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Beilage „Mode vom Tage" " > , ----- - -- ».-- . —.n-7 - i Mr die stärkere Dame! 952 953 »54 955 956 957 Auch die stärkere Dame kau« im kommenden Herbst das ein- oder zweireihige Kostüm tragen: lose Jackenform, tief herabgehende Revers, rechteckig gestellte Knopfpaare, senkrechter Biesenschmnck strecken dis Fignr. — Der gerade, lose Mantel mit schmalem Gürtel und langem Schalkragen aus Pelz patzt auch für stärkere Figuren. — Beim Kleid wirkt die ergänzende Jacke stets ei« wenig verhüllend, ist also gerade für stattlichere Figuren zu empfehlen. — Plissier««- -es ganzen Kleides, schmale Westeulätze, blusige Form -es Leibchens, sestgebügelte, feine Falten am Rock sind für das Kleid -er stärkeren Dame besonders ratsam. — Neben dem schlankmachenden Schwarz und Marineblau passen auch alle unaufdringliche« hellere« Farbe« bei richtiger Verarbeitung für stärkere Dame«. — Ungemusterte Stoffe sind vorzuziehen- doch könne» auch feine, gedeckte Muster getragen werden. Sobald langsam der Rückstrom der Ferienreisenden ein» seht, rüsten alle Geschäfte, die irgendwie mit der Mode zu tun haben, um die Ankömmlinge würdig zu empfangen- Zwar wissen die Inhaber ans Erfahrung, daß auch die zu verlässigsten Kunden so unmittelbar nach der Reise zunächst mehr „Seh"-Leute als „Kauf"°Leute sein werden — aber sie rechnen mit der Tatsache, daß ein neuer Herbst naht, der -och neue Anschaffungen nötig machen wird, die eben trotz ter augenblicklichen Ebbe in der Kasse gemacht werden müssen! Die Damen jedenfalls freuen sich, kaum baß der Koffer ausgepackt und b^r Haushalt wieder aufs Alltags gleis geschoben ist, auf eingehende Besichtigung aller modi schen Neuheiten! Schon beginnen die Einladungen zu den großen und kleineren Modenschauen ins Haus zu flattern, Verabredungen mit guten Freundinnen werden getroffen, Ihnen gemeinsam zu folgen: vier Angen sehen mehr als zwei, und Kritik klärt oft die eigene Meinung. Und dann prüft man mit Liebe und Aufmerksamkeit Nachmittag für Nachmittag, waö die Mode Neues brachte. Aber wer nach einer solchen Schan die Ohren spitzt, der wird recht oft genug hören: „Ja, aus den bildhübsch gewachsenen, schlanken Vor» führdamen sehen die Sachen ja wundervoll ans — aber was wird, wenn wir etwas „Fülligeren" sie tragen?" Seit liltcnhafte Schlankheit sozusagen Grundbedingung aller Modcschöpsungen wurde, kann man diese Klage hören, die wirklich sehr berechtigt ist. Es wäre ungerecht gegen die Geschäftsinhaber, wollte man behaupten, sie dächten nicht an die etwas stärkeren und auch die ein wenig älteren Damen. Man braucht sie nur zu fragen und ivird erstaunt sein über die Fülle von Modellen, die gerade sür diese Klasse von Damen erdacht wurden. Nur steht mau gerade solche Modelle viel zu wenig auf modischen Schauen — an geblich, weil es an Vorführdamen mit entsprechenden Figuren fehlt. Da aber das Gerücht von der Rückkehr zu vollschlanken Linien sich hartnäckig behauptet, steht zu hossen, Laß auch die Gilde der Vvrsührdamen demnächst einige Vertreterinnen besitzen wird, die Figuren von 46 nnd dar über besitzen. Sehr gewandte Firmen sollen sich sogar jetzt schon für ihre Vorführungen nach stärkeren Damen umgc- sehen haben — Lie andern werden sicher diesem Beispiel folgen. 052. Doppelreihiges Kostüm ^lls^^ ktmVLtktL. HcrrcnrevcrS sür stär- kere Damen. Der Jackenrücken ist geteilt, den mittleren, zum Durchknöpscn eingerichteten Vorderteilen mit ange schnittenen Seitcnstücken, werden den Seitenteile», denen Passen «inzuordncn sind, ausgestcppt. Der Rock ist zwei teilig. -S8. Die Nockvorderbahn ist mit vier Quetschfalten. Eine bunt gestreifte Seidenweste verbindet die langen Blusen» Vorderteile, die oben eine vassenartig« Teilung zeigen. Es ist eigentlich gar nicht so schlimm, wie die Damen immer behaupten: „Das und das kann ich mit meiner Figur nicht tragen!" Sind sie wirklich von der Mode so vernach lässigt, daß sie Mühe hätten, auch für ihre Figur das Passende zu finden? Da wird immer geklagt, das Kostüm sei nur für die ganz Schlanken, Jugendlichen möglich,' — ist das wirklich so? Da wir es im Herbst als geradezu unumgänglich notwendigen Anzug brauchen, sei bemerkt, daß auch die stärkere Dame sehr wohl das Kostüm tragen kann. Sie muß es nur verstehen, durch ein paar kleine Tricks die Figur zu strecken: also entweder bei dem zwei reihigen Kostüm zunächst den Nevers tief hcrnntcrzichen lassen und dann das Knopfviercck nicht als Quadrat, son dern als Rechteck anordnen, oder bei dem einreihigen Kostüm mit Gürtel letzteren nicht allzu breit wählen nnd Ler durch die Querteilung bedingten Verbreiterung der Figur durch senkrechte Biesen oder Abnäher auf dem Vorder- und Rückenteil entgegenwirken. In jedem Fall aber darf die Jacke niemals enganliegend gearbeitet werden: wenn sie lose, dabei in der Schulterpartie gut anliegend, fällt, verhüllt sie zu starke Formen ja viel besser. Das gleiche gilt natürlich auch für den Mantel. Wir werdcm ja auch in diesem Herbst wieder viel gerade Mäntel tragen, die reicher Pelzbesatz ziert,' also kommt die Mode geradezu Ler stärkeren Dame entgegen nnd schafft eben jene Linien, Lie schlank machen: die ruhige, senkrechte Linie des Mantels selbst und den spitzvcrlaufenden, tiefgehenden Schal kragen. Auf dem Gebiet der Kleider allerdings muß Zurückhaltung Gebot guten Geschmacks sein! Allzu reiche Garnierung, jede Häufung von schmückenden Effekten be lastet die Figur zu sehr und läßt sie breit erscheinen. Des halb muß jede schmückende Nuance daraufhin geprüft wer ben, ob sie streckend oder im Gegenteil belastend wirkt. Jede senkrechte Linie ist somit willkommen, mag sie in Gestalt eines schmalen, fast bis znr Taille herabgchcndcn Westcn- lahes austrcten, dem dicht bei dicht gesetzte Zierknöpschen noch mals eine betont senkrechte Tendenz geben, mag sie mit Tresse in senkrechter Linie besetztem Kleide oder in senkrechter Bro- chicrung des Leibchenstoffes und senkrechtem Streben der vielen S54. Ans Heller Seide ist die zum Durchknöpscn eingerichtete Vlusenwcste mit Kragen. Einer Hüstcnpasse steppt man, den in der vorderen Mitte mit zwei Quetschfalten ansge- stetteten Nock, unter. 955. Die Nockvorderbahn ist in Falten geordnet. In gleichen Abständen wird der Nlusenvorderbahu eine schmale Tresse aufgcnäht, die am Rock in abgestuster Länge wciter- läuft und mit den Falten fcstgestcppt werden. Raglanärmel verbinden die Vorderteile mit dem glatten Rücken. feinen Falten des zugehörigen Nockes zu finden sein. All dies- kleinen, modegercchtcn Hilfsmittel, die Figur schmaler (weil länger) erscheinen zn lassen, müssen aber stets wie selbst verständlich wirken, denn, wie schon die schlanke Dame mit der „Normalfigur" aus geschmacklichen Gründen alles zu Laute und Aufdringliche auch im Detail vermeidet, so muß die stärkere (vor allem aber auch die ältere) Dame stet- bestrebt sein, nicht oder doch nur durch die ruhige, feit» überlegte Wahl der Linien und Schmuckeffekte aufzufallen. Hierzu gehört die bewußte Abkehr von allen lebhafte» Farben. Schwarz und Marineblau machen bekanntlich stet- schlank und wirken unbedingt vornehm — der jüngeren Dame mögen sie aber doch manchmal zu ernst wirken. Auch wenn diese nnn wirklich ein bißchen stärker ist, braucht st- noch lange nicht ans hellere Farben zu verzichten: alle matten Pastelltönc, die wie ein wenig verwaschen wirken, an Lek Spitze alle grauen Farbvariationen, eignen sich bei richtiger Verarbeitung auch für Lie stattlichere Erscheinung — und. ebenso auch für Lie Dame, die über die erste Jugend hinaus ist und stolz den Schnee des Alters auf dem Haupte trägt» Denn die Zeiten sind ja längst vorbei, wo die ältere Dam- unbedingt in Schwarz, Dunkclgrau ober DunkellUia ge kleidet sein mußte, wenn sie auf ihre Würde bedacht ivar. Sehr vcachteuswert aber ist in jedem Falle die Frage de^ Stoffmusternng: wo man nicht ungemusterteS Material verwenden möchte, müßen die Linien des Musters ebenso wie die Linien Les ganzen Anzugs stets senkrechte Tendenz zeigen,' Streifen sind also besser als Karos! Daß jedes Muster allergrößte Nuhe auSprägen muß, bedarf nach Len» vorstehend Gesagten natürlich keiner Betonung mehr. Alles in allem genommen aber Haven die stärkeren »n- älteren Damen wirklich keinen Grund, sich von der Modi vernachlässigt zn fühlen: mit weiser Einschränkung könne» sie wirklich alles tragen, was ihnen die kommende Mody bringt: Und vielleicht erfüllt sich wirklich in absehbare- Zeit der Traum jener Damen, die trotz Kaloriennahrnn» und Gymnastik Lie bisher als ideal geltende Schlankheit nicht erreichen konnten, nnd „vollschlank" wird wirklich modern? Es wäre auSgleichende Gerechtigkeit! APW. 958. Mantel mit Schalkragen, der nm den Hals mit PeH bekleidet werden kann. Schmaler Gürtel und schräg ein» geschlitzte Taschen. 957. Der Nock hat sowobl in der vorderen sowie Hinteren Mitte je eine gegenseitige Falte. Die Jackcnvordertetle stn- mit je einer Gruppe seiner Biesen ausgestattet. Dieselbe» reichen bis znr Brusthöhe und werden mit je einer aufge- stcpptcn Taschenpatte abgeschlossen. RcverSkragen, schmaler Gürtel. «erla-sschnittmuster nur für Abonnenten. Mäntel, Kostüme, Kleider »v Pf., Blusen, Röcke, Kindergarderobe, Wäsche 7l) Ps Zu bcztclwn durch die Geschäftsstelle