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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 18.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192809182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-18
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
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Beilage zum Fraukenbe» ger Tageblatt Nr. 21t» Dienstag, den 18. September 1928 *>7. IaiNt-aua Silbersuchsparasiten Von Prioatdozent Dr. Sprehn, Tierseucheninstitut der Universität Leipzig. Die Silberfuchszucht, die sich i» Deutschland seit Anfang des letzten Jahrzehnts aus den ersten Anfängen heraus zu einer beachtlichen Höhe cnt> wickelt hat, wird durch eine Reihe van Krank" Keiten, die das wertvolle Zuchtmaterial befallen tonnen, dauernd gefährdet. Weitaus die meisten aller überhaupt vorkom- chonden ssuchsnartig auftretenden Erkrankungen find parasitärer Natur, das heisst: als Erreger kommen Schmarotzer in Frage. Sie ernähren sich tzuf Kosten ihrer Wirte und scheiden meist auch Koch schädliche Stoffe aus, die in das Blut der Befallenen Tiere gelangen und hier ihre Wir kung entfalten (Blutarmut-Anämie). Je nachdem Sih dieser Schmarotzer unterscheidet man Ekto parasiten, die auf der Körperoberfläche ihrer Wirtstier« leben, und Endoparasiten, die kn den Inneren Organon vegetieren. Zu den Ektoparasiten gehören durchweg Ver treter aus der Klasse der Gliederfüsster. Ein verhältnismäßig harmloser Schmarotzer dieser Art ist die häufig vorkommende deutsche Zecks, her Holzbock. Ernste Schäden werden von diesem Parasiten nur selten verursacht. Er ist auch leicht durch Betupfen mit etwas Oel oder Benzin zu entfernen. Mehr zu fürchten sind die kleinen zu der Gruppe der Spinnen gehörigen Milbrn, die km äußeren Gehörgang des Silberfuchses leben oder sich in die Haut de- Rumpfes einbohrsn und hier ihr Dasein fristen. Während die Zecke fast alle Haustiere und auch den Menschen befällt, Miben die zuletzt erwähnten „Räudemilben" auf bestimmte, meist nahe mit einander verwandte Tierarten beschränkt. So kommt zum Beispiel die Ohrmilbe de- Silberfuchses normalerweise Mr noch bei der Katze und dem Frettchen und kehr selten auch einmal beim Hunde vor, während die Ohrräude des Kaninchens von einer ganz anderen Art verursacht wird. Die Ohrmilbe des Silberfuchses ist zwar r.echt verbreitet, führt aber nicht immer zu der als „Ohrräude" bezeichnetem Krankheit. Selbst wenn dies der Fall ist, kann das betreffende Tier durch sachgeinätze Behand lung verhältnismäßig leicht von seinen Schma rotzern und damit auch von der Erkrankung be freit werden) Weiter gefürchteter sind die Näudsmilben des Silberfuchses, die sich in die Haut des Rumpfes einbohren und hier in kurzer Zeit das ganze Pelzmerk des Tieres entwerten können. Es kom men hier zwei Erreger in Frage, die von Mensch und Haustier gefürchtete Krätzenmilbe und die Äatzcnräudcmilbe, die auch beim Kaninchen para sitiert. Die durch beide Schmarotzer hervor gerufenen Krankheitserscheinungsn werden in der Medizin unter dem Namen „Sarcoptesräude" zu sammengefaßt. Da diese mikroskopisch kleinen Mil ben nicht leicht festzustellen sind, ist bei jedem Räudeverdacht die Zuziehung eures Tierarztes anzuraten, der die Diagnose sichern und eine geeignete Behandlung einleiten wird. Jede Sar- cople-räudc ist heute heilbar, und bei frühzeitiger Erkennung lassen sich größere Schäden vermeiden. Aus den Eingeweiden des Silberfuchses ist ein ganzes Heer von Endoparasiten bekannt, dir alle auch nur auszuzählen hier zu weit führen würde. Es seien nur einige für die deutsche Silberfuchszucht besonders wichtige Schmarotzer herausgegriffen. Sie gehören alle zu den Ein geweidewürmern und zwar zur Gruppe der Rundwürmer. Im Darm finden wir häufig den Fuchsspul wurm, einen drehrundeu, weißen, etwa acht Zentimeter langen Wurm, der auch im Hunde sehr häufig zu finden ist. Bei Welpen verursacht er nicht selten den Tod. Noch gefährlicher, vor allem auch für ältere Tiere, ist der im Dünndarm schmarotzende Hakenwurm de- Fuchses, der eben falls bei Hunden und Katzen zu finden ist. Er wird nur etwas mehr als einen Zentimeter lang, lebt aber nicht frei im Darm wie der Spul wurm, sondern heftet sich mit seiner Mundkapsek, die zu diesem Zweck scharfe schneidende Chitin platten trägt, an der Schleimhaut de; Darmes fest an. Die Anwesenheit dieser Schmarotzer bei einem Silberfuchs verrät sich durch Abmage rung des Tieres, Struppigkeit des Pelzes und Verdauungsstörungen (Durchfall, oft mit Blut vermischt). Zur Feststellung der Würmer beim lebenden Tier ist eine mikroskopische Untersuchung des Kotes notwendig, in dem man die Eier der Parasiten finden kann. Kranke Tiere lassen sich mit geeigneten Wurmmitteln von den Schma rotzern befreien. Da die im Kot vorhandenen Eier nach einer gewissen Entwicklung, die sie im Freien durchmachen, auch die Uebertraguna der Würmer auf neue Wirtstiere vermittel», ist zur Vorbeugung darauf zu achten, daß der abgesetzte Kot möglichst bald aus den Gehegen beseitigt und unschädlich gemacht wird. Eine andere Gruppe nicht weniger gefürchteter Rundwürmer schmarotzt in den Atmungsmegen des Silberfuchses. Auch hier kommen zwei Arten in Frage, der Haarlungenwurm de- Fuchse- und der schachtelhalmartige "Lungenwurm. Ein wirk lich wirksames Mittel gegen die Lungenwürmer ist leider bi- heute noch nicht bekannt, so daß hier die Hauptbekämpfung vorerst nur in der Vorbeugung besteht. Auch in diesem Fall ge langt die Wurmbrut mit dem Kot der Tiere ins Freie, daher ist besonders auf schnell: und restlose Beseitigung des Kote- zu achten. Neben bei hat sich als sehr vorteilhaft eine geeignete, Behandlung des Gehegebodens mit chemischen Mitteln erwiesen, die in der Lage sind, die Wurmbrut im Erdboden abzutSten (z. B. mit Rohchloramin-Heyden 3 Prozent). Endlich sei noch ein Nundwurm erwähnt, der in der Harnblase des Silberfuchses schmarotzt und auch schwere Krankheiten, ja den Tod seines Wirtstieres verursachen kann. Es ist dies der Zarnblasenwurm des Fuchses. Auch gegen diese Erkrankung fehlen noch geeignete Medikamente, und die Bekämpfung ist genau wie bei der Lun genwurmerkrankung im wesentlichen vorbeugen der Natur. Mrlich 3VM Blicher Von Karl Schodder ' In Deutschland wohnen die Dichter und Den ker. Hier wird jedes Problem geistig vertieft und gelöst, und immer findet sich jemand, der mindestens in einer Broschüre belangreiche An sichten darüber äußert. So geschieht es denn, daß in der Buchproduktion Deutschland an der Spitze aller Länder der Erde marschiert. Jähr lich erscheinen etwa 3000t) neue Bücher auf dem Markt, jeden Tag hundert neue Titel,- ein gro ßer Apparat ist errichtet, die gedruckte Geistes produktion statistisch-bibliographisch zu erfassen, und manche Bibliotheken bemühen sich, sie mög lichst vollständig zu sammeln und einer staunen den Nachwelt zu überliefern". Einer staunenden Nachwelt - denn schon der l Zeitgenosse fällt von einer Verwunderung in die andere, wenn er in einein der großen bibliogra- ifraphischen Nachschlagewerke blättert. Die ab seitigsten Gebiete der Wissenschaft und die Sehn süchte der Welt stellen sich ihm im Buchtitel vor. Was die Mitmenschen jauch'en läßt und trauern macht, die Freuden und Nöte de- Alltags liegen säuberlich geordnet, ausgebreitet vor den Augen jedermanns im Schlagwortregister der Biblio graphie. Müller, Friedrich, beschreibt mit tiefer Kennt nis auf 29 Seiten Oktavformat „Das Leben der Kaffern von der Geburt bis zum Tode", und dieser Titel könnte ein Symbol sein. Wer Rat und Hilfe braucht in vertraulichen Dingen, wendet sich zuerst an seinen Buchhänd ler. Der findet bestimmt, was im Augenblicke frommt. „Das MestoraMem. der 'eilbare Storch Bub oder Mädel »ach Wunsch", ist für 1,50 Mk. glänzend gelöst. Der Verfasser des Werkes „lieber die Geburtshilfe bei der Ziege" rechnet gewiß nicht mit so großer Leserschaft wie der Autor jenes Buches, das schlicht den Titel führt „Ncugcilt in der Kinderstube", doch im Untertitel sich zu Erläuterungen veranlaßt sieht: „Gedanken zur Anwendung der nengeistigen Praris de- Ein flüsterungen während des Schlafs, der seelischen Beeinflussung, der Stille und des plastische» Denkens zur Erziehung des Kindes und zur Ent faltung feiner Scelsnkräfte". Haben fie sich glücklich entfaltet, die Seelenkräfte, sind auch die Geisteskräfte geweckt: In den Sternen steht ge schrieben das „So sollst Du sein!" Fort mit der Eignungsprüfung und den psycho technischen Ver suchsreihen, „Die Astrologie als Forschungs methode für Berufseignung und Berufsaus sichten" kann es tausendmal besser! „Moderne Goldgruben, Nezeptbuch für die mo dernsten und gewinnbringendsten Spezialitäten" heißt ein Buch. Es ist bestimmt für jene, die schnell resth werden wollen, ist 300 Seiten stark und kostet 30 Mark. Bescheidenere Leute werde» sich begnüge» mit „Wie bewirbt »ran sich mit Erfolg uni offene Stellen?" Da kosten 95 Seite» nur eine Mark. Für das Doppelte aber weist ein ungenannter Autor den bequemsten Weg zu Reichtum und Macht: „Das Geheimnis des Glücks in der Liebe. Die Kunst, sich beim schönen Ge schlecht beliebt zu machen, seine Gnnst zu erla i< gen, ei» »ei hes Mädchen zu e obern nnglüc'li-- Liebe in glückliche zu verwandeln, und sich Treue seiner Auserwählie» zu sickern. Von »nem, der durch eine rcicbe Heirat sein Glück machte. 12. Auslage." Das ist — wcin de Himmel —- allerhand fürs Geld. Der alte ehrliche Knigge tritt heute in mo dernem Gewände auf: „Wegweiser des gute» Tons! Die im In- und Auslande geltenden Ge setze für taktvolles Verhalten, gute Manieren, Tischmaniecen, korrekte Kleidung, anständige Ge wohnheiten im öffentlichen, gesellschaftlichen und privaten Leben, nebst einem Anhang über das Servieren". Ganz neusachlich führt ein g'eiches Buch den kurz und bündigen Titel „Kavalier und Dame." „Der Fleck muß raus! Ein Scha"- kästlein erprobter und bewährter Mille! jeder Ari' ist leider nicht vollständig: es sagt nicht, wie man moralische Flecken entfernt. Doch darübe braucht niemand zu verzweifeln: die „Gebrauchsanwei sung für magische und okkulte Räucherungen" gibt über diese- Gebiet erschöpfende Auskunft. Liebcsbriessteller gibt es zu Hunderten, Traum bücher kann man sich nach Geschmack und Nei gung aussuchen: ägyptische, persische, indische und psychoanalytische. Aber nur ein Mal erscheint in der Bibliographie der Titel „Prologe und Ansprachen zum Jubiläum einer Hebamme". Nicht aufzuzählen sind dis Kalender und Liederbücher für die verschiedensten Stände und Berufs, Welt anschauungen und Parteien. Kalender für Mo- nisten und Schornsteinfeger, Liederbücher für Stenographen und Seeleute nennt das Verzeich nis. Ganze Klassiker sind in stenographischer Schrift gedruckt, und über Therese von Kon nersreuth erschien zuerst eine Broschüre in eng- liicher Sprache. Ueber „Die Wildrinder im alte» Mesopotamien" läßt sich tiefgründig ein Orien talist aus, „Das letzte einsame Molekül in der Hochpotenz" besingt schwärmerisch ein ganz mo derner Dr.-ing. „Verpfuschte Männer! Wodurch wurden sie es?", fragt herausfordernd eine Bro schüre, und eine andere gibt Antwort: „Die an dauernde gewohnheitsmäßige Stuhlverstopfung!" Verzage nicht auf dem Krankenbett! Die „Kli nischen 'Sonette" tragen auf dein Krankenlager die Kunst. „Triumphierende Sterbebetten" leh ren dich, daß alles Fleisch vergeht wie Heu, und voll innerer Stärke wählst du aus dem Rat geber für Grabinschriften" den Vers, der deine sterbliche Hülle decken soll. Denn wie heißt der Werbespruch der Buch händler? -: Bücher sind Freunde! Bücher sind Gefährten! ZUM NddLMk im „Tageblatt" bestimmte Schriftstücke, sowohl Anzeigen, wie auch redaktionelle Manuskripte, wolle man nur einseitig beschreiben, um Irr tümern vorzubcugen. Verlag des Franlenderger Tageblattes Mv'm Lst tto' ß tlrheberrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau Sa. 7 Nachdruck verboten Diese Absicht hatte auch dis Schwester der Di rektorin, die vor kurzem erst ihren Man» ver loren hatte und augenblicklich im Hause des Schwagers Freistatt genoß. Für kurze Zeit nur! Auch ein Ire ist eine Brite, und ein Brite kann seine Schwägerin nicht arbeiten lassen. Um sie durchzufüttern, war er nicht großzügig genug. Ihm saß das Herz in der Tasche. Er liebte keinen Ballast, schon gar nicht, wenn er Geld kostete. Und Lilawatis Tage waren gezählt. Das wußte sie. Ihr Hoffnungsankec war der große Sahib, der mit Frau und Kind die „Staats gemächer" bewohnte und dessen Herz nicht in der Tasche saß, sondern da, wo es hingehörte. Soviel hatte sie beim ersten Hinsche» erkannt, und deshalb ging sie im rotseidene» Sarong mit einer Pandanusblüte km schwarze» Haar und bediente Mac im Zsnana — dem Frauengemach — mit der zierlichen Grazie, dis der Hindufrau «igon ist und mit dem geheimnisvollen Lächeln, das sie so gut kleidet. Aber es war einer im Hause, der ging wie «in Panther auf lautlosen Sohlen, und seine dunklen, von müden Lidern tiefbeschattetcn Augen, die ewig zu träumen schienen, sahen scharf. Kara? „Nonna," sagte er zu Traute. „Sahib dankt lange." „Wieso? Was ist mit meinem Mannr?" „Er trinkt Tee im Zsnana des Hauses." „Na - und ?" „Schatten liegen auf Euerm Weg." „Deutlicher, Kara! Ich verstehe nicht." „Ich kenne die, die ihn bedient," antwortete der Inder, und es klang, als ob er zu sich selber rede: „Sie hat einen klingenden Namen. Lilawati heißt sie. Sie ist so schlecht wie ihr Name klangvoll ist. Sie ist grausam wie Durga. Man Hüfte sie verbrennen sollen. Aber sie ist schön! Buddha, der Erleuchtete, muß sie ge kannt haben, als er also sprach: „Doppelt denkt das Weib — das ist dem Man» bekannt, Vierfach aber ist bei Weibern der Verstand, Sechsfach ist der Trieb, zu wahren ihre» Willen, Achtfach ist der Wunsch, die Liebeslust zu stillen." Wo, Herrin, lebt der Mann, so er kein Hei liger ist, der über der Schönheit eines Weibes nicht willig und gern ihre Seele vergäße. Hüte! Euch, Nonna, vor Lilawati." „Rufe den Herrn!" Das schnitt durch das Zimmer wie ein Peit schenhieb. Und Kara ging. Nach wenigen Minuten schon kam er mit Mac zurück, öffnete die Tür, verneigte sich, ließ ihn ein, schloß und setzte sich, wie einmal schon, mit untergeschlagenen Beinen und verschränkte» Armen draußen vor den Eingang. Mac fühlte sich durch Trautes Rus in seiner Herrenwürde gekränkt. Er war denkbar schlech tester Laune und herrschte sie an: „Was fällt dir ein, mich rufen zu lassen! Ich verbitte mir dergleichen!" Traute sah groß zu ihm aus. Ihre Augen flammten. „Auch noch," antwortete sie. „Mac Leod, der beleidigte Gott! Das muß vorbei sein, mein Lieber. Ich sehe, daß hierorts zu vielen Göt tern gebetet wird." „Was soll das heißen?" „Wenn du es nicht verstehst, kann ich es nicht ändern. Ich will dich aber gefragt haben: Soll es nie anders werden zwischen dir und mir? Willst du ewig der Sklave deiner Leidenschaften bleiben? Willst du mich immer nur zurücksetzen, und soll mein Leben nur ein einziges Verzeihen- müssen sein?" „Du sprichst in Rätseln, Kleines. Ich bemühe mick-, dir eine Dienerin für Java zu gewinnen und du machst mir Vorhaltungen." „Meine Dienerin engagiere ich selbst. Deine Bemühungen sind unnötig. Aus die Dame Lila wati verzichte ich!" „Dame Lilawati?! — Woher weißt du?" „Genug — ich weiß und mag nicht!" „Du kennst fie nicht." „Es genügt mir zu wissen, daß du sie k:nnst, uni sie abzulehnen." Mac machte große Augen. Mar das seine träumende Traute, die sich bisher hatte leiten lassen wie ein Schäfchen? War das sein „kleines" siebzehnjähriges Frau chen, das noch vor Monate» ein Kind war? Begann sie sich aufzurichten und Gestalt anzu- nchme», die bisher nur ein Schatte» war? War es die Sonne, die das kühle, nordische Blut er wärmte od^r war es die Mystik des Orients, die ihren Geist anregte und ihre Seele wachküßte? Bestimmt war etwas Neues und Fremdes in ihr. Und das hatte den Anschein, als ob es ihm unangenehm werden wollte. Er wollte auf der Hut sein. Seine Auge» verengerten sich zu einem schmalen Spalt, als er die Worte herausstieß: „Da hat dieses Aas von ein-m Inder wieder spioniert." „Nichts hat er," entgegnete Traute. „Ich habe ihn gefragt, und er hatte zu antworten. Dein Ali hätte wahrscheinlich geschwiegen." „Hm," machte Mac, „wir werde» ihn ja los, den Hindu, in diesen Tagen." Seelenruhig erwiderte sie: „Das ist ei» Irr tum, Mac. Der Hindu geht mit nach Java." „Macias?" Das konnte Mac nicht fasse». „Mas tut der Hindu?" „Er geht mit »ach Java. Ich habe ihn enga giert." „Und ich schmeiße ihn hinaus," brüllte er. Mit einem Satz war er an der Tür und riß sie auf. „Reinkommen!" schrie er den Inder an. Kara erschien. Ihm war kein Wort der Unter redung entgangen. Er wußte, was ihn erwar tete, und sein gebeugter Körper straffte sich. Ge rade aufgerichtet stand er vor Mac. Er war ge nau so groß wie dieser. Die Braue» waren hoch in die Stirn gezogen. Die großen schwarzen Augen blickten furchtlos, gerade und frei. „Wieviel bekommst du von mir?" fragte Mac. „Nichts, Herr," sagte der Inder. „Rede keinen Blödsinn! Ihr arbeitet hier wohl zum Vergnügen? Ich brauche dich nicht mehr, also muß ich dich abfinden. Was habe ich zu zahlen?" „Sahib haben nichts zu zahle». Kara hat nichts für ihn tun können. Sahibs Boy ist Ali. Kara will keine Geschenkt. Er steht in der Herrin Diensten." Mac lachte schallend auf. „Rindvieh," sagt- e , und Traute ergriff die von Kara geschaffene Gelegenheit. „Richtig! Daran hatte mein Mann nicht ge pocht!" wendete sie sich an ihm. „Die Europäer bhren Vereinbarungen und die Sillen des Lande . Die Angelegenheit ist erledigt." — Und in ganz anderem Tone fuhr sie fort: „Kara, wann geht der nächste Dampfer nach Batavia?" „Morgen 10 Uhr, Herrin." Sie reichte ihm ihre Börse. „Bereiten Sie unsere Abreise vor. Karlen be sitzen wir. Besorge» Sie, was sonst »och nötig ist." Und wieder tat der Inder die gleiche Frage wie vor Tagen: „Für wieviel Personen, Nonna?" „Für vier." „Zwei Erwachsene, ein Kind, und ein Diener?" fragte er zurück. Tie Herrin bejahte und Kara ging. Und vor dem starken Willen seiner Gatti» beugte sich Hauptmmin Mac Leod zum ersten Male, seit er sie kannte. Ein drohendes Wetter batte sich verzogen. 3. In Weltevredrn, dem Stadtteil von Batavia, in welchem vorzugsweise die Europäer wohnen, stand inmitten eines Gartens ein Haus. Mas heißt ein Haus? Auf einem Steinsockel ein Brefterboden. darauf Wände und auf diese» das Dach, das ist auf Java ein Haus. Anders wo würde man das Halle nenne» oder auch — noch anders. Und ein solches Haus stand in jenem Garten. Eine Veranda zierte es, wie alle Häuser da unten. Die Wände waren große Schiebe fenster, versenkbar und nur nachts geschlossen. In diesem Hause wohnte der Koninglich nee- derlandscbe Hauptmann Mac Leod mit seiner Frau, seinem Söhnchen Normann, dem Djongcs Kara und der Babu Siti. Das war die Köchin und Magd. Dann zählte noch ein Soldat zum Hausstand des Hauptmanns, der war Bursche, kam früh aus der Kaserne und ging abends dahin zurück. Kara nannte ihn „den Wecker", weil seine vor nehmste Tätigkeit darin bestand, den tzauptman» frühmorgens wachzurüftcln. Tas war, so leich! c- sich hinspricht, in der Regel eine tzeidenarbekl. Bei ihrer Verrichtung hörte man Stöhne», Schimpfen und Fluchen. Regelmäßig sing des halb in Weltevreden der Tag mit einem Gott- verdimmich an und der sehr saubere Wecker in seiner grasgrüne» Laubs, ofchumform war schon vor Sonnenaufgang ein Schweinekerl und ein Viech. (Fortsetzung folgt.)
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