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» c e r i b n g Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage znm Frankenberger Tageblatt M. 73 koantas. den 8. September ms rvnm - Nachdruck verboten 27 sen war, hatte« die Eltern es sich au»b«imgen) . Urheberrechtsschutz durch Verlag von Oskar Meist« in Werdau. SonnLagsbetrachtung Philipp« 3,12: „Nicht dah ich 's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei. Ich jage ihm aber nach, ob ich 's auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christus Jesus ergriffen bin." Das heißt: wir sollen nach menschlicher Vollkommenheit streben. Nicht etwa „Streber" sollen wir sein! Nur das wir uns bewußt werden: Christen sind zu Höherem berufen, und deshalb spllen sie es erstreben. Also — wir dürfen streben und wir müssen streben. t. r t. t. .i. Leben! Leben! Durch den stillen, dunklen Wald Geht ein ahnmrgsvolles Rauschen, Wie ein heimlich Liebetauschen, Das im Herzen widerhallt.- Selige Sommer-Mondesnacht, Fern die Welt mit ihrem Jagen, Wie aus längstvergang'nen Tagen Kommt die Ruhe, lind und sacht. Doch so lang Du W erwacht Auf der lebsnstrunkmen Erde — Spürest Du ein ewig Werde — Einstmals kommt die lange Nacht . , . . Ueberall ein Reifen, Beben, Ringen, Werben, jäh Umfangen, Sehnen, Glühen, lechzend Bangen. Sieh' das ist das heiße Leben! Raste, um mit neuem Mut Heimzukehren in das Leben, Augen hell zu kühnem Streben, Herzen weit und frisch das Blut. Nütz' die Zeit im Nehmen, Esben. Herbst folgt auf des Sommers Pracht; Einmal hier nur Dir sie lacht. Lieben, Schaffen, das ist Lebe»! Ludwig Heilh Der Apostel meint: Gott hat das Lhrijtenledm zu einer Sache heiligen Strebens gemacht; Streben ist Gnade; das Ziel ab« heißt christliche Vollkommenheit. Vollkommen bin ich, sagt Paulus, wenn Christus in mir «scheint und Gestalt gewinnt, wenn mein Leben durchdrungen ist von sein« Gott» seligkeit, Liebe, Treue, Reinheit. Freilich aus eigener Kraft vermag ich das Ziel nicht zu erreichen, ebenso wenig wie jemand ohne erfahrene», geübten Führ« einen Berg im Hochgebirge zu ersteigen im Stande ist. Allein, ich bin von Christus ergriffen: in d« Taufe, durch christliche Erziehung; bei jeder Predigt und Abend mahlsfeier ist Er mir nahe; Er streckt seine Hand nach mkr aus, hilft mir, hält mich; und Er ist ein freundlicher, starker» weiser, opferfreudiger Führer, wie es keinen anderen gidl. Allerdings, je mehr mich Jesu^ erfaßt, desto klarer kommt mirs zum Bewutßsein, wie weit der Weg noch ist bis hin zu ihm. Darum wird das Streben zur heiligen Pflicht. Weil das leuchtende Ziel und die helfende Hano und der große Abstand mir deutlich werden, deshalb mutz ich streben. Was gehört dazu? Paulus führt es in den folgenden Versen aus: „Ich vngesse, was dahinten ist." Manch« denkt als Pharisäer an die Stunde seiner Bekehrung- „Ich danke dir Gott, daß ich nicht bin wie andre Menschen!" Mam ch« pocht selbstzufrieden und selbstgefällig auf seine christliche Erfahrung. Dadurch wird aber nur jede- wahre Borwärts- strebon gehemmt! „Ich strecke mich nach dem, das vorne ist." Also das Ziel fest ins Auge fassen und dann sein ganzes Wesen und Leben darauf emsteklsn; nichts sagen, was nicht wahr, nichts tun, was nicht gut, nichts anseben und anhören; was nicht recht ist; -nicht folgen, wem oie Sünde lockt, nicht gehen, wohin das Last« fühtt, nicht bkÄbs», wo Jesus fehlt! So strebt man nach christlich« Volkkomnrenhött. Das sollen wir alle, und darin wollen wir einander Helsen und fördern. Denn niemand ist so stark und fest und reich, daß er von anderen sich abschlietzen, den einigenden Mittelpuntt aller Gemeinschaft übersehen, des Austausches und ch« An lehnung entraten könnte. Darum: in notwendigen Dingen Einheit, in zweifelhaften Freiheit, in allen aber liebend« Dulden ! Gott lasse uns Ihm zum Preise werden / Pflanzen der Gerechtigkeit, / die wohl wachsen hi« auf Erden, / ab« für die Ewigkeit! Sch- Lache «azarro Roman von I. Schnetder-Foerstl Als der Baron am Abend nach Hauff kam, empfing ihn der Kommerzienrat mit den Worten: „Der Mörder ist gefunden!" Und da Hettingens Augen stimmen, begannen, fuhr er rasch weiter: „Es ist ein Franzose, der seine Frau bis hierher verfolgt hat. Das Paar war erst zwei Monate verheiratet, was das junge Weib nicht hinderte, mit einem anderen hierher zu flüchten. Die Rache des Gatten hat sie aber doch ereilt. Er hat sich selbst gestellt. Der Staats anwalt ist der Meinung, daß er nicht einmal allzu hart Diebow freute sich maßlos über das schwache Lächeln, das über Hettingens Gesicht glitt. ' Es war doch immerhin etwas. Er würde schon Sorge tragen, daß der arme Mensch so bald als möglich wieder in die alte Fasson kam. Ms Hettingen am andern Frühmorgen an der Baustelle erschien, erwartete ihn eine große Ueberraschung: die drei hundert Arbeiter standen in Reih und Glied, und er mußte wie ein General die ganze Front abschreiten, um jede einzelne Hand, die sich ihm entgegenstreckte, drücken zu können. Am Schachteingang aber hing ein Riesentransparent von Grün umraymt, mit einem „Willkommen" in der Mitte. Stumm, ohne ein Wort sagen zu können, wandte er den Leuten für eine Minute den Rücken. Der Vorarbeiter trat rasch auf ihn zu und zog den Hut: „Herr Oberingenieur, seit gestern ist etwas Wasser ein- gedrungen! Wir werden pumpen müssen." „Jal Ich werde sofort selber nachsehen." Das war Hettingens Wiedereintritt in seine Tätigkeit. Mit glücklich zufriedenem Ausdruck sah Jankes ihm nach, wie er mit einigen der Arbeit« in der gähnenden Höhle des bestraft werden wird." Hettingen biß die Zähne in die Unterlippe. Ohne jede Erwiderung ging er aus dem Zimmer. Wochen gingen dahin! Eine reihte sich an die andere. Leichter Frost setzte ein, der jedoch den ForMaug der Arbeit nicht hinderte. Joachim wollt« erst nach Wien fahren, um das Fest mit der Mutter gemeinsam zu begehen, aber er fürchtete, daß da» kaum Vernarbt« wird« von neuem ausbrechen würde, und blieb in Bellinzona. Er sah dem Christabend mit einer fürchterlichen Depreffirm entgegen. Me sehr doch da« Herz an dem Althergebrachten hing. Es war das erstemal, dah er das Fest allein beging fern der Heimat. Auch wenn er in früher«, Fahr« ans Reifen aewes -