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Berlage zum ^vankendevgev Tageblatt Nr. 238 87. Iahraann Mittwoch, den IO. Oktober 1028 Die Jahrmarkts - Nummer 8A Nelnsre Anzeigen: Freitag abend Mr Familien-Anzeigen: Sonnabend vormittag 8 Uhr Neuer Stolz des Weltmenschen" bricht empor, ' rrauergelöut Ilber Znnrbrna Stolz und blühende Hoffnung auf ruhmesfroh Gemeinden Nordtirols TrauergelSute ein. In .Briefe der Liebe". innigen ,/ Engelke den Becher irdischen Glückes, den innige Welt richtete. Zum Schluß wurde eine Ent- ökgruun, 6kUl!8818- l IIMl)MO>t,E cio^krciik^ kill KMIUIi I SUT6 Lo eölkn» Liebe und erster Erfolg ihm boten, glückbebend seine Liebe zum Unbegrenzte» entzpan^ an die herben Liipen zu heben gedachte, traf ihn weithin flu ende- hymm>ch°r Form, m d.e »ch mißgönnen keinem Lande der Welt seinen Anteil an dieser Entwicklung. Wissen wir doch, daß wir in Mem Eroßluftschiff, mag es gebaut sein, wo auch immer, und mag cs geführt sein von Men schen welcher Nasse auch immer, die geniale Schöpfung unseres Grafen Zeppelin wiedererken- hängig machen, bevor sich die Bevölkerung Süd tirols gezwungen sehe, ohne Rücksicht auf die Ein ¬ schließung angenommen, in der von der öster reichischen Regierung verlangt wird, alle mög lichen Wege zu beschreiten, um das Los Süd tirols zu erleichtern. Die Bundesregierung möge die südtiroler Sache durch entscheidende Inter ventionen bei den internationalen Stellen an» Innsbruck, 9. 10. Am Mittwoch jährt sich zum neunten Male der Tag, an dem Südtirol offiziell von den Italienern annektiert worden ist. Aus diesem Anlaß sand an diesem Abend lyrisches Erlebensübermaß verströmt. Der Brenn punkt, zu dem der ganze Rhythmus hinstrebt, in dem sich alle Strahlen brechen: das Ich, die Seele Erst Richard Dehmels herzliches Glückauf, das dieser im Frühjahr 1914 zu Engelkes Gedichten, sprach, bedeutete ernstlichen Antrieb. Dehmels! Wort wies ihn zu den „Werkleuten auf Haus Nyland", die, wurzelnd in unserer Zeit, froh neuen Aufstieg. Da lockte ihn die Sehnsucht nach Dänemark, dem Lande „Niels Lyhnes". Dort packte ihn das Kriegsgebot, dem er sich beugte. Dichterisches Schaffen legte Schützengrabennot fast völlig brach. Noch einmal gab ihm eine tiefe gebende und nehmende Freundschaft zu Lersch, dem Kesselschmiede, der sich begeistert zum hym nischen Klang seiner Dichtung bekannte, heimlichen Ausdruck flutenden, strömenden Lebens und drän- der Lebenskraft. In dem schönen Ungestüm der Gedichte dieses jungen Menschen klingt berauschend zwiefache Sehnsucht hoch: einen Teil des Ich der Arbeit, ihrem Herzklnng hinzugeben, mitfiebernd in ihrem Gestamvf, gebückt unter ihre Fron — aber auch die Stirn im Lichte zu baden, sich auf flutender Welle der Landschaft und des Meeres zu wiegen, 'Heimat und Heim zu besitzen, ei» Mensch brüderlicher Gemeinschaft zu sein, der Liebe zu dienen. So erscheinen uns bei ihm Gewühl und Rhythmus der Arbeit plastisch ge- bannt wie kaum noch in unserer Arbeiterdichtung. Terzinen „In Flut und Licht", der „Romanze in allen Regenbogenfarben", ins Herz, um nie ihren eisernen Rhythmus bejahten. In diesen Kreis wächst er hinein, in seiner Zeitschrift er- „Franks „h« vH« v an» Sonnabs«- und bietet »tnfeven Inserenten <K«1es<oh<it zn n»irknna»vstten Lnrpfetzlnnsen. «wnn» ver Anzeigen Annahme: Für gröhere Anreizen: Freitag mittag. die feindliche Kugel, wenige Tage, bevor die Waffen sanken, lind wenn wir der Furche, die seine wenigen Jahre ins Dasein gruben, nach gehen, so sehen wir ärmlich vertropfende Kindheit in einem grauen Mietsbause in Hannover. Ein Beruf als Anstreicherlehrling warf ihn ins Leben, das er allein zu meistern suchte, seitdem die Eltern ihn verließen und nach Amerika gingen. Unter früher Not wuchs ihm das innere Gesicht. ' Scheu leimten erste dichterische Versuche. Wachsen- Gerrit Engelle Zum zehnten Todestag des Dichters am 13. Oktober. Von Carl Hans Erkelenz. Mich aber schone, Tod, Mir dampft noch Jugend blutstromrot — Noch hab ich nicht mein Werk erfüllt, Noch ist die Zukunft dunstverhüllt — Drum schone mich. Tod. dec Mensch. Dieses Ich — winzig klein im Kos mos — schwingt tanzend hoch im markigen Baum, dem Licht entgegen wallend, aber auch mitfiebernd im brausenden Rythmus der Maschinen. Gewaltig „„ ... stürmend und tönend braust durch seine Hymnik stellung der Regierung selbst die ihr geeignet er- vertiefend religiöser Erlebnisstrom. Dieser hym- scheinenden Wege zu beschreiten. Die Kundgebung nisch geschwellte Tanz der Verse entzückt uns als verlief in voller Ruhe. am gesicherte Zukunft. Eine erschütternd tiefe Liebe große Trauerknndgebung statt, säumte hell den schmerzlichen Weg und ließ ihn , Dom Landes- und Stadthaus, sowie von anderen warm am Leben hangen, dessen Erfüllung an s öffentlichen Gebäuden Innsbrucks wehen Trauer- der Seite der gellebten Frau er glücksiebernd Mahnen. Punkt 6 Uhr setzte von allen Kirchen land, und mit uns weiß man das rn der ganzen Melk, daß dieser Flug mehr ist als eine "jener sportlich kühnen Taten, wie sie Lindbergh, Köhl Md andere vollbrachten, und wie sie auch m ge- «issem Sinne noch die Fahrt des Jahres 1924 Darstellte. Was jetzt geschieht, ist der erste trans atlantische Verkehrsflug, kein Erpenmcnt mehr, und darin liegt seine ungeheure Bedeutung für die Welt. Nicht lange mehr, so werden wir in Reise-, Geistes, büros und auf Bahnhöfen Tag und Stunde er- fahren können, an dem ein Zeppelinkrcuzer zur regelmäßigen Verbindung zwischen Europa und dem amerikanischen Kontinent aufsteigen wird, wir werden uns den passenden Fern-D-Zug oder die geeignete Fluglinie im europäischen Flugnetz ans suchen können, die das bequeme und reibungslose 'Ilmsteigen in Sevilla ermöglicht, und wenig später wird die Reise im Zeppelin, wenn auch natürlich nicht für jeden Einzelnen, eine Sache sein, wie heute die Dampferfahrt nach Amerika oder wie «ine Fahrt im Flugzeug von Berlin nach Paris, -- ein« Sache also, von der man nicht mehr viel i schienen seine ersten Gedichte, Iakob Kneip ward neu werden, des guten deutschen und <,roßen M verstehender Freund. Glückliche Tage " mit Kneip an der Lahn gaben seinem Schaffen wieder zu verklingen. Dem Erlebnis seiner „innigen Briefe der Liebe" verhaftet, umwerben mir nochmals die Ge stalt dieses jungen strahlenden Menschen, der dort seelischen Tiefenglanz enthüllt, Worte heimliche- Süße und zarter Innigkeit webend, von stürmen der Leidenschaft und qualvoller Bitternis dunkel unterströmt, von lohender Kriegsnot umflackert, von schmerzlicher Ahnung getrübt, doch über alles hoch leuchtende Hoffnung türmend und mit der Wärme der Liebe verklärend. !im Augenblick der beginnenden Amerikafahrt an der Bildungsdrang baute sich fein inneres Reich, j die Führer und Mannschaften jener Luftschiffe, die das Geister von Homer bis Tolstoi mit ihrem vor dem Kriege auf Grund unglücklicher Umstände Hauche füllten. „Seine eigentlichen Propheten und auch aus mangelnden Erfahrungen heraus aber waren schon damals" nach den Worten ihr Leben haben lassen müssen, und aller derer, Iakob Kneips — „Beethoven, Walt Whitman, die im Kriege an Bord eines „Zeppelin" den' Hodler. Beethoven vor allem — für ihn der Soldatentod gestorben sind. Sie alle haben mit-' Meister aller Meister — gab seiner Dichtung de» gearbeitet und mitgeschafft, sie alle haben den symphonischen Aufbau und tieftönenden Klang. Boden vorbereitet, der jetzt geebnet ist für eine In Whitman fand er das Evangelium der neuen neue friedliche Phase des Weltluftverkehrs. Dieser, Zeit. Hodler schenkte ihm den Rhythmus der „Graf Zeppelin" wird nicht das einzige trans-, Form und den Blick in die Seele der Dinge." atlantische Luftschiff bleiben; andere werden fol- Jahre der Freundschaft schufen Zeiten seligen gen, und England hat bereite zwei große schiffe, Ueberschwangs, aber nicht ohne den Tiefenklang die einzigen bleiben, und in nahen Jahren wird rffften monianze es eine Flotte friedlicher Luftkpeuzer im Wett-! bewerb der Völler untereinander geben. Wir , Um 7 Uhr begann ini großen Stadtsaal unter , als herrliches menschliches Dokument die so rührend massenhaftem Andrang eine Trauerkund - gebung, in der Nationalrat Prof. Dr. Kolb GMliche Fahrt! Und wieder Zeppelinfahrt über den Ozean flach Amerika! Es ist nicht mehr die gleiche fiebernde Erregung, wie sie der Eckener-Flug des Kahres 1924 in Deutschland und ^der gaii'en Welt ausgelöst hat, zu spüren. Fehlt es an Be geisterung? Nein! Aber die Fahrt des deutschen Luftschiffes über das Weltmeer ist nicht mehr ,wi« damals noch eine Sache der Sensation, son- dem heute herrscht überall das sichere Gefühl und Has Bewußtsein, daß es sich um ein Unternehmen Handelt, dessen Erfolg gar nicht zweifelhaft sein Mim. Gibt es ein schöneres Zeichen für die Ent wicklung des Werkes des Grafen Zeppelin als dies, daß dies Gefühl der Sicherheit sich so stark hat dnrchsetzen können? Wir wissen in Deutsch- Aufhebens macht. Dann ist das letzte Ziel er reicht, das der alte Graf Zeppelin, seiner Zeit trotz allen Verlachtwerdens weit vorauseilend, schon vor Augen hatte. Mr haben heute schon ein Recht, den neuen Zeppelinflug nach Amerika mit größerer Nüchtern heit zu betrachten, als wir es vor Jahren konnten. Wit jener Nüchternheit, die aus dem erwähnten Gefühl der Sicherheit und Selbstverständlichkeit entspringt und eben der beste Beweis ist für den großen Schritt, der vorwärts getan ist aus oem Gebiete des Weltluftverkehrs. Aber wir Deut schen haben daneben wahrlich noch immer das Recht, unsere Herzen mitsprechen zu lassen bei diesen: Fluge. Wir wissen, wie lehr auch dieser „Graf Zeppelin" ein Werk deutschen Ursprungs und deutscher Heimat ist, wir wissen, wie an der Entwicklung des Luftschiffbaus am Bodensee Sor gen und Bangen. Begeisterung und Opferwilligkeit von Millionen Deutschen mitgearbeitet haben, — And wir wissen auch von den Opfern, die die neu» Idee im Laufe der Jahre ebenso gefordert hat wie alles bahnbrechend Neue. Wir denken „Ich liebe nichts mehr als Musik, danach: das' in ergreifenden Worten das Leid Südtirols schil- Meer, das Weib — die Ereiffenlosen." Diese derte und einen Appell an die gesittete Zwischen lohender Kriegsnot reckte der Wunsch entgegenbebte. Da traf seinen jungen Leib die Innsbrucks, sowie von den Kirchen sämtlicher sich emvor. Der Tod zerbrach das Begeh-en wie Sj^l des Todes. ' - - - - .... klingendes Glas. Und erschütternd zucken die Börse, Kneip bewahrte Gedenken und Werk. Innsbruck trat eine Dreiminutenpause im Ver- m die Stunde stillen Gedenkens, die wir U) tlu gab Enqelkes einziges dichterisches Vermächtnis, kehr ein, während der auch der Straßenvahnvcr- undmen, seitdem seinen Leib zehn Jahre sch°" Entband „Rhythmus des neuen'kehr stillstand. femd.icher Boden bei Cambray deckt Europ a", 1921 heraus und vermittelte uns Auf leuchtendem Aufstieg zerbarst sein Leben, — ----- - - jäh mit 27 Jahren, nicht wie Trakl sanft ver-: löschte, nachdem diesen schon immer der Tod mit schattender Schwermut umwob. Nein, gerade als eür. i