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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 20.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192807203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280720
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-20
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
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AKnliÄch aus dem Rheinlandpfond einen ma teriellen oder moralischen Vorteil ziehen wolle, so sei es hohe Zeit, sich zu verständige». Dis „Volcmtö" stellt fest, London sei bereit, die Rhein- lmidräummrq misshandeln. Dis Frage sei nun, ob die Kabinette von Brüssel und Paris da zu geneigt seien. Briand wolle in Verhandlungen eint raten, vorausgesetzt,' daß amnohmbare Gnmd- lagen von Berlin chngeregt würden. Deshalb sei auch die unkluge und demagogische Entschlie ßung des Nationalrates der französischen Sozia listen zu bedauern. Stresemann habe Munden Menschenverstand genug, nieinals das Rhein- laudproplem nur realistisch und nicht aiusschließ- kich sentimental zu betrachtm. Staatsstreich In Aegypten Mahmond Pascha der neue Diktator London, 19. 7. Wie aus Kairo gemeldet Wird, ist das Parlament durch königlicher Dekret für drei Jahre aufgelöst und der König mit ge setzgeberischen Vollmachten versehen worden. Di« Freiheit der Presse ist s a/lmbsstimmte Zeit abg«- schafft. Das Dekret ist vom König nnd von sämt lichen Mitgliedern des Kabinetts unterzeichnet. Die für Freitag und Sonnabend festgesetzten Versammlungen der Wafd-Partei sind verboten worden. Umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen sind von den Polizei- und Militärbehörden getroffen worden, um die Ordnung im Lande aufrecht z» erhalten. Zuspitzung der Lage London, 20. 7. (Funkspruch.) Nach Meldungen aus Kairo hebt da» königliche Dekret neben dem Dersassunaeartikel über die Freiheit der Presse, ver schiedene Artikel der Verfassung, darunter auch die Bestimmung, wonach nach Auslösung der Kammer innerhalb zweier Monate die Neuwahlen statizu- finden haben, auf. In einem besonderen Schreiben an den König erklärt Ministerpräsident Mahmud Pascha, datz das Kabinett nach reiflicher Ueber- ieaung keinen anderen Ausweg gefunden habe, der gcgenwärtiaen Lage Kerr zu werden, als dem König die Auslösung des Parlaments zu empfehlen und im Interesse der Wiedergewinnung regelmäßiger Verhältnisse die Regierungsgewalt auf sich zu ver einigen. Der Vollzugsrat der Wafdvartei hat in einer Sonderkommisfion beschlossen, die von der Regie- rung verbotene, sür Sonnabend angelebte Versamm- sammlung tn Tanta bei Alexandria doch abzuhalten. Auf Anweisung des Innenministeriums sind dte provinziellen Polizeistreitkräfte durch Truppenab- teilungen beträchtlich verstärkt worden. In Tanta ISbst find 3 Offiziere und 80 Mann, sowie eine Abteilung berittener Truppen eingetroffen. Je 2 Kompanien Infanterie sind in die Städte Benha und Damanhur entsandt worden. Eine Kompanie Infanterie wurde nach Zeaazig und nach Kena geschickt. Sämtliche Truppen haben Feldbahnen und : Verpflegung mit sich genommen. Bisher sind noch keine wetteren Vorkehrungen gegen die non der Wafdvartei angesebten Versammlungen in Mansura und Alexandria noch gegen die von der Wafd- Partei beschlossenen Kundgebungen in Verbindung mit der Ankunft der Witwe Zaglul Paschas am 23. Juli in Alexandria getroffen worden. Ausstände ia Rerik»? London, 20. 7. (Frmkspruch). In Newyork «imgegangene Berichte au» Laredo in Tera« be sagen, dah 3 Regimenter in dem Staate Oaraea gegen die mexikanisch« Regierung g«meut«rt haben. In mexikanischen Regierungskreisen be steht ernste Sorge über die Haltung de» Gene- ral» Escobar, der sich geweigert hat, ein Tele gramm des Kriegsministerium» zu beantworten und gewisse Truppenverfchiebungen entgegen de« Anweisungen de» Kriegsministers vornimmt. General Escobar war früher Befehlshaber der Regierungetruppen In Chihuahua und Führer der Armee, die den Gomez-Aufstand unterdrückte. Es beißt, daß Telle der Landbevölkerung im Staate Hidalgo einen Aufstand gemacht haben. Ihre Hal tung richtet sich vorwiegend gegen den Arbeits- Minister Morones, der der Leiter der mexikanischen Arbeitersöderation ist, die obregonistisch-feindlich ein gestellt ist. Ferner sollen tn Queretaro und Hidalgo Indianer, die über die Ermordung des Generals Obregon in große Erregung geraten sind, die Arbeiterquartiere mehrerer Dörfer angegriffen und mehrere Arbeiterführer getötet haben. Ein Bestä tigung dieser Berichte steht noch aus, doch deuten die zahlreichen Entsendungen von Negierungs truppen aus Mexiko-Stadt mit unbestimmten Zielen darauf hin, daß eine Begründung für die Richtig-' keit dieser Meldungen besteht. Der ArdeitszeMonflM I« Sachsen Neu« Einigungscerhairdlungen in Dressen Wie unser Chemnitzer Vertreter erfährt, hat das Reichsarbeitsnrmisterium im öffentlichen Jute- resse ein neues Schlichtungsverfahren im Kon flikt über die Arbeitszeit in dec Textilindustrie für Mittel- und Westsachsen und Ostthüringen ein geleitet. Die neuen Verhandlungen sollen am kommenden Dienstag in Dresden stattfinden. Als Sonderschlichter ist Ctadtrat a. D. Kuntze in Dresden bestellt worden. In einzelnen Tertilbe- trieben sind bereits Streitigkeiten über die Re gelung der Arbeitszeit ausgebrochen, so datz mit weiters» allgemeinen Auseinandersetzungen auch durch den Arbeitgeberverband gerechnet werden mutz. Es ist dringend zu wünschen, datz in dem neuen Verfahren nunmehr eine Einigung über diese bedeutsame Frage erzielt wird, da es sich hier um eins der wichtigsten und größten deut schen Jndustriegruppcn handelt, die 300 000 Ar beiter beschäftigt. Ein etwaiger Wirtschaftskampf würbe deshalb nicht nur für dm Freistaat Sachsen sondern für die ganze deutsche Wirtschaft die schwersten Nachwirkungen haben. Eine Beile gung des Konfliktes darf man wohl umsomehr erwarten, äks der Reichsarbeitsminister in seiner Begründung ausdrücklich den materiellen Inhalt des Schiedsspruches, der vom sächsischen Landes- schlichter am 28. Juni d. I. gefällt wurde, nämlich die Mehrarbeit von drei Stunden wöchentlich (insgesamt 51 Stunden) und dis ssnstigo Rege lung der Arbeitszeit als der Billigkeit entspre chend und den Interessen beider Teile dienend ausdrücklich bezeichnet hat. Politische Nachrichten Die Lohnsteuecßntring vom Reichsrat ange nommen. In der öffentlichen Vollsitzung des Raichsrats am Donnerstag nachmittag wurde die vom Reichstag beschlossene Lohnsteuerfenkung mit 38 gegen 30 Stimmen angenommen. Dagegen stimmten die Vertreter Ostpreußens, Bronde»- burgs, Pommerns, Riederschlefiens, Westfalens, Bayerns, Sachsens, Württembergs, Thüringens und Oldenburgs. Felddienstübungen der Btsatzuugsarme«. Zwi schen Mainz und Rüsselst-eim fanden am Mitt woch größere französische Felddienstübungen statt. ^Französische Truppen marschierten auf unter Ver wendung von Flugzeuggeschwadern, Panzerautos, Maschinengewehren und Feldartillerie. Es wurde ein sehr lebhaftes Gefecht geliefert, das bis in die späten Abendstunden dauerte. Bandervekd« «egen dl« belgische Heeresreform. Aus Brüssel wird gemeldet: Anläßlich der Beratung des Heererroformgesehes in der Kammer erklärte der frühere Außenminister Vanderoelde, das abge rüstete Deutschland sei nicht in der Lage, in naher Zukunft Belgien und Frankreich anfallen zu können. Vanderoelde sprach sich gegen den Regierungsent- wurf aus. Der frühere Kriegsminister Deveze meinte, dte Heeresresorm gebe der belgischen Armee die Möglichkeit, einen brüsken deutschen Ueberfall abzuwehren. (!) Ans Heimat «ad Batekland Frankenberg, den 20. Juli 1928. Wer Schützenfest steht vor der Tür. Es ist diesmal mit dem 13. Gau- schicßen des Muldenzschopautaler Schützengaues ver bunden. Die verschiedenen Festausschüsse haben fleißig gearbeitet, so daß das Fest einen würdigen Verlauf zu nehmen verspricht. Zahlreiche fremde Schützen werden erscheinen, um in ernstem Kampfe schöne Preise zu erringen. Diesen fremden Schützen gilt es nun, einen würdigen Empfang zu bereiten. Wir richten ganz besonders an die Einwohnerschaft die herzliche Bitte, als äußeren Willkommensgruß ihre Häuser zu beflaggen und wo irgend möglich Girlanden und sonstigen Schmuck anbringen zu lallen. Der am 1. Festsonntag geplante Festzug wird voraussichtlich folgende Straßen berühren; Stell platz: Fabrikstraße und angrenzende Straßen, von da durch die Chemnitzer-, Ältenhainer-, Quer-, Töpfer-, Sonnen-, Ältenhainer Straße, Baderberg, Freiberger Straße, Bahnhof, Humboldtstr., Markt (hier Begrüßung vor dem Rathaus), Schloß-, Wink ler-, Seminarstrabe, nach dem Festvlatz. Es ist sehr erwünscht, daß sich vorgenannte Straßen in ganz besonderem Schmuck zeigen. Frankenberg hat sich als Feststadt bei anderen Festen immer xrls sehr gast freundlich gezeigt, möckte sie das bei dem diesjähri gen Gauschieben ebenfalls tun. Weiteres über das Fest folgt noch. VoMM dei Annahme vsn 20-MarMemen Wie schon einmal bekannt gegeben worden ist, werden in Deutschland von umherreisenden Unbe kannten falsche Netchsbanknoten zu 20 RM. mit der Serienbezeichnung verausaabt. Der Täter wird jetzt beschrieben als etwa 30 Jahre alt, 180 Zenti meter groß, schlank, mit langem, schmalem Gesicht, dunklem Haar, kleinem, dunklen Schnurrbart, ge pflegten Händen, hochdeutscher Mundart, aulsaWr Haltung, und sehr gewandtem Auftreten. K jrtW blauen Anzug, grünen Hut mit Haarbusch und süM« einen graugrünen Gummimantel und etn« alalK braun« Aktentasche bei sich, »ei seinem Auftreten wolle man sofort die Polizei benachrichtigen. Es wird auch nochmal« darauf hlngewiesen, dah Pa» Reichrbankdirektorium für die Ermittelung de» Fäl schers eine Belohnung bi» zu 3000 RM. ausgesetzt hat. — Hainichen. D'e letzte Stadtverordnetensitzung nahm ein vorzeitiges Ende. Es kam zu einer Aus einandersetzung zwischen dem Vorsteher und einem kommunistischen Stadtverordneten, in deren Verlauf dieser drei Ordnungsrufe erhielt und schließlich aus den, Saale gewiesen wurde. Der Aufforderung, den Saal zu verlassen, kam der Stadiverordnew aber erst nach, al« auf Veranlassung des Vorstehers zwei Polizeibeamte erschienen. Darauf verlangte die SPD.-Fraltion Vertagung der Verhandlungen Al« dieser Antrag von der Mehrheit abgrlehnt wurde, verließ die Linke geschlossen den Saal, wo durch Beschlußunfähigkeit des Kollegiums einirat und die Sitzung vorzeitig geschlossen werden m .s*e. — Chemnitz. In einem Grundstück auf dem Nord- platz fand eine Schlägerei statt, in deren Verlauf ein 27 Jahre alter Arbeiter keinem 51 Jahre alter) Vater einen Stich in die Brust und einem 23 Jahr« alten Monteur zwei Stiche tn den Kopf versetzte!! Der schwerverletzte Vater mußt« ins Krankenhaus überführt werden. Der rohe Bursche wurde dagegen der Staatsanwaltschaft zugejührt. — Burgstädt. Mittwoch Nachmittag gegen 1/^4 Uhr (machte ein zweirädriger Wagon, dch .in Form eines Flugzeuges horgostellt war und von ckmom Mamnö Mchoben wurde, vor dlom „Burgstädter Anzeiger" Halt. In dein sonder baren Transportmittel lag ein IVsjähriges Mäd chen rin tiefen Schlafe. Es handelt sich um deck 30 Jahre alten Bergarbeiter Max Keller au«- Oelsnitz, der mit seinem Töchterchen Hilde dft Oukrlz und WN und vnuQ dervoll rein erstesten slleKlei^ 6er und V^Sscberlackie — ob V^olle oder Leite — aus dem milden Zchsumbeck <ler bblX Lcikenllochen. 8cbnrke, bleilbende Wssch« minel scbsden den rorrea Oevcbcn und l-srben. Oi^ rnrken bUX Leilcnllocken sbcr sind eizens dsru 5«- schallen, sie bestutssm ru reinizen und istnen neue ?mcku ru verleiben. - blormalp-dlei 50 lks Ooppelvabel 90 klz. Kleine Zeitung Aphorismen Dor lauter Wichtuerei übersehen viele Menschen das Wichtigste. Es wäre besser, die Menschen hätten wenigei Moral und wären moralischer. Man findet oft Menschen, die Güte und Milde predigen, doch selten solche, die gütig und milde sind. Dte Gelehrten lehren aus den Buchem, die Weisen aus den Offenbarungen des Lebens. * Der billigste Arzt der Wett Wohl ist es keine Seltenheit, daß menschen freundliche Nerzte armen Patienten gegenüber auf jede Houorarforderung verzichten, daß aber ein Arzt von seinen Kranken nur 17 Pfennige für die Woche nehmen darf, ist sicher ein einzig artiger Fall. Die glücklichen Patienten dieses schlecht entlohnten Arztes sind die Beamte» und Angestellten der englischen königlichen Sommer residenz Sandringham, und oieser billigste aller Mediziner ist der Leibarzt des Königs. Sorgen um die Eristonzmöglichkeit des billigen Helfers braucht sich deshalb auch keiner seiner Patienten zu »rachen, denn der König muß seinen Arzt um so teurer bezahlen, selbst wenn er ihn nicht braucht. Die billige ärztliche Hilfe ist ein altes Vorrecht um die Eristenzmöglichkeit des billigen Helfers der königlichen Hausbcamten. Die Peftbazillen ll'estbazillen können sich iin Körper der Jn- sellen vermehren. Man hat berechnet, daß ein einziger Flohmagen die höchst gefährliche, unter Umstände» tödliche Dosis von 5 000 Pestbazillen zu fassen vermag. Die Maus im Kraftwerk Einen eigenartigen Grund hatte ein Versagen des elektrischen Kraftwerkes in Johannesburg, durch das eines Mittags der gesamte Straßen- bahnverkehr zum Stillstand gebracht und alle mit elektrischem Strom arbeitenden Maschine» außer Betrieb gesetzt wurden. Ohne irgend ein vorhergehendes warnendes Anzeichen schoß plötz lich eine große Stichflamme aus der Schalttafel des Elektrizitätswerkes. Vier in der Nähe ar beitende Monteure wurde von der Flamme er faßt und nicht unerheblich verbrannt, auch die Schalttafel selbst war, wie sich später heraus stillte vollkommen zerstört. Die Untersuchung des zuerst unerklärlich scheinenden Vorfalls ergab, daß eine — Maus, hinter der Schalttafel herum- laufend, zwei nicht zusammengehörende Drähte berührt und dadurch den Kurzschluß herbeigeführt hatte. Es bedurfte zweieinhalbstündiger Bemü hungen, ehe der Schaden wieder ausgebessert war. O Die Bodenschätze der Philippine« Während die Kultur tropischer Nutzpflanzen — Zuckerrohr, Tabak, Hanf und andere — auf den Philippinen längst in hoher Blüter steht, ist die Erschließung der Bodenschätze* »och kaum in Angriff genommen, obgleich die Inseln auch an solchen außerordentlich reich sind. Erst kürzlich entdeckten Hoharbeiter in den Bergen von Ca gayan und Miscnnis reiche Eisen- und Kupfer vorkommen, deren Wert auf viele Millionen ge schätzt wird. Mit dem Abbau soll in Kürze be gonnen werden. Fast gleichzeitig stieß man in der Provinz Marinduque aus vielversprechende Blei- und Zinklager, die sich nicht nur durch ihren reichen Metallgehalt ausze'ichnsn, sondern mich wegen der leichten Zugänglichkeit und der sich daraus ergebenden guten und billigen Trcmsport- verhältnisse besonders aussichtsreich erscheinen. — Auch andere wertvolle Metalle, z. B. Silber und Gold, wurden, wenngleich in kleineren La gern, aus den Philippinen scstgestellt. Der lange Rock als Ebehindernis Der Richter Procter in Liverpool kam neulich wohl als erster Vertreter der irdischen Gerechtig keit m die wenig angenehme Lage, entscheide» zu müssen, ob der la»ge Rock unter den heutigen Um ständen als — Ehehindernis anzusehen ist. Das Urteil im sonderbaren Prozeß, den Fräulein Joan Barker gegen den unvorsichtige» Radfahrer Geoffrey Churton aus Hesw-ell anstrengte und auch gewann, dürfte von allgemeiner Bedeutung sein . Mindestens für die Anhängerinnen der — kurzen Röcke. Ioan wurde also von Churton überfahren, und zwar so unglücklich, daß ihr zu vor angeblich vorbildlich geformtes rechtes Bein ein für allemal entstellt bleibt. Demgemäß mutz sie „vorsintflutliche" lange Röcke tragen und for derte von Churton, dem sie dieses Unglück ver- dankt, einen Schadenersatz von nicht weniger als 1500 Pfund. Zwei „sachverständige" Danie» des Auditoriums untersuchten den Fuß und stellten einwandfrei fest, dah die bedauernswürdig« Miß m der Tat keinen kurzen Rock mehr anziehe,, könne. „Ist denn das so schlimm", erkundigte sich der Richler teilnahmsvoll, „der lange Rock ist ja auch ganz schön und sogar moralischer!" „Das verstehen Sie nicht, ich will heiraten", kreischte die Unverstandene. „Sie müssen wiße, , Herr Richter, daß infolge der kurzen Röcke..., die Männer sind mm einmal so, Herr Richter!" Procter lächelte, diesmal aber recht verständnis voll. „Sie mögen recht haben, mein Fräulein,. Meine Enkelkinder tragen ja auch kurze Röcke." Dann wurde das Urteil gefällt: der Nadler mußte bezahlen. Denn: „die Mode der kurzen Röcke ist allgemein und könnte von langer Dauer sein. Fräulein Barker müsse auf eine „zeitgemäße Auf machung" in ihrer Kleidung zwangsläufig ver zichten und würde so bedeutend schwerer einen Mann finden, der sie zur Frau begehrte. Die 1500 Pfund dürften aber ihre „Chancen" etwas aufbessern." — Procter scheint die heutige Welt genau zu kennen. Dreißigtausend Mark sind im merhin ein nicht zu unterschätzendes — Schön- hcitspflaster! Französische Schwurgerichte Man erinnert sich noch der allgemeinen Empö- rimg, als ein Pariser Schwurgericht dem Juwe lier Mchtorino mildernde Umstände zubillrgts und ihn dadurch vor dem Schafott rettete. Immer mehr Stimmen verlangen die Abschaffung der allen Beeinflussungen zugänglichen Geschworen:», und der Eeneralstootsanwatt bezeichnete den skan dalösen Fall als den Triumph der Ungerechtigkeit. Im Gegensatz zu ihren Pariser Kollegen haben in allerletzter Zeit die Geschworenen de; Departe ments Seine-et-Marne ein zu hartes Urteil ge sprochen. Ein geistig minderwertiger junger Bursche war unter Mordverdacht verhaftet worden und hatte dem Untersuchungsrichter die Tat eingestanden. In der Verhandlung wider rief er die Aussage, die er unter gewissem Zwang gemacht habe; verschiedene Zeugen hatten ihn zur fraglichen Zeit 32 Kilometer vom Tatort entfernt angetroffen und selbst der Staatsanwalt zog die Auflage zurück. Trotzdem sprachen die Geschworenen den Idioten schuldig, so daß er zu 20 Jahren Cayenne verurteilt werden mußte. Die Oeffentlichkeit empörte sich über den „Wahr spruch"; noch größer wurde aber die Erregung, als mau erfuhr, daß die Geschworenen sich wenige Tage vorher durch Zeitimgskritikcn über zu scharfes Vorgchsn in einem anderen Fall ge kränkt gefühlt und geäußert Hatton, sie würden beweise», daß die Entscheidung über die Schuld frage stets mir ihrem Enn essen überlassen sei. Die öffentliche Meinung ist der Ansicht, daß der unschuldig Verurteilte mir ein Opfer gekränkter Geschworeneneitelleit werden ivird, falls nicht der Präsident der Republik als oberste Instanz im letzten Augenblick noch eingreift. Das Bad im Tnnnel Der Kaufmann John Willian» Clmrlesworth bestieg in Worcester den Nachtschnellzug nach Bir mingham, nahm im Schlafwagen Platz und schlief bald ein. Sein Schlaf war recht unruhig. Mitten in der Nacht wachte er auf und eilte zur Wagen tür, um nachzusehen, ob der Zug schon Newstreet erreicht hätte. Noch im Halbschlaf verlor der Mann das Gleichgewicht und fiel aus dem Zug«, der gerade durch einen Tunnel raste. Glücklicher weise hat sich aber der Verunglückte nicht den Hals gebrochen, er fiel vielmehr — „weich und naß", nämlich in den Kanal des Tunnels. Dass eiskalte Bad vertrieb wohl sein« Schlaftrunken heit, hat aber seine Nerven Jo angegriffen, daß er infolge des sonderbaren Reiseabenteuers einig« Wochen das Bett hüten mußte. * Drei Jahre ««1er Pavianen nnd Leoparden Keine Kleidung am schmutzigbraunen, fkelett« artigen Körper, di« Haare wild in das bärtige Gesicht herabhängend, zitternd vor Ermüdung und Kälte, stand kürzlich ein Neger vor der Polizei wache von Salisbury (Südafrika) und bat flehentlich um seine Verhaftung. Stockend zuersh dann immer hastiger die immer unverständlichen Worte hervorsprudelnd, erzählte er den Schutz imten: „Sie hatten mich zu vier Jahren Straf arbeit verurteilt; ich glaubte das Sträflings- leben nicht aushalten zu können und flüchtete; meine Gefangenenkleidung ließ ich zurück. Ich fand' ein« Höhle in den Bergen, lebte dort wie eia Tier. Mit dm Händen grub ich «inen zweiteii Ausgang, denn ich sah die Polizei mit Hunden nach mir suchen. Sie fand mich nicht. Eine Wachst lang aß ich nichts, dann stahl ich von den Feldern Erdnüsse und Süßkartoffel». Einst kamen Pa viane in meine Höhle, sie befühlten mich, ich zit terte vor Todesangst, sie gaben mir Nüsse, und ich verschlang sie. Wochenlang hausten di« Affen bei mir, dann zogen sie weiter. Zwei Jahr« lebte ich in der Höhle. Di« Farmer trieben ihr; Land immer weiter zu mir vor, ich suchte mir ein anders Versteck, lebte von Beeren und Bauny rinden, starb im Winter fast vor Kälte. Eist Leopard schlug eine Gazelle vor meiner Höhl«; ich verjagte ihn, fiel über das Wild her und konnte es nicht verschlingen. Ich wollte in de« Wüste bei Buschmännern ein Unterkommen suchen: Unterwegs,verfolgte mich ein Löwe; ich entkam auf einen Baunr; drei Tage lauerte das Tier auß mich; ich glaubte jeden Augenblick erschöpft zü Boden sollen zu müssen. Endlich verschwand der_ Löwe. Ich hotte nicht mehr die Kraft, dies Leben weiter zuertragen, und schleppte mich hierher.* Dier Monate Gefängnis als Zusatz zur unve» büßten Strafe waren der Lohn für die drei jährige Qual des Negers.
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