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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 17.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192807175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280717
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-17
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
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Politische Nachrichten D«r Reichsjustizminister in München «luge» troffen. Der neue Reichsjustuminister Dr. Koch- Weier ist in München eingeiroffen, um der Bayri schen Regierung seine Aufwartung zu machen. Stresemann und Masaryk in Karlsbad. Nach einer Prager Meldung der »Vossischen Zig." Kade sich Auhenminifter Dr. Stresemann für den 20. Juli In Karlsbad anqesagt. Präsident Masaryk hat sich am 15. Juli zu längerem Kuraufenthalt nach Karls bad begeben. Giolitti s. Wie aus Nom gemeldet wird, ist der ehemalige italienische Ministerpräsident Giolitti am Dienstag früh gestorben. Abtransvort iapanischer Truppen au» Tsingtau. Wie aus Tsingtau gemeldet wird, sind 5700 Mann japanischer Truppen am Sonntag nach Japan ab transportiert worden. Ws Heimat mV Vaterland Frankenberg, den 17. Juli 1928. Gesetze und Gesetz Non dem Bundesparlament der Vereinigten Staaten Nordamerikas und den 49 einzelnen Staaten sind in den letzten 5 Jahren 62000 Gesetze verab schiedet worden. Im ganzen sind in den Vereinigten Staaten 2 Millionen Gesetze in Kraft. Darüber staunt der Laie! Aber: Das Deutsche Reich gibt sich ebenfalls redliche Mübe in der Herausgabe von Gesetzen. So hat das Neichsqesetzblatt dieses Jahres in den ersten sechs Monaten bereits 28 neue Gesetze und 51 Verordnungen (also Gesetzte!«) gebracht; darunter auch „Gesetze zur Aenderung von Gesetzen". Nimmt man dazu die Gesetze und Verordnungen der Einzelstaaten in Deutschland, so kommt gleich falls ein Sümmchen Gesetze heraus, das von gesetz geberischem Fleche zeugt und in 5 Jahren <ngl. Amerika!) recht hübsch anwachsen kann. — Wie schlicht und einfach und dock umfassend ist dagegen da» Gesetz, auf dem alle Gesetze wohl oder übel lutzen müssen, nämlich das Gesetz vom Sinai mit seinen 10 Geboten. Und der Mann, der von sich sagen konnte, bah er nicht gekommen sei, das Gesetz auszulösen, sondern zu erfüllen, gab seinen 12 An hängern und somit der ganzen Christenheit nur ein einziges Gesetz, das lautete: „Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebet habe." — Nicht vielerlei Gesetze können uns helfen und die Menschen bessern, sondern es genügen auch wenig Gesetze mit vielsagendem In halt. Nicht die vielen Abteilungen und Unterabtei lungen und Einzelparagraphcn geben einem Gesetze Kraft und Nachdruck: es liegt auch hier die Würze in der Kürze! Wohlfahrtspflege der Sächsischen Seimatdanlstistung Die 1915 ins Leben gerufene Stiftung hat bisher in aller Stille eine gewaltige Arbeit geleistet. Ihre Fürsorge gilt namentlich der Berufsausbildung von Kriegswaisen, der Siedlungshilfe, für Schwerver letzte und der Fürsorge für Kriegereltern. In Hun derten von Fällen hat sie in Gemeinschaft mit zweckoerwandten Organisationen bedürftigenKrieger- wailenkindern eine höhere Bildung ermöglicht. Vor bildlich war die Arbeit der Stillung auf dem Gebiete der Siedlungshilfe. In Weinböhla bei Dresden grün dete sie eine Kriegersiedlung von 3 Vierfamilien wohnungen, 2 Zwelfamiltenwohnhäulern und von über 50 Einfamilienhäusern, die an Schwerbeschä digte als Reicheheimstätten ausgelassen worden sind. An Kriegereltern, die durch den Verlust ihrer Söhne zukünftige Ernährer verloren haben, bewilligt sie Beihilfen. Für diese großzügige Wohlfahrtspflege waren bisher beträchtliche Mittel nötig. Die Heimat- danlstiftung verdient deshalb Unterstützung der breitesten Oeffentlichkeit. Eine Einnahmequelle wurde ihr durch die bekannten günstigen Heimatdankgeld- lotterien erschlossen, deren nächste Ziehung bestimmt am 4. August stattfindet. Nicht weniger als 15401 Gewinne und 1 Prämie im Gesamtwerte von 50000 Mark werden ausgespielt. 1- Lehrer uud GeistUch«. Verständigung zwischen Kirche und Schule, Lehrern und Geistlichen hat vor kurzem ein« Konstrenz in Westsachlen, die von Pfarrern und Lehrern gleich stark besucht war, beschäftigt; auch auf der Tagung de» lächsischen Psarreroerein» in Zittau wurde dies Thema be handelt. Allgemein wurde von Geistlichen wie Lehrern, auch solchen, die keinen Religionsunterricht erteilen, anerkannt, daß eine Verständigung not wendig und möglich sei. Es wurde zunächst eine Arbeitsgemeinschaft begründet, in der Lehrer und Geistliche vertreten sind und di« nun auch die über- aus wichtige und vielleicht auch verheißungsvolle Arbeit weiter betreiben wird. ß Immer wieder derselbe Unfug. Aus Hart- mannsddrf wird gemeldet .Auf dem Wege mit seinem Fahr rode nach seiner hiesigen Arbeitsstätte hing sich ein in Penig wohnender junger Mann, um sich die Fahrt zu erleichtern, an einem vor ihm herfahrenden Lastkraftwagen. In der Nähe der Pumpschänke kam er jedoch zum Stürzen und wurde von einem Rade des schweren Wagens überfahren. Er wurde dabei an den Beinen so schwer verletzt, daß er dem Mühlauer Kranken haris zugeführt werden mußte. Opfer des Bettehrs Meinersdorf. Das fünfjährige Töchterchen des hiesigen Strumpfwirkers Oertel wurde von einem Kraftwagen überfahren und mußte mit schweren inneren Verletzungen vom Platze getragen werden. Beim Baden ertrunken Freiberg. Am Sonnabend abend ist im nahen Schwarzen Teich ein 17 jähriger aus dem Fürstenhos beschäftigter landwirtschaftlicher Arbeiter aus Ober- schlesien ertrunken. Der des Schwimmens Unkundige versank plötzlich an einer tiefen Stelle und kam nicht wieder zum Vorschein. Seine Leiche konnte ge borgen werden. Elterlein. Beim Baden im hiesigen Stadt bad wurde der hier wohnhafte Maurer G. Ullmann von einem Schlaganfall überrascht, der zu seinem alsbaldigen Tohx führte. Der Verunglückte war in erhitztem Zustande ins Wasser gegangen. Stützengrün. Beim Baden ertrank hier der 18 Jahre alte Wirtschaftsgehilse Lindner. Lengefeld i. V. Tödlich verunglückte hier beim Vaden der 33 Jabre alte Aufseher Johann Schrie- wer aus Bautzen. Bei einem Sprung schlug er auf die Vassinwand auf und erlitt neben anderen Ver letzungen einen Schädelbruch, der seinen alsbaldigen Tod herbeiführte. Plauen. Im Freibad Neundorf ist der 23 Jahre alte Schlosser Bayerl aus Plauen infolge eines Herzschlages beim Baden ertrunken. — Im städti schen Freibad in Plauen wurde der 19 Jahre alte Realgymnasiast Preuße ebenfalls von einem Herz schlag getroffen, so daß er nur als Leiche geborgen werden konnte. Dresden. Am Sonntag nachmittag ertrank in der Talsperre Malter ein etwa Mjahriger Kraft- fahrzeugführer aus Niederschlottwitz. Er war in erhitztem Zustand ins Wasser gesprungen, konnte sofort geborgen werden, doch blieben alle Wieder belebungsversuche erfolglos. — Erdmannsdorf. Trotz dem Badeverbote in der offenen Zschopau tummelte sich einer nicht auszurottondon Unsitte entsprechend ein hiesiger Schulknabe an der Pfarrbrücke in der Nähe des eimmmdonden Mühlgrabens in der Zschopau. Da bei wurde er von den Flirten des Mühlgrabens umgerissen und ging unter. Der zufällig vorüber gehende Oberprimaner Blunck aus Augustusburg sprang den Jungen sofort nach und vermochte ihn auch in bewußtlosem Zustande dem Wasser zu ent reißen. Zum Glücke waren die sofort angestellton Wiederbelebungsversuche von Erfolg begleitet. — Chemnitz. Auf der hiesigen Kasernenstratze stürzte ein tchZähriger Knabe in einem unbewach ten Augenblick aus einem Fenster, der im ersten Stock gelegenen elterlichen Wvhmimp Wie durch ein Wunder kam dos zarte Kind mit einem Bein bruch davon und schwebt nicht in Lebensgefahr. — Die seit 23. Mai vermißte Chemnitzer Ver käuferin G. Holz, dke von Moferboden aus eine Bergtour allein unternahm und in Unwetter ge riet, ist «nach «mehreren vergeblichen Versuchen jetzt von der Rettungserpeditkcm gefunden wor den. Das junge Mädchen ist abgestürzt und hat offenbar bei dem Sturze sofort den Dod gefun den. — Während eines Streites zwischen einem 47jährigon Feilonhauer und seinen Angehörigen in einem Grundstück der Westvorstadt wurde der Mam, nrit einer Kaffeekmme derart auf den Kopf geschlagen, daß er mit einer größeren Wunde züfammoubrach und schließlich dem Kran kenhaus zugeführt werden mußte. — Mühlau. Beim Kalllöschen auf dem Neu bau der Baugenossenschaft stürzte ein 23jähriger Arbeiter in die Kalkgrube und verbrühte sich beide Beine so schwer, daß er dein hiesigen Krankenhaus zugeführt werden mußte. — Auerbach. Zu der Meldung von der bevor stehenden Vereinigung der Gemeinden Auerbach i. B., Ellefeld und Falkenstein und der Verteilung der Bürgermeisterämter wird der „Auerbacker Zeitung" geschrieben: „Diese Pressemittetlungen eilen jedenfalls den etwaigen Möglichkeiten weit voraus, und das veröffentlichte Vereinigungsortsgesetz sieht vielmehr sogar ausdrücklich vor, daß der „Ober bürgermeister" wie der „Bürgermeister" der neuen Stadt erst von deren Stadtverordneten nach der Stadtgründung ganz nach freiem Ermessen „gewählt" werden sollen. Auch ist die Vereinigung und Stadt- gründung selbst noch keineswegs sicher. Die Stadt» verordneten von Auerbach insbesondere haben in ihrer Mehrheit noch am Dienstag erneut erklärt, daß sie die Vereinigung „grundsätzlich nicht" wünschen. — Leipzig. Nach monatelanger mühevoller Arbeit ist es der Leipziger Kriminalpolizei ge lungen, einer internationalen Embrecherbande das Handwerk zu legen, die etwa seit einem Jahre in vielen deutschen und ausländischen Groß städten ihr Unwesen trieb. Die Ermittelungen dehnten sich bis nach Belgien aus, wohin Oberre- gierrmgsrat Dr. Heiland in Begleitung des Leipziger Kriminalkommissars Aler reiste, und wo man an Hand des mitgebrachten Materials drei Mitglieder der Bande festnehmen konnte. Der größte Teil der Verhafteten — es sind un gefähr 25 Personen — befindet sich zurzeit in Leipzig in Untersuchungshaft. Es hat sich er geben, daß, seitdem die Bande festgenommen wor den ist, Wohnungs- und Ladcneinbrüche, die zum März dieses Jahres überhand genommen hatten und bei denen die Einbrecher unter Verwendung von Vleistceifen sich Zutritt zu den verschlossenen Räumen verschafften, kaum noch registriert wer den können. Sie leugnen zum Teil hartnäckig, daß sie für die ihnen zur Last gelegten Straf taten in Frage kommen. Doch ist es bereits ge lungen, mehrere der Verhafteten zu überführen. — Innerhalb der letzten zehn Monate wurden sowohl in Deutschland wie im Ausland Einbrüche verübt, aus deren Eigenart zu ersehen war, daß internationale gewerbsmäßige Verufsembrecher ihre Hand im Spiele hatten. Als Arbeitsfeld wählte sich die Bande hauptsächlich Wohnungen, die von den Inhabern verlassen waren, und Gc- schüftslokale, die über Sonntag unbeaufsichtigt standen. Einlaß in die Wohnungen und Läden verschafften sich die Täter entweder durch gewalt sames Erbrechen der Türen oder unter Verwen dung von sogenannten Vleistrcifen und Dietrichen. Die Mitglieder der Bande arbeiteten in allen Fäl len in Gruppen zu drei bis zu vier Personen, wobei nicht selten auch Frauen als Helfer in Erscheinung traten. Auf das Konto der Festgcuommenen kom men, soweit sich bisher f-ststcllen ließ, in Leip zig 35 Einbrüche, darunter ein bcr dem Ju- welenhändler Moritz Kanner verübter Einbrüche Weiter kommen Bandcnmitgkieder für den W vergangenen Jahre verübten Doppeleinbruch itzt die Geschäft« des Juweliers Herschel und de» Delikateßwarenhändlers Rost ani Markt in Bei tracht. Die' übrigen 32 Einbrüche verteilen sich auf all« Teile der Stadt, wobei in der Haupt sache LLohuungen erbrochen und Gold- und Sjk- bersachen, sowie Brillanten gestohlen wurden. —, Nm Sonnabend nachmittag stießen in Leipzig zwei aus entgegengesetzter Richtung kommende Motorwagen in der Nähe des Hauptbahnhofeh zusammen, da angeblich die Weiche nicht ordnungs gemäß funktionierte. Es wurden 14 Fährgäste verletzt, die aber ohne ärztliche Hilf« nach Haus« entlassen wurden. Bereinsangelegenhetten Der Dranratische Verein hielt, wie schon kurz berichtet, am Sonntag auf den: Schützenplan sein diesjährige- Sommerfest ab. Vom Kaiser saal aus bewegte sich in den frühen Nachmittags- stundon ein Zug von 500 erwartungsfrohen Kin dern durch die Stadt ngch dem Festplatz. Dis große Hitze veranlaßte die Vereinslektung, deck kürzesten Weg einzuschlagen, so daß der brav-' sichtigte Umzug durch verschiedene Strafen der Stadt unterbleibon mußte. Der Festzug bot ein recht schönes Bild, jede- Kind trug einen Luft ballon, verschiedene sehr gut ausgemachte Fest- wagsn brachten Abwechslung und Stimmung in die Reihen der mit lachenden Gesichtern mar schierenden Jugend. Auf den: Schützenplan ent wickelte sich unmittelbar nach Ankuirft des Zuges ein volksfestähnlicher Betrieb. Zunächst wurden die Kinder mit Kaffee und Kuchen bewirtet, den Kaffeetopf konnten sie als Erinnerungsgabe an den Tag mit nach Haufe nehmen. Dann wurde an sieben Sternen um die Königswürdr geschossen. Mit großem Eifer stürzten sich Jun gens und Mädels in diese Arbeit und bald waren die schönen Sterne in viele Holzstückchen zersplittert. In den Zelten auf dem Platze war inzwischen reges Leben eingezogen, das heißt: am mciston wurde vor den Zelten ge lagert. Mit Windeseile waren Stühle und Tische ins Freie befördert und nun ließ man sichs im Freien gutschmecken. Wein das Glück hold war, der konnte seinen Imbiß an der Kuchen- und Wurstradbude gewinnen, er konnte aber auch für einen geringen Einsatz allerhand Küchen geräte mit nach Hause nehmen. Im unteren Zelt hatten sich dis echten „Bayern" niederge lassen, die nrit ihrem schneidigen Konzert einen fa nrosen Rahmen für die kabarettistischen Leistun gen der ersten Bühnengrößen des Vereins gaben. Hier hielt man trotz drückender Hitze wacker aus, und freute sich an dorr Gaben der bekannten Kräfte. Als dann der Abend die Stadt langsam in sein Dunkel hüllen wollte, flammten di« bunten Lampions der Kinder auf. Edner mächtigen Feuer- schlangc gleich zog die Jugend nach der Stadt über den Markt nach dem Kaisersaal, wo der Zug sich auflöste. Während dann die Jungens und Mädels daheim von den Erlebnissen des' Tages träumten, wurde draußen im Tanzsalon auf dem Schützenplan dem Feste ein heiterer geselliger Ausklang geschaffen. Bund Königin Luise, Ortsgruppe Frankenberg. In dieser, für unser geliebtes Vaterland schwe ren Zeit, ist es nicht nur die Pflicht der Männer^ einig zu sein und stark, sondern auch der Frauen und Mädchen. Die Zeiten, wo das weibliche Ge schlecht nur der Famile, dem Haushalte und kleinen Tändeleien sich widmete, sind vorbei. Wir müssen als wahre Kameradinnen unseren Män nern, Vätern und Brüdern im Alltagskampf und in der Sorge um unser Vaterland beistehen und helfen. Da Einigkeit stark macht, so wurde emo «len äie Veit nickt ssk Ein Roman von Traum und Sein von Hanns Marschall. Oopz-ri^kt Novissima-Verlag, Berlin. 44 Nachdruck verboten. 12. Kapitel in dem Lanis Carlson den Haupt treffer macht und im ganzen Süd afrikanischen Bund starke Beun ruhigung herrscht über ein paar Hände voll Brillanten Nach dem Streich, den der geheimnisvoll« Carlson dem Hafenkommandanten in Kolombo gespielt hatte, war ein Hohngelächter auf der guten, alten Mutter Erde ausgebrochen, gegen das bekannte homerische Gelächter im 9. Jahr hundert vor Christi nach der Odyssee 8, 326, ein schwaches Grinsen, ein ohnmächtige- Lächeln war. Es ließ sich natürlich mich nicht verheimlichen daß die englische Negierung den Kommandanten Ornn innerhalb der nächsten 24 Stunden ver abschiedet hatte und daß bereits ein neuer Komm andant von London aus nach Kolombo unter wegs war. Lanis Carlson war nunmehr nicht nur der berühmteste Mann aller Zeiten, sondern auch der beliebteste, denn wie die Menschen nun ein mal sind, hatten sie ilm für diesen niedlichen Streich in ihr Herz geschlossen. Keiner koimtc es ihm im Grnude genommen verdenken, daß er eigens Wege ging. Da- Schlimmste aber an der Cache war, daß eine richtige Lanis Carlson-Krankheit tobte. Aus allen Teilen der Welt kamen Nachrichten, das; jemand ihn gesehen haben wollte. Hier oder da wurden Mitteilungen gemacht, nach dnwn be stimmt irgendwelche nicht alltäglichen Anlässe mit ihm in Verbindung standen. Es schien unmöglich, alle diese Meldungen mich nur rm Entferntesten nachzuprüsen. Wenn in Zürich in einem Miets ¬ haus« ein Ofen gewackelt hatte, wurde dke Poli zei angefordert, um das ganze Hans nach Lanis Carlson zu durchsuchen. Wenn in Antofagasta eine Dame der Gesellschaft morgens beim Aus- stehsn nicht gleich ihre Brillantonrmge zusammen fand, hatte Lanis Carlson ihren: Boudoir «inan heimlichen Besuch abgestattet. Waren bei einer Gemeindesitzung in San Franzisko nicht gleich alle Papiere aufzufinden, die sich mit der neuen Kanalisationsanlage im Chmesenvkertel be faßten, hatte unbedingt nur Lanks Carlson seine Hand nn Spiele. „Lanis Carlson!" tobte der Funke um den Erdball. Immer wieder kamen neue Meldungen, die sich hernach als unrichtig erwiesen. Fand an irgendeinem Punkts der Welt ein Diebstahl statt, so konnte man gewiß sein, daß man am nächsten Morgen am Tatort einen Zettel fand, auf dem zu lesen stand: „Lanis Carlson beehrte sich, Ihrem Hause einen Besuch abzustatton!" Jeder kleine Dieb und Gauner versuchte sich auf den Trick, als der unsichtbare Carlson zu gelten, mußte aber wenige Stutndan später zugeben, oaß zwischen ihm und diesem Manne eine große unüber brückbare Kluft stand, wenn man ihn gefaßt hatte. Nach einer Woche erkannte di« Welt, daß vom wirklichen Lanis Carlson jede Spur vollkommen fehlte. Tie Hoffnung, ihn hiec oder da gesehen, oder richtiger gesagt, gespürt zu haben, sank auf Null Grad. Vereinzelt, ganz vereinzelt nur, wur den Stimmen laut, die behaupteten, daß die ganze Figur dieses Mannes nur in der erregten Phantasie einiger Leute gespukt habe. In Chi- kago hatte man einen Gauner bei einem stechen Diebstahl ertappt, als er gerade einen Zettel am Tatort niederlegte, aus dem er sich als „der Unbekannte" ausgab. Man hatte ihn jämmerlich verhauen zur Warnung für alle Kollegen und eine Zeitung hatte öffentlich geschrieben, daß La nis Carlson ein viel zu anständiger Mensch sei, um sich und seinen Namen eine solche Schande anzutun. Das hatte wieder zu einem großen Mei nungsstreit in den einzelner: Blättern geführt, well die Begriffe über Moral und Anständigkeit nun einmal grundverschieden find. So standen und lager: dis Dinge, als der Mai s zu Ende gegangen und der Juni seinen Einzug gehalten hatte. In Port Elizabeth war das mondäne Badelebon in vollem Gange. In den Dianiantengruben der „Union" herrschte Hoch betrieb. Vom Nil-Delta bis zum Kap der guten Hoffnung war alles vom Sonnenbrand ft: Schweiß gebadet. An einem schöner:, heißer: Tage, da vom Asphalt der breiten und herrlichen Straßen in Kapstadt ein versengender Brodem ausstieg und das Pflaster unter den einfachen Fusstritten schon Spuren hinterließ, stand am Alfred-Platz vor der Börse ein Mann und sah zu den Auslagen der großen englischer: Kaufhäuser hinüber. Ab und zu glitt sein Blick zum durchsichtigen Blau des wolkenlosen Himmels hinauf. Ein Flimmern lag in der Lust, das den Augen weh tat. Ueber die Häuser hinweg ragte das Kastell, in dem s Infanterie und Artillerie stationiert lag. Von ! der Unruhe, die in allen indischen Häfen herrschte, ! war hier nichts zu spüren. Merdings lag vo: s Simons Town in der falscher: Bay ein Geschwader ' verankert, das in ständiger Verbindung mit der ! Flottonstaticm war, aber diese Tatsache war keine I Seltenheit. r Auf dem Parlamentsgebände wehte die Flagge. ! Ab und zu griff der Mann ar: seinen Hut, als j wollte er sich vergewissern, ob er noch wohl- - behalten auf seinem richtigen Platze throne. Dann l pfiff er leise und vergnügt vor sich hin und sah r zu dem großen, dicken Konstabler himiber, der ' mit müden Handbewegungen der: wenigen Ver- r kehr regelte. Er hatte die Auger: halb geschlossen ! und schien im Stehen zu schläfern ' Der Mann auf der Trepp« vor der Börse war Lanis Carlson. s Er mar am Abend zuvor von Kolombo her- ' unter nrit einen: englischer: Dampfer gekommen, nachdem er zwei Tage lang in der englischen Hafenstadt auf Ceylon noch die Verwirrung aus gekostet, die sei» Erscheinen verursacht hatte. Men er allerdings zu erblicken gehofft hatte war Jolanthe Marazeth. Sie jedoch war nicht er schienen. Das hätte ihr: mit einiger Neirübms erfüllt. Nun, da sie seine erklärte Feindin war, da sie sich nicht gescheut hatte, aus ihn im Bo tanischen Gatton in Singapore zu schießen, nur um sich in der: Besitz seiner Erfindung zu setzen, und da sie ernstlich alles daranznsetzen schien, seiner habhaft zu werden, um ihren zweifelhaften Ruhm zu erhöhen, betrachtete ec seine alte Nei gung zu dieser wunderbaren Frau, die er vor Jahren in Merkko sinpfumden hatte, als abge storben. Er empfand nicht etwa bitteren Haß'. Aber alles, was esimräl zwischen ihnen gewesen war, schien ausgelöscht von jener Stunde a«,- da er ihre Waffe aus sich gerichtet sah. Er ent sann sich dann des sonderbarer: Aufrufs Eric Chiltons, der jene Fran weiter aus seine Spur brachte. Eric Chilton! Seine Gedanken wanderten zu rück, Jahre hindurch. Cs erschien ihm eine kurz« Zeitspanne, daß sr mit dem junges steinreichem Minenbefitzer zusammen gewesen war. Eric Chkk- ton galt in ganz Südamerika als der reichst« Mann. Die riesigen Silberminen in Mariko, die er sein eigen nannte, waren eine unversieg bare Quelle des größten Reichtums, hinter den« ein Vanderbilt uud Rockefeller zurückblieben uud sich ausnahmen wie kleine Fabttlbesitzer mit einem guten Auskommen. Jolanthe Marazeth hatte auch Eric Chilton keimen gelernt, damals in Meriko, als der reich« Minenbesitzer' auf einige Tage in der Hauptstadt weilte und wie durch einen Zufall in ihrem, Hvtel wohnte. Lanis Carlson formte sich noch entsinnen, daß die schöne Frau auf ihn einen unerhörten Eindruck gemacht hatte und wohl über- Haupt in: Leben dieses reichen Sonderlings, de« heute vielleicht vierzig Jahre zählen inochte, di« erste Frau war, die sich rühmen durste, von ihm ein mehr als freundlich«- Wort gehört zu haben, s Aber damals schien Jolanthe Marazeth dem ' Krösus durchaus gleichgültig gegenüberznstehen. Vielleicht hatte sie in dieser Zeit wirklich etwas wie aufrichtige Neigung für ihn besessen. Run, das war jetzt vorbei. Heute schien diese Frau nur ein Ziel vor Augen zu lmbcn: Macht, Reichtum und Ruhm. Ein unersättlicher Hm^er, eine Gier nach Sensatioimn und Geld schien in ihr zu leben, - (Forlsetzm^ folgt.)
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