, stecke den Kopf, aus dem man die Augen entfernt hat, unter die Flügel, binde die Beine hoch, so daß der ganze Vogel ein viereckiges, festes Päckchen bildet und umwickelt dieses mit Speckplatten. Dieses sog. „Drcs'ie- ren" ist unbedingt notwendig, da Rebhühner, wenn sie knusprig werden, im Gegensatz zu zahmem Geflügel, voll kommen den Geschmack einbüßen. Den also umwickelten Vogel umgibt man zum Schluß mit einer Schicht aus Dein- blättern und bratet ihn in Butter etwa eine halbe Stunde. Die Blätter müssen ganz knusprig sein; dann ninimt man die Rebhühner heraus und bindet die Soße imt saurem Nahm. Rehrücken. Zunächst hackt man die vorspringender: Wppenknvchen ab, damit der Rücken flack in der Pfanne liegt und spickt ihr: dann mit feinen Speckfäücn. Bein: Bra- tcn ist die größte Sorgfalt auf fleißiges Begießen zu ver wenden. Will man den Rehzicmer besonders saftig haben, so bepinselt man ihn, sobald er fertig vorbereitet ist, einige Stunden lang ab und zu mit feinstem Olivenöl, das man mit dem Saft einer Zitrone vermengt hat, oder man leg: ihn in Weißwein, den man beim Braten statt des Wassers zugießt. Die Soße macht man mit saurer Sahne sämig und gibt eventuell einige Ehampignons und Trüffeln dazu. Wildhaschec. Man löst das gebratene Fleisch von den Knochen und treibt es durch die Maschine. In eine Kasserolle gibt man feinwürflig geschnittenen Speck und läßt ihn glasig werden. Dam: kommt Eis Fleisch und zwei ganze Eier hinein. Es wird nun fortwährend umgerührt, Isis die Masse gestockt ist, daun gibt man sie in eine Schüssel und garniert sie mit in Scheiben geschnittenen Eiern. Holländischer Pudding. In Liter Milch läßt man 3 Eßlöffel Reis gut ausqnellcn, gibt 3 Eßlöffel Korinthen, 1)4 Eßlöffel Succadc, je 2 Eßlöflel Zucker und Talg- oder Kunstbutterflöckchcn, 1 Ei, X Teelöffel geriebene Muskat nuß und eine Prise Salz hinzu. Die gutgemischte Masse wird in eine ausgebuitcrte Form gefüllt und bei geringer We L „