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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 03.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192810036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19281003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19281003
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-10
- Tag 1928-10-03
-
Monat
1928-10
-
Jahr
1928
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kürzer ragesspiegel „Graf Zeppelin" kreuzte in« Laufe des Dienstagabend über Heiland, überflog Rotier- dam und Doorn, berührte sodann die optische Küste (Grafschaft Norfolk- und verbrachte die Nacht über der Nordsee. Uni 9 Uhr erreichte das Luftschiff Berlin, und fuhr dann über Leip zig, Dresden, Chemnitz, Zwickau in RichtuiH Plauen weiter. Nach der Reichstagsfraktion hat nunmehr auch die Landtagssraktion der Deutschen Volks partei beschlossen, dak die Zugehörigkeit ihrer! Mitglieder zum Stahlhelm nicht möglich sei. Der deutsche Gesandte in Warschau, Rauscher, hat sich zur Teilnahme an einer Kabk- nettsberatung über die deutsch-polnischen Han- delsvertragsverhandlungen nach Berlin begeben. Die bayerische Regierung hat bei der Reichsregierung wegen der von Reichsinnenmini lier Severing beantragten Schaffung eines Reichs kultusministeriums Vorstellungen erhoben. In Pariser diplomatischen Kreisen wird erklärt, das; Polen an den Arbeiten der Feststellungskommission in der Rheinlandfrage nicht teilnehmen werde. Der französische Kabln ettsrat be schloss eine Reihe von Gesetzen, die die Bildung einer Luftarmee versehen. In der Finanzkommission der f ra n- , zösischen Kammer wurde mitgeteilt, daß im neuen Haushalt die Heeresausgabcn bedeutend gestiegen seien. Venizelos ist ans London abgereist und hat sich wieder nach Paris begeben. Präsident Coolidge hat sich erneut scharf gegen eine Erörterung der Schuldenfrage ausgesprochen. In der Nähe von Bellinzona hat sich ein Erdrutsch ereignet. Wichtige Beratungen in Berlin (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 3. Oktober. Bekanntlich hatte Bayenr seinerzeit den Antrag gestellt, die deutsche Neichsregierung möge die Ministerpräsidenten aller deutschen Länder rn eurer gemeinsamen Besprechung über die Er gebnisse der letzten Genfer Völkcrbundsverhand-1 lungcn eingehend unterrichten. Diesem Antrag hat die Neichsregierung nunmehr entsprochen. Dre Konferenz fand gestern rm Kongreßsaal des Neichs- kanzlerpalais statt. Wie wir hierzu von gut unter-! richteter Seite erfahren, handelte es sich in dieser Versammlung lediglich darum, den Ministerpräsi denten der Länder einen ausführlichen Bericht über die tatsächlichen Vorgänge in Genf zu er statten. Irgendwelche Beschlüsse, die auf den Gang der auswärtigen Politik Einfluß haben könnten, wurden nicht gefaßt. Im Gegensatz zu den noch vor kurzem veröffent lichten Meldungen ist nunmehr der Auswärtige Ausschuß des Reichstages für die allernächsten Tage einberufen. Man kann jedoch mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß auch vor dem Ausschuß die Neichsregierung lediglich über die Vorgänge in Genf Bericht erstatten wird. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, daß in diesem Zusammenhang auch über gewisse weitere Auswirkungen der Gen fer Beschlüsse gesprochen wird. Gutem Vernehmen nach erwartet man seitens des Ausschusses An-! träge, die auf eine vorläufige Vertagung des Ausschusses bis zu dem Zeitpunkt hinauslaufen, an dem Stresemann nach Wiederherstellung seiner Gesundheit sein« Arbeit wieder aufnimmt, was allerdings wohl nicht vor dem Beginn des Mo nats November zu erwarten ist. Demnach dürfte wohl der Auswärtige Ausschuß des Reichstages nach erfolgter Information seitens der Reichs- regicrung vorläufig wieder auseinandergehen und erst beim Zusammentritt des Reichstage» sich weiter mit den schwebenden Verhandlungen be schäftigen. Der 8k. GMrktas de» Reichspräsidenten Ein Geschenk für die Kriegsopfer Berlin, 2. 10. Der Reichspräsident v. Hin denburg feiert heute in der stillen Abgeschieden heit des Jagdhauses in der Schorfheide bei Berlin seinen 81. Geburtstag. Auch in vergan genen Jahren hat der Reichspräsident sich allen Feierlichkeiten durch euren Aufenthalt in der Schorfhcide entzogen. Eine Ausnahme bildete nur die Feier des 80. Geburtstages im letzten Jahr. Der Reichspräsident hat heute dis offiziellen Glückwünsche der Rcichsregierung, der preußischen Staatsregicrung und der Regierungen aller Län der cntgegengenommen. Aus Anlaß des Geburts tages des Reichspräsidenten hat die Hmdenburg- spende 425 000 Mark in Beträgen von je 200 Mark an besonders schwer betroffene Kriegsopfer ausgeschüttet. Die Zindenburgspende hat bis jetzt 1,3 Millionen Mark ausgezahlt. * Die Führer des Iungdeutschsn Ordens aus dem ganzen Reich haben an den Reichs präsidenten von Hindenburg einen längeren Briet gerichtet, in dem es u. a. heißt: „Wrr erkennen den Frevel, den ein alles ver- s »einender Extremismus am deutschen Volke be geht. Die jüngsten Angriffe, die von der ex tremistischen Rechten gegen Sie gerichtet sind, haben unseren Willen gestärkt, den Kampf auch gegen diese Zerstörer und Verneiner aufzunehmcn. Der Botschaft des Hasses sehen wir unser jungdcutsches Bekenntnis des Dienstes am Volke entgegen. Wir halten cs für unsere nationale Pflicht, in unserer Art und ohne von unseren Forderungen und Wünschen etwas ab zustreichen, dem Staate auch dann zu dienen, wenn er ein Gewand trägt, das wir nicht lieben können. In Ihrer Haltung, Herr Reichspräsi dent, sehen wir ein Vorbild st aatsbürger licher Pflichterfüllung ohne jede Rück sicht auf die jeweils herrschende Parteirichtung. Mit diesem grundsätzlichen Bekenntnis der Treue zu Staat und Volk verbinden wir den schärfsten Ausdruck unserer sachlichen Opposition. In dieser Haltung kämpfen wir für die Fortentwicklung der deutschen Republik zum wahren Volksjtaat." Räumung und ehrlWe Mrüstim! Die Forderungen der englischen Arbeiterpartei London, 2. 10. Auf dem Arbeiterparteitag wurde am Dienstag eine Entschließung zur Außen politik angenommen, in der von der Ne'iemng die Unterzeichnung des allgemeinen Schiedsge richtsvertrags, die Aufgabe des Flottenabkom mens mit Frankreich, die sofortige Zurückziehung der britischen Truppen aus dem Rheinland« und die Unterzeichnung eines wirksamen Abrüstungs vertrages gefordert wird. Die Entschließung wurde von Ramsay Mac donald begründet. Der Redner stellte fest, daß die Valdo inregierung den Friedensbestrebungen des Völkerbundes während ihrer ganzen Amts zeit nur Hindernisse in den Weg gelegt habe. Anstatt Klarheit zu schaffen, habe sich die britishe Negierung auf den Abschluß von Kompromissen mit anderen Mächten einge'teilt. Immer, wenn die Abrüstungsfrage von ihr erwogen wurde, sei dies unter der Voraussetzung geschehen, daß England sich für den Krieg vorzubereiten habe. Das englisch-französische Flottenabkommen stelle , keine Vereinbarung zur Förderung der allge- , meinen Abrüstung dar, sondern beide Regierun gen seien sich über ihre Bedürfnisse im Fall , des Krieges schlüssig geworden. Die Arbeiter- ! Partei werd« bei Wiederzusainmentritt des Un terhauses die Veröffentlichung eines Weißbuches verlangen, in dem das Abkommen und der ge samte damit verbundene Meinungsaustausch ent halten fein müßten. Sir Oswald Mosley, der nach Macdonald sprach, stellte fest, daß der amtierende Außen minister Lord Chusendun für das magere Ergeb nis der letzten Genfer Tagung verantwortlich sei. A»erleimiW der Reichswehr Der Chef der Heeresleitung, General. Heye, hat aus Anlaß des Abschlusses der Reichswehr manöver einen Erlaß veröffentlicht, in dem es heißt: „Am Ende der Herbstübungen drängt es mich, Führern und Truppe meinen Dank und meine Anerkennung für ihre Leistungen zu sagen. Wo s ich auch immer auf den, Marsche und in der Unterkunft die Haltung und Manneszucht der Truppen zu beobachten Gelegenheit hatte, fand ich sie gleich gut und vom Geiste freudiger Bereit willigkeit getragen. Der Herr Reichspräsident, wre der Herr Reichswehrminister haben gelegent lich ihrer Anwesenheit auf dem Manöverfelde ihre hohe Befriedigung über das, was hier ge leistet worden ist, ausgesprochen. Die Zivilbevöl kerung hat allerorts und in allen ihren Schichten der Reichswehr eine glänzende und freudige Auf nahme bereitet. Ich sehe darin ein Zeichen der engen Volksverbundenheit auch des neuen Heeres. Ich bin überzeugt, daß das Reichsheer innerhalb der ihm gezogenen Bindungen alles leistet, was das Vaterland angesichts dieser Schranken von ihm verlangen kann. Frisch vorwärts weiterhin!" Abschluß der Mchsbaimertagimg Gegen vie Verwelschung der deutschen Grcnz- lrnde — Hörsing wiedergemählt Hannover, 2. 10. In der Schlußsitzung der Generalversammlung des Reichsbanners wur den u. a. die Bundessatzungen mit einigen Acn- derungen angenommen. Es sprachen dann nock- mehrere Vertreter der Reichsbannergruppen der besetzten Gebiete. Ein Vertreter der Pfalz gab «einer Genugtuung über die vom Reichskanzler Müller in Genf verlangte Räumung der besetzten Gebiete Ausdruck und bezeichnete die Räumung als dringendstes Erfordernis für die äußere und innere deutsche Freiheit. Es sei ein unwürdiger Zustand, daß ein Teil des deutschen Volkes als Faustpfand in Siegerhänden benutzt werde. Ein längeres Verweilen fremder Besahungsloldaten auf deutschem Boden sei eine schwere Gefahr für die Völkerverständigung. Ein Vertreter aus Aachen beklagte die Vermelschung der deutschen Erenzlande. in denen di« Erhaltung des Deutsch tums ein immer dringender werdendes Erforder nis nationaler Wörde und nationalen Ansehens lei. Das deutsche Reichsbanner sollte durch einen Massenaufmarsch in Aachen den Belgiern und Franken zeigen, daß die Republik keineswegs ohne Republikaner sei. Anschließend daran fand die Wahl des Bun desvorstandes statt, an besten Spitze wiederum Oberpräsident a. D. Hörsing gewählt wurde, dem u. a. die Bundesführer Höltermann, Dr. Krone. Ministerprästdent a. D. Stel ling und Reichstagsabgeordneter Lemmers als Stellvertreter beigegeben wurden. Ein Hoch auf die deutsche Republik und ihre Verfassung beendete die Tagung. Wie Frankreich «brüstet 1072 Millionen Frauken Mehrausgabe für militärisch« Zwecke Paris, 3. 10. In der Finanzkommission dar Kammer teilte dec Geiwralberichterstattec für den Haushalt mit, daß im allgemeinen das Gleich gewicht gewahrt sei und die Einnahmen die Aus gaben um 45 Millionen Franken übecltiegen. Das Anwachsen de- 'Ausgaben um rund 2780 Millio nen Franken gegenüber 1928 sei in der Haupt sache auf die Steigerung der militärischen Aus gaben um 1072 Millionen Franken zurückzu führen. Die Einnahmen Frankreichs aus denk Dawesplan seien mit einer Milliarde Franken in die laufenden Einnahmen eingestellt. Er bejahtet die Berechtigung der Einsetzung dieses Betrages, da kein Grund vorhanden sei, dem französischen Steuerzahler diese Erleichterung seiner eigenen Lail zu versagen. Auch England und die Ver einigten Staaten sähen in ihren laufenden Bud- geleinnahmen die Sieträge vor, die sie non Frank reich auf Grund der interalliierten Schuldenab kommen erhielten. Die in das Budget einge setzte eine Milliarde aus dem Dawesplan ver blieben reichlich nach Abzug der an Amerika und England zu leistenden Beträge, der Kosten für den Unterhalt dür Rhoinlandtruppen und dem Wiederaufbau dec während des Weltkrieges zerstörten Gebiete. Strafverfahren gegen HSlmann Berlin, 2. 10. Nach einer Meldung des „Berliner Tageblattes" aus Hamburg hat di« Staatsanwaltschaft Hamburg wegen der zu ihrer Kenntnis gelangten Unterschlagungen und Betrü gereien in der Kommunistischen Partei das Ver fahren gegen Thälmann und drei Genossen ein geleitet. Thälmann hat sich, wie bereits gemeldet, zur Zeit in Moskau vor dem Untersuchungsausschuß dec Kommintern zu verantworten. Es wird ihm oorgeworfen, von den Unterschlagungen des Hamburger Genossen Witthöft gewußt zu haben, ohne die zuständigen Parteistellen daraus auf merksam zu machen. Wei Wmse der WmsWWM helmwehren Gegen den marxistisch-» Terror Wien, 3. 10. Die Gerücht«, daß die Herm wehrführer Steidl und Pfriemer mit den Wiener Behörden verhandelt haben, entsprechen nicht den Tatsachen. Die Bundesführung der österreichischen Selbstschutzoerbände hat am Dienstag zwei Kund gebungen erlassen. Die eine sagt u. a.: Welche Zwischenfälle auch immer eintreten mögen, di« österreichische Heimwehr macht für alles Kom mende die sozialdemokratische Parteileitung ver antwortlich, die diesmal die gleiche Taktik ein schlägt, wie am 15. Juli, die zu Brandstiftung und Plünderungen geführt hat. Wenn er sich erweist, daß der sozialdemokratische Terror trotz des Verbotes der Kundgebung zum Angriff schreitet, und d«r Angriff durch die Staatsgewalt nicht zurückgewiesen werden kann, oann werden sich die Heimwehren selbst der gefährdeten Staats autorität annehmen. Wenn die Verbände Opfer erleiden müßten, dann wollen sie diese auch nicht umsonst gebracht haben. Die andere Kundgebung ist ein Aufruf an die Heimwehrverbände leibst. Darin heißt es: Die Kundgebung soll zeigen, daß die ganze Heimat wehr hinter den Demonstranten von Wiener Neu stadt steht und bereit ist. ü b c r a l l in Oester reich den marxistischen Terror zu brechen. Wiener Neustadt ist die erste Etappe in dielen: Tam«. k o kl F k L 6 dlQ . tz V F 7 Urheberrechtsschutz r.urch Ve lag Oskar Meister, Werdau Sa. 20 Nachdruck verboten Also gingen sie zu Fuß. Wortlos und in sich gekehrt. Ms sie durch Molenvled waren, bog Kara links ab. „Warum gehen wir nicht über die große Brücke." fragte Traute. „Weil der Weg näher ist, Nonna, zum Militär- Hospital." „Zum Militär " „Ja, dort findet Ihr den, den Ihr lieb habt. Zu Hause wird kaum jemand sein." „Wo ist mein Mann?" Kara zuckte die Schultern. Dann sagte er: „Im Lolino will er angerusen werden, wenn man ihn i braucht. Er kommt nur nachts nach Hause." „Und die Babu?" „Die — — die war noch nicht zurück, als ich weaging." „Wo mar sie?" Er setzte zum Sprechen an. Er stockte und schluckte. Es ging nicht. Da schwieg er. „Wo war sie, Kara? Reden! Wo ist die Babu?" Mit Widerstreben nur antwortete er: „Beim Ambtenaar." Trautes Schritt wurde schwer. Die Füße waren wie scägck'ebt am Boden. Ihre Augen weiteten sich. Ahnung stieg in ihr auf. „Beim Ambtenaar," wiederholte sie. „Beim Amb was wie denn? Um Gottes millen! — Was tut sie denn beim Staatsan walt?" Feierlich ernst antwortete der Inder: „Nichts ist zufällig! Alles was ist: Tag und Nacht, Glück und Unglück. Freude und Leid, Leben und Tod, alles, Nonna, hat eineUrsache. Krankheit auch." „Und die Babu ?" „— — ist die Ursache." Gehetzt und in namenloser Angst: „Wie denn, Kara, wie?" „Wie auf Java üblich." „Vergiftet?" „Ja." Da wankte Traute und drohte zu stürzen. Kara stützte sie. Die Javaner huschten an ihnen vor bei. Auch vor dem Schmerz noch lächelten ihre Gesichter. Am Waterlooplein verhielt Kara den Schritt. Er rang mit sich, kämpfte und überwandt sich. Jetzt kam das Hincinführen ins Leid. Es war so schwer. Zögernd sagte er: „Nonna — wollt Ihr hinaufgehen? Hier ist das Hospital." Wortlos nickte Traute. „So kommt! Es ist ein schwerer Weg! Er wäre Euch leichter, wenn Ihr meines Glaubens wäret." Da stand Traute still und noch bevor sie fragen konnte, kam die Ergänzung: „Nichts ist nichts und alles ist nichts! Am Ende ist der Anfang. Mer gläubigen Menschen Sehnsucht ist ein seliges Nirwana." „Ka—ra — —?!" Der umfaßte die Frau schweigend mit einem Blick tiefsten Mitleids und heiligster Liebe. „Er ist tot?!" Da senkte er den Kopf auf die Brust. „Sein Körper," sagte er leise. Und ein gellender Schrei „Tot!" hallte über den Waterlooplern. Für einen Augenblick hemmte er jede Bewe gung, löschte alles Denken aus. Selbst die braunen Gesichter, die nur zu lächeln verstanden, waren im Schreck erstarrt. Und eine Frau lief, rannte, jagte die Straße hinunter. Heim! Und eine andere Fran stand an der Garten-! pforte dieses Heimes und starrte in den Himmel,! Cie war beim. Ambtenaar gewesen, das zweite Mal schon, war überschüttet worden mit Fragen — hatte geschwiegen und gelächelt. Da hatte man sie gehen lassen, wie das erste Mal auch. Sie kannte das. Kein Baum stürzte mit einem Schlag. Beim dritten Male erst pflegten sie alles zu wissen. Dann fand man den Weg nicht wieder heim. Jetzt erwartete sie den, für den sie tat, was sie getan, der aber sie trotzdem nicht gestreichelt hatte, nicht ans die Knie genommen, und nicht geküßt! Er sollte ihr raten nnd helfen und kam nicht. Er ließ sie allein. Geistesabwesend blickte sie immer noch zu den Wolken auf, die dunkel waren, tief über der Erde hingen, sich schoben, drängten, stießen nnd drohend zusammenballten. ! Sie sah nichts nnd hörte nichts und schien er-' starrt und stand,. wo sie stand. - Und anch dieser Fran war bitter weh ums i Herz. So sah Trante die Babu, als sie daherrannte! — stehenblieb — sich reckte — weiterlkef, un-; kenntlich und unerkennbar denen, die sie kannten., Von Schmerz entstellt, von Wut verzerrt. Das schwarze Haar zerzaust, in wirren Strähnen über der Stirn, mit wahnsinnig geweiteten Angen,. offenem Munde, aus dem die keuchende Brust pfeifenden Atem preßte, mit verkrampften Hän den, der Mänade gleich, langte sie an. Und die Hände hoben sich, tasteten vor, faßten zu. j Wie Glieder einer Kette umfaßten eiskalte, Finger der Babu Hals, fühlten Widerstand, > krallten sich ein, drückten — fest — fester — noch. mehr, mit unheimlicher Kraft. Ein gurgelnder Laut entrang sich der umklam-! merten Kehle. Das war Haß! Ein unhemmbarer, lodernder, brennender Haß, d>r seines Werkes waltete. „Stirb," gelte es der Babn in die Seele, „Stirb," gellte es ihr ins Gewissen, „Stirb" und immer wiedo:'„Stirb". Da ließ langsam der Widerstand nach, den« Traute gefühlt. Ms ob eine Uhr stehen bleiben wollte, so war das: Tick --- tack. Wieder: Tick tack, nur kangsanier, feiner. Und noch einmal ganz leise: Tick — tack. Dann war es vorbei! Kara, der Traute gefolgt war — im strömen den Regen durch die menschenleeren Straßen — nicht langsamer, nicht schneller als sie durch Molenvled oemngen, fand Herrin und Dienerin reglos am Boden. Er sah der Babu blaurotes Gesicht, die starren Augen, den offenen Mund imd die Male am Hals. Da wußte er, was ihr geschehen war. „Jedes Tier hat eine Seele, du hattest keine," sagte er und itieß sie mit dem Fuße beiseite. Er beugte sich über die Herrin. Er lauschte. Er hörte das Herz schlagen. Da nahm er sie auf die Arm« und trug sie den Weg zurück, den sie gekommen. Nun lag die Nonna besinnungslos in dem gleichen Hause, in dem ihr kleiner Liebling tot lag. Normanns Tod und die Rache der Mutter, di« so ganz verschieden war von der heimtückischen Vergeltung, die man auf Java übte, hatte di« Kolonie in beispiellose Erregung versetzt. Es gab kein Haus und kerne Hütte, in der „der Fast" nicht Tagesgespräch war. , Niemand verdammte die Frau, selbst die Ja vaner nicht. Nur die hohe Behörde war in einiger Verlegenheit, wie sie die Sache vor dem heiligen Gesetz nnd dem Ctaatsgewisscu zu regeln und zu formulieren habe. Da war es Dr. Boos gewesen, der den Büro kraten auf die Sprünge geholfen hatte. Er hatte alle Aerzte des Hospitals zusammengerufen, auch die dort studierenden Javaner und hatte eine Sektion vorgenommen. Den Befund hatte er von jedem einzelnen feststelle», niederschreiben und unterschreiben lassen. Diese zwcümddreißia Erklärungen hatte er „den Herron der Intel ligenz", wie er sie nannte, unter die Nase ge halten. (Fortsetzung folgt.)
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