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1. Beilage znn» Frankenberger Tageblatt Nr ÄOc» Tonuabend, den I. September IV28 ^7. ^iahrgan^ Das Geld liegt auf der Straße... Da» Geld liegt auf der Straße! —: alter Satz, der ewig neu und ewig wahr bleibt, obgleich wir, in unserer heutigen schweren Zeit, diese Tatsache nur allzu sehr zu be- Pveifrln geneigt sind. Selbstverständlich ist das nicht so gemeint,' daß man nun nur seinen Blick ständig in die verschiedenen Rinn steine am Wege zu halten braucht, um diverse Banknotenbündel zu fdrden, di« einen für alle Zeiten der Sorg« um das tägliche Brot entheben. Aber in anderer Hinsicht — da ernährt di« btt ah« sehr wohl ihren Mann — und zwar bedeutend besser, ms der Laie in jedem Falle anzunehmen gneigt ist. - Boransbedingung ist natürlich dl« Straße der Großstadt. Da sitzt der Bettler, scheu gegen eine Mauer gedrückt, stumm spm Eebreft den Passanten weisend. Auch einer von denen. Lenen das Leben nur seine Schattenseite weist — denkt der Paffant und wirst ein« kleine Gabe in den alten Filzhut neben dem Mann. Manchmal — manchmal ist das Bedauern auch tzer«chts«rtigt. Aber was sagt man dazu, wenn man hört, daß iin dem einen oder andern Fall diese „armen" Bettler ein Ber- mögen a« ihrem Leib« verborgen tragen — ein Vermögen, das Khnen die Straße geschenkt, ohne daß sie anderes zu tun brauchten,' als zu warien und es aufzuheben? Erst letzthin wieder hat man in Paris einen solchen Mann festgenommen, der sich nach der Sistierung bei der Leibesvisitation als ein wahrer wan» delnder Kassenschrank entpuppte. Zehntausende von Franke» bargen seine Taschen,' in seinen Schuhen schleppte er, Kl» ei« Mann, der die Stärke und die Sicherheit der einzelnen Valuten sehr wohl abzuschätzen vermochte, einige tausend Dollar mit herum; der Hut war ausgelegt mit Hundertlirescheincn; «ngkische Pfunde waren in das Futter seines Rockes eingenäht. And diesem Manne hat man nicht etwa eine verbrecherische Handlung nachweis«« können, als deren Ertrag man dann diese Reichtümer einzuschätzen hätte. Man mußte ihm schon glauben, Hatz di« Unsumme, die er mit sich herumschleppte, lediglich zu- ^mmengeflossen war aus „milden Gaben" — Reichtum von der Straße aufgelesen. Und das ist absolut nicht ein vereinzelt da stehender Fall. Vor einigen Jahren wurde auf Anzeige hin Kin in Lumpen gekleideter alter Mann in Berlin festgenommcn, her allabendlich in der Kurfürstendammgegend mit kläglicher Stimme di« Passanten anflehte, ihn doch vor dem Verhungern zu retten —: der Mann war in Wirklichkeit mehrfacher Haus besitzer und hatte uirter falschem Namen eine beträchtliche Summ« auf der Deutschen Bank! Ein Kapitel für sich ist der sogenannte „fliegende Händler". Auch ihm wird kein Mensch ein rosiges Dasein zuschreiben. Und doch: auch hier können gelegentlich glänzend« Verdienste eingeheimst werden, So beobachte man einmal in der Reichshauptstadt bei irgendwelchen festlichen Gelegenheiten, an denen die ganze Stadt teilnimmt, jene Leut«, die auf den Straßen Broschüren und Programme verkaufen . . . Um ein Beispiel zu nennen —: im vergangenen Jahre kam zu Hinden burgs Geburtstag in vielen Tausenden von Exemplaren eine „Hindcnburg-Festbroschüre" in den Handel, di« von den „flie genden Händlern" in Massen auf den Straßen verkauft wurde. Solch ein Heft kostete 20 Pfennig. Von diesem Preis erhielt der Unternehmer, in dresem Fall der Drucker, ganze 5 Pfennige — die restlichen 15 Pfennig flossen in die Tasche des Händlers. Von manchen dieser Leute sind an den zwei Festtagen schlecht ^geschätzt auf diese Weile, sag« und schreibe, 500 Mark und dar über verdient worden! Aehnlich ist es den Händlern gegangen, hie Fähnchen zu verkaufen hatten. An einem solchen Artikel irverden zweihundert und mehr Prozent von dem Händler ver ¬ dient — gewiß ein Geschäft, um das ihn jeder Kaufman» be neiden wird! Zeitungshändler auf der Straße — mein Gott, was kann solch «in Mann schon verdienen, wird man denken. Gemach! —: kürzlich ist in Liverpool eine alte Zeitungsverkäu ferin gestorben; sie hinterließ ein Barvermögen von 2b OM Mark! Und gar die Z e i t ung s st ä n d e auf der Straße . . . Da gibt es beispielsweise in Portsmouth, also in einer mittleren i Provinzstadt, einen derartiges, Straßenstand, der seinem Inhaber i nachgewiesenermaßen über 20 000 Mark im Jahr einbringt! Wer j möchte da nicht tauschen? In den Weltstädten sind diese Ein- ! nahmen natürlich noch bedeutend höher. So kannte man in § London in der Nähe eines Bahnhofs einen Zeitungsstand, der i im Tag durchschnittlich 380 Mark brachte. Aus bautechnischen ! Gründen sollte eines Tages dieser Stand entfernt werden. Be- - greiflich, daß sein Besitzer sich mit Händen und Füßen gegen s diesen Raub an seiner Existenz sträubte. Er strengte eine» Prozeß gegen die Stadtverwaltung an, den er verlor. Wert des Objekt«s: 200 000 Goldmark.! —: soviel war ein „lumpiger" Zcitungsstand in London wert . . . Ueberhaupt g«rade die Zei tungsbuden an den großen Bahnhöfe» . . . Man hat festgestellt, daß hier Summen zwischen 20- und 40 000 Mark im Jahr — j nicht etwa umgesetzt, sondern verdient werden! ! Weiter: die sogenannten „Kaffeeklappen" der Eroß- ' stadt, Buden, an den Straßen errichtet, in denen an Arbeiter und dergleichen Passanten zu billigem Preis heißer Kaffe ver kauft wird. Psenniggcschüft, wie? Aber hundert Pfennig machen eine Mark — und manche dieser Kaffeeklappen auf diese i Weise ein Vermögen im Jahr! Aus London berichtet man, daß nachgewiesenermaßen einige Inhaber solcher „Klappen" im Durchschnitt zährlich ungefähr 30 000 Mark einnehmen. Betreibt also ein findiger Unternehmer diese Sache im Großen — und es gibt deren mehr, als man denkt —: das heißt, sichert er sich in verschiedenen Städten mehrere solcher einträglichen Stände, in die er seine Leut« setzt, so verdient solch ein Mann jährlich die Zinsen von einigen Millionen Kapital, ohne auch nur mit dem Finger zu schnippen. Aber der Straßenkehrer — der doch wenigstens ist «in Zeit seines Lebens armer Mann? Dem sei das Beispiel jenes Straßenkehrers entgegengehalten, der viele Jahre in Spring-Garden stand und den Spaziergängern mit einem Schwung seines Besens den Weg säuberte. Der Mann hat ein Vermögen hinterlassen können — allerdings dank eines eigen artigen Tricks, den er anwandte. Die meisten der Spazier gänger pflegten dem Mann ein kleines Trinkgeld zu reichen. Aber der seltsame Kauz legte Wert darauf, seine Arbeit selbst zu taxieren, und zwar für jeden Passanten auf nicht mehr als eine» halb Penny. Gab man ihm mehr, so zückte er stolz sein« Börse und „gab heraus". Natürlich sprach sich das alsbald herum, so daß di« meisten Leute ihn, allein schon deshalb Geld in die Hand drückten, um sich mit eigenen Augen von dem merk würdigen Ehrcnkodex des braven Straßenkehrers zu überzeugen, Das Resultat? —: ein Vermögen, auf der Straße verdient im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Beispiele ließen sich noch zahlreich vermehren —: so um die Figur eines populären englischen Stiefelputzers, der jedes Jahr 20 000 Mark eimümmt. Nur denke man nun nicht, es gäbe nichts Besseres zu tun, um zu Eelde zu kommen, als tatsächlich „auf die Straße" zu gehen. Es ist auch hier, wie in allen andern Dingen des Lebens —: de: ein« Waffrs, wo Hundert andere nichts erreichen . . . man muß es halt ver- itchen: auch dies — das Geld auf der Straße zu finden ... j Das ererbte Talent... ... Ist Berufstalent vererbbar? Schon oft hat diese Frage di« Wissenschaft beschäftigt, ohne daß man bis heut« rechte Nlacheit darüber gewonnen hätte. Meist war man sogar geneigt, sie zu verneinen —: »ran entsann sich der vielen Falles da Gerries der Dichtkunst, der Musik und dergleichen höchst Mittelmäßige Söhne hinterließen, in denen kein kleinster Funke brannte von dem Feuer, das ein Gott im Busen des Vaters entzündet. Aber waren nicht diesen Fällen auch zahlreiche ent gegengesetzte Beispiele gcgenüberzustellen? Man entsann sich dann g«rn der Familie Vach — dem großen Ahnherrn entsprossen ganze Generationen tüchtiger Musiker, von denen di« eine und di« andere Persönlichkeit immerhin den Durchschnitt beträchtlich überragte. Aber heißt, auf das Genie die Frage anzuwenden,' nicht das Problem verkehren und verfälschen? Genie wird immer eine Ausnahmeerscheinung darstellen — wie steht es aber mit dem guten Durchschnitt an menschlicher Befähigung — mit -er Vererbbarkeit „bürgerlicher" Berufsneigungen und Berufs- italente? r ' t Mit dieser Frage hat sich seit längerem der Leiter der sLignungsstelle beim Landesarbeitsamt Berlin, Hellmuth Bogen,' beschäfigt. Auf Grund seiner langjährigen Erfahrungen ist er Dun durchaus geneigt, zu behaupten, daß, unter erkennbaren be stimmten Bedingungen, eine Vererbung der Bernfsneigung sehr wohl stattfindet. Um ein Beispiel anzufiihren —: Bogen hatte einen Jugend lichen vor sich, dessen brennender Wunsch dahin ging, Schiffs- Herz«! oder Schiffskoch zu werden . . ., alles überragte bei dem Jungen der Drang zur Ferne, zum Abenteuer, zunr Unbekannt e»2 Woher sind diese Neigungen entstanden? Sie lagen schon früh in ihm; seit er lesen kann, geht sein Interesse zu den aben teuerlichen Geschichten «i»«s Jules Verne, eines Karl May' Also lediglich Anregung durch Lektüre? Aber doch auch dev Drang gerade zu solchem „Lesefutter" muß irgendwie üc« gründet sein. Worin ist der Trieb verwurzelt? - Man fragt in der Familie nach. Man erhält folgende! Resultat«: Der Junge hat einen Großonkel, dem er auf ein Haar gleicht —: auch «in lebhafter Lockenkopf in seiner Jugend! mit vorwärtsstohender Phantasie! Dieser Großonkel, dessciv Bruder und ^dessen Söhne find alle im Ausland. Alle wählten ste ihren Ausgangsberuf so, daß st« imstande waren, ohne gros^ Geldmittel leichtlich ihrem Drang zur Ferne Genüg« zu tun.' Aber auch der Großvater hat lang« Wanderzeiten und Wander-, führten hinter sich, wennschon er seit langem fest auf der Scholl« sitzt als Bauer, zu welcher Seßhaftigkeit ihn weit mehr die Verhältnisse — Ehe, Kinder usw. — trieben, als die eigene Sehnsucht. ! k' Es scheint also in der ganzen Familie eine Veranlagung zu j Berufen zu liegen, die ihnen Bewegungsfreiheit verschaffen und ' ihnen die Möglichkeit gewähren, die ersehnte Ferne mit allen Fiebern und Fasern auszukosten. I t Das bedeutet nun, daß. wenn eine Familie Halbwegs rein ! durchgezüchtet ist in ihrer körperlich-seelischen Sigenart, der ' Berufserfolg mit ziemlicher Sicherheit dann gegeben ist, wenn ! diejenigen Mitglieder, die Träger der Familieneigenart sind, in der Berufsrichtung ihrer Vorfuhren verbleiben. Diese Tatsache ! dürfte in Zukunft vielleicht beachtliche Winke liefern für Familien, die einigermaßen ratlos vor der Berufswahl eines ihrer jugendlichen Angehörigen stehen. Awe? Weltmeister... In der Stadt der Grachten war während der Olympiade natürlich viel zu sehen, zu bestaunen, zu bewundern, zu be jubeln und zu beklagen — dort im Zeichen der fünf Ringe. Wo viele Menschen zusammenströmen und viel zu sehe» ist, da ist auch gewöhnlich viel zu — mausen. Solche Gelegenheit wird immer wahrgenommen. Mausen ist ein Sport, der »och. von feiner Sportbehörde anerkannt worden ist, weder von dem Ver band der Faustkämpfer, noch von dem Leichtathletikverban-, sehr zu Unrecht eigentlich, denn Mausen ist wirklich ein Sport, der vielseitige Ausbildung verlangt —: im Boren und im Schnell-, laufen zum Beispiel. Noch Hit keine andere Behörde als die Gerichtsbehörde sich für das Mausen zuständig ernannt. Viel leicht liegt das auch daran, daß Mausen kein Sport für Ama teure ist, sondern nur von Professionals ausgeübt werden kann!! , In Amsterdam waren also neben den vielen Amateuren auch manche Professionals dieser nicht anerkannten Sportsart anwesend. Manche amüsante Geschichten werden von diesem Olympiakämpfern erzählt, die höchstens in einem Polizeiberichtj erwähnt werden, und nach deren Ruhmestat niemals die Nationalhymne gesungen und die Landesflagge gehißt wurde...' nur der Fluch eines Opfers und der Gummiknüppel des Poli zisten tönte dumpf . V . Eine irettc Geschichte wurde in Amster damer Kreise» zuletzt über den Olympiasieger im Schwergewichts- boxen kolportiert, die erfunden zu sein scheint, aber die Hoch konjunktur für Taschendiebe auf der Olympiade trefflichst illustriert. Da saß der Boxmeister also in einen, Kaffeehaus,' als er plötzlich dringend zum Telephon gerufen wurde. Er legte feinen kostbaren, mit einer Elfenbeinkrücke verzierten Stock auf den.Tisch und daneben einen Zettel: „Dieser Stock gehört dem Olympiasieger in, Schwergewichtsboxen. Ich komme gleich zurück." Das sollte wohl die Langfinger abschrecken. Aber als, her Boxer zurllckkam, fand er seinen Stock dennoch nicht mehr vor, dafür aber einen anderen Zettel, auf dem geschrieben stand;! „Ihren Stock hat der Weltmeister im Schnellanf mitgenommen.' Gr kommt nicht zurück!" Na-io in üer Westentasche. Weu» man sich heut« mit einem eingesleischlen Jung- gesellen unterhält, der ja meist auch ein ebenso eingefleischter Radioamateur ist, kann um» am Schluß das ehrliche Bekenntnis hören: „Mein Radioapparat ist meine beste Freundin. Ich werde niemals heiraten." Vorher aber hat dieser Radiolieb haber viel mit „Wenn" und „Aber" um sich geworfen, hat tausend „Warum" entzündet und ebenso viele Verbesserungen propagiert. Warum z. B. ist das Radiogerät bei der riesen, haften Verbreitung immer noch so teuer und verhältnismäßig schwierig? Warum, so klagte er weiter, muß einem die Antenne dauernd den Spaß verderben? Warum, zum Donnerwetter noch mal, gibt es »och keinen Rundfunk ohne Antennen, einen Empfänger für die Westentasche, den man überall mitnchmen kann, so daß man sich stets von seiner besten Freundin begleitet und — wenn es nötig ist — auch getröstet weiß. Welch ei» Trost Lei geschäftlichem Aerger und in der Einsamkeit nach verbummelten Zuge, nach einer verregneten Lairdpartie! Welche moralischen, ethischen, sozialen und was weiß ich sonst noch für Fortschritte würde eine solche Erfindung im Gefolge haben. Wer würde sein« Langeweile noch mit den bösen Karten, etwa mit Sechsundsechzig oder Pokern, lotschlagen oder gar dem Hang zur Trunksucht nachgeben wollen, wenn er weiß, daß er, wo er auch geht und steht, Radio aus -er Westentasche hervorzaubern kann,' vielleicht gerade den Vortrag über die „Untrüglichen Güter der Ewigkeit", oder über die „Sittenverderbnis in Athen"? Wo ist der Empfänger für die Westentasche? So ruft der Radio- amateur mit Donnerstimme über den Ozean, über alle Erdteile. i Allen diesen Radioamateuren diene die Mitteilung zur Be ruhigung, zum Trost, zur Freude, daß der Empfänger für di« Westentasche schon im Kommen ist. Es wird nicht mehr lange dauern, dann haben wir ihn tatsächlich in unserer Westentasche und können moralisch«, soziale, ethische und was weiß ich noch für Fortschritte machen. Auf der Tagung des Deutschen Funk technischen Verbandes in Bremen hielt nämlich Professor Esau einen aufsehenerregenden Vortrag über die Ergebnisse seiner Versuche auf dem Gebiet ultrakurzer Wellen, nämlich Wellen von einer Länge von drei Metern und weniger. Es ist ihm geglückt, ohne Antenne mit normalen Rundfunkröhren als, Sender Entfernungen von 25 Kilometer und mehr mit Bruch teilen eines Watts zu überbrücken. Er hat einen Apparat kon struiert, der es ermöglicht, auf solchen kurzen Wellen Fern gespräche zu führen. Diese Erfindung bietet dem Rundfunk ganz neue Möglichkeiten. Der Apparat ist nicht größer als eine Zigarrenkiste, und man kann mit berechtigtem Optimismus schon von der Zeit sprechen, wo bei weiterer Vervollkommnung der Esauschen Forschungen und ihres technischen Ausbaues jeder Radioamatcur in der Westentasche einen Empfänger mit sich führt. Mit Apfelwein gelöscht. Feuer! Feuer! Der Nachtwächter blies in sein Horn. Der Glöckner eilte auf den Kirchturm und zog die Sturmglocke, die Männer sprangen aus den Betten in die Hosen, die Frauen 'jammerten und liefe» in Nachtjacken an die Fenster, vor die Haustüren . . . Feuer! Feuer! Schriller, näher, blechener blies der alte Nachtwächter, dumpfer, stöhnender klang die Sturm glocke auf, der Feuerschein über den Häusern wurde größer, röter, herrlicher . . . Mit Fluchen stürzten verschlafene Männer durch wild aufgcrissene Haustüren auf die Straße, hier, dort, hüben, drüben, Fragen gellten, Schreie dazwischen. Wo? . . . Wie? . . . Wer? . . . Hallo! Hallo!!! Das ganze Dörfchen war zu nachtschlafener Zeit einem Bienenschwarm zu vergleichen, der da summte und surrte, flog und flatterte, dem Feuer zu, dem roten Blühen, der flammenden Glut. Feuer! Feuer! Bei dem Ehepaar Dcrrennes! Das Haus brennt, die Ställe,' die Nachbarhäuser sind in Gefahr ... ö Das ist ein Nachlbild aus dem Dörfchen Saint-Nazaire in Frankreich. Man sagt, die Funken einer Lokomotive Hütten den Brand verursacht. Das Ehepaar Derrennes stand hände ringend vor ihren« brennenden Häuschen. Das nackte Leben gerettet. Aus dein Bette heraus geflüchtet. Als schon der Nachtwächter die Flamme«« aus dem Giebel schlagen sah. Als er ins Horn blies und die Sturmglocke heulte. Da sahen sie's erst, rochen's, spürten es sengend, flohen, halbnackt . . . Wie gut schlafen die Leute dort auf dem Land«. Arbeit macht müde. Nun aber war das ganze Dorf auf den Beinen. Die Feuerwehr kam angebraust, wenn «na» so sagen darf. Mit Voll dampf arbeitete die Spritze, pumpte das Wasser aus dem Teich. Aber nicht lange. Infolge der ausdauernden Dürre der letzten Zeit waren die Wasservorräte versiegt, die Feuerwehr stand plötzlich hilflos da. Das Haus mußte den Flammen über lassen werden, aber der Schuppen nebenan, der viele kostbare Maschinen barg, mußte wenigstens gerettet werden. Und man rettete ihn! Mai« löschte das Feuer mit — Apfelwein, der iin Nachbarhaus in großen Bottichen gelagert war. Das war ei» herrliches Löschen! Das Feuer betrank sich derart, daß «s müde wurde und einschlief. Es war sogar noch Wein übrig geblieben, mit dein am Morgen dann die Feuerwehr ihren Durst löschte . . . ,dr. mpth." Ein Titel, wie Sie sehen. Ein in Deutschland noch nie ver liehener. Dr. myth.? Was für «in Doktor, bitte? Ein Doktor der Mythologie also. Der erste Mann, dem dieser Titel zuteil wurde, ist der japanische Student Nabuhiro Matsumoto, den die philosophische Fakultät der Universität Paris aus Grund einer aufsehen-! erregenden Arbeit über die japanische Eötterlehre zum Dr. myth. ernannt«. Bemerkenswert ist noch, daß dkse Dissertation von dein Kandidaten nicht in japanischer, sondern in französischer Sprache geschrieben worden ist. In Dr. myth. Nabuhiro Mat sumoto ehrt das „untergchcnde Abendland" den Kulturpionier, des erwachenden Ostens.