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Frankenberger Erzähler NnterhaltungsbeilagcFranr»»»«»s«r Tageblatt n «Uwe», des I». Moder Um" Der East auf GWoK Korff Roma« von Wolfgang Marken * * llrheberrechtsschutz durch Verlag von Oskar Meister in Werdau. 5 Nachdruck verboten „Das geht wohl auf mich?" „Freilich, ich kann doch deinen Vater nicht zum Kalk anrühren einstellen." „Hast rechtl Also weiter! Komm über die Vorrede hin ¬ aus. „Also/ setzte Jan wieder an, „wenn ich einen tüchtigen Kerl zum Kalkeinrühren habe, dann schaffe ich dir den Win ter und das Frühjahr zwanzig Zimmer." „Das ist schon möglich. Was willst du denn mit den zwan zig Zimmern anfangen?" „Dann machen wir eine glänzende Sommerfrische für Gut- situierte auf, ein Luxushotel schaffen wir aus dem wertlosen Schloß Korff." Von Hannos Bett kam keine Antwort. Jan wartete geduldig ein paar Augenblicke, dann fragte er: „Na, was sagst du zu meinem Vorschlag." „Erwürgen könnte ich dich, Jan Peter Hollem," kam es plötzlich sehr ungnädig. „Erwürgen mit allen zehn Fingern. Du hast mir meinen Gedanken gestohlen." Da lachte Jan hell auf. Hanno stimmte mit ein. „Ich habe es doch gewußt, Hanno. Jan. habe ich mir ge sagt, der hat was mit dem Schloß vor, und als ich das Schloß gesehen habe, da sagte ich mir gleich: der Bengel will hier eine Sommerfrische aufmachen. Hanno, du hast den ge scheitesten Gedanken von der Welt." „Es freut mich, Jan Peters Hollem, daß du die Ueber- legenheit meines Geistes neidlos anerkennst. Hier hast du dein Kissen wieder." Schwupp — da hatte Jan es am Kopf. „Jetzt," vollendete Hanno, „lege dich auf die andere Seite und schlafe." „Zu Befehl! Wenn du aber wieder so schnarchst, dann.." „Was!" entrüstete sich Hanno. „Ich und schnarchen? Du hast wohl von Rotkäppchen geträumt, wie der Wolf mit der Großmutter im Magen im Bette liegt und schnarcht." „Nee, nee. Keine Ausrede. Ich konnte gestern nicht schlafen, weil ich nach dem Zusammenhang zwischen Nietz sches Zaratustra und Einsteins Relativitätstheorie suchte." „Hast du ihn gefunden?" „Bewahre! Dein Schnarchen hat mich doch gestört!" „Ich will dir heute versprechen, keinen Schnaufer zu tun, wenn du mir morgen früh etwas über den Zusammenhang berichtest." „Hm . . ." grunzte Jan. „Einverstanden?" „Weißt du was," kam es schlaftrunken von Jans Bett, „schnarche lieber!" Eines Abends erzählte Hanno seinem Vater von seinen und Jans Plänen. Tessing schüttelte den Kopf. „Junge, Junge, glaubst du denn, daß du damit was schaf fen kannst? Die Idee sieht verlockender aus als sie ist." „Die Idee, lieber Vater," antwortete der Sohn, „steht und fällt mit der Persönlichkeit. Und ich traue uns dreien im mer allerhand zu. Gemacht wird es, Vater." „Ich — muß mich da schon fügen, und füge mich gern," sagte Tessing lächelnd. „In mir meldet sich zu sehr der Kaufmann, der nüchterne Kalkulator. Ich will aber ganz still sein. Du hast recht, die Idee ist gut und möglich — darum könnt ihr auf mich zählen." Am nächsten Tag begannen Hanno und Jan mit der Ar beit. Robert Tessing staunte, wie sie zufaßten. Und es dauerte keine zwei Tage, da konnte er nicht mehr müßig zu sehen. Er wollte sich auch nützlich machen und sorgte für den HgUShsft- Er band sich eine große Schürze um und hantierte in der noch etwas spärlich ausgestatteten Küche herum, daß es Hanno und Jan im Anfang grauste. Auch seine Kochkunst entzückte sie nicht gerade. Hanno gestand freimütig, daß ihm von des Vaters Gerichten Wurst und Brot am besten schmeckten. Aber Robert Tessing ließ nicht nach, und nach acht Tagen brachte er ein Rührei zustande, das alle ganz gerührt machte. Als er dann, gar unter dem Nachlaß seiner Frau ein Koch buch gefunden hatte, stieg seine Kochleidenschast zur Siede- h Es klappte dann von Tag zu Tag bester, und der einst jo reiche Fabrikant Robert Tessing schüttelte den Kopf, al» er an einem Wochenende einmal ausrechnete, daß di« ganze . Verpflegung einer dreiköpfigen, verfressenen Familie nicht ! mehr als dreißig Mark gekostet hatte. „Herrgott im Himmel," dachte er, „wie wenig gehört doch für ein zufriedenes Gemüt dazu, um leben zu können." Zwei Wochen hatten Hanno und Jan geschuftet. Dann waren, sage und schreibe, vierzig Zimmer, das ganze Mittel stück des Schlosses, gesäubert und von den Trümmern ge- reinigt. Die Zimmer sahen erbärmlich aus. Teilweise stand nur noch eine halbe Wand, der Putz war überall gänzlich herunter, die Fußböden waren verfault, stellenweise taugten auch die Deckenbalken nicht mehr viel. Im großen und gan- zen stellten die beiden aber fest, daß der Schaden sicher viel leichter zu heilen sein würde, als man geglaubt. Hinter dem Schloß sah es natürlich wüst aus. Allen Schutt, alle Stein» reste hatten die fleißigen Arbeiter einfach in den Garten ge worfen. Die Vorarbeiten waren also beendet, und es wurde be sprochen, daß Hanno und Ian am nächsten Tag nach Llten- ecken in die Holzendorffsche Ziegelei fahren sollten, um Ziegel und Baumaterialien zu kaufen. Der nächste Tag kam. Ian mußte allein fahren, denn Hanno hatte sich den Fuß verknaxt. Er war in der fröhlichsten Stimmung, denn diese Fahrt bedeutete immerhin etwas Abwechslung für den levens frohen, etwas unruhigen Geist, und dann galt es einzukausen, daß das Werk gefördert würde. Vor allen Dingen brauchten sie Kalk und andere Baumaterialien, auch Zement. Ziegel wollten sie vorläufig nicht kaufen, sondern erst einmal die alten Ziegel, die sie aus dem Schutt herausgelesen hatten, verarbeiten. Damit hatten sie eine Weile zu tun. Vielleicht tausend Meter vor Altenecken stieß Jan auf einen Trupp junger Leute mit breiten Schlapphüten und weiten Hosen, die, ihr Bündel auf dem Rücken, durch den Schnee stampften und ein Lied sangen. Jan gefielen diese fröhliche Gesellen. Er fuhr ganz lang sam und grüßte. Sie schwenkten zum Danke di« Hüte. „Wohin des Weges, meine Herren?" „Wohin uns der Wind treibt, edler Herr," sagte einer der wandernden Gesellen. „Wir sind zünftige Maurer auf der Wanderschaft. Wollt Ihr uns ein Stück des Deges mit nehmen, edler Herr und Gönner?" „Eingestiegen! Ihr kommt mir gerade recht. Fröhlich« Gesellen sind nach meinem Herzen." Unter lautem Hallo stiegen die wandernden Maurer gesellen ein, und ab ging es nach Altenecken. „Ich werde zunächst einmal vr dem Gasthof hatten. Ist das euch recht, Gesellen?" „Jawohl, edler Herr und Gönner. Unsere Tasche« sind zwar verdammt leer, aber wenn wir zusammenlegen, dann reicht es zu einer Flasche Kirschschnaps und zu einem Brot" Wieder war es derselbe Sprecher. Unter einem breiten Schlapphute lachte ein hübsches, junges Gesicht mit frHjM, roten Wangen und blanken, braunen Auge« h«rvvr. „Woher des Weges?" lg LkLLL. Mr L-Hr