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ELT^'S^'SL'LLLs -sMßLZFUßK^z -2 >-> ^c>-> <?- 2S8 im. gelber Färbung von dem stahlblauen Ton des Morgen himmels abhob. Eben kamen die ersten Arbeiter und holten Hettingen zuckte die Achseln. „Deswegen geht man noch nscht zugrunde, Herr Kommerzienrat. Aber ich trage seit Aagen ejne fürchterliche Unruhe in mir. Irgend etwas klappt nicht!" „Was sollte denn nicht klappen?" verwunderte sich Jankes. Joachim sah nachdenklich nach dem Gefelse, das sich in , lber Färbung von dem stahlblauen Ton des Morgen sich ihre Geräte aus den Schuppen. Hemdärmelig stiegen sie die Höhe herauf. Punkt einhalb sieben Uhr begannen täglich die Sprengungen. Man war schon ein hübsches Stück in den Leib des Berges eingedrungen. Der Termin, den Hettingen „Sie find zu gewissenhaft, lieber Baron Hettingen. Ich erinnere mich genau an Ihre Worte in der ersten Stunde des Beisammenseins. ,Ledes andere Leben ist mir so heilig wie das meine selbst. Man kann nicht mehr tun, als Vor sicht walten lassen — und für die ist ja unter Ihrer Leitung bis zum Höchstmaße gesorgt." Joachims Hand lag für Sekunden zur Verabschiedung in der des Kommerzienrates. „Möglicherweise, daß ich doch noch darauf komme —" sagte er und- begleitete den Chef zu seinem Wagen, der ein wenig spater der Stadt zufuhr. Jankes sah noch einmal zurück und lüstete den Hut. Aber Hettingen grüßte nicht mehr, denn er war bereits den Damm hinaufgeklettert. Die viele Arbeit macht ihn nervös, dachte der Kommerzienrat und lehnte sich nachdenklich in die Kissen. Sowie der Tunnel fertig ist, soll er Urlaub haben, und zwar einen ganzen Monat. Das bringt seine Nerven am ersten wieder in völliges Gleichgewicht. An diesem Tage kam Hettingen nach Feierabend nicht zum Nachttisch in die Villa Jankes. Dafür überbrachte einer der Arbeiter einen Brief. Sehr geehrter Herr Kommerzienrat! Entschuldigen Sie heute gütigst mein Fernbleiben. Der Rebel, von dem ich Ihnen erzählte, ist mehr denn je aufgetreten. Ich möchte die Nacht in einer der Baracken bleiben. ganz ergebenster ' Joachim Hettingen. „Wie wunderlich er schreibt," kritisierte Kurt. „Ich werde hinausgehen und ihm Gesellschaft leisten." Der Kommerzienrat verneinte. „Er sucht irgendeinem Phänomen auf die Spur zu kommen. Du würdest ihn nur stören. Vielleicht sieht er schon diese Nacht ein, daß es nicht der Mühe wert war, darüber zu reden." „Es macht mir den Eindruck, als ob er irgendeinen Kummer mit sich trüge," sprach die Kommerzienrätin. „Hast du ihn noch nie gefragt. Kurt?" Diebow lachte hell hinaus. „Liebeskummer! Ja — der kann ihn möglicherweise plagen, Mama! Denn in den sechs Tagen, welche dis Jeska hier war, erschien er wie um- gewandslt. Ich habe ihn — als er mich damals ins Bellevue einlud, sie kennenzulernen, noch nie so prächtig gelaunt gesehen! Beinahe ausgelassen! Die beiden duzen sich natür lich und sie nannte ihn nie anders als „Mein Bub". Ich hab ein bißchen auf den Busch geklopft, da gestand er, daß die Sängerin seit Wochen die Frau des Erzherzogs Christoph sei." „Erlaube, Kurt," warf der Kommerzienrat erzürnt ein, „man soll dem Nächsten niemals seine Ehre schmälern. Du hättest am wenigsten Grund dazu, diesen Mann irgendwie zu verdächtigen." „Fällt mir ja gar nicht ein, Papa! Ich maße mir nicht das leiseste Recht zu, ihm irgendwie Moral zu predigen. Komisch finde ich nur — daß er — kaum die Diva fort ist, schon wieder anderweitig Feuer gefangen zu haben scheint, denn im Bellevue wohnt eine junge, ausnehmend hübsche Dame, vor der er jedesmal den Hut zieht, obwohl er sie gar nicht wetter zu kennen scheint. Ich habe sie noch nie zu sammen sprechen sehen!" „Du verleumdest ihn!" Die Kommerzienrätin sah miß billigend auf den Sohn, der mit größtem Appetit sein Huhn zerlegte. „Aber Mütterchen! Es ist ja blasser Neid von mir! Wenn ich Hettingen wäre, hätte ich dir längst schon sechs Schwieger töchter ins Haus gebracht! Aber so habe ich noch bei keinem einzigen Mädchen Glück gehabt!" Man lachte. Dann war das Thema erledigt, und man sprach von anderem. „Ler weiß eh was du für ein gefährlicher Mensch bist!" Ue Diva macht' ihre Hände frei und lachte ihn an, indem sie ihren graziösen Körper zu einer tiefen Verneigung vor ihm beugte. „Herr Doktor Fehmann und seine Frau beehren shh, den Herrn Baron Hettingen zu bitten, daß er die Paten- skllle bei ihrem ersten Buben übernimmt — da ist er vor läufig noch net! Ich soll bloß derzeit anfragen." „Isa! Der Hans! Mein Gott, der Hans! Wie ich ihm die Freude gönne! Selbstverständlich nehm ich an!" „Der Richthofn hat dir selber gfchriebn, hat er mir gsagt, da brauch ich dir also bloß Grüße zu bestelln. Willst jonst noch was wissn?" „Rein" Heiligen Katte es schroff, fast drohend herausgestoßen. Maria glitt mit einem leisen Weinen am Fenster in die Knie. Ausgelöscht aus seinem Herzen! Verlustig all seiner Liebe! Nicht eine Frage war sie ihm mehr wert. Ihre verweinten Augen gestatteten kein Erscheinen im Speisesaal. Sie ließ sich das Abendbrot auf dem Zimmer servieren. Mein! Verlagen! Jeglicher Hoffnung bar, drückte sie schon gegen zehn Tlhr das tränennasse Gesicht in die Kissen. „Was macheGGie,schon so früh hier, lieber Baron!" sagte Kommerzienrat Jonkes, als er gegen sechs Uhr morgens mit dem Wagen nach der Arbeitsstätte kam, um sich zu über zeugen, wie wett die Sprengungen im Tunnelbau bereits geWhen aren. Hemnqens Gejfchtsausdruck wurde verlegen. „Ich bin schon immer um diese Zeit hier, Herr Kommerzienrat. „Jeden Tag?" Tim knappes, erzwungenes Nicken. „Am,Wend machen Sie auch nie mit den anderen Schluß, habe'üh mir erzählen lasten. Dann sitzen sie noch bis half elf in die Nacht hinein im Bureau. Wollen Sie sich mit Gewalt Seit Tagen schlief Hettingen nun Nacht für Nacht in einer der Baracken an der Arbeitsstätte. Jankes hatte zwar ver ständnislos den Kopf geschüttelt, als er ihn von seinem Vor haben in Kenntnis setzte, aber er trug sich mit der Hoffnung, die Unruhe würde sich am ersten dadurch beheben, daß er eben einsah, wie nutzlos seine Befürchtungen waren. Da in keiner der Bretterhütten eine Schlafgelegenheit vor gesehen war, hatte sich Joachim kurzerhand zwei Holz- schragen zimmern lassen, über die er Bretter legte. Und auf diese noch eine Schütte Stroh. Eine grobe Kotze vervoll ständigte dies mehr als einfache Bett. Es genügte ihm vollkommen. Die Nächte waren nicht kalt. Wenn die Arbeiter nach Hause gingen, aß er rasch ein belegtes Brot und trank eine Tasse Tee, die er sich selbst zubereitete. Dann kroch er auf Händen und Füßen das Gefelse hinauf und horchte, ließ sich herabgleiten und ver schwand im Inneren des gesprengten Schachtes, der sich immer tiefer nach der Mitte des Berges zu erstreckte. bis zur Beendigung des Baues angesetzt hatte, konnte mühe los eingehalten werden. Jedem einzelnen dankte Joachim mit einem freundlichen Nicken für sein „Guten Morgen, Herr Chefingenieur!" Er hatte noch niemals eine Differenz mit einem seiner Unter- äebmen gehabt. Sie liebten ihn ausnahmslos und folgten ohne Widerrede seinen Anordnungen. Jankes legte ihm mit einem Lächeln die Hand auf die Schütter. „Gucken Sie nur die Leute an, wie die an Ihnen hängen. Lid das andere: Sie sehen Gespenster, verehrter Baron! ist alles in bester Ordnung. Ihre Berechnung stimmt so genau, daß nicht das geringste fehlen kann." Hettingen stand schweigend und nagte an seiner Unter lippe. Mit einem grübelnden Zug in den Augen starrte er nach dem dunklen Loche, das Menschenwille in die Gedärme des Berges gebohrt hatte. Ein Fünftel der acht Kilometer weiten Strecke war bereits gesprengt. Immer, wenn der letzte Donner über die Berge hinlief, atmete er auf. As heute hatte er noch nicht einen einzigen Unglücksfall zu verzeichnen. Das war immerhin beruhigend. Gewöhnlich ging es nie ohne solche ab, und auch diesmal hatte er mit einem gewissen Prozentsatz gerechnet. Wer es verlief alles gut! „Sind Sie der Meinung, Baron, daß man weiter hinein auf größere Schwierigkeiten stoßen wird?" fragte Jankes und suchte vergeblich den sinnenden Ausdruck in Hettingens Augen zu enträtseln. Ein kaum merkliches Hochheben der Achseln. „Ich mache seit Wochen den Letzten spät abends. Dann dampft es aus dem Inneren. Ein ganz feiner, leichter Nebel nur. Aber er ist da — Tag für Tag!" „Das ist doch nichts Besonderes, Baron! Das können Sie doch am ganzen Gelände beobachten." Hettingen schüttelte den Kopf „Das ist nicht ein- und das selbe, Herr Kommerzienrat. Wenn ich morgens komme, sollte das doch eigentlich noch viel mehr der Fall sein. Aber da lieat hex Schacht ghne jeden Schleier!"