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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 01.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192809016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-09
- Tag 1928-09-01
-
Monat
1928-09
-
Jahr
1928
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Das MtSliMSNIMN ML Sie AbrWML Gefahre» der Hintertreppendiplomatie. London, I. 9. (Funkspruch.) Erklärungen: Lord Cushenduns und des französischen Ma- rinemmisters Leygue zum englisch-französischen Flottsnüberernkommen, werden von den englischen Morgenblättern sehr begrüßt. Die „Times" ge ben der Hoffnung Ausdruck, daß die früherem falschen Behauptungen über die Natur des Ab- rvmmens nunmehr endgültig widerlegt seien. Es handele sich nach den Erklärungen Cushenduns nicht um ein Abkommen für eine Zusammen arbeit der beiden Flotten, sondern um eure vor läufige Uebereinkunft, die erst dann bindend« Straft erhalte, wenn sie von den Vertretern der Negierungen Japans, Italiens und der Ver einigten Staaten in der vorbereitenden Kom mission für die Abrüstungskonferenz angenommen worden sei. Der „Daily Telegr." bedauert, das; die gestrigen Erklärungen Lord Cushenduns sachlich noch viel hinter dem zurückblieben, ^was vom Quai d'Orsay in der letzten Woche über den Inhalt des Abkommens bekanntgegeben worden fei. Das Blatt fragt, was der Grund für diese Schlußsitzung >tzskhette»tagung Genf, 1. 9. In der Schlußsitzung des Na- tonalitätcnkongresses wurde eine Entschließung angenommen, in der dir lebhafte Billigung der Zusammenarbeit mit den verschiedenen internatio nalen Vereinigungen, insbesondere mit der Vül- kecbundsligcn-Union und zugleich der Wunsch nach einer erfolgreichen Fortsetzung dieser Arbeit, so wie der Zusammenarbeit unter den einzelen Min derheiten zum Ausdruck gebracht wird. Lebhaft begrüßt, hielt sodann der deutsche Abgeordnete in Estland, Rechtsanwalt Hasselblatt, einen tief- durchdachten Voitrag über NationaWätenkampf und Rechtsverschlechtcrung. Unduldsamkeit und die Inkraftsetzung staatlüher Gesetzgebung zum Zwecke der Unterdrückung der Minderheiten führen notwendig zu einer Nechtsverfchlechterung, die in Abweichung geschriebenen Rechts vom ange wandten Recht bestehe. Lin Volk, das sich daran gewöhnt, den in seinem Staatsgebiet wohnenden Minderheiten gegenüber Unrecht als Recht gelten zu lassen, gewöhne sich dann an das Unrecht. Aus dem Bericht des Sekretariats geht hervor, daß es sich weiter um die Organisation des Pressedienstes, um Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen, um die Aufrecht erhaltung der Beziehungen zwischen den einzelnen am Kongreß teilnehmenedn Gruppen und um die Herausgabe der KonferonzvervsseiitlichuINgsn be müht. In seiner Schlußansprache hob Präsident Dr. Wikfan hervor, daß die von der Tagung geübte Kritik an der Arbeit des Völkerbundes wegen der Neubesetzung des Minderheitensekre- tariats nicht allein im Interesse dec Minder heiten erhoben worden sek, sondern nicht zuletzt im Interesse des Völkerbundes selbst. Dr. Wilfan begrüßte die Anwesenheit der Vertreter des im vorigen Jahr ausgetretenen Verbandes der Min derheiten Deutschlands, die dirsmals als Presse vertreter mi der Tagung teiknahmm. Ter Prä sident schloß: „Was wir hier leisten, trägt im eigentlichsten Sinne zur Befriedung der Mensch heit bei, indem unsere Arbeit die europäische Kul tur, die ohne die Kultur der einzelnen Völker undenkbar ist, durch die Erhaltung wertvollster Einzelteile bereichert. Wir wollen die Welt bes ser verlassen, als mir sie oorgefundrn haben." Darauf wurde die Tagung für geschlossen erklärt. anhaltende Geheimniskrämerei sein könne. Dieses Gebaren sei besonders gefährlich in bezug auf Vie offenere Taktik der amerikanischen Diplomatie. Die liberalen „Daily News" bedauern, daß die Frage der ausgebildeten Landesreseroen bei den Erklärungen ganz unberücksichtigt gelassen morden sei. Die britische Regierung trage die Verant wortung für eine Haltung, die einer Zertrüm- menmg des Keklvggpaktes sehr nabekomme und eine ernste Herausforderung an die sehr verän derte Einstellung der Welt gegenüber der Hinter- treppendiplomaiie darstelke. Dec Weg zur Abrüstung frei? Paris, I. 9. (Funkspruch) Der „Malin" hat sich erneut an Marinemimster Leygue 'ge wandt, der ihm über den Anteil, den die beiden Admiralitäten bei Zustandekommen des Seeab- kommeus hatten, folgendes erklärte: Das Flotten kompromiß ist das gemeinsame Werk der beiden Admiralitäten, die an ihm mit dem gleichen Geiste der Versühnung und mit der gleichen Ueberzeugung gearbeitet haben. Ihre Einigung ließen das einzige Mißverständnis verschwinden, das.zwischen den beiden Ländern seit dem Kriege besteht und würde glücklichen Einfluß auf die spätere Arbeit der internationalen Konferenzen zur Rüstungsbeschränkung haben. Jetzt, da die Admiralitäten das technische Problem gelüst hät ten, hätten sie nichts mehr zu sagen. Die Re gierungen würden das endgültige Abkommen Durchführen (??). Kemal Mill König Werden London, 1.9. lFunkspruch.) In Konstantinopel einaegangens Mitteilungen aus Angora wollen wissen, daß Kemal Pascha beabsichtige, dem Beispiel Achmed Zogus zu folgen und sich zum König der Türkei proklamieren zu lasten. Kemal Pascha sollen zahlreiche Kundgebungen zngegangcn sein, die ihn dringend ersuchen, die Türk»i wieder in eine Mo narchie umzuwandeln. — Eine Vestätiaung dieses höchst unwahrscheinlichen Gerüchtes bleibt abzu warten. Kein Schritt Englands In Tirana London, 1. S. (Funkspruch.) Wie der „Morning Post" von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, ent- lvrcchen die Meldungen, nach denen d'e Mächte in Tirana im Zusammenhang mit der Umwandlung Albaniens in ein- Monarchie Vorstellungen erhoben haben, soweit Großbritannien genannt wurde, nicht den Tatsachen. Die Proklamation des Präsidenten zum König werde in London als eine innere An gelegenheit angesehen. Die englische Negierung erliiutert den Schritt in Sofia London, 1. 9. (Funkspru-b.) Die englische Re gierung hat nach dem diplomatischen Korrespon denten de« „Daily Telegraph" an verschiedene Mächte eine wettere Note gerichtet, in der der Zweck des englischen Schrittes in Sofia am 10. August erläutert wird. Die erste Note in dieser Angelegenheit stammte vom 3. August und war an die italienische Regierung gerichtet, die zur Teil nahme an diesem Schritt eingeladen worden war. Rom hatte damals seine Ablehnung näher begründet. Berhastung Rossis Basel, 1. 9. Die Verhaftung des früheren italienischen Pressechefs Rossi in Campione am Luganer See hat in Tessin große Erregung hervorgerufen, und zwar namentlich wegen ihrer zunächst noch ungeklärten Begleitumstände. Es dürfte nämlich feststehen, daß Rossi, der sich seit einigen Monaten unter falschen Namen in Lugano aufhiekt, italienischen Spitzeln ins Garn gegangen ist. In einem dluto, mir dem Rvsfi mit einer jungen Dame, die in ^lürkkichkeit eine Polizei- ageirtin war, eine Spc^iersahrt unternahm, wurde er mich der italienischen Enklave Campion« ge bracht, wo er von einem Dutzend Carabinieri verhaftet wurde. Der Bundesrat hat von den Tessiner Behörden genauere Feststellungen über die Angelegenheit eingefordert. Der sehr mäßige „Corricre des Ticino" erklärt: Rossi sei durch die italienische Polizei auf schweizerisches Gebiet gelockt und von da mit Gewalt nach Italien verschleppt worden. Der Fall sei von interna tionaler Bedeutung und von einer ungewöhn lichen Schwere. Namentlich für den Kanton Tessin, der sich der Gefahr ausgesetzt sehe, Operations gebiet dec italienischen politischen Polizei zu werden. Die große Koafitim in Thüringen gescheitert? Weimar, 1. 9. Die Versuche, in Thüringen eine Negierung auf der Grundlage der Großen Koalition vom Landbund bis zu den Sozial-: demokraten zu bilden, müssen als gescheitert gel ten. Die sozialdemokratische Fraktion hat dem demokratischen Unterhändler Prof. Krüger mit- getcilt, daß sie an der Regierung zusammen mit dem Landbund und der Wirtschaftspartei kein Interesse habe, da die Politik dieser Parteien nach ihrer Ansicht ein Verhängnis gewesen sei. Wie man hört, beabsichtigt Prof. Krüger den Fraktionen nunmehr feste Vorschläge für die Re gierungsbildung zu unterbreiten. Cs bleibt der Weg offen, eine Große Koalition zwischen Deut scher Volkspartei, Demokraten und Sozialdemo kraten zu versuchen. Wenn diese Möglichkeit er schöpft ist, bleibt noch der Versuch, die bisherige bürgerliche Koalition mit neuen Männern ins Leben zu rufen. Das Bandenunwesen in Merk» London, 1. 9. (Funispruch.) Zu dem Banden überfall auf einen Zug in Mexiko wird ergänzend gemeldet, daß nach einem heftigen Kampf, bei dem non den 10 Mann der Schutzwache des Zuge» 9 ge tötet wurden, auch verschiedene Mitglieder des Zug personal« wurden verwundet. Die Banditen stellten darauf alle Pastagiere in einer Reihe auf, raubten sie aus, plünderten den Zug und ließen dann die Lokomotive weiterfahren. Auch aus anderen Teilen des Landes werden Band'tenüberfälle gemeldet. So macken grobe Banden die Gegend von Vera Cruz unsicher. In der Nähe der Stadt Medellin wurden in den letzten Tagen 4 Personen ausge- raubt Obwohl die Banditen bei den versckiedenen Gelegenheiten zum Teil mit erheblichen Verlusten zurückgeschlaoen wurden, suchen die Farmer in den Städten Zuflucht, in denen Regterungstruppen stehen. Zur Berhastung von Hugo Sttnner j«. Berlin, 1. 9 Don den Verteidigern von Hugo Stinnes ;r. geht uns eine Erklärung zu, der wir folgendes entnehmen: „Das Verfahren gegen Hugo Stinnes jr. schwebt, wenngleich die Staatsanwaltschaft sich anderer: Namen von Angeschuldigten in den Akten bediente,! in Wahrheit seit über einem I ihr. Die Untermchung ! erstreckt sich auf zwei Fälle, in denen Hugo Stinnes jr. bei aus dem Ausland stammenden Attbesitzan- meldungen Gelder zur Verfügung gestellt hat. Der eine Fall betr'fft eine Anmeldung in Paris, der andere eine in Rumänien. Es steht fest, daß Hua» Stinnes jr. von Schwindeleien, di« dort vvkse-» kommen find, nicht» gewußt hat. Die Sstmt^mwalkfchaft steht aber auf dem S1qnd4 punkt, es müßten bezüglich des rumänischen Fall AI noch Urkunden bei Hugo Stinnes jr. vorhanden- lein. Es Wird kein Hehl daraus gemacht, daß di« Lerbängung der Untersuchungshaft lediglich deck) Z-weck hat, die Herausgabe solcher herbeizufuhren? Fluchtverdacht wird bei Hugo Stinnes jr. nicW angenommen. Die „Verdunkelungsgefahr« solldarinf lieaen, daß Hugo Stinnes jr. Urkunden, die nicht einmal bestimmt bezeichnen kann, beiseltesLaffetp könnte, wohlverstanden, nachdem die Verhandmngev länier als ein Jahc geschwebt haben, und woW verstanden, obwohl das Vorhandensein solcher Ukf künden in keiner Weise erwiesen ist. Di« Beriet-, digung wird mit allen gesetzlichen Mitteln gegen» dt« nach ihrer Ansicht unzuläfsige Verhängung der Untersuchungshaft vorgehen.« Waldow aus der Saft entlassen Berlin, 1. 9. Der im Zusammenhang mit dem Krtegranleiheschwindel verhaftete ehemalige Privat sekretär von Hugo Stinnes v. Waidow wurde am' Freitag ohne Kaution an» der Hast entlasten. Der Haftbefehl blrtbt jedoch bestehen; ferner hat er sich verpflichten wüsten, sich in bestimmten Abständen" zu melden. Hugo Stinnes bleibt nach wie vor in Hakt. Weitere Belastungszeugen gegen Lünnes vernommen Berlin, 1. 9. Wie eine Berliner Korrespondenz meldet, wurde im Laufe des Freitags noch einet Anzahl van Zeuaen vernommen, die unter v.Waldow' und Direktor Nothmann gearbeitet haben. Es handelst sich zum Teil um höhere Angestellte der Stinnes-, Betriebe in Hamburg, die von v. Waldow dafür benannt worden sind, daß er nicht selbständig ge arbeitet, sondern seine Direktiven von Hugo Stinnes jr- erhalten hat. Im übrigen habe sich der Streit zwischen v. Wal dow und Hugo Stinnes jr. noch weiter verschärft, und es sei damit zu rechnen, daß v. Waldow im den nächsten Tagen sich noch ausführlicher zu dew Vorgängen äußern werde. Einer der Verteidiger hat sich am Freitag nach London begeben, wo in der deutschen Botschaft eine wichtige Vernehmung stattfinden sollte. Inzwischen ist Frau Stinnes in Berlin eingetroffen, um die Maßnahmen zur Ver teidigung ihres Sohnes selbst zu überwachen. Sie hat nicht die Genehmigung erhalten, ihren Sohn zu sehen. Politische Nachrichten Gleiwitzer Reichsbanner gegen Berliner Reichs banner. Wie der „Lokalanzeiger« aus Breslau meldet, hat der Gauvorstand des oberschlesischen Reichsbanners folgende Erklärung erlösten: „Der' Gauvorstand hat in seiner in Gleiwitz mit sämt lichen Funktionären abgehaltenen Konferenz ein-, müttg beschlossen, an den Empfangsfeierlichkeiten anläßlich des Besuches des Reichspräsidenten in Oberschlesien teilzunehmen.« Der Partelausfchuß der SPD, elnberusen. Der „Vorwärts" meldet, daß der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei den Parteiausschuß zum 11. September nach Berlin berufen hat. Auf. der Tagesordnung steht die Erörterung schwebende» politischer Fragen. Russische Spione von den Polen verhaftet. Im polnisch-russischen Grenzgebiet in der Nähe von Wilna wurden am Freitag 18 Personen w«gen Svionaae zu gunsten Sowjetrußlands verhaftet. Bei ihnen wurden Gcheimpapiere, sowie Briefe» gesunden, aus denen hervorging, daß sie im russi schen Sold standen. Lin iLqkicfles MiL^sn mit ^ec^enpfseci. Dsr ütierrmikckr-Aife ist Hokäes wert: » überall ra llabsn " Ein TsSerlamps in Ser GswWe Zwischen König Wilhelm-Laud und Hudson Bay Nach Tagcbuchbkätlern berichtet vcm Harry Wilkrus, Milwaukee. Der kanadische Eskimo ist im langsamen Ans sterben begriffen. Die Regierung in Ottawa bemüht sich seit Jahren, diese Gefahr zu be kämpfen, und mehr als ein Negierungsbeamter, Missionar und Angestellter der Hudson-Dai-Ge- ssllschast hat sein Leben der Erhaltung de; ge fährdeten Volke- gewidmet. Große Verdienste auf diesem Gebiet erwarb sich die berittene Polizei, die ihre Posten mit Sanitätsstationsn, Lebensmittel- und Materiallagern ständig weiter nach Norden vorschob. Zwischen dem nordöst lichen Lager der Hudson-Bai-Eesellschaft auf Köirig Wilhelm-Land und dem nördlichsten Posten der berittenen Polizei an der Chesterfieldbucht klaffte aber eins breite Lücke unbekannten Ge biets, das nur einmal von einem Weißen, dem Dänen Rasmulsen, gestreift worden war und doch den Berichten von Pelzjägern zufolge Eskimoniedcrlassungen umschließen sollte. Der Ncgierung lag daran, Näheres über dieses Land zu erfahren, um zu prüfen, ob die sanitäre und wirtschaftliche Hilfsaktion auch auf die dort lebenden Eskimos au-zudehnen wäre. Tie Aufgabe wurde dem seit Jahrzehnten in Negierungsdienstcn sielenden Ingenieur Major Vurwash übertragen, der dazu am geeignetsten erschien, weil er während seiner langen Dienst- Zeit mir selten über den nördlichen Polarkreis hinaus nach Süden gekommen war. Das Tage buch des Major-, da- dieser der amerika-irischen Zeitschrift „World's Work" zur Veröffentlichung übergab, berichtet über die Fahrt durch unbe kanntes Land: Anfangs März dieses Jahre- brach Major Burwash mit drei Eskimos und drei Schlitten aus seinem Winterqitartier im König Wilhelm- Lande auf. Die Not trieb ihn zum verfrühten Abmarsch, denn die Lebensmittel, vor allem für die Schlittenhunde, waren durch das imerwartete Ausbleiben der sonst in jedem Jahr die Sbnpson- straße kreuzenden Karilm.herdcn und infolge der ungewöhnlich starken Vereisung, die jeden Fisch- sang unmöglich machte, fast ganz aufgebraucht. Dagegen berichteten Eskimos, vier Tagereison weiter östlich lebe an der Mündung des Murchi son ein Stamm, der den Major mit Fischen imd mit Karibufleisch versorgen könne. Deshalb sollte dem eigentlichen Marsch zur Hudson-Bai eine besondere Expedition zur Eskinroniederlaffung vorangehen, um dort einen Stützpunkt anzukogen. Der Marsch begann über das Lis der Sinrp- sonstraße. Am Abend de- zweiten Tages er reichte die Karawane einen verlassenen Jgloo, eine aus Schnee gebaute Eskinrohütte mit einem zehn Meter langen tunnelartkgen Windfang. Der Platz lockte nicht zum Bleiben, da die Innen wände vereist waren, doch ein in der Nähe ge fundenes totes Karibu konnte den Hunden als Futter dienen. Am anderen Morgen tobte der Schneesturm. Vier Tage und Nächte hielt er die Karawane inr Jgloo gefangen und drang durch die Löcher in den Eiswändm. Infolge der natürlichen Wärme von Mensch und Tier schmolz die Decke, so daß sie immer wieder er neuert werden mußte. Die Hunde, die schon am zweiten Tag das letzte Futter gefressen hatten, heulten im Tunnel vor Hunger. Am fünften Tage konnte Burwash wieder aufbrechen. Fünf Tage lang stapfte die Karawane durch Lis und Schnee, ohne eine Spur von der verheißenen Niederlassung zu finden. Den halbverhungerten Hunden wurden Haferfkockon vorgeworfen, und doch plünderten die Tiere in der Nacht die Schlit ten und fraßen Nollgsrste, Stiefel und Pelze., Endlich stieß die Karawane auf das rettende Eslimodorf. Burwash rvurde gut aufgenommen, die ganze Siedlung half ihm beim Bau eines Jgloos, und abends war das Dorf zu einem , Becher Tee, dem Einzigen, was der Weiße an- bicten konnte, b^ der Karawane zu Gast. Der Major gönnte sich und seinem Leuten eine Woche Ruhe, regelte die Anlage des Stützpunkte- und kehrte, die Schlitten mit Karibnfleisch und Fischen .beladen, nach König Wilhelm-Land zurück. Wenige Tage später brach Burwash wieder auf. Reichlich mit Lebensmitteln und Futter ver- > sehen, glaubt« er einen Vorstoß zum magne ¬ tischen Nordpol wagen zu können. Anfänglich war ihm das Glück günstig, und er traf durch Zufall den Eislimostamm vom Murchison, der auf einer Jagdfahrt nach Nordwesten begriffen war. Da brach unter den Hunden eine Seuche , aus. Mehrere Tiere verendeten. Burwash kaufte von den Eskimoos neue Hunde und zog weiter nach Norden. Wieder fielen sieben Hunde Der Major mußte den Marsch zum magnetischen Nordpool aufgeben und wandte sich nach Süden seinem Stützpunkt am Murchison zu. Unter dauernden Verlusten an Schlittenhunden erreicht« er das Lager nach vierzehn Tagen. Dort fand er mir einen Eskimo mit Frau, Kind und zwei Hunden. Der Mann war bereit, die Karawane an die von Europäern noch nicht betretene West küste der Pelly-Bay zu führen. Kurz vor dem Aufbruch trafen zwei aridere Eskimos ein und wurden ihrer Hunde wegen angeheusrt, obwohl einer ebenfalls Frau und Kind mit sich führte. Um ihretwillen mußte Burwash die Schlittsn- ladungen verringern und mich Lebensmittel zurück lassen. Die Gefahr für die Karawane wuchs dadurch bedeutend. Am 20. April zog der Major weiter. Die Hunde waren sämtlich krank und konnten die vollen Ladungen nicht ziehen. Deshalb mußte jeder Tagesmarsch mit den weniger belasteten Schlitten dreimal wiederholt werden. So legte die Karawane täglich nur 15 Kilometer zurück. Jeden Tag fielen Hunde. Burwash , gereizte! Nerven wurden durch das entsetzliche, nie enden- wollciide Weinen und Schreien der Eskimokinder zum Zerreißen gespmmt. Kein gutes Wort konnte die Quälgeister zum Schweigen veran laßen, und Schläge hätten die mit wahrer Affen liebe an den Kindern hängenden Eskimos zur Meuterei getrieben. Ende April wurde die Karawane durch einen Schncesturm im Jgloo gefangen gehalten. Da entdeckte Burwash, daß die letzte Kanne, die den Brennstoff für den kleinen Ofen enthielt, ein Loch hatte. Das Feuer mußte gelöscht werden und durfte mir brennen, wenn Schnee zur Ge winnung von Trinkwasscr zu schmelzen war; das Karjbuflcijch wurde roh gegessen. Nach zwei Ta ¬ gen legte sich der Sturm, und Burwash brach mit den Männern auf, um den Jgloo für dis nächesie Nacht zu bauen. Die Frauen blieben mit den Kindern zurück. Nach zehn Kilo metern geriet Burwash in den stärksten Schnee sturm, den er je erlebte. Die Männer mußten sich den Weg zum Lager zurück erkämpfen. Dft Schneekristakle fuhren ihnen wie Nadeln kn das Gefickt, blendeten di- Augen und machten isden Sch.itt zur Qual. Nah nerm Stunden er eicht « die Männer vollkommen erschöpft und halb er froren das Lager. ' ! Während der nächsten Tage kam Burwash, kaum vonvärts. Die Karawane lag eng aneinder- gepreßt im kalten Jgloo. Täglich verendeten Hunde. Am 5. Mai erreichte Burwash endlich mit den letzten sechs Tieren ein fast verlassenes Eslimokager an der Pelly-Bay. Er konnte dort zehn neue Hunde und Futter kaufen. Die beiden Eskimofamilieu blieben in der Niederlassung zurück. Nach wenigen Rasttagen ging es weiter nach, - Süden. Der Schnee begann zu schmelzen und j hemmte jeden Schritt. Die Sonne brannte auf die weiße Fläche und entzündete die Augen. Di« ' Hunde konnten nur noch einen Schlitten ziehen, und die Mäimer mußte sich nachts unter der Schlitten-, decke verkriechen, weil der Schnee zum Jglooba«, zu weich war. Wieder wurde die Karawane vom ' Schnee überfallen, die Schlittendccke flattert^ davon, und der Morgen sah Menschen, Hund« und Schlitten unter fußhohem Schnee begraben. Vierzehn Tage lang quälten sich die halb blinden Männer mit den todmüden Hunden durch de« " Schnee, bis sie die Niederlassung der Hudfon- Bai-Geseklschaft in der Repukse Bai- erreichten. ' Nach siebentägiger Rast segelte Burwash i« einem kleinen Walfängcrboot auf die Hudson-Bai, , hinaus. Das Eis geriet in Bewegung, schloß das Boot ein und trieb e- fast in die Nepulse-Bai zurück. Lebensmittel und Brennstoff gingen aus; rohes Seehundfkeisch mußte als Nahrung dienen. Endlich setzten Regen und starkes Tauwetter ein. Burwash erreichte nach dreiwöchiger Fahrt die Chesterfiekdbucht und fand ein Schiff, das ihn i« zivilisiertes Gebiet zurück brächte.
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