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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 09.08.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192808098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280809
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280809
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-09
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
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Beilage znin Frankenberger Tageblatt Nr« 185 Donnerstag, de» S. Augnst 1828 87. Jahrgang Politische Streiflichter Das Italienisch« Unterseeboot b14 Gt zwar ikach vreMndtger schwerer Arbeit durch »ie Kameraden der verunglückten Seeleute ge stoben worden, indessen waren die Insassen be reits tot. Die amtliche italienische Verlaut barung betont, das; ausströmende giftige (Vase, dis wahrscheinlich von einer Akkumulatorenbatterie Verrühren, de» Tod von 27 Seeleuten verursacht Haben. Immer wieder ereignen sich solche Unter- Deebootkatastrophen, die in diesem Falle wohl «vsniger auf die Konstruktion de; Schiffes als auf eins Unachtsamkeit beim Manövrieren zurück- Ulführen ist. Wer denkt dabei nicht an die Ka tastrophe des amerikanischen Unterseebootes im Achten Jahre, wo die Besatzung tagelang ver geblich aus dis Befreiung harren mutzte« * Di e deutsche Flotts ist setzt zu ihren Aerbstmanövern ausgefahrsn. Reichspräsident v. Hindenburg nimmt mit dem Reichswehrmmister Groener und dem Chef der Marineleitung, Ad- Mirai Zenker, daran teil. Beim Eintreffen in Kiek wurde dec Reichspräsident mit stürmischen Hochrufen beglicht. Auf dem Flottentender „Heka" begab sich Hindenburg auf das Linien schiff „"Schleswig-Holstein", das dis Standarte des Reichspräsidenten alsbald hitzte und kn See ging. Die Deutschen in Südslawien sind In dem jetzt tobenden Kamps zwischen dec kcoa> tischon Opposition und der serbischen Regierungs partei geschlossen aus der Seite der Opposition. Der Führer der Deutschen, Dr. Kraft, der schon einmal km Jahre 1925 sein Eintreten für die Volksgenossen mit schweren Wunden Lützen muschs, Hielt km Belgrader Parlament eine heftige An- rkagereds gegen die Negierung. Dr. Kraft gei ßelte in scharfen Worten die Politik der Bel grader Regierung gegenüber der deutschen Min derheit. Er stellte vor allen! fest, das; in der Regierungserklärung des neuen Kabinetts Koro- setzsch die deutschen Minderheiten nicht mit einen! Worts erwähnt seien. Kein Mensch habe daran gedacht, die ungesetzliche Enteignung deutscher Ver einigungen und die Auflösung deutscher Schul- anstalten wieder gut zu machen. So besähen Heute 600000 Deutschs in Südslawien keine ein zige Mittelschule, sondern nur deutsche Neben- klassen in serbischen Gymnasien. Mit großem Nachdruck w-ies Dr. Kraft darauf hin, welches .Entgegenkommen die südslawischen Minderheiten jrn dem österreichischen Bundesland Kärnten stets erfahren hätten. Leider ist nicht zu erwarten, daß die gegenwärtigen südslawischen Machthaber dis deutsche Minderheit in irgend einer Form zu ihrem Rechte kommen lassen. Ans diesen; Grunde ist es durchaus verständlich, wenn die Deutschen in Südslawien in voller Opposition zum Gogenkurs in Belgrad stehe». Dabei ist Wren als Vorkämpfern deutscher Kultur auf den; Balkan dis Sympathie der ganzen Deutschland gewiß. Datz Südslawien nach den letzte» Berichten Aber die Zustände in seinem Lande nicht gerade ein harmonisches Staatswesen mustergültigster Ordnung ist, dürfte trotz und alledem schwer zu übersehen sein. Es ist eine nur zu grausige Ironie der Tatsachen, datz wir neben vielen Anderen Staaten auch Belgrad gegenüber tci- butpslichtig sind. Das bringt uns wieder klar in Erinnerung der neueste Bericht des General agenten Parker Gilbert über die deutschen Rs- paratio-i^zahkungsn, die bekanntlich gerade das darstellen, was nötig wäre, um de» Deutschen selbst ein etwas angenehmeres Dasein zu schaffen. Bezüglich Frankreich vernehme» wir, datz es diesmal fast ebenso viel für sich allein bekommen hat, wie zehn andere „Gläubigerstaaten", unter deren Finanzsron wir stehen. Wie das Blei gewicht der Reparation;- und Daweszahlungen an uns zieht, müssen wir leider auch an der Deutschen Reichsbahn bemerken. Zst der Kommunismus noch eine Gefahr? Die letztsn französischen Kommunisten-Demon- strationen haben nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Ländern wieder die Frage akut gemacht, ob die kommunistische Bewegung heute in Europa noch eine Gefahr bedeutet oder ob sie im Begriffe ist, sich an ihren eigenen inneren Unmöglichkeiten tot zu laufe». Der französische Staat pflegt seinen Kommunisten gegenüber andere Saiten aufzuziehen, als es Lei uns der Fall ist. Bei uns wird die württembergWe Regierung durch die Filin-Oberprüfstelle gezwun gen, den Potemkin-Film, der trotz zweifelloser artistischer Qualitäten ein kommunistisches Pro- pagandauntevnehmen reinsten Stiles ist, in ihrem Lande zu dulden, obwohl die Mehrheit der Be völkerung diese kommunistische Verhetzung nicht will. In Frankreich dagegen verbietet man die antimilktarrstischen Demonstrationen der Kommu nistische» Partei. Dabei müssen wir uns darüber klar sein, datz der französische Kommunismus rein zahlenmässig eine fast ebenso bedeutende Stel lung einnimmt wie in Deutschland, nur datz bei dem geltenden französischen Wahlrecht seins Stärke - in der Zahl der Mandatsinhaber nicht zum Aus- ! druck kommt. Es ist eine alte Erfahrung, datz ' das französische Volk von jeher in de» Frage» der Landesverteidigung keinen Spatz verstand und sich den antimilitaristischen Betrieb, wie ihn bei uns gewisse Vereinigungen unter Mitwirkung ehemaliger Offiziere aufzuziehen belieben, ein fach nicht gefalle» lätzt. In Deutschland pflegt inan Kommunismus immer noch nach dem Severingfchon Rezept zu behandeln, datz es sich um unartige Kindec han dele, die mit sanfter Vaterhand wieder zur staat lichen Ordnung znrückgesührt werden mutzten, linier diesen Auspizien gedeiht der Kommuni-- uius in Deutschland ausgezeichnet. Dafür legen nicht nur die zahlenmäßigen Erfolge bei de» letzte» Wahlen Zeugnis ab. sondern auch die Stärkung der inneren Organisation der Kommu nistischen Partei und des Roten Frontkämpfsr- bundes, die alle Schwankungen der inneren Partciauseinandersetzungcm übenvunden haben. Besonders in der. SPD. gab es vor de» Wahlen Leute, dis uns einrede» wollten, datz der Kom munismus sich an seinen inneren Gegensätze» cmf- reibcn würde. Es hat sich aber gereift, datz die linke» Abspaltungen sich im wesentlichen auf eine unzufriedene Jührercligue und auf dis be kannte Opposition im Berliner Wedding be schränkte». Die Masse der Wähler ist dagegen nach wie vor bereit, de» Moskauer Weisungen zu folge». Gerads jetzt, wo die Sozialdemokratie Gelegenheit hat, ihre sachliche Unfähigste! in der Regierung zu erweise», wird der Kommunismus! in dm Betrieben eine erhöhte Tätigkeit entfalten. nicht kennen will!? Dagegen werden auch die Finauzkünste des Herrn Hilferding nicht viel Helsen. Donn es wird den sozialdemokratischen Agitatoren nicht gelingen, ihre enttäuschte Anhängerschaft davon zu über zeugen, datz ihr großes Finanzgenie Hilferding für die sicherlich schwer bedrückten arbeitenden Massen etwas Nennenswertes hat tun könne». Hinzu kommt, datz wir anscheinend vor einer wirtschaftlichen Depression stehen. Solche Zeiten sind stets für den Kommunis mus ein gutes Betätigungsfeld gewesen. Wenn der kommende Winter, wie zu befürchten ist, uns eine erhöhte Zahl von Arbeitslosen bringen wird, dann ist die notwendige Folge davon ein Sinken der Staatseinnahmen. In diesem Falle könnten alle die berechtigten Wünsche auch eine Erleich terung drückender Steuerlasten nicht erfüllt wer den. In der kommenden Tagung des Reichs tages werden zweifellos alle Parteien mit mehr oder minder gut durchgcarbeiteten Programmen antreten, um gerade ihren Wählerschichten zu beweisen, datz sie etwas für sie tun. Man wird die Herabsetzung der Steuern für Löhne und mittlere Einkommen, die Senkung der Gewerbe steuer und der Vermögenssteuer fordom, man wird verlangen, datz die HauszinSsteuer endlich einmal ihrem eigentlichen Zweck, der Linderung der Wohnungsnot zugeführt wird. Der Steuer ausschutz wird sicher zahlreiche Beschlüsse fasse», in denen einigen dieser Wünsche Rechnung ge tragen wird. Und was wird das Ende sein? Der Finanzminister wird, selbst wenn er Hilfer ding heißt, erklären müssen, datz die allgemeine Finanzlage des Reiches, insbesondere bei einer sinkenden wirtschaftliche» Konjunktur eine Steuer senkung nicht zulasse. Dann aber wird wiederum der Weizen des Kommunismus blühen. Wir erleben es jetzt schon alle Tage, wie sich das Sekbstbewutztsern der kommunistischen Organisation steigert. Die preußi sche Polizei bemüht sich krampfhaft, jeden Zu sammenstoß mit kommunistischen Organisationen zu vermeiden und lieber ein Auge zuzudrücken. So geschah es bei der Einholung Mar Hölz in Berlin, daß entgegen allen Bestimmungen lange Zeit der Straßenverkehr lahmgekegt wurde. Man begreift diese Stellungnahme um so eher, wenn man weiß, datz bei den letzten Wahle» eine große Anzahl preußischer Polizeibeamter, stillstandsverhandlungen unter Führung eines der Staatskunst unkundigen Parterpokitkkers, der allerdings zur Entschuldigung eines schier un glaublichen Verhandelns mit der Gegenseite! aus das ausernandergelaufene deutsche Volk Hinweisen konnte. Warum das deutsche Volk aber sein« letzte Leistungsfähigkeit verlor? Die Sozial demokratie wird es leicht beantworten können, s Vorbild weiterhin mit Erfolg hemüht, die Polizei i „zu republikanisieren". Aber es geht hier wie ! es immer mit den Bestrebungen der Sozial demokratie geht: schon Bismarck hat einmal ge sagt, daß es Leute gibt, die den Schnellzug »ach Brandenburg benutzen wollen, um in Kohl hasenbrück auszusteigen, ohne zu bedenken daß der Schnellzug eben in Kohlhasenbrück nicht hält. So glaubt die Sozialdemokratie, datz sie be rufen sei, den Stoß des Kommunismus aufzu fangen und weiß nicht, datz ihre Agitation es eigentlich ist, die dem Kommunismus und seinen umstürzlerifchen Ideen den Boden bereitet. Weshalb die Rederei? Die Meinung des französischen Generals Foch über die Kräfte des deutschen Widerstandes im Jahre 1918 ist noch immer politisches Tages gespräch in Wort und Schrift. Sicherlich kann man der Auffassung sein, daß Foch in umso größerem Lichte dasteht, je weniger dis deutsche Soziales II. Erzgebirgischer Kaufmannsjugendtag am 18. und 19. August in Oederan. Der Deutsch- nationale Handlungsgehilfon-Verband, der, ebenso wie seine Jugendabteikung (Der Bund der Kauf, mannsjugend im DHV.), durch seine hervor- ragende Arbeit auf dem Gebiet der Jugend- und Berufsbildungsarbeit bekannt ist,- veranstaltet für die ihm angehörende Kaufmannsjngend am 18. und 19. August den 11. Erzgebirgischen Kauf mannsjugendtag in Oederan. Die Tagungen des DHV. erfreuen sich ständig eines guten Besuchs und legen Zeugnis ab von dem frischen Geist, der diese berufsständige Bewegung durchweht. Selbstverständlich beteiligen sich auch die Kauf mannslehrlinge aus unserem Verbreitungsgebiet an dieser Tagung. Anmeldungen dieser Teil nehmer werden entgegongenommen vom Jugend- führer der Ortsgruppe Frankenberg Herrn Erich Scheubner, Frankenberg. Winkkerstr. 31/IIl. Abwehr sich als unnötig schwach erwies, aber das alles geht doch an der grundsätzlichen Frag« vorbei. Auch die wirklichen der angebliche» Fehler Ludendorffs tuen nichts zur Sache, zumal Foch ja von drei Möglichkeiten ausdrücklich sprach, die die deutsche Widerstandskraft umschlossen. Selbst wenn inan als wahr unterstellt, daß das überstürzte Waffenstillstands-Begehren der Ober sten Heeresleitung politische Unordnung auslöst« und Erschütterungen tragischster Art zwangsläufig hervorrref, sv weiß man ebensogut, datz sich die Nerven der Heeresleitung wieder beruhigten, sich auf Abwehr aufs neue einstellten, als die Feind- Bedingungen bekannt wurden. Damals stand die Frage des Volksaufstandes zur nationalen Verteidigung im Vordergrund der Notwendig keiten. Aus ihr wurde ein Nevolutiönchen, das ein wenig mannhaftes deutsches Bürgertum an- traf, aber auch nicht revolutionären Stolz zu »»ecken geeignet sein konnte. Datz dieses Revo- kutiönchen in der unseligsten deutsche» Zeit ent stehen konnte, datz es nicht im Kenne erstickt wurde, sondern für die Sozialdemokratie dank bar erkannten Uebergang zur Macht bildete, ist das ganze Geheimnis des Dolchstoßes in den Rücken des um keinen Bestand uind seine Freiheit ringende» deutschen Vaterlandes. Die Volks bewegung zur Heimatverteidigung rvurde ge wissenlos unterdrückt, weil Parteien ihre Eigen erfolge auf dem Rücken der deutschen ArnMt witterten. Den Krieg zu gewinnen, wäre es viel leicht nicht mehr möglich gewesen, nachdem uns alles verlletz, was wir an Bundesgenossen hatten. Aber, datz Deutschland einen solchen Frieden des ewigen Niederganges hätte schließen sollen, war bestimmt nicht sein notwendiges Schicksal. Darum trifft die jetzige Rederei um das Fochschr Inter view herum nicht das richtige, ist töricht und will den Törichten weiter Sand in die Auge» streuen. Aks Deutschland mit seinem Revolu- tiönche» auch dem Staatssrnn entfremdet wurde, da kamen bekanntlich jene unmöglichen Waffen ¬ eingeweihte Kreise sprechen von der Hälfte, ihre! demokrane wird es leicht beantworten tonnen, Stimmen für die KPD. abgegeben haben. Das i wenn sie ehrlich ist. Sitzt in ihrem Vorstand« preußische Innenministerium ist nach Severings nicht noch immer der Mann, dec em Vaterland 6WWVWE0V Er das Oftl bl v oft- VMkSÜMECMLSWE vuncm VM. 0SNKN k-ISSb VVLNVKU 3K. (b. ForchWng.) Zelle griff sich an die Stir«. Daran hatte er nicht ge dacht. 6hm war, als ob die Zimmeruhr ticktackte: Pfui — pfui und als ob ihn die ViKsr an den Wänden schaden froh und vorwurfsvoll zugleich angrinsten. Müde erhob er sich und ItzHweise entrang es sich seiner Brust: „Also werde ich.hi« Wsrkobung sanktionieren müssen." „Um Gotteswillen — Mrlobung?! — Was für eine Ver lobung?" Wie sich Zelle hatte, so setzte er sich wieder, hätte in dieser Verfassung keinen Heimweg gefunden. „Ihnen ist oo« dem allen nichts bekannt," fragte er. „Sie wolle» versichert sein, Mijnheer Zelle, nicht geringste." ziemlich zurückgezogen, habe mich aber doch hier in Amster- dam gesellschaftlich durchgesetzt. Verschiedene Kiubmitglieder kennen mich und auch meine Tochter, die übrigens erst sech zehn Jahre alt ist." „Und er ist vierzig! — Um Gotteswillen, was soll das werden." „6ch weiß es nicht," sagte Zelle, „jedenfalls muh ich Ihren Neffen dringend- sprccben. Wann könnte das geschehen?" „Rufen Sie ihn unter 2331 telephonisch an, Mijnheer und verabreden Sie sich mit ihm. Wie ich ihn kenne, wird er nicht auf sich warten lassen." So war es auch. Vom Geschäft aus halte Zelle den Hauptmann ange rufen und der hatte versichert, in einer knappen Stunde zu erscheinen. Das war dem Ungeduldigen recht gewesen. Je schneller diese scheußliche Sache erledigt werden konnte, desto besser. Arbeiten konnte er ohnedies nicht, er konnte nur mit großen Schritten das Privatkontor durchmessen. Immer auf und ab. Denken konnte er nichts, gar nichts — er wußte nicht einmal, was er Mac Leod sagen sollte. Nur als er im Vorbelschreiten zufällig auf den Schreibtisch blickte und dort das Bild seiner verstorbenen Gattin sah, huschte ihm ein Gedanke durchs Hirn. Und der war unerfreulich. Zelle hatte schon unzählige Male — innerlich ausge löscht — das Zimmer durchschritten, als ein Lehrling mel dete: „Herr Hauptmann Mac Leod bittet, empfangen zu werden." Diese Worte rüttelten ihn wach. Er nickte nur und sah sich im nächsten Augenblicke schon feinem Gegner, der sein Schwiegersohn werden wollte, gegenüber. Mac Leod mußte direkt an der Tür gewartet haben, so schnell war sein Eintreten. Die Begrüßung war sonderbar. Sie bestand nur in einen! gegenseitigen Neigen des Kopfes. Leod eröffnete als aktiver Soldat das Gefecht: „Sie riefen einen bereits wiederholt Abgewiesenen," sagte er, „ich bin zur Stelle." Kein Wort des Bedauerns, kein Wort der Entschuldigung fiel. „Frech Ist der Lümmel," dachte Zelle und mußte sich erst notdürftig sammeln, bevor er antworten konnte: „Ich hätte Sie auch in alle Zukunst nicht empfangen, geschweige denn „Dann muh ich Sie wohl unterrichten, mein Fräulein." „Ich bitte darum," sagte Tante Frieda und Zelle erzählte: „Ich bin heute in aller Frühe schon von mehreren Be kannten telefonisch angerufen und beglückwünscht worden — zur Verlobung meiner Tochter mit Ihrem Neffen. Ich habe das zunächst für Unsinn gehalten, wurde dann aber genauer berichtet. Danach ist Ihr Neffe spät abends noch Im Klub gewesen und hat gespielt. Getrunken auch, natürlich! Und hat verloren. Insgesamt 2300 Gulden. Davon hat er tau send Gulden bezahlt. Das übrige ist er Pieter Calisch mit neunhundert und Herrn von Aalst mit vierhundert Gulden schuldig geblieben. Calisch hat Aalst ausgezahlt. Seine For« oerung an Ihren Neff. n beträgt also dreizehnhundert Gul den. Und als er sie ihm zur Anerkennung präsentierte, hat Herr Hauptmann Mac Leod pathetisch erklärt, sein Schwiegervater, der Kaufmann und Bürgermeister Zells auf der Prinzengracht bezahle alles. Er habe sich heute mit seiner — also meiner — Tochter verlobt." „O, dieser Mensch, dieser entsetzliche Mensch!" „Gnädiges Fräulein werden sich die Ueberraschung vor- stellen können, die diese Bekanntmachung auslöst», Ich lebe gerufen, wenn Ihr gestriges Verhalten nicht einer Erklä rung bedürfte." „Verzeihen Sie gütigst, Herr Zelle, Ich wüßte nicht, was zu erklären sei. Die Tatsache, daß ich mich mit Fräulein .Gertrud Zelle, die zufällig Ihre Tochter ist, verlobte, ist eine glatte Privatangelegenheit zwischen dieser Dame und mir, die Dritte nichts angeht." „Sie scheinen zu vergessen, daß diese Dame meine Tochter ist und meiner Gewalt untersteht." „Noch, Herr Zelle, noch! Erfreulicherweise nicht zeit lebens. Einmal wird ja schließlich jeder Säugling mündig." Da konnte sich Zelle nicht mehr halten. Stahlhart fuhr es heraus: „Ein Schuft sind Sie, ein Schurke, ein aus gemachter Halunke." „Wollten Sie mir das sagen," unterbrach ihn Leod. „Ja, das wollte ich und noch mehr!" „Dann gestatten Sie gütigst, daß ich mich setze —" und ohne die Antwort abzuwarten, nahm er Platz. „Viel Empfindlichkeit scheinen Sie nicht zu besitzen." „Besäße ich sie. wäre sie meinem künftigen Schwiegervater gegenüber nicht angebracht." Zelle lachte schneidend auf. „Schwiegervater! — Bedanke mich! — Hinauswerfen lasse ich Sie — verstehen Sie mich — hinauswerfen!" „Wohl, wohl, das verstehe ich schon. Sie reden ja sehr deutlich. Gestatte mir aber nachdrücklichst zu bemerken, daß das Hinauswerfen vielleicht das einzige ist. was Sie nicht tun werden. — Ich darf doch rauchen, werter Herr Zells?" — Mac Leod entzündete sich eine Zigarette. — „Ich empfinde unsere Unterredung nicht gerade wie — Frühlings- zauber und Vrautwerben. Da Ist ein guter Lungenzug schon angebracht. Sie sollten sich auch bedienen, Herr Zelle, Sie dürften dann — sachlicher werden und weniger burschi kos in Ihrer Ausdrucksweise sein." Zelle biß sich auf die Lippen. Er blieb am Fenster stehen und sah lange auf die schmutzige Amstel hinunter, die ihre trägen Fluten durch den Kanal schob. Aus verrusten Kähnen frachteten die Schiffer In buntem Durcheinander Blumen, Käse, Kartoffeln und Apfelsinen aus. Ein Verkäufer bot speiend seinen Torbut aus und ein anderer hielt auf wenig appetitlichem Wagen frisch ge schlachtete Kaninchen feil. (Fortsetzung folgt.)
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