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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192809085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280908
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-08
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
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f Beilage zuni Fvankenbevgev Tageblatt Nr. SIL Sonnabend, den 8. September 1V28 ^7. Jahr; ai»g Genie der Menschlichkeit. Zu Leo Tolstois 100. Geburtstag am 9. September. „Genie der Menschlichkeit" — so hat einmal Maxim Gorki den Grafen Leo Tolstoi, den großen russischem Dichter, dessen Geburtstag sich nunmehr zum hundertsten Male Khrt, gemannt — und ihm damit den schönsten Ehrentitel ver- liech«», den Menschen überhaupt an Menschen z» vergeben. And ein Genie der Menschlichkeit ist Leo Tolstoi in Wrchrheit gewesen, mit allen wolkenübertürmenden Gipfeln^ Ober auch mit allen Schlünden, Abgründen und Unvollkommen, hette«, von denen nun einmal nichts Staubgeborenes frei ist. Welch ein Leben! Geboren auf dem Gute Jasnaja Poljana inmitten fürstlichen Reichtums, Herr über zahl- HH« Seelen, thronend auf den Höhen des Daseins — das ist Tolstois Anfang. Einer der Großen Rußlands! Man braucht nicht zu arbeiten — das besorgt di« Heerschar der Leibeigenen, di« für den Herrn front und die Mittel aus harten Abgaben hevettzustellen hat, einem einzelnen ein Leben in Saus und Kraus zu ermöglichen. Und dieses Leben in Saus und Braus führt Leo Graf Tolstoi, der die für sein« Zeit und seine Ge sellschaftsschicht typische Karriere eines Gardeoffiziers oknfchlSgt, redlich. Gelage wechselt mit Gelage, die Spiel- «bende, da die TausendruLetscheine auf den Tisch fliegen und »oa Hand zu Hand wechsel«, di« sensationslüsternen Nerven auf- zupcitschen, jagen sich,' dazwischen Weibergeschichten, Jagden, Tollheften aller Art — man hat keine Sorgen, man ist riesigen Reichtums unbeschränkter Herr, und man hat einen eisernen Körper, dem man Strapatzen und Ausschweifungen aller Art zumuten kann, ohne daß man ein Nachlassen seiner Kräfte verspSrt. Die« Leben dauert bis zum Jahre 1856, in dem Taffioi fmnen Abschied nimmt. Er heiratet, er zieht sich auf Hein ererbtes Gut zurück, Kinder werden geboren, man führt !mm das Leben eines russischen Familienvaters und Groß- Grundbesitzers — festlich rauscht die Zeit dahin, man inspiziert die Bauern, treibt den Zins ein. . . nicht allzu hart, gewiß nichr, aber doch nachdrücklich und ohne „weichliche" Mitleids regungen, so, wie es alle machen, und wie man es von seinen Vätern her gewöhnt Ist. Freilich: ab und an kommt eine würgende Ungenügsamkeit über den Mann mit dem harten, grob- geschnittenen Bauerngesicht, in dem nur die Augen, klein, aber .gelegentlich aufblitzend wie Krater, scharf in der Möglichkeit des Erraffens und Durchdringens wie Adleraugen, von dem Chaos, aber auch von den sterngebärende» Möglichkeiten einer überlegenen Seele zeugen. Früh schon kannte Tolstoi solche Stunden, da ihm das Leben nicht mehr lieb war, da er die Sucht in sich aufbrausen fühlte, Schleier wegzureißen vor den Geheimnissen des Daseins und hinter den Vorhang zu schauen, um Antwort zu erhalten auf die große, ewige Frage: warum? Solche Stunden find es gewesen, die ihm früh schon di« Feder in die Hand zwangen und ihn sein Tagebuch führen lieben, Seiten voller Erkenntnis drang, Seiten voller Ungenügsamkeit, Seiten voller Anklagen gegen die eigene Lebensführung — die ihn früh znm Erzähler machten, einem Erzähler mit überwachenden Augen, wühlend in den geheimsten Gründen der menschlichen Seele, sich ein bohrend auch in das große Geheimnis Natur. Fast über Nacht, nnd gänzlich ungewollt und unerahnt, kommt, vermittelt durch die ersten Bücher, der Ruhm. Dann, zur Ruh gekommen in der Familie, schläft auf lange Jahre die ewige llngenügsamkeit, der Zweifel am eigenen Ich —: in diesen Jahren allein ist Tolstoi wahrhaft glücklich, zufrieden in sich, ausgeglichen. In Liesen Jahren entstehen seine großen, «ntendenziösen Werke, die ihm zu europäischem Ruf verhelfen, entsteht vor allem das gewaltige Prosaepos „Krieg und Frieden" und seine unvergänglich schöne „Anna Kareni a", entstehen eine Fülle von Erzählungen aus dem russischen Land- und Bauern leben, darinnen etwas rauscht von dem ewigen Naturmythos, gleich gewaltig und faszinierend, gleichermaßen ein Eigenlebens führend wie in den Epen Homers. Die Jahre gehen und gehen, die Kinder werden größer,! kein Mißton stört das patriarchalische Leben auf Jasnaja Poljana. Man schreibt, man empfängt Besucher aus aller Herren Länder, die gekommen sind, den „großen" Tolstoi zu sehen, man reitet über die Weite der eigenen Felder, man stählt immer mehr seinen stählernen Leib — so kann es gehend Lis ins hundertste Jahr in Glück und Frieden und Genügsam-, !t«it und über Nacht ist alles aus! Es gibt kein' «besonderes Ereignis in dem Leben Tolstois, das die große Kon-' Aversion dieses Menschen, von der wir alle wissen, hervorgernfen «hätte. Vielleicht ist es eine leichte Krankheit gewesen, ein fast unmerkbares vorübergehendes Nachlassen der Kraft, di« diesen! Mann überstürzte mit jähen Ahnungen eines Sterbens und also ' mit der mahnend dröhnenden Frage —: was dann?! führtest ' du dein Leben, das du nun schwinden spürtest, recht?! Genug —: fast über Nacht ergreift Tolstoi ein unbeschrcib- ! kicher Ekel vor diesem genügsamen Dasein, so wie er es bisher ' geführt, und mit dem ganzen verbissenen Elan, der unter» gründische» Wut seiner Bauernnatur stürzt er sich auf das eine,' ! an das sich noch jeder klammerte, der jäh in sich selbst den Halt ! verlor —: auf Gott! Nicht auf den Gott der Bibel! Der i scheint ihm von den christlichen Kirchen verfälscht und zum Zerrbild geworden — er rusts hinaus in alle Welt und wird ! dafür exkommuniziert! Nicht der Gott des Staates, das heißt der Beherrschenden und Besitzenden, gegen die er fortan einen erbitterten Krieg führt! Nein: cs ist der Gott der dumpfen russischen Bauern, wie sie ihn dumpf erahnen im Nebel, der über den Steppen liegt, erahnen im Wachsen und Sterben des Getreides und der ganzen Natur, den sie im Blute spüren,' und Ler ihnen so groß und fern nnd unfaßbar erscheint, daß kein Gedanke des Grübelns sich an ihn herantraut —: man kann, Gott nicht denken; man kann ihn nur fühlen und —' glauben! Das ist fortan der Halt, an den sich der gewan delte Tolstoi klammert! Dem Gebot dieses Gottes will er fortan folgen! Was befiehlt dieser Gott? Tu ab all deinen > irdischen Besitz nnd komm zu mir — dorthin, wo allein ich, bin —: in die Einsamkeit! Also überträgt Tolstoi all sein. Ver mögen, all seine Liegenschaften und Besitztümer an seine Familie; er will fortan besitzlos sein, so. wie es jeder einfache Bauer ist. Er lebt wie ein Bauer —: kleidet sich in rauhe Leinwand, schläft auf hartem Lager, schlägt sich selbst sein Holz, arbeitet härter als ein Tagelöhner — und häuft daneben Schrift auf Schrift, in der er sein neues Wissen, seine Lehre propagiert, in der er immer wieder sich wie der Sünder größter ! an die eigene Brust schlägt, in der er all« Vergehen seines bis-« > herigen Lebens fanatisch heraushenlt, in der er alles verurteilt,! was ihm bisher lieb und wert war —: Besitz, Luxus, Kunsts das eigene Schaffen, die Musik, alle Kultur („Kreuzersonate",! s „Auferstehung", „Beichte" usw.) ... es gilt nur eins: zu werden wie die Aermsten der Armen, auf daß wieder Verstehen, und Liebe der Menschen untereinander in die Welt kommt u»Lj j sie auf diesem Wege endlich wieder cmporgeführt wird zu Gott. Löst sich aber Tolstoi nun wirklich von allem, was er be feindet? Flüchtet er wirklich, Aermster der Armen, in die Ein- samkeit, Gott im Wehen des Windes zu suchen? Nein; und daß er es nicht tut, daß er es nicht kann, das ist fortan die große Tragik, die des alternden Tolstoi Leben durchblutet.! Er wohnt weiter in Jasnaja Poljana, er bettet sich weiter in die weiche Wärme feiner Familie, er besitzt zwar selbst nichts m«hr, aber seine Familie besitzt es. und er nimmt teil daran, um den Seinen nicht weh zu tun. Wohl brechen Konflikte in der Familie aus, Konflikte schwerster Art. Die Hölle ist los, ein jedes Mal, sobald Tolstoi Anstalten macht, nun wirklich getreu seiner Lehre zu handeln — fortzugehen, der Einsamkeit zu, entblößt von allem, was die Welt Besitz nennt. Dann droht die Gattin mit Selbstmord, dir Kinder stellen sich gegen den Vater — Chaos rauscht über und in Jasnaja Poljana — und ein jedes Mal läßt sich Tolstoi den sonst so harten Willen brechen. Er fühlt sich mit Schmach überhäuft —: er hat cr- ! könnt und handelt nicht danach; er predigt der Welt, nnd di« Welt fragt mit Recht höhnisch zurück: schön — aber wo ist .dein Beispiel, du großer Prophet? — Jahrzehnte und Jahr zehnte geht dieser furchtbare Gewissenskonflikt ... — bis endlich der Zwciundachtzigjährige. dicht vor dem Sterben, doch noch die große, erlösende Geste findet —: bei Nacht und Nebel, ohne Hab und Gut entflieht er seinem Heim, wagt den ent scheidenden Schritt ins Unbekannte, in die Armut, in die Raumlosigkeit, in das Nichts! Er nimmt einen falschen Namen an, besteigt, Unbekannter unter Unbekannten, die Bahn . . . aber er kommt nicht weit. Man erkennt ihn; man umsichert ihn, schon auf der Fahrt. Dazu rütteln Fieberschauer den Greis — in Astapowo ist die Fahrt bereits zuende. Schwer krank trägt man Tolstoi aus dem Zug, bettet ihn in das kleine Wohngebäude des Stationsvorstehers — heute längst ein Wall fahrtsort für ganz Rußland —, die Angehörigen kommen, um stehen sein Bett ... er erkennt sie schon nicht mehr. Am 20. November 1910 schließt er für immer die Augen, haucht er die Seele aus, die ewig auf der Wallfahrt gewesen nach dem wahren Menschentum, und die sich noch im Sterben de» Mut ! abzwang, der jeden Willen und jede Lehre heiligt —: den Mut« ! Izur Entscheidung, den Opfermut gänzlichen Verzichts. j Das schöne Antlitz. Die letzten Geheimnisse der Fraucnschönheit. Morgens und abends gibt es vor dem Spiegel eine kritische« Generalprobe, ein unerbittliches Examen; daneben existiert« dann noch die Wage als Prüferin und, ja, natürlich, der Friseur und — der Freund oder Mann. Und alle sollen für die Frau die brennende Frage entscheiden: schön oder häßlich !(Sein oder Nichtsein!) . . . Also eine Eitelkeitsangelegenheit,' eine spezifisch« Frauenschwäche, dies Suchen nach Schönheit. Es sind verschiedene Einstellungen möglich, immer vom männlichen Standpunkt gesehen, denn nur für ihn geht dieser Wettkampf der Frau, zu gefallen. Regelmäßige Züge, schön- «gewachsenc Körper pflegen wir als schön zu betrachten, nnd eine gewisse Kategorie Menschen sieht nur solche Frauen als schön an, die diesen strengsten Anforderungen an vollendet ge bildete nnd regelmäßig geformten Züge» und Gestalt genügen.' Ein besonderes Urteil aber für solche ästhetischen Betrachtungen« hat immer der Künstler nnd insbesondere der Maler, der di«' letzten Geheimnisse der Frauenschönheit mit wissenden Auge»! erkennt. Nun hat ein prominenter Maler sich kürzlich ein-, gehend über diese seine Anschauungen in puncto Schönheit' geäußert, die aber in bedeutsamer Weise zu den üblichen U»- «schauungen im Gegensatz stehen. Für de» Künstler, so behauptet er, wird niemals die Symmetrie eines Fraueugcsichtes auf die Dauer reizvoll sein, weil Liese sehr bald langweilig wird; sondern interessant, weil wechselnd zu verschiedenster Wirkung, ist allein das unsym metrische Gesicht. Den» immer ist cs erst der Ausdruck,! find cs die Bewegungen, das Mienenspiel, die selbst dem schönsten Gesicht die eigentliche Note geben, und ohn« diese Attribute bleibt selbst das herrlichste Antlitz nichts als eine puppenhafte und leere Maske. Wenn eine der Augenbrauen vollendet geschwungen ist, die andere aber unregelmäßig ver-' läuft, so kann gerade diese Unregelmäßigkeit das Anziehende des Gesichts bedeuten, die stärkere Wirkung ausiibt als die künstliche Retouche des Ausrasicrcns nnd regelmässige» Nach schminkens. Der Portraitist ist überzeugt, daß eine erfahrene Fran diese Nuancen weiß und klug genug ist, um eine Un regelmäßigkeit zu entschleiern und zn betonen, statt sie zu ver bergen. Viele berühmte Schönheiten sind besonders lockend und .reizvoll, weil eines ihrer Augenlider schwer hinunterhängt und dadurch ihrem Gesicht einen schwermütigen Anblick verleiht, mit dem die vitale Leuchtkraft des anderen Auges pikant kon trastiert. Und der Schnitt des Mundes! Wie unnötig, wie falsch für Frauen, di« einen unregelmäßigen Mund haben, der >,gerade durch seine belebte Veränderlichkeit alle Männer ent- izückt, sich etwa ein kleines Pnppenmäulchen anzuschminke», film wieviel anmutiger wirkt das Lächeln eines unregelmässigen «Mundes, weil dadurch eine interessante Beseeltheit des Gesichtes erreicht wird, während ein symmetrisch ,geformter Mund durch« «in Lächeln verzerrt wird und gekünstelt wirkt. Will man de» Malcraugen glauben, so beruht des Weibes Reiz nicht in Ausgeglichenheit und auf dem Edclmaß der Züge, sondern weit eher in den winzigen Disharmonien, die der Frau Pikanterie verleihen, Charme und Grazie, drei Attribute, deren Vorhandensein erst eine schöne Fran wirklich begehrenswert ^machen. Nicht Puppengesichter und Mannequinkörper wecken »die Variante» und Nuancen, geben einer Fran die Nole! Nicht Schönheit nur, sonder» Persönlichkeit ist Trumpf! Ein Monstrum. Ei» Musterbeispiel für das berüchtigte Amtsdeutsch wurde in diesen Tagen durch eine n«ue Verordnung der Anwalts kammer illustriert, die einen wahren Schlangensatz darstelli: „Aushebung des Paragrah 3 der Geschäftsordnung der An waltskammer und sein« Ersetzung durch andere Bestimmungen, inhalts deren die Mitglieder des Vorstandes »ach absoluter Stimmenmehrheit durch geheime und schriftliche Abstimmung gewählt werden, der Vorstand einen Wahlleiter ernennt, der Wahlleiter zwei Kammermitglieder als Beisitzer beruft, die mit ihm den Wahlausschuß bilden, bei dem Wahllciter spätestens anr 30. Tage vor Beginn der Wahlzeit Wahlvorschläge ein- zureichcn sind, deren jeder von mindestens 50 Kammermit- glicdern unterschrieben sein muß, der Wahlleiter spätestens am 10. Tage vor Beginn der Mahlzeit die Liste der in den ord nungsmäßigen Wahlvorschlügen genannten Bewerber in alpha- betischcr Reihenfolge bekanntzugeben hat, die Wahl an drei bis fünf aufeinanderfolgenden Wochentagen von 9 bis 12 Uhr vor mittags in den Anwaltszimmern der drei Landgerichte und des Kann; Gerichts durch persönliche, Abgabe der alphabetischen Liste (in Briefumschlägen mit Siegel der Kammer) erfolgt, wobei di« List« durch Streichung oder Eintragung von Namen zu verändern ist, daß sie nicht mehr Namen enthält, als Vor standssitze zu besetzen sind, für jedes Wahllokal die erforderliche Zahl von Wahlvorständen zu berufen ist, über d«n Wahlvorgang jedes Wahltages in jedem Wahllokal ein Protokoll aufzuneh men ist, nach Schluß der Wahlzeit di« Wahlprotokolle nebst Umschlägen und Stimmzetteln dem Wahlausschuß übermittelt werden, letzterer das Ergebnis der Wahlen feststellt und jed«s Kammermitglied, das unentschuldigt an der Wahl nicht teil- nimmt, mit einer Buße in Höhe des laufenden vierteljährlichen Kammerbeitrages, mindestens aber in Höh« von 10 Marl belegt wird." Um diese Verordnung zu begreifen, wär« die Einführung einer Philologenkommissio» vorzuschlagen, di« di«s«s Satzes Windungen fachgemäß zerlegt und ihn eventuell als herrlich« Grammatikübung für Satzzergliederung in das offizielle Unters richtsbuch, den Mensing, alsinimmt. MkohoNsmus in Sowjet-Nußlanö. ' In Moskau wurde eine Gesellschaft zur Bekämpfung de» Alkoholismiis gegründet. Bucharin nannte in seinem einleiten den Referat folgende Zahlen über das Wachstum des Alkohol konsums in Sowjetrußland: Im Jahre 1923/2-1 wurden in der USSR. nur 800 000 Hektoliter Alkohol ausgelrunken, im Jahre 1924/25 waren e» bereits 4 Millionen Hektoliter, im Jahre 1925/26 20 Millionen und im Jahre 1926/27 31 Millionen Hektoliter; im ganzen Hal Lie Bevölkerung Sowjetrußlands im Jahr« 1926 für 2 Mil liarden Mark Alkohol konsumiert. Der GolStransport öer Panzerautos. Geldtransporte sind immer eine gefahrvolle Angelegenheit, u:«d Uebcrfälle auf Vankbot«» oder Geldbriesträger sind so häufig, daß die Banken stets mit ganz besonderen Vorsichtsmaß regeln arbeiten, wenn sie größere Summen transportieren. Immerhin sind unsere europäische» Sicherheiten »och harmlos, wenn man ihnen amerikanische Berichte gegenüberstellt. Einos der größten New Parker Bankhäuser ist in diesen Tagen in eine» neuerbauten Palast übergesiedelt und war also gezwungen, den Bestand an Gold und Papiergeld in das neue! Gebäude zu überführen. Obgleich die Entfernung der Häuser mir eine ganz geringe ist, etwa fünf Minuten im Gehen, hat man tagelang Vorsichtsmaßregeln getroffen, um etwaige räuberische Angriffe abzuwchren. Achtzehn Panzerautos, aus deren jedem fünf bis an die Zähn« bewaffnete Wächter hockten, waren die Begleitgarde des kostbaren Transportes, obgleich das Geld nur in einem der Autos verstaut war. Die Wächter führten geladene Maschinengewehre und Gasbomben mit sich, der Weg war polizeilich abgespcrrt und das Publikum fern gehalte» — nach drei Wochen aber war das Werk getan, und die so behüteten Gelder liegen nun wieder geruhig in den Sases des neuen Vankgebändes. wie ein firaberscheich Europa erlebt... Es ist immer interessant, die Impressionen exotischer Per sönlichkeiten festzustcllen, wenn sie ihr« orientalische Heimat für einige Zeit mit Europa vertauschen, um di« Fremde kenne» zu lernen und das Abenteuerliche anderer Lebensformen und Anschauungen zu erleben. I» diesen Tagen besuchte der arabische Scheich Mohammed ben Ali die französische Hauptstadt, und ein Interviewer nahm Gelegenheit, ihn über die Besonder heiten zu befragen, die ihm in Paris und überhaupt in Europa aufgefallen wären. Die Auskünfte, die der Araber bereitwillig erteilte, kritisieren in richtiger Weise manche Eigen heiten unserer europäischen Lebensformen, die recht reform bedürftig sind. Besonders fiel dem Scheich Lie Unart auf, daß er auf der Straße von allen Menschen angegafft wurde, und zwar nicht nur vom Volk oder Kindern, sonder» in der gleichen schamlosen und ausdringlichen Weise in Lnxusrestaurants. Er ist der Meinung, daß sich seine Landsleute den Weißen gegenüber bedeutend zurückhaltender und taktvoller benehmen. Auch die Formen unseres Tanzes wirken für ihn sehr sonderbar, weil er sich einen „Bauchtanz zu zweien" nicht vorstellcn kann. — in Arabien tanzt man solche Tänze nur einzeln, und die Männer würden sich weigern, derartige Tänze auszuführen. Die Frauen Europas scheinen Mohammed wenig achtenswert, und er ist ungalant genug, zu urteilen, daß der freie Umgang der Ge, schlechter zu eine Nichtachtung der Frau hcrbeiführte. Auch -er starke Nachtverkehr mißfällt ihm, ans hygienischen Grün den. Er kann nicht begreifen, zu welcher Zeit eigentlich Europäer schlafen, wenn jede Nacht die Vergnügungsetaülissc- ments mit Menschen überfüllt sind. Aber neben diese» ue.-atiocn Eindrücken gibt es für ihn auch sehr viel positive. Co die Regelung des Straßenverkehrs und die Baumallcen und Anlagen inmitten der Seincstadt. Und dann die nächtliche Lichtreklame, die Himmclsschrift. die Ladenauslagen, das alles hat dem arabischen Gast imponiert. Aber dennoch möchte er nicht immer in Paris leben, weil ihn Las Tempo zu sehr ermüdet. Und die Schlußworte seiner Ein drücke gipfeln i» dem alten Wort, daß die Heimat doch das Beste ist, auch wenn die Fremde das Abenteuer bringt un- neues Erleben . . .
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